Wer in Österreich auf Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs sein will, kommt um sie nicht herum: die berühmt-berüchtigte Vignette, liebevoll auch "Pickerl" genannt. Dabei handelt es sich um eine Nutzungsgebühr für das hochrangige Straßennetz, die für alle Kraftfahrzeuge bis 3,5 Tonnen verpflichtend ist. Anders als in Deutschland gilt in der Alpenrepublik schon lange das Motto: Wer fährt, der zahlt.
Die Vignette gibt es in drei Varianten: als 10-Tages-Vignette (für Kurztrips), als 2-Monats-Vignette (für längere Aufenthalte) und als Jahresvignette. Seit 2018 existiert zusätzlich zur klassischen Klebevariante auch die digitale Version. Letztere ist besonders praktisch, da du sie bequem von zu Hause aus online kaufen kannst – ein Vorteil, der gerade in der Hauptreisezeit den Stau an den Grenzübergängen erheblich verkürzt.
Die Preise für die Vignette werden jährlich angepasst. Für 2025 kostet die 10-Tages-Vignette für PKW 11,50 Euro, die 2-Monats-Vignette 29,80 Euro und die Jahresvignette 96,40 Euro. Für Motorräder fallen jeweils etwa die Hälfte der Gebühren an. Diese Tarife mögen auf den ersten Blick happig erscheinen, sind aber angesichts des gut ausgebauten Straßennetzes durchaus gerechtfertigt. Fahrst du ohne gültige Vignette auf mautpflichtigen Straßen, drohen saftige Strafen von mindestens 120 Euro – ein teurer Spaß, den du dir besser sparst.
Die digitale Vignette kannst du über die offizielle Website der ASFINAG (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) erwerben. Wichtig dabei: Sie ist nicht sofort gültig, sondern erst 18 Tage nach dem Kauf – es sei denn, du kaufst sie direkt bei einer ASFINAG-Mautstelle, an Tankstellen oder bei Automobilclubs wie ÖAMTC oder ARBÖ. Die klassische Klebevignette hingegen ist sofort nach dem Kauf nutzbar. Achte aber auf die korrekte Anbringung an der Windschutzscheibe – falsch aufgeklebt gilt sie als ungültig.
Sondermautstrecken: Wenn's durch Berge und über Pässe geht
Obwohl die Vignette bereits Zugang zum Großteil des österreichischen Autobahnnetzes gewährt, gibt es einige Streckenabschnitte, für die zusätzliche Gebühren fällig werden. Diese "Sondermautstrecken" umfassen besonders kostenintensive Bauwerke wie Tunnel durch massive Bergmassive oder spektakuläre Hochalpenstraßen. Hier reichen die Einnahmen aus der normalen Vignette schlicht nicht aus, um die hohen Bau- und Erhaltungskosten zu decken.
Zu den bekanntesten Sondermautstrecken zählen:
- Die Brennerautobahn (A13) zwischen Innsbruck und dem Brennerpass
- Die Tauernautobahn (A10) mit dem Tauerntunnel und dem Katschbergtunnel
- Die Pyhrn Autobahn (A9) mit dem Bosruck- und Gleinalmtunnel
- Die Arlbergschnellstraße (S16) mit dem Arlbergtunnel
- Die Karawankenautobahn (A11) mit dem Karawankentunnel
Die Mautgebühren variieren je nach Strecke und Fahrzeugkategorie. Als Faustregel gilt: Je länger der Tunnel oder die Strecke, desto höher die Maut. Am Brenner etwa werden für PKW rund 10 Euro fällig, am Arlbergtunnel knapp 11 Euro und für die Tauernautobahn circa 13 Euro. Die gute Nachricht: In der Hauptreisezeit zahlt sich eine Videomaut-Box (GO-Box) aus, die du an den Mautstationen erhältst. Mit ihr kannst du die oft langen Warteschlangen an den manuellen Zahlstellen umfahren und direkt durchfahren.
Eine Besonderheit stellt die Großglockner Hochalpenstraße dar. Sie gehört zwar nicht zum Autobahnnetz und unterliegt daher nicht der Vignettenpflicht, ist aber als private Panoramastraße gebührenpflichtig. Für die atemberaubende Fahrt auf 2.504 Meter Höhe werden rund 42 Euro pro PKW fällig – ein stolzer Preis, der sich aufgrund der spektakulären Aussichten aber absolut lohnt. Die Straße ist in der Regel von Mai bis Oktober geöffnet, je nach Schneelage.
Dazwischen tummeln sich noch einige weitere Panoramastraßen wie die Nockalmstraße in Kärnten, die Silvretta Hochalpenstraße an der Grenze zu Vorarlberg oder die Timmelsjoch Hochalpenstraße an der italienischen Grenze – alle mit separaten Mautgebühren, aber allesamt landschaftliche Highlights, die das Portemonnaie nicht allzu sehr belasten.
Praktisches für die Planung: Routen und Kosten kalkulieren
Wer seine Route durch Österreich clever plant, kann bares Geld sparen. Nicht immer ist die Autobahn die beste Wahl – manchmal führen parallel verlaufende Bundesstraßen fast genauso schnell ans Ziel. Diese sind nicht nur vignettenfrei, sondern bieten oft auch schönere Ausblicke auf die malerische Alpenlandschaft. Gerade abseits der Hauptsaison, wenn weniger Verkehr herrscht, kann ein Ausflug auf die "Landesstraßen" richtig Spaß machen.
Für die Routenplanung empfiehlt sich die Website der ASFINAG, die nicht nur aktuelle Verkehrsinformationen bietet, sondern auch einen praktischen Mautrechner. Dort kannst du vorab kalkulieren, welche Kosten auf dich zukommen werden. Außerdem zeigt die Seite übersichtlich an, welche Strecken vignettenpflichtig sind und wo Sondermauten anfallen.
Ein Geheimtipp für Sparfüchse: Wenn du nur einmal durch Österreich durchfahren musst, beispielsweise auf dem Weg nach Italien, gibt es manchmal pfiffige Routen, die komplett ohne Vignette auskommen. Diese führen zwar über Bundesstraßen und dauern etwas länger, bieten dafür aber oft landschaftlich viel mehr als die Autobahn. Ein Beispiel: Statt über die mautpflichtige Inntalautobahn und den teuren Brenner zu fahren, kannst du von Bayern aus über den Achenpass, durchs Zillertal und über den (mautfreien) Jaufenpass nach Südtirol gelangen.
Übrigens: Für Wohnmobile und Gespanne gelten besondere Regelungen. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen fallen nicht unter die Vignettenpflicht, sondern müssen – ähnlich wie LKW – eine streckenbezogene Maut bezahlen. Hierfür ist die Installation einer GO-Box hinter der Windschutzscheibe notwendig, die an allen Mautstellen, bei Tankstellen oder ÖAMTC-Stützpunkten erhältlich ist. Die Abrechnung erfolgt dann nach tatsächlich gefahrenen Kilometern und Achsanzahl.
Parken in touristischen Hotspots: Nicht immer ein Kinderspiel
In beliebten Touristenorten wie Hallstatt, Kitzbühel oder am Wörthersee kann die Parkplatzsuche schnell zum Nervenkitzel werden – besonders in der Hochsaison. Viele österreichische Gemeinden haben einschränkende Parkregelungen eingeführt, um dem Massentourismus Herr zu werden. In Hallstatt etwa, das unter einem regelrechten Besucheransturm leidet, wurden die Parkgebühren deutlich angehoben und die Stellplätze rationiert.
Generell gilt: In touristischen Hotspots fährst du mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft besser. Zahlreiche Orte bieten Shuttlebusse von Sammelparkplätzen am Ortsrand an, einige Regionen locken sogar mit Gästekarten, die kostenlose Nutzung des ÖPNV beinhalten. In Zell am See etwa bekommst du mit der "Zell am See-Kaprun Sommerkarte" nicht nur freie Fahrt mit Bussen, sondern auch mit vielen Bergbahnen – da lohnt es sich, das Auto stehen zu lassen.
Falls du doch auf deinen fahrbaren Untersatz angewiesen bist, überprüfe vorab die lokalen Parkregelungen. In vielen Orten funktioniert das Parken mit der "Parkscheibe" oder über digitale Apps wie "Handyparken". Die Gebühren variieren stark und können in Premium-Lagen durchaus bei 3-4 Euro pro Stunde liegen. Manche Gemeinden bieten aber auch günstigere Tages- oder Wochentickets an.
Ein Kuriosum, dem du in Österreich begegnen könntest, sind die "Kurzparkzonen" mit unterschiedlichen Regelungen je nach Tageszeit und Wochentag. In Wien beispielsweise gelten diese in den meisten Bezirken von Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr, in anderen Städten können die Zeiten jedoch deutlich abweichen. Ein genauer Blick auf die Beschilderung spart hier teure Strafzettel.
Mit dem Auto in alpinem Gelände: Das solltest du beachten
Die kurvigen Bergstraßen der österreichischen Alpen haben ihren ganz eigenen Charme, stellen aber auch besondere Anforderungen an Fahrer und Fahrzeug. Zunächst zur Ausrüstung: Von Anfang November bis Mitte April gilt in Österreich die situative Winterausrüstungspflicht. Das bedeutet, dass bei winterlichen Verhältnissen – also bei Schnee, Matsch oder Eis – Winterreifen oder Schneeketten montiert sein müssen. Wer dagegen verstößt, riskiert empfindliche Geldstrafen.
Aber auch im Sommer sollte dein Auto für alpines Gelände gerüstet sein. Steile Passstraßen mit ihren vielen Kehren können die Bremsen stark beanspruchen. Achte daher vor längeren Abfahrten darauf, dass deine Bremsen in einwandfreiem Zustand sind. Fahr in niedrigen Gängen bergab, um die Bremsen zu entlasten. Ein Geheimtipp ist zudem, zwischendurch an Ausweichbuchten anzuhalten, um überhitzte Bremsen abkühlen zu lassen – vor allem bei älteren Fahrzeugen oder bei voller Beladung.
Ein weiterer Aspekt, den viele Flachland-Tiroler unterschätzen, ist die Höhenkrankheit. Auf schnell befahrenen Passstraßen kannst du innerhalb kurzer Zeit Höhenunterschiede von über 1.000 Metern überwinden. Das kann bei empfindlichen Personen zu Schwindel oder Kopfschmerzen führen. Pausen einzulegen und ausreichend zu trinken hilft dabei, sich zu akklimatisieren.
Beim Fahren in den Bergen gilt grundsätzlich: Berg- und Talfahrten haben deutlich höhere Anforderungen an Mensch und Maschine. Das Kurvenfahren will gelernt sein, die Motorleistung wird stärker beansprucht, und nicht zuletzt ist die Konzentration beim Navigieren durch enge Passagen gefordert. Nimm dir daher ausreichend Zeit und plane regelmäßige Pausen ein – die Aussichtspunkte entlang der Strecken bieten sich hierfür perfekt an.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Begegnungsverkehr auf engen Bergstraßen. Laut der österreichischen Straßenverkehrsordnung hat bei Engstellen im Gebirge grundsätzlich das bergauf fahrende Fahrzeug Vorrang. Der talwärts Fahrende muss also in Ausweichbuchten warten oder im Notfall sogar zurücksetzen. Eine Regel, die häufig auch mit entsprechenden Schildern bekräftigt wird und das Fahren in unübersichtlichen Passagen erleichtert.
Spritpreise und Tankstellen: Clever tanken in der Alpenrepublik
Ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor bei der Autoreise durch Österreich sind die Kraftstoffpreise. Generell liegt das Preisniveau etwas niedriger als in Deutschland, aber höher als in manch osteuropäischem Nachbarland. Innerhalb Österreichs gibt es zudem deutliche regionale Unterschiede. Entlang der Autobahnen zahlst du traditionell mehr als an Tankstellen abseits der Hauptrouten.
Einen echten Preisunterschied macht auch die Tankstellenmarke aus. Die sogenannten "Diskonttankstellen" wie Avanti, Jet oder Turmöl bieten oft günstigere Preise als die großen Marken. Hier kann es sich lohnen, ein paar Kilometer Umweg in Kauf zu nehmen. Praktische Apps wie "Spritpreisrechner" oder "ÖAMTC" zeigen dir die aktuellen Preise in der Umgebung an – so findest du schnell die günstigste Tankstelle.
Ein spezifisch österreichisches Phänomen ist die "Spritpreisbremse", eine staatliche Regelung, die Preiserhöhungen an einem Tag auf einmal täglich begrenzt. Dadurch ergibt sich ein typisches Muster: Morgens sind die Preise tendenziell am niedrigsten, im Laufe des Tages steigen sie an. Clevere Autofahrer tanken daher bevorzugt in den frühen Morgenstunden.
In abgelegenen Alpenregionen kann die Tankstellendichte deutlich geringer sein als im Flachland. Eine goldene Regel für Alpenfahrten lautet daher: Nie mit weniger als einem halbvollen Tank in entlegene Gebiete aufbrechen. Besonders bei Elektrofahrzeugen ist eine vorausschauende Planung unerlässlich, da Ladestationen in manchen ländlichen Regionen noch Mangelware sind – obwohl Österreich beim Ausbau der Ladeinfrastruktur durchaus voranschreitet.
Verkehrsregeln und Bußgelder: Keine bösen Überraschungen
Die österreichischen Verkehrsregeln ähneln weitgehend den deutschen, dennoch gibt es einige Besonderheiten, die du kennen solltest. In geschlossenen Ortschaften gilt ein Tempolimit von 50 km/h, außerorts 100 km/h und auf Autobahnen 130 km/h. Anders als in Deutschland wird in Österreich bei Geschwindigkeitsüberschreitungen durchaus rigoros durchgegriffen – die Strafen können empfindlich sein.
Besonders streng sind die Österreicher beim Thema Alkohol am Steuer. Hier gilt eine 0,5-Promille-Grenze, für Fahranfänger (innerhalb der ersten zwei Jahre) sogar 0,1 Promille. Bei Verstößen werden saftige Geldstrafen fällig, die je nach Promillewert bis in den vierstelligen Eurobereich gehen können. In besonders schweren Fällen droht sogar die Beschlagnahme des Fahrzeugs – ein Risiko, das du besser nicht eingehen solltest.
Eine österreichische Eigenheit ist die "Rettungsgasse", die bei Stau oder stockendem Verkehr auf Autobahnen und Schnellstraßen gebildet werden muss – und zwar immer, nicht erst wenn Einsatzfahrzeuge zu sehen oder zu hören sind. Die Rettungsgasse wird zwischen dem äußerst linken und dem daneben liegenden Fahrstreifen gebildet. Wer keine Rettungsgasse bildet oder diese gar missbräuchlich nutzt, muss mit hohen Bußgeldern rechnen.
Auch die Gurtpflicht gilt natürlich in Österreich, ebenso wie das Handyverbot am Steuer. Letzteres wird mit mindestens 50 Euro geahndet – eine günstige Variante im Vergleich zu Deutschland, wo deutlich höhere Strafen drohen. Kinder bis zu einer Größe von 150 cm müssen in geeigneten Rückhaltesystemen (Kindersitzen) transportiert werden.
Weniger bekannt, aber durchaus relevant: In Österreich ist das Abblendlicht auch tagsüber Pflicht, sofern dein Fahrzeug nicht mit Tagfahrlicht ausgestattet ist. Und noch ein Tipp am Rande: Die österreichische Polizei darf Verkehrsstrafen bei ausländischen Verkehrsteilnehmern sofort kassieren. Wer nicht zahlen kann oder will, muss mit einer Sicherheitsleistung in Höhe der zu erwartenden Strafe rechnen.