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Hüttenschmaus-Tipps: 10 Bergrestaurants in Österreich mit besonders gutem Essen

In den österreichischen Alpen kochen Hüttenwirte mit so viel Leidenschaft, dass mancher Gipfelsturm zur Nebensache wird. Hier gibt's selbstgeräucherten Speck, hausgemachte Knödel und Kuchen, die jeden Konditor neidisch machen würden.

Österreich  |  Kulinarik & Genuss
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Zwischenablage

Wer glaubt, Berghütten seien nur für schnelle Brotzeit und warme Suppe gut, hat die kulinarische Revolution in den österreichischen Alpen verpasst. Von der Stuhlalm im Dachsteingebirge bis zur hochalpinen Darmstädter Hütte – überall kochen leidenschaftliche Wirtsleute mit regionalen Zutaten und viel Herzblut. Dabei entstehen Gerichte, die so manches Tal-Restaurant alt aussehen lassen.

Salzburgs Spitzenreiter: Wenn Speck zum Kunstwerk wird

Die Stuhlalm bei Annaberg im Lammertal macht vor, wie's richtig geht. Auf 1.467 Metern räuchern Tina und Stephan ihren Speck noch selbst – und das schmeckt man mit jedem Bissen. Die beiden haben aus ihrer Hütte eine Art kulinarisches Zentrum gemacht, wo jede Zutat ihre Geschichte erzählt. Milch von den Kühen nebenan, Käse aus der eigenen Käserei, Schnaps aus heimischen Früchten. Transparenz wird hier großgeschrieben, Geheimniskrämerei gibt's nicht.

Besonders die Fleischkrapfen haben sich einen Namen gemacht – knusprig gebacken und gefüllt mit hausgemachtem Fleisch, das stundenlang vor sich hin geschmort hat. Dazu kommen Kuchen, die optisch wie geschmacklich beeindrucken. Wer hier oben sitzt und in die Berglandschaft blickt, versteht schnell, warum die Stuhlalm als Sieger aus Online-Umfragen hervorgeht.

Nicht weit entfernt, ebenfalls im Salzburger Dachsteingebirge, wartet die Theodor-Körner-Hütte mit einem anderen Ansatz auf. Christoph und Victoria, das junge Wirtspaar, haben sich auf Süßes spezialisiert. Heidelbeer-Topfen-Torte, Johannisbeer-Baiser-Schnitte, sogar Zucchinikuchen – hier wird experimentiert, ohne die Tradition zu vergessen. Das Bischofsbrot, ein getoastetes Schwarzbrot mit Fleischlaibchen, schmeckt mit Blick auf die Bischofsmütze doppelt so gut. Dazu kreieren die beiden ausgefallene Drinks, die man auf anderen Hütten vergeblich sucht.

Vorarlbergs Detailliebe: Wo jedes Schnittlauchbrot zelebriert wird

In den Allgäuer Alpen, genauer gesagt auf der Bärgunthütte in Vorarlberg, zeigt Sabine, was Liebe zum Detail bedeutet. Ihre Bergjausen sind kleine Kunstwerke – opulent angerichtet und fotografierfreundlich präsentiert. Aber hinter der schönen Optik steckt echte Kochkunst. Der selbstgemachte Erbseneintopf wärmt nach langen Wanderungen von innen, während der Milchreis zu den besten der gesamten Alpenregion zählt.

Spannend ist dabei, dass Sabine fast alles selbst herstellt. Berg- und Backsteinkäse entstehen direkt vor Ort, die meisten anderen Zutaten stammen aus heimischem Anbau. Diese Philosophie der Eigenproduktion zieht sich durch viele der besten Hütten – ein Trend, der sowohl ökologisch als auch geschmacklich überzeugt.

Tiroler Neuinterpretationen: Tradition trifft Moderne

Richtig spannend wird's in Tirol, wo innovative Wirtsleute alte Rezepte neu denken. Die Rüsselsheimer Hütte in den Ötztaler Alpen ist dafür ein perfektes Beispiel. Florian und Tabea haben aus der klassischen Brettljause ein Gourmet-Erlebnis gemacht. Steinbock-Carpaccio neben traditionellem Speck und Käse – das klingt gewagt, funktioniert aber hervorragend. Die holzvertäfelte Gaststube mit Blick ins steil abfallende Tal bietet dazu die passende Atmosphäre.

Vegetarier müssen hier nicht hungern. Der hausgemachte Kaiserschmarrn wird regelrecht gefeiert, und die Auswahl an fleischlosen Optionen ist größer als in vielen Stadtrestaurants. Auf 2.323 Metern Höhe zeigt sich: Gute Küche hat nichts mit der Höhenlage zu tun, sondern mit der Einstellung der Köche.

Ähnlich innovativ geht's auf der Peter-Wiechenthaler-Hütte in den Berchtesgadener Alpen zu. Die Schweineripperl mit selbstgemachter Honig-Barbecue-Soße sind ein Klassiker mit modernem Twist. Der Hüttenburger hat sich inzwischen herumgesprochen, genauso wie die selbstgedrehten Knödel. Wenn rundherum genügend Heidelbeeren wachsen, gibt's Heidelbeernocken mit Vanillesoße – saisonal kochen ist hier selbstverständlich.

Osttirol und Kärnten: Wo der Morgen nach frischem Brot duftet

In der Venedigergruppe liegt die Johannishütte, wo Gäste schon vom Duft geweckt werden. Frisches Brot und Apfelstrudel aus dem eigenen Ofen – so sollte jeder Hüttentag beginnen. Die Kasnocken haben hier Kultstatus erreicht, und wieder einmal zeigt sich: Der beste Kaiserschmarrn wird oft dort gemacht, wo man ihn am wenigsten erwartet.

Noch höher hinauf geht's zur Adolf-Noßberger-Hütte in der Schobergruppe. Auf 2.488 Metern verbindet Wirt Christian Tiroler und Kärntner Küche – geografisch macht das durchaus Sinn. Täglich frische Mehlspeisen und Hausbrot, dazu eine Weinkarte, die ihresgleichen sucht. Eine solche Auswahl an Rot- und Weißweinen findet man auf anderen Berghütten selten. Christian legt großen Wert auf gesunde Zutaten – auch in dieser Höhe muss niemand auf Qualität verzichten.

Kräutergärten und Holzöfen: Die Traditionalisten

Manche Hüttenwirte setzen ganz bewusst auf alte Methoden. Die Wastl Alm in den Berchtesgadener Alpen ist dafür ein schönes Beispiel. Klaudia und Sepp haben einen vielfältigen Kräutergarten angelegt und verwöhnen ihre Gäste je nach Jahreszeit mit frischen Kräutergerichten. Das Löwenzahn-Salz gibt's auch zum Mitnehmen – ein schönes Souvenir, das noch lange an den Hüttenbesuch erinnert. Jeden Sonntag wird ein ofenfrisches Bauernbratl aufgetischt, traditioneller geht's kaum.

Noch traditioneller kochen Gabi und Dietmar auf der Grünangerhütte in den Lavanttaler Alpen. Der alte Holzofen ist hier nicht Dekoration, sondern täglich im Einsatz. Die Schlutzkrapfen und der selbstgemachte Kaiserschmarrn entstehen mit viel Geduld und handwerklichem Können. Vegetarier kommen hier genauso auf ihre Kosten wie Fleischliebhaber – gute Küche ist eben nicht abhängig von einzelnen Zutaten, sondern von der Art der Zubereitung.

Praktische Tipps für Hütten-Gourmets

Wer diese kulinarischen Höhenflüge selbst erleben möchte, sollte einiges beachten. Viele der besten Gerichte gibt's nur auf Vorbestellung – besonders abends. Der Tiroler Hut auf der Peter-Wiechenthaler-Hütte oder spezielle Braten müssen rechtzeitig angekündigt werden. Ein Anruf lohnt sich also immer.

Die Darmstädter Hütte bietet übrigens nicht nur leckere Knödel, sondern auch Platz für 77 Übernachtungsgäste und sogar Seminare. Wer länger bleiben möchte, findet hier alles, was er braucht – inklusive einem reichhaltigen Frühstücksbuffet und einer beeindruckenden Kuchenkarte.

Preislich bewegen sich diese Hütten im normalen Rahmen. Die höhere Qualität schlägt sich nicht automatisch in höheren Preisen nieder – ein angenehmer Nebeneffekt der österreichischen Hüttenkultur. Trotzdem sollte man etwas mehr Zeit einplanen. Wer nur schnell einen Kaffee trinken will, wird die besonderen Qualitäten dieser Küchen kaum schätzen können.

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