Fernab des urbanen Trubels haben sich Spitzenköche in historischen Gemäuern, urigen Chalets und eleganten Berghotels niedergelassen. Das Resultat ist eine einzigartige Fusion aus alpiner Gemütlichkeit und internationaler Spitzengastronomie, die ihresgleichen sucht.
Besonders faszinierend dabei: Viele dieser Restaurants setzen konsequent auf regionale Produkte. Bergkäse von der eigenen Alp, Wild aus den umliegenden Wäldern und Kräuter von den Bergwiesen prägen die Speisekarten. So entstehen authentische Geschmackserlebnisse, die man nirgendwo anders auf der Welt findet.
Das Flaggschiff der Bündner Berge: Schloss Schauenstein
In Fürstenau, einem 300-Seelen-Dorf am Fuß des Piz Beverin, thront eines der außergewöhnlichsten Restaurants der Alpen. Andreas Caminada hat aus dem historischen Schloss Schauenstein sein kulinarisches Hauptquartier gemacht – und dabei einen Ort geschaffen, der rustikalen Bergcharme mit absoluter Spitzenküche verbindet.
Das Burgambiente ist schon für sich genommen spektakulär: Dicke Steinmauern, stilvolles Holzinterieur und eine Atmosphäre, die einen sofort in vergangene Jahrhunderte versetzt. Doch sobald die ersten Gänge serviert werden, wird klar, dass hier keine historische Nostalgie zelebriert wird, sondern hochmoderne Kochkunst. Caminadas Kalbfleischtortellini mit Nussbutter sind bereits legendär – ein Gericht, das perfekt symbolisiert, wie hier regionale Klassiker auf höchstem technischen Niveau neu interpretiert werden.
Beeindruckend ist dabei die konsequente Fokussierung auf Bündner Produkte. Fast ausschließlich kommen Zutaten aus der Region auf den Teller, was bei dieser Qualität durchaus eine Herausforderung darstellt. Caminadas Team hat ein Netzwerk zu lokalen Produzenten aufgebaut, das seinesgleichen sucht. Das Ergebnis sind Mehrgänge-Menüs, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch eine Geschichte erzählen – die Geschichte der Bündner Berge auf dem Teller.
Alpiner Charme auf 2100 Metern: Chez Vrony in Zermatt
Wer glaubt, dass Höhenlage und Haute Cuisine sich ausschließen, wird bei Chez Vrony eines Besseren belehrt. Das urige Holzchalet liegt direkt am Pistenrand oberhalb von Zermatt und bietet einen Panoramablick aufs Matterhorn, der allein schon den Besuch rechtfertigt. Doch Küchenchefin Vrony Cotting-Julien sorgt dafür, dass auch der Gaumen auf seine Kosten kommt.
Das Konzept hier ist erfrischend anders: Statt steifer Atmosphäre herrscht lockere Gastfreundschaft vor. Die Karte reicht vom legendären Alpkäse-Burger – ja, richtig gelesen – bis zu raffinierten Hausgerichten mit Bergkäse, Hirsch oder Wildkräutern. Authentischer geht's kaum: Zahlreiche Produkte stammen von der eigenen Alp oder von Bauern aus der Umgebung.
Diese Philosophie hat sich ausgezahlt. Mit 14 Gault&Millau-Punkten und der Auszeichnung zur "Gastgeberin des Jahres" 2022 hat Chez Vrony bewiesen, dass auch abseits der klassischen Fine-Dining-Pfade kulinarische Höchstleistungen möglich sind. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket: authentisches Ambiente, herzlicher Service und eine Küche, die das Beste aus regionalen Zutaten herausholt.
Berner Oberländer Perfektion: Das Gourmetstübli im Hotel Alpenblick
In Wilderswil bei Interlaken hat Richard Stöckli etwas geschaffen, was in der Schweizer Gastronomie-Szene längst Legende ist. Sein Gourmetstübli vereint klassisches Berner Oberländer Ambiente mit moderner Spitzenküche – eine Kombination, die ihm bereits einen Michelin-Stern, 16 Gault&Millau-Punkte und drei Hauben eingebracht hat.
Stöcklis Handschrift zeigt sich bereits beim Apéro-Gruß aus hausgemachtem Alp-Käse. Was folgt, sind vier- bis siebengängige Gourmetmenüs, die sich durch fantasievolle Amuse-Bouches und saisonale Hauptgänge auszeichnen. Dabei kommt das Gemüse aus dem eigenen Garten, Fleisch und Fisch aus der Region – ein Kreislauf, der Nachhaltigkeit und Geschmack perfekt verbindet.
Das Ambiente im klassischen Stübli ist gehoben-gemütlich, ohne aufgesetzt zu wirken. Hier passt alles zusammen: die warme Holzatmosphäre, der aufmerksame Service und nicht zuletzt die exzellente Weinauswahl mit zahlreichen Schweizer Raritäten. Ein Besuch im Gourmetstübli ist wie eine Zeitreise – nur dass die Küche hochmodern ist.
Italienische Exzellenz im Engadin: Da Vittorio St. Moritz
St. Moritz ist seit jeher ein Magnet für internationale Küche, doch was die Familie Cerea hier geschaffen hat, sucht seinesgleichen. Das Da Vittorio im Carlton Hotel verbindet italienische Spitzengastronomie mit Engadiner Bergambiente – eine Kombination, die sich auf dem Papier gewagt anhört, in der Realität aber perfekt funktioniert.
Bereits 2014 erkochte sich das Restaurant seinen ersten Michelin-Stern, 2020 folgte der zweite. Küchenchef Paolo Rota führt die Tradition der Familie Cerea fort, die in Italien bereits drei Sterne ihr Eigen nennt. Die Speisekarte ist eine Hommage an die italienische Küche: Pasta mit Meeresfrüchten, delikate Fleischgerichte, stets verfeinert mit einer Prise Luxus.
Spannend ist dabei die Verschmelzung zweier kulinarischer Welten. Die warme, gemütliche Atmosphäre des Restaurants passt perfekt zur Eleganz der italienischen Küche. Und während draußen die Engadiner Bergwelt ihre ganze Pracht entfaltet, genießt man drinnen feinste italienische Gourmetmenüs. Diese Mischung aus alpinem Panorama und mediterraner Raffinesse macht jeden Besuch zu einem besonderen Erlebnis.
Südtiroler Leichtigkeit in historischem Gemäuer: Talvo by Dalsass
Martin Dalsass hat sich in Champfèr bei St. Moritz ein außergewöhnliches Domizil gesucht: ein historisches Engadinerhaus, dessen rustikaler Charme perfekt zu seiner mediterranen Kochphilosophie passt. Das Talvo ist ein Restaurant, das bewusst auf Schnickschnack verzichtet und stattdessen auf den Eigengeschmack der Produkte setzt.
Die Küche des Südtirolers ist mediterran inspiriert, aber nicht dogmatisch. Hausgemachte Pasta steht neben raffiniert interpretierten Fisch- und Fleischgerichten, mehrere Olivenöle spielen eine wichtige Rolle in den Gerichten. Dalsass versteht es, mit wenigen, aber exzellenten Zutaten Maximum zu erreichen – eine Kunst, die ihm bereits einen Michelin-Stern eingebracht hat.
Das Ambiente im historischen Engadinerhaus ist bewusst zurückhaltend gehalten. Viel Holz, alpenländischer Charme, aber ohne folkloristische Übertreibung. Hier kann man sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren: ehrliche, leichte Küche, bei der jeder Geschmack zur Geltung kommt. Das Talvo gilt heute als eine der kulinarischen Top-Adressen im Engadin – und das völlig zu Recht.
Französische Eleganz in den Waadtländer Alpen: La Table du Valrose
Auf 1000 Metern Höhe in Rougemont hat sich ein Restaurant etabliert, das moderne französische Küche mit Bergpanorama verbindet. La Table du Valrose ist ein Ort, an dem sich rustikale Alpenwärme und eleganter Chic auf harmonische Weise mischen.
Chef Benoît Carcenat versteht sein Handwerk: Er vereint klassisch-französische Techniken mit lokalen Produkten aus dem Pays d'Enhaut. Bergkäse, Wildfleisch und regionales Gemüse werden zu kreativen, saisonalen Gerichten verarbeitet, die sowohl optisch als auch geschmacklich überzeugen. Die Weinkarte ist entsprechend exzellent und bietet eine durchdachte Auswahl, die perfekt zur Küche passt.
Das Interieur verbindet geschickt viel Altholz mit zeitgenössischen Design-Elementen. So entsteht eine Atmosphäre, die gleichzeitig bodenständig und sophisticated wirkt. Bei einem mehrgängigen Menü mit Blick auf die Waadtländer Bergwelt wird jeder Gang zu einem kleinen Fest für die Sinne.
Innovation trifft Tradition: IGNIV by Andreas Caminada in Bad Ragaz
Andreas Caminada hat mit seinem IGNIV-Konzept im Grand Resort Bad Ragaz etwas völlig Neues geschaffen. Statt klassischer Menüs steht hier "Sharing Dining" im Mittelpunkt – ein Ansatz, der mit zwei Michelin-Sternen und 17 Gault&Millau-Punkten belohnt wurde.
Küchenchef Joël Ellenberger setzt Caminadas Vision um: Zahlreiche kleine, kunstvoll arrangierte Gerichte werden zum Teilen serviert. Modern interpretierte, regional inspirierte Tapas und raffinierte Amuse-Bouches ermöglichen es den Gästen, sich ihr ganz persönliches Fine-Dining-Erlebnis zusammenzustellen. Das ist kulinarische Demokratie auf höchstem Niveau.
Die Atmosphäre im IGNIV ist bewusst locker gehalten – eine gemütliche Lounge-Atmosphäre, die zum entspannten Genießen einlädt. Hier wird gehobene Gourmetküche von ihrem oft sterilenhaften Image befreit und zu einem geselligen Erlebnis gemacht. Das Restaurant verspricht innovative Geschmackserlebnisse jenseits traditioneller Konventionen – und hält dieses Versprechen vollumfänglich.
Praktische Tipps für Gourmets in luftiger Höhe
Ein Besuch in diesen Sternerestaurants will gut geplant sein. Reservierungen sind oft Monate im Voraus nötig, besonders in der Hochsaison. Viele der Restaurants haben zudem saisonale Öffnungszeiten – ein Anruf vorab ist daher unerlässlich.
Die Preise bewegen sich erwartungsgemäß im oberen Segment. Mehrgängige Menüs kosten oft zwischen 150 und 300 Schweizer Franken, Weinbegleitungen kommen entsprechend dazu. Dafür bekommt man aber auch kulinarische Erlebnisse, die man so schnell nicht vergisst.
Wer mit dem Auto anreist, sollte die Anfahrtswege nicht unterschätzen. Gerade im Winter können Bergstraßen herausfordernd sein. Viele Hotels bieten deshalb Shuttle-Services oder haben Arrangements mit lokalen Taxi-Unternehmen.