Schweiz

Bahnen, Berge, Budget: Mit dem Regionalpass Berner Oberland unterwegs – Lohnt sich das?

Das Berner Oberland lockt mit spektakulären Bergbahnen und malerischen Seen – doch die Preise können einem den Atem rauben. Der Regionalpass verspricht Abhilfe, aber taugt er wirklich was?

Schweiz  |  Reiseplanung & Mobilität
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Zwischenablage

Wer schon mal in der Schweiz Zug gefahren ist, kennt das Gefühl: Man steigt aus, schaut auf den Fahrpreis und denkt sich, dass man für dasselbe Geld anderswo eine ganze Woche Urlaub machen könnte. Genau hier setzt der Regionalpass Berner Oberland an. Dieser kleine Plastikausweis soll das Reisen in einer der teuersten, aber auch schönsten Regionen der Schweiz bezahlbarer machen.

Der Pass gilt für drei, vier, sechs, acht oder zehn aufeinanderfolgende Tage und deckt ein beeindruckendes Netz ab. Von Bern über Thun bis nach Interlaken, von dort weiter ins Lauterbrunnental oder nach Grindelwald – praktisch alle wichtigen Verbindungen sind dabei. Was besonders clever ist: Auch viele Bergbahnen sind im Preis enthalten oder zumindest stark vergünstigt.

Aktuell kostet der 3-Tage-Pass für Erwachsene 230 Franken, der 10-Tage-Pass schlägt mit 395 Franken zu Buche. Kinder bis 15 Jahre fahren in Begleitung ihrer Eltern gratis mit – ein Detail, das Familien richtig Geld sparen kann. Für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren gibt's immerhin noch 25 Prozent Rabatt.

Vom Thunersee bis zur Jungfrau: Das steckt drin

Das Schöne am Regionalpass ist seine Vielseitigkeit. Morgens noch eine Dampferfahrt auf dem Thunersee, mittags mit der Zahnradbahn hoch zum Schynige Platte und abends gemütlich mit dem Zug zurück ins Hotel – alles ohne extra zu zahlen. Besonders praktisch: Die meisten Schiffe auf Thuner- und Brienzersee sind komplett inklusive.

Spannend wird's bei den Bergbahnen. Hier variiert's je nach Destination. Die Fahrt zur Schynige Platte oder zum Männlichen ist vollständig abgedeckt, für die legendäre Jungfraujoch-Bahn gibt's immerhin 25 Prozent Rabatt. Das klingt erst mal wenig, macht aber bei einem Normalpreis von über 200 Franken schon einen spürbaren Unterschied.

Ein echter Geheimtipp für Sparfüchse: Viele kleinere Bergbahnen und Sessellifte gewähren ebenfalls Ermäßigungen, auch wenn sie nicht offiziell zum Pass-Netzwerk gehören. Einfach mal nachfragen – oft sind die Betreiber kulanter als erwartet.

Rechnen lohnt sich: Wann springt der Funke über?

Ob sich der Pass lohnt, hängt stark vom geplanten Programm ab. Ein simples Beispiel: Eine Fahrt von Bern nach Interlaken kostet regulär etwa 25 Franken, weiter nach Grindelwald nochmals 12 Franken. Dazu eine Bergbahnfahrt zum Männlichen (32 Franken) und eine Schifffahrt auf dem Thunersee (28 Franken) – schon ist man bei fast 100 Franken für einen Tag. Da wirkt der 3-Tage-Pass plötzlich gar nicht mehr so teuer.

Wer hingegen nur gemächlich durch die Region bummelt und hauptsächlich wandert, für den kann sich die Investition schnell als Flop erweisen. Dann reichen oft einzelne Tickets oder der Swiss Travel Pass, falls man ohnehin durch mehrere Regionen der Schweiz reist.

Ein Tipp aus der Praxis: Notiere dir vor der Reise alle geplanten Fahrten und rechne die Einzelpreise zusammen. Alles über 200 Franken macht den 3-Tage-Pass interessant. Bei längeren Aufenthalten wird die Rechnung noch einfacher – ab etwa fünf aktiven Reisetagen ist man fast immer im Plus.

Die kleinen Extras, die den Unterschied machen

Neben dem reinen Transport bietet der Pass weitere Vergünstigungen, die gerne übersehen werden. In vielen Museen der Region gibt's Rabatte, manche Restaurants gewähren kleine Nachlässe und sogar bei Souvenirläden kann man manchmal ein paar Franken sparen. Das summiert sich zwar nicht zu Unsummen, ist aber ein netter Nebeneffekt.

Besonders familienfreundlich: Kinder bis 15 Jahre fahren nicht nur gratis mit, sie bekommen auch bei vielen Attraktionen reduzierten Eintritt. Für eine vierköpfige Familie kann das den Unterschied zwischen einem bezahlbaren und einem ruinösen Urlaub ausmachen.

Was viele nicht wissen: Der Pass gilt auch für manche Postbusse in abgelegenere Täler. Wer also plant, das eine oder andere versteckte Bergdorf zu erkunden, sollte vorher checken, ob die Verbindung mit drin ist. Oft ist sie's – und erspart einem die Suche nach Parkplätzen in engen Alpentälern.

Fallstricke und Tücken: Wo's hakelt

Perfekt ist der Pass allerdings nicht. Das größte Ärgernis: Er gilt nur an aufeinanderfolgenden Tagen. Wer eine längere Reise plant und zwischendurch mal ein paar ruhige Tage einlegen möchte, zahlt trotzdem für jeden Tag. Flexible Reisetage wie bei manch anderen Pässen gibt's hier nicht.

Auch bei den Bergbahnen ist Vorsicht geboten. Während die klassischen Touristenrouten meist dabei sind, können Spezialbahnen oder neue Anlagen durchaus extra kosten. Die Preisliste ist zwar online verfügbar, aber ehrlich gesagt ziemlich unübersichtlich. Am besten vorher genau nachlesen oder beim Verkauf nachfragen.

Ein weiterer Stolperstein: Der Pass muss vor der ersten Fahrt am Schalter aktiviert werden. Klingt simpel, kann aber nervig werden, wenn man früh morgens am Bahnhof steht und der Schalter noch geschlossen ist. Online-Aktivierung? Fehlanzeige. Hier ist die Schweiz mal nicht so digital, wie man erwarten würde.

Alternativen im Blick behalten

Je nach Reiseplan können andere Lösungen sinnvoller sein. Der Swiss Travel Pass deckt die ganze Schweiz ab, kostet aber entsprechend mehr. Dafür ist er flexibler und schließt auch Stadtverkehr in größeren Orten ein. Wer sowieso plant, auch Zürich, Luzern oder andere Regionen zu besuchen, fährt damit oft besser.

Für echte Bergfans gibt's spezielle Kombitickets einzelner Bahnen. Die Jungfrau-Region bietet beispielsweise eigene Mehrtagespässe an, die bei intensiver Nutzung der Bergbahnen günstiger sein können. Allerdings sind diese dann wieder stärker auf bestimmte Gebiete beschränkt.

Eine oft übersehene Alternative sind die Tageskarten einzelner Verkehrsverbünde. Wer nur an einem oder zwei Tagen viel unterwegs ist, kommt damit manchmal billiger weg. Allerdings ist das System ziemlich kompliziert – ohne gründliche Recherche läuft man Gefahr, am Ende doch mehr zu zahlen.

Praktische Tipps für den Alltag

Wer sich für den Pass entscheidet, sollte ein paar Dinge beachten. Erstens: Immer dabei haben. Kontrollen sind zwar selten, aber wenn sie kommen, wird's ohne gültigen Ausweis teuer. Der Pass ist übrigens personengebunden – teilen mit Reisepartnern ist nicht drin.

Zweitens: Bei Bergbahnen unbedingt vorher informieren, ob Reservierungen nötig sind. Gerade in der Hochsaison sind beliebte Fahrten schnell ausgebucht, und der Pass nützt dann wenig. Die meisten Bahnen haben Online-Reservierungssysteme, die man nutzen sollte.

Drittens: Den Pass nicht nur für die offensichtlichen Touristenrouten nutzen. Manche der schönsten Fahrten sind weniger bekannt. Die Fahrt von Interlaken nach Lauterbrunnen beispielsweise führt durch eine spektakuläre Schlucht und ist komplett im Pass enthalten. Solche Geheimtipps machen den Unterschied zwischen einer guten und einer unvergesslichen Reise.

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