Wer schon mal mit einem 7,5-Tonner über den Col du Galibier gefahren ist, weiß: Das ist kein Spaß. Die meisten Alpenpässe in Frankreich sind für größere Wohnmobile schlichtweg ungeeignet. Nicht nur wegen der Steigung – die schaffen moderne Motoren problemlos – sondern hauptsächlich wegen der Straßenbreite. Auf der berühmten Route des Grandes Alpes begegnest du regelmäßig Abschnitten, wo zwei Pkw gerade so aneinander vorbeikommen.
Besonders heimtückisch wird es auf dem Col de l'Iseran oder dem Col du Tourmalet. Hier herrscht oft ein regelrechtes Verkehrschaos, wenn sich Motorradfahrer, Rennradler und Tourbusse die schmalen Fahrbahnen teilen. Mit einem Wohnmobil über 6 Meter Länge wird jede Begegnung zur Geduldsprobe. Dazu kommen die berüchtigten Haarnadelkurven – manche so eng, dass selbst erfahrene Wohnmobil-Piloten ins Schwitzen geraten.
Ein Tipp aus der Praxis: Die frühen Morgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr sind goldwert. Da sind die Pässe noch relativ leer, die Luft ist klar, und du hast bessere Sicht auf entgegenkommende Fahrzeuge. Nachmittags ab 14 Uhr wird's richtig ungemütlich – dann strömen die Tagestouristen zurück ins Tal.
Offizielle Durchfahrtsverbote und Gewichtsbeschränkungen
Frankreich macht bei Wohnmobil-Beschränkungen keine halben Sachen. Viele Gemeinden in den Alpen haben mittlerweile strikte Durchfahrtsverbote für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen erlassen. Chamonix zum Beispiel ist für schwere Wohnmobile praktisch tabu – zumindest wenn du direkt ins Zentrum willst. Die Beschilderung "Interdit aux camping-cars" prangt an vielen Ortseinfahrten.
Spannend ist dabei, dass die Kontrollen durchaus ernst gemeint sind. In touristischen Hotspots wie Annecy oder Aix-les-Bains patrouillieren regelmäßig Polizisten, die gezielt nach zu schweren oder zu langen Fahrzeugen Ausschau halten. Die Bußgelder beginnen bei 135 Euro – können aber deutlich höher ausfallen, wenn du zusätzlich den Verkehr behinderst.
Eine Besonderheit sind die saisonalen Verbote. Manche Bergstraßen sind nur zwischen Juni und September für Wohnmobile gesperrt – in der Hauptsaison also. Das betrifft vor allem beliebte Routen wie die Zufahrt zum Lac d'Annecy oder bestimmte Abschnitte rund um den Mont Blanc. Check vorher die lokalen Bestimmungen, sonst stehst du vor verschlossenen Schranken.
Stellplätze finden: Zwischen Goldgräberstimmung und Frustration
Einen Stellplatz in den französischen Alpen zu finden, gleicht manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die offiziellen "Aires de camping-car" sind oft schon am frühen Nachmittag belegt – besonders in der Hochsaison zwischen Juli und August. Wer gegen 15 Uhr noch auf der Suche ist, hat meist schlechte Karten.
Die App "Park4Night" ist dein bester Freund geworden? Dann kennst du vermutlich auch ihre Tücken. Viele eingetragene Stellplätze entpuppen sich vor Ort als Privatparkplätze mit Durchfahrtsverbot oder als längst geschlossene Campingplätze. Gerade in kleineren Bergdörfern sind die Informationen oft veraltet. Ein Backup-Plan ist deshalb unerlässlich.
Richtig entspannt wird's auf den größeren Campingplätzen. Camping International in Chamonix oder Camping de la Ravoire in Les Menuires haben fast immer Platz – kosten dafür aber auch zwischen 25 und 40 Euro pro Nacht. Für spontane Übernachtungen sind sie trotzdem die sicherere Wahl als das ewige Herumfahren auf der Suche nach einem freien Stellplatz.
Ein Geheimtipp sind die kleinen Gemeindeparkplätze abseits der Hauptrouten. In Dörfern wie Saint-Véran oder Ceillac findest du oft ruhige Ecken, wo eine Nacht geduldet wird – sofern du dich diskret verhältst und am nächsten Morgen wieder verschwindest. Frag am besten im örtlichen Tourismusbüro nach, das schafft Vertrauen.
Wilde Übernachtungen: Rechtslage und Realität
Wildes Campen ist in Frankreich grundsätzlich verboten – punkt. Besonders streng wird das in den Alpen kontrolliert, wo der Naturschutz oberste Priorität hat. Nationalparks wie der Parc National des Écrins oder der Parc National de la Vanoise sind absolute No-Go-Zonen. Hier patrouillieren Ranger, die empfindliche Strafen verhängen können.
Trotzdem sieht die Realität oft anders aus. Viele Wohnmobilisten übernachten auf Parkplätzen an Seilbahnstationen oder an Wanderparkplätzen – und werden meist geduldet, solange sie sich benehmen. Die goldene Regel lautet: Arrive late, leave early. Nach 20 Uhr kommen, vor 8 Uhr wieder weg. Keine Stühle rausstellen, keine Grillparty veranstalten, keine Spuren hinterlassen.
Kritisch wird's in der Nähe von Skigebieten oder an beliebten Bergseen. Der Lac du Bourget zum Beispiel ist ein Magnet für Wildcamper – und entsprechend stark kontrolliert. Die örtliche Gendarmerie fährt hier regelmäßig Razzien, besonders an Wochenenden. Erwischt zu werden kostet mindestens 68 Euro, kann aber auch deutlich teurer werden.
Technische Herausforderungen in den Bergen
Die dünne Bergluft macht nicht nur dir zu schaffen – auch dein Wohnmobil kämpft mit der Höhe. Dieselmotoren verlieren ab 1.500 Metern merklich an Leistung, und die Automatikgetriebe neuerer Fahrzeuge schalten häufiger runter als gewohnt. Das ist normal, kann aber auf langen Steigungen zu Überhitzung führen.
Spannend wird's beim Bergabfahren. Die Motorbremse ist dein bester Freund – doch viele Wohnmobilisten überschätzen ihre Wirkung. Auf der Abfahrt vom Col du Lautaret Richtung Briançon riecht's manchmal förmlich nach heißen Bremsscheiben. Leg regelmäßig Pausen ein und lass die Bremsen abkühlen. Das gilt besonders für schwerere Fahrzeuge über 6 Tonnen.
Die Kühlung des Motors braucht ebenfalls Aufmerksamkeit. In den engen Serpentinen fehlt oft der Fahrtwind, der normalerweise für Abkühlung sorgt. Check regelmäßig die Temperaturanzeige und halt an, wenn sie in den roten Bereich wandert. Ein überhitzter Motor in 2.000 Metern Höhe ist kein Spaß – die nächste Werkstatt kann Stunden entfernt sein.
Beste Routen für Wohnmobile
Nicht alle Alpenstraßen sind für Wohnmobile geeignet, aber es gibt durchaus lohnende Routen. Die Route Napoléon zwischen Grenoble und Cannes ist ein Klassiker – breit ausgebaut und mit spektakulären Ausblicken. Hier kannst du auch mit größeren Fahrzeugen entspannt fahren, ohne ständig um die nächste Kurve zu bangen.
Die Route des Grandes Alpes dagegen ist eher was für kleinere Wohnmobile unter 6 Metern Länge. Besonders der Abschnitt zwischen Bourg-d'Oisans und Briançon hat es in sich – enge Kurven, steile Anstiege und wenig Platz für Fehler. Dafür wirst du mit einer der schönsten Berglandschaften Europas belohnt.
Für größere Wohnmobile empfiehlt sich die Umfahrung über die Autobahn. Die A43 durch das Maurienne-Tal mag nicht so spektakulär sein wie die Bergpässe, führt aber stressfrei durch die Alpen. Von dort aus kannst du gezielt einzelne Täler anfahren – und notfalls wieder umkehren, wenn's zu eng wird.
Versorgung und Infrastruktur
Mit der Ver- und Entsorgung ist das so eine Sache in den französischen Alpen. Die großen Tourismusorte sind meist gut ausgestattet – Chamonix, Annecy oder Grenoble haben mehrere Entsorgungsstationen für Grauwasser und Chemietoiletten. In kleineren Bergdörfern sieht's schon anders aus. Hier musst du oft improvisieren oder längere Fahrten zur nächsten Station in Kauf nehmen.
Frischwasser ist normalerweise kein Problem. Fast jeder Campingplatz und viele Tankstellen haben Wasserhähne, wo du deinen Tank auffüllen kannst. Manche Gemeinden stellen sogar kostenlose Wasserstellen zur Verfügung – meist am Dorfbrunnen oder neben der Kirche. Frag einfach die Einheimischen, die helfen gerne weiter.
Beim Einkaufen solltest du die französischen Eigenarten berücksichtigen. Viele kleine Supermärkte haben mittags zwischen 12 und 14 Uhr geschlossen – und sonntags ist oft tote Hose. Plan deine Einkäufe entsprechend und deck dich rechtzeitig ein. Die großen Supermärkte in Tallagen haben meist längere Öffnungszeiten, sind aber oft mehrere Kilometer entfernt.
Kosten und Budget
Eine Wohnmobiltour durch die französischen Alpen ist kein Schnäppchen. Stellplätze kosten zwischen 8 und 15 Euro pro Nacht, Campingplätze schnell das Doppelte oder mehr. Dazu kommen die höheren Spritpreise in Bergregionen – an manchen Tankstellen zahlst du 10 bis 15 Cent mehr pro Liter als im Tal.
Die Mautgebühren schlagen ebenfalls zu Buche. Wer die Autobahn nutzt, zahlt für die Strecke Lyon-Chambéry etwa 15 Euro – mit einem Wohnmobil über 3,5 Tonnen deutlich mehr. Die mautfreien Landstraßen sind zwar günstiger, kosten aber Zeit und Nerven.
Restaurants in Skigebieten haben Mondpreise – ein einfaches Mittagessen kann schnell 25 Euro kosten. Da lohnt sich die Bordküche. Einkaufen in Bergdörfern ist auch teurer als in der Ebene, aber der Aufschlag hält sich meist in Grenzen. Budget für zwei Personen mit eigenem Kochen: etwa 80 bis 120 Euro pro Tag.