Wer mit dem Auto durch Slowenien fährt, kommt um das Thema Vignette nicht herum. Das kleine Alpenland zwischen Österreich und Kroatien hat ein ziemlich striktes Mautsystem, das schon so manchen Urlauber überrascht hat. Besonders ärgerlich wird es, wenn die Polizei plötzlich im Rückspiegel auftaucht und eine saftige Strafe fällig wird.
Slowenien mag zwar nur gut zwei Millionen Einwohner haben, aber beim Thema Verkehrsüberwachung sind sie ziemlich gründlich. Die meisten Autofahrer passieren das Land nur auf der Durchreise – genau deshalb lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Bestimmungen. Schließlich will niemand seinen Kroatien-Urlaub mit einem Bußgeldbescheid beginnen.
Das slowenische Vignettensystem im Überblick
Seit 2008 gilt in Slowenien die Vignettenpflicht für alle Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen auf Autobahnen und Schnellstraßen. Das System funktioniert anders als in Deutschland – hier zahlt man nicht pro gefahrenem Kilometer, sondern kauft eine Zeitvignette. Praktisch ist das schon, denn einmal gekauft, kannst du das ganze Land durchqueren, ohne an jeder Mautstation anzuhalten.
Seit 2022 gibt es nur noch digitale Vignetten, die sogenannte E-Vinjeta. Die klassischen Klebevignetten gehören der Vergangenheit an. Das mag für technikaffine Reisende praktisch sein, sorgt aber immer wieder für Verwirrung bei Autofahrern, die noch an das alte System gewöhnt sind.
Wichtig zu wissen: Die Vignettenpflicht gilt nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf allen Schnellstraßen (Hitre ceste). Diese sind mit grünen Schildern gekennzeichnet – blaue Schilder zeigen Autobahnen an. Wer sich nur an deutsche Verhältnisse gewöhnt hat, übersieht das gerne mal.
E-Vinjeta: So funktioniert die digitale Vignette
Die elektronische Vignette wird über das Kennzeichen erfasst. Beim Kauf gibst du deine Nummernschilder an, und das System speichert diese Information. An den Kontrollstellen scannen Kameras automatisch alle Kennzeichen und gleichen sie mit der Datenbank ab. Klingt nach Big Brother, funktioniert aber ziemlich zuverlässig.
Kaufen kannst du die E-Vinjeta online über die offizielle Website des slowenischen Autobahnbetreibers DARS, an Tankstellen, in Trafiken oder bei ADAC-Geschäftsstellen. Der Online-Kauf ist oft die bequemste Variante, besonders wenn du schon zu Hause planst. Allerdings solltest du bedenken, dass die Vignette erst 15 Minuten nach dem Kauf gültig wird – ein Sicherheitsmechanismus gegen Betrug.
Spannend ist dabei, dass du beim Online-Kauf auch ein Kaufdatum in der Zukunft wählen kannst. Das ist praktisch, wenn du deine Reise bereits Wochen im Voraus planst. Die Vignette wird dann automatisch am gewählten Datum aktiviert.
Preise und Gültigkeitsdauer
Die Preise für slowenische Vignetten sind im europäischen Vergleich moderat, aber nicht geschenkt. Eine Wochenvignette kostet 16 Euro, die Monatsvignette 32 Euro und die Jahresvignette 117,50 Euro (Stand 2024). Für die meisten Durchreisenden reicht die Wochenvignette völlig aus.
Clever ist die Wochenvignette allerdings nur bedingt benannt – sie gilt nämlich nicht sieben Tage ab Kaufdatum, sondern vom Kauftag bis zum Ende der folgenden Kalenderwoche. Kaufst du also am Mittwoch, läuft sie schon am darauffolgenden Sonntag ab. Das kann bei längeren Aufenthalten schnell zum Problem werden.
Die Monatsvignette gilt hingegen wirklich einen vollen Monat ab Kaufdatum. Wer mehrere Wochen in Slowenien oder den Nachbarländern verbringt, fährt damit oft günstiger. Gerade für Wohnmobilisten, die gerne länger bleiben, lohnt sich diese Rechnung.
Besonderheiten für Motorräder und Gespanne
Motorradfahrer zahlen deutlich weniger: Die Wochenvignette kostet nur 8 Euro, die Monatsvignette 16 Euro und die Jahresvignette 58,75 Euro. Das ist einer der wenigen Vorteile, den Zweiradfahrer beim Thema Maut haben.
Wer mit Anhänger oder Wohnwagen unterwegs ist, braucht keine separate Vignette für den Anhänger – solange das Zugfahrzeug unter 3,5 Tonnen bleibt. Das Gesamtgewicht aus Zugfahrzeug und Anhänger darf allerdings 3,5 Tonnen nicht überschreiten, sonst wird es kompliziert.
Bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen gilt ein völlig anderes System: Hier wird streckenbezogen abgerechnet, und die Kosten sind deutlich höher. LKW-Fahrer und Besitzer schwerer Wohnmobile sollten sich separat informieren.
Kaufmöglichkeiten und praktische Tipps
Am einfachsten kaufst du die E-Vinjeta online unter evinjeta.dars.si. Die Website gibt es auch auf Deutsch, und die Bedienung ist relativ selbsterklärend. Bezahlen kannst du mit Kreditkarte oder PayPal. Nach dem Kauf erhältst du eine Bestätigungs-E-Mail, die du ausdrucken oder auf dem Smartphone speichern solltest.
Unterwegs bekommst du Vignetten an den meisten Tankstellen, besonders an den großen Ketten wie Petrol oder OMV. Auch viele Trafiken und Kioske verkaufen sie. An der Grenze zu Österreich und Italien findest du meist Verkaufsstellen direkt nach der Einreise.
Ein Tipp für Spontanreisende: Manche Tankstellen-Apps bieten mittlerweile auch den Vignettenkauf an. Das kann praktisch sein, wenn du bereits an der Grenze stehst und feststellst, dass du keine Vignette hast.
Kontrollen und Strafen
Slowenien kontrolliert die Vignettenpflicht ziemlich konsequent. Neben den automatischen Kamerasystemen gibt es auch mobile Kontrollen durch die Polizei. Besonders auf den Hauptrouten Richtung Kroatien und Italien sind die Beamten präsent.
Wer ohne gültige Vignette erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von mindestens 300 Euro rechnen. In schweren Fällen kann es sogar bis zu 800 Euro werden. Das ist deutlich mehr als der Preis einer Jahresvignette – rechnen tut sich das also nie.
Besonders ärgerlich: Auch technische Probleme schützen nicht vor Strafen. Wenn das System deine E-Vinjeta nicht erkennt, obwohl du sie gekauft hast, musst du den Kaufbeleg vorzeigen können. Deshalb solltest du die Bestätigungs-E-Mail immer dabei haben.
Mautfreie Alternativrouten
Wer die Maut umgehen möchte, kann auf Landstraßen ausweichen. Das ist grundsätzlich erlaubt, dauert aber deutlich länger und führt oft durch bergiges Gelände. Gerade für Wohnmobile oder mit schwerem Anhänger kann das anstrengend werden.
Eine beliebte mautfreie Route führt über die Vršič-Passstraße durch den Triglav-Nationalpark. Die Strecke ist landschaftlich reizvoll, aber mit 50 Serpentinen nichts für schwache Nerven. Im Winter ist sie oft gesperrt.
Realistisch gesehen lohnt sich der Umweg über Landstraßen nur bei sehr kurzen Transitstrecken. Wer quer durch Slowenien will, spart mit der Vignette Zeit und Nerven.
Besonderheiten für Alpenreisende
Viele Österreich-Urlauber fahren durch Slowenien, um teure Brenner-Maut zu sparen. Das kann sich rechnen, aber nur mit der richtigen Planung. Die Route über Ljubljana und den Karawankentunnel ist oft schneller als gedacht.
Der Karawankentunnel zwischen Österreich und Slowenien ist übrigens mautpflichtig – zusätzlich zur Vignette. Eine einfache Fahrt kostet 8,30 Euro. Wer diese Extrakosten vermeiden will, kann über die Wurzenpassstraße fahren, die ist aber im Winter oft schwierig befahrbar.
Für Skifahrer interessant: Viele slowenische Skigebiete sind deutlich günstiger als ihre österreichischen Nachbarn. Mit einer Monatsvignette kannst du problemlos mehrere Trips nach Kranjska Gora oder Bohinj unternehmen.
Technische Probleme und Reklamationen
Manchmal funktioniert das System nicht perfekt. Besonders bei ausländischen Kennzeichen kann es zu Problemen kommen. Falls deine E-Vinjeta nicht erkannt wird, obwohl du sie gekauft hast, kannst du bei der DARS-Hotline anrufen: +386 1 518 91 91.
Die Mitarbeiter sprechen meist auch Deutsch und können das Problem oft schnell lösen. Wichtig ist, dass du den Kaufbeleg und deine Kennzeichennummer parat hast. In den meisten Fällen liegt es an einem Tippfehler bei der Eingabe des Kennzeichens.
Wenn du eine ungerechtfertigte Strafe bekommen hast, kannst du Einspruch einlegen. Das funktioniert auch als Ausländer, dauert aber seine Zeit. Oft ist es einfacher, gleich beim Kauf aufzupassen.
Grenzübergänge und erste Schritte
An den Hauptgrenzübergängen zu Österreich und Italien findest du meist Hinweisschilder zur Vignettenpflicht. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Urlauber unvorbereitet einreisen. Besonders der Grenzübergang Spielfeld/Šentilj ist berüchtigt für spontane Vignettenkäufe.
Tipp für die Einreise aus Italien: An der Grenze bei Fernetti/Fernetiči gibt es oft lange Warteschlangen. Wer die Vignette schon online gekauft hat, spart sich den Stress an überfüllten Tankstellen.
Nach der Einreise solltest du zügig eine Vignette kaufen, falls du sie nicht schon hast. Die ersten Autobahnkilometer sind oft noch überwachungsfrei, aber das kann sich schnell ändern.
Praktische Empfehlungen
Die slowenische Vignettenpflicht ist im Grunde unkompliziert – wenn man sich daran hält. Die E-Vinjeta online zu kaufen ist meist der einfachste Weg, besonders mit der 15-Minuten-Wartezeit im Hinterkopf. Wer spontan reist, findet an fast jeder Tankstelle eine Kaufmöglichkeit.
Die Strafen sind saftig genug, um jeden Umgehungsversuch unattraktiv zu machen. Für die meisten Durchreisenden ist die Wochenvignette die richtige Wahl, bei längeren Aufenthalten lohnt sich die Monatsvariante.
Wichtig ist vor allem, den Kaufbeleg aufzubewahren und bei Problemen schnell zu reagieren. Slowenien ist ein schönes Reiseland, aber bei der Maut verstehen sie keinen Spaß. Mit der richtigen Vorbereitung läuft aber alles glatt – und du kannst dich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren: die Fahrt durch eine der schönsten Alpenregionen Europas.