Manche Nächte sind eben besonderer als andere. Während du normalerweise zwischen Hotelketten-Einerlei und Pensionszimmer-Tristesse wählst, bieten Österreichs Schlosshotels eine völlig andere Kategorie des Übernachtens. Hier schläfst du dort, wo einst Fürsten residierten und Adelige ihre Feste feierten. Das Beste daran: Du musst nicht auf W-LAN, Roomservice oder eine anständige Dusche verzichten.
Die österreichischen Alpen beherbergen einige der spektakulärsten historischen Unterkünfte Europas. Von mittelalterlichen Burgen bis hin zu barocken Prachtbauten – jedes dieser Hotels erzählt seine eigene Geschichte. Und ehrlich gesagt, nach einem Tag in einem solchen Ambiente verstehst du plötzlich, warum die Leute früher so viel Wert auf Zeremonien legten.
Schloss Mittersill: Fürstliches Erwachen im Salzburger Land
Mitten im Nationalpark Hohe Tauern thront Schloss Mittersill wie aus einem Märchenbuch. Das ist keine Übertreibung – die Anlage stammt tatsächlich aus dem 12. Jahrhundert und war lange Zeit Residenz der Fürsten von Mittersill. Heute wachst du hier mit einem Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern auf, der dir den Atem raubt.
Besonders faszinierend ist die Art, wie hier Geschichte und Moderne verschmelzen. In der historischen Bibliothek stöberst du zwischen jahrhundertealten Büchern, während im Rittersaal das Abendessen serviert wird – allerdings nicht mehr auf rohen Holzbrettern, sondern mit Silberbesteck und Kristallgläsern. Die Panoramaterrasse ist übrigens der perfekte Ort für den ersten Kaffee am Morgen, vorausgesetzt, du schaffst es, früh genug aufzustehen.
Was hier besonders gut gelingt: Das Schloss wirkt nie wie ein Museum, in dem zufällig Betten stehen. Vielmehr spürst du überall die lebendige Geschichte, ohne dass dabei der Komfort auf der Strecke bleibt. Die Zimmer verbinden geschickt historische Elemente mit zeitgemäßer Ausstattung – kein goldener Prunk, sondern geschmackvolle Eleganz.
Grandhotel Lienz: Belle Époque am Fuße der Dolomiten
Manchmal ist es schön, wenn ein Hotel nicht versucht, besonders trendy zu sein. Das Grandhotel Lienz in Osttirol macht genau das Gegenteil – es zelebriert ganz bewusst die Eleganz der Belle Époque. Seit Generationen wird das Haus von derselben Familie geführt, was man überall spürt. Hier herrscht eine Atmosphäre der Beständigkeit, die in unserer schnelllebigen Zeit fast schon exotisch wirkt.
Das Hotel liegt direkt an der Isel, und vom Wellnessbereich aus blickst du auf die imposante Kulisse der Lienzer Dolomiten. Spannend ist dabei, dass das Grandhotel trotz seiner fünf Sterne nie abgehoben wirkt. Die Mitarbeiter kennen die Stammgäste beim Namen, und es herrscht eine entspannte Atmosphäre, die typisch für Osttirol ist – eine Region, die oft übersehen wird, aber genau deshalb ihren besonderen Charme hat.
Der Spa-Bereich verdient eine besondere Erwähnung. Nach einem Tag in den Bergen gibt es kaum etwas Schöneres, als in der Sauna zu sitzen und dabei auf die Berggipfel zu schauen. Das ist Entspannung auf einem Level, das man in Stadthotels selten findet. Und die Küche? Verbindet gekonnt alpine Tradition mit internationalen Einflüssen – ohne dabei in die Fusionsküche-Falle zu tappen.
Schloss Pichlarn: Steirischer Adel trifft Golfplatz
Die Steiermark ist ja bekanntlich das grüne Herz Österreichs, und Schloss Pichlarn liegt mittendrin in dieser sanften Hügellandschaft. Das Schloss selbst reicht bis ins Mittelalter zurück, wurde aber über die Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut. Heute präsentiert es sich als elegante Mischung verschiedener Epochen – ein bisschen so, als hätte jede Generation ihre Spuren hinterlassen wollen.
Besonders ist hier die Kombination aus Schlossromantik und modernen Annehmlichkeiten. Während du am Morgen im historischen Speisesaal frühstückst, kannst du am Nachmittag auf dem hoteleigenen Golfplatz abschlagen. Das ist schon ein ziemlich surreales Gefühl – von einem mittelalterlichen Schloss aus über perfekt gemähte Greens zu blicken.
Die Suiten sind großzügig geschnitten, was bei einem Schloss aus dem Mittelalter nicht selbstverständlich ist. Viele historische Hotels kämpfen mit winzigen Zimmern, aber hier hatten die ursprünglichen Bewohner offenbar schon damals Sinn für Großzügigkeit. Der Spa-Bereich nutzt geschickt die Hanglage des Schlosses – von der Sauna aus schweift der Blick weit über die steirischen Hügel.
Hotel Schloss Dürnstein: Barocker Glanz über der Donau
Die Wachau ist UNESCO-Weltkulturerbe, und mittendrin liegt das Hotel Schloss Dürnstein wie ein Juwel über der Donau. Das barocke Schloss aus dem 17. Jahrhundert ist schon von weitem zu sehen – seine gelbe Fassade leuchtet zwischen den Weinbergen hervor. Hier zu übernachten fühlt sich an, als würdest du in einem historischen Roman mitspielen.
Genial ist das Terrassenrestaurant mit direktem Blick auf die Donau. Während du dein Abendessen genießt, ziehen gemächlich die Flusskreuzfahrtschiffe vorbei – ein Schauspiel, das nie langweilig wird. Die Küche setzt übrigens stark auf regionale Produkte, besonders natürlich auf die berühmten Wachauer Weine. Die historischen Weinkeller des Schlosses beherbergen eine beeindruckende Sammlung, die bei Verkostungen präsentiert wird.
Was Dürnstein besonders macht, ist die Kombination aus Geschichte und Romantik. Das Schloss hat eine bewegte Vergangenheit – in der Nähe war übrigens Richard Löwenherz gefangen gehalten worden. Heute geht es deutlich friedlicher zu, aber die Atmosphäre von Geschichten und Geheimnissen ist geblieben. Die Zimmer verbinden geschickt barocke Elemente mit modernem Komfort, ohne dabei kitschig zu werden.
Hotel Schloss Seefels: Mediterranes Flair am Wörthersee
Der Wörthersee ist ja ohnehin schon fast mediterran, aber das Hotel Schloss Seefels treibt dieses Gefühl auf die Spitze. Die historische Villa aus dem 19. Jahrhundert liegt direkt am Seeufer, und von der Terrasse aus könnte man meinen, man wäre am Gardasee – wären da nicht die Alpen im Hintergrund.
Das Besondere hier ist der eigene See-Spa. Während andere Hotels ihre Wellnessbereiche in den Keller verbannen, kannst du hier direkt am Wasser entspannen. Die Sauna hat riesige Fenster zum See, und nach dem Saunagang springst du einfach in den Wörthersee – ein Erlebnis, das besonders im Herbst seinen Reiz hat, wenn die Berge bereits verschneit sind, das Wasser aber noch angenehm warm.
Die Zimmer der Villa sind elegant eingerichtet, ohne überladen zu wirken. Viele haben einen direkten Seeblick, und morgens wachst du mit dem Plätschern der Wellen auf. Kärnten hat ohnehin schon etwas Entspanntes, aber hier am Seeufer verstärkst sich dieses Gefühl noch. Das Hotel schafft es, die Leichtigkeit des Südens mit alpiner Gemütlichkeit zu verbinden – eine Kombination, die überraschend gut funktioniert.
Hotel Goldener Hirsch: Salzburger Stadtgeschichte hautnah
Mitten in Salzburgs Altstadt steht der Goldene Hirsch – ein ehemaliges Bürgerhaus aus dem 15. Jahrhundert, das heute zur Luxury Collection gehört. Hier zu übernachten bedeutet, Teil der Salzburger Geschichte zu werden. Das Hotel liegt nur wenige Schritte vom Dom entfernt, und trotzdem hörst du abends keine Touristenströme, sondern nur das leise Klappern der Pferdekutschen auf dem Kopfsteinpflaster.
Der Goldene Hirsch ist legendär für seine Prominentengäste – von Kaisern bis zu Hollywood-Stars haben hier schon viele übernachtet. Aber keine Sorge, das Hotel macht daraus kein Theater. Die rustikal-elegante Einrichtung spricht für sich: dunkles Holz, handgewebte Stoffe und jede Menge Antiquitäten, die authentisch wirken, weil sie es tatsächlich sind.
Praktisch ist die zentrale Lage allemal. Salzburgs Sehenswürdigkeiten erreichst du zu Fuß, und auch die berühmten Kaffeehäuser sind um die Ecke. Nach einem Tag voller Sightseeing ist es herrlich, einfach durch das Hotelportal zu verschwinden und in die ruhige Atmosphäre des Goldenen Hirsches einzutauchen. Das Restaurant des Hotels ist übrigens ein Geheimtipp – hier speisen auch viele Salzburger, was immer ein gutes Zeichen ist.