Das Hochkönigmassiv liegt im österreichischen Bundesland Salzburg und bildet einen markanten Teil der Berchtesgadener Alpen. Mit dem namensgebenden Hochkönig (2.941 m) als höchstem Gipfel reckt sich hier ein beeindruckendes Kalkmassiv zwischen dem Salzachtal im Norden und dem Pinzgau im Süden empor. Die scharfkantige Silhouette des Hauptkamms mit seinen Nebengipfeln wie Torsäule (2.587 m) und Hochseiler (2.793 m) schiebt sich bei klarem Wetter wie ein steinerner Riegel in den Himmel. Der Anblick hat etwas Unbezwingbares – und lockt gerade deshalb Bergsteiger aus aller Welt an.
Die Hauptorte der Region – Maria Alm, Dienten und Mühlbach – bilden gemeinsam die sogenannte Hochkönig-Region, ein Gebiet, das sowohl im Sommer als auch im Winter touristisch erschlossen ist, ohne dabei seine authentische Atmosphäre eingebüßt zu haben. Das Massiv selbst erstreckt sich über rund 32 Kilometer in Ost-West-Richtung. Seine nördlichen Steilabfälle kontrastieren stark mit den sanfteren Südhängen, an denen sich zahlreiche Almen und Bergwiesen anschmiegen.
Geologisch gesehen besteht das Massiv vorwiegend aus Dachsteinkalk, was sich in der charakteristischen hellen Färbung und den teils spektakulären Karstformationen widerspiegelt. Die Landschaft ist geprägt von schroffen Felsen, tiefen Karen und verkarsteten Hochflächen. In den Sommermonaten bilden saftige Almwiesen einen farbenfrohen Kontrast zu den grauen Kalksteinflanken des Hochkönigs. Bei Sonnenuntergang taucht das letzte Licht die Felswände in ein warmes Rot – die Einheimischen nennen dieses Phänomen treffend "Alpenglühen", ein Anblick, für den es sich lohnt, den Aperitif auf der Hüttenterrasse etwas länger auszudehnen.
Maria Alm – Das idyllische Einfallstor zum Hochkönig
Am nördlichen Fuß des Hochkönigmassivs liegt Maria Alm, ein Ort, dessen Charakter von seiner spätgotischen Wallfahrtskirche mit dem höchsten Kirchturm des Salzburger Landes (84 Meter) geprägt wird. Die imposante Kirche "Mariä Himmelfahrt" aus dem 15. Jahrhundert bildet das Herzstück des Dorfs und ist ein beliebtes Fotomotiv. Der Ort selbst hat sich seine Ursprünglichkeit bewahrt – trotz seiner touristischen Bedeutung. Zwischen den traditionellen Bauernhäusern mit ihren blumengeschmückten Balkonen und den neueren, aber meist im alpinen Stil gehaltenen Unterkünften führen schmale Gassen hindurch, die zum Schlendern einladen.
Maria Alm ist mehr als nur Ausgangspunkt für Bergtouren. Der kleine, aber feine Ortskern bietet einige gemütliche Cafés, rustikale Gasthäuser und ausgewählte Shops für Outdoor-Ausrüstung oder regionale Produkte. Besonders der wöchentliche Bauernmarkt (jeden Freitagvormittag im Sommer) lohnt einen Besuch – hier bekommt man nicht nur selbstgemachten Käse, Honig und Schnaps zu kaufen, sondern kann auch mit den Erzeugern ins Gespräch kommen. Die Salzburger sind durchaus redselig, wenn's um ihre Produkte geht.
Der nahe gelegene Naturbadeteich Sommerstein bietet an heißen Sommertagen eine willkommene Abkühlung. Das Wasser ist erstaunlich klar und lädt zum Schwimmen ein, während der Blick stets auf die umliegenden Berggipfel fällt – eine Kombination, die so manchen Alpensee in den Schatten stellt. Familienfreundlich ist der leichte Zugang mit flachem Uferbereich, während ambitionierte Schwimmer ihre Bahnen im tieferen Teil ziehen können.
Wer nach einem anstrengenden Bergtag Entspannung sucht, findet diese im Tauern Spa in Kaprun, etwa 25 Fahrminuten entfernt. Das moderne Wellnesscenter mit Bergpanorama bietet verschiedene Saunen, Dampfbäder und Pools – ein gelungener Mix aus alpiner Tradition und zeitgemäßem Komfort. An verregneten Tagen ist dies eine lohnende Alternative zum Wandern, zumal die Aussicht aus den Panoramapools bei jedem Wetter beeindruckt.
Das Netz der Almwirtschaft – Tradition und kulinarische Schätze
Die Almwirtschaft hat im Hochköniggebiet eine jahrhundertealte Tradition und prägt bis heute die Kulturlandschaft. Mehr als 40 bewirtschaftete Almen verteilen sich über die Region und bieten nicht nur Verpflegung für Wanderer, sondern sind auch lebendige Zeugnisse einer nachhaltigen Wirtschaftsform. Die Almsommer dauert typischerweise von Juni bis September, wenn das Vieh auf den höher gelegenen Weiden grast und die Almhütten bewirtschaftet werden.
Besonders bekannt ist der Hochkönig für seine Kräuteralmen. Die Arthurhaus-Brennhütte etwa hat sich dem Anbau und der Verarbeitung von Alpenkräutern verschrieben. Hier werden traditionelle Rezepturen für Tees, Salben und Schnäpse bewahrt und weitergegeben. Auf geführten Kräuterwanderungen kann man die Vielfalt der alpinen Flora kennenlernen – vom allgegenwärtigen Thymian über den bitteren Enzian bis hin zu seltenen Arten wie der geschützten Edelraute. Die Wanderungen starten meist vormittags und dauern etwa drei Stunden – festes Schuhwerk ist Pflicht, auch wenn die Touren technisch nicht anspruchsvoll sind.
Kulinarisch bieten die Almen der Region eine breite Palette an deftig-regionalen Spezialitäten. Besonders empfehlenswert sind der hausgemachte Almkäse (oft in verschiedenen Reifegraden erhältlich), die "Kasnocken" (eine Art Spätzle mit Käse) und die süßen "Kaiserschmarrn" zum Nachtisch. Die Portionen sind durchweg großzügig bemessen – nach einer langen Wanderung genau das Richtige. Kulinarisches Highlight ist fraglos die Erichhütte, wo der Wirt neben traditionellen Gerichten auch kreative Interpretationen der regionalen Küche anbietet. Die hausgemachten Kaspressknödel dort haben schon so manchen Wanderer zum Umkehren bewegt.
Zu den beliebtesten Almen zählen die Dientalm mit ihrer sonnigen Terrasse und dem Blick auf den Hochkönig, die rustikale Hinterthal-Alm und die etwas höher gelegene Schweizerhütte (1.799 m). Letztere ist besonders bei Mountainbikern beliebt, da sie über eine gut ausgebaute Forststraße erreichbar ist. Die Abergalm wiederum besticht durch ihren urigen Charakter – Strom gibt's hier nur über Solarpaneele, und das Wasser kommt aus der eigenen Quelle. Hier schmeckt das einfache Butterbrot mit einem Glas frischer Milch plötzlich wie eine Delikatesse.
Wandern und Bergsteigen – Vom Genusswanderer bis zum Gipfelstürmer
Das Hochkönigmassiv bietet ein außergewöhnlich vielseitiges Wanderwegenetz, das für praktisch jedes Niveau geeignet ist. Insgesamt stehen über 340 Kilometer markierte Wege zur Verfügung – von gemütlichen Almwanderungen bis hin zu anspruchsvollen Gipfeltouren. Der "Königsweg" gilt dabei als Paradestrecke: Dieser mehrtägige Höhenweg führt auf etwa 73 Kilometern einmal rund um das Hochkönigmassiv und bietet spektakuläre Ausblicke. Für die komplette Route sollte man 5-6 Tage einplanen, wobei Übernachtungen in den Berghütten entlang des Weges möglich sind. Während der Hauptsaison empfiehlt sich allerdings eine Reservierung – manchmal schon Wochen im Voraus.
Für Familien und Genusswanderer eignet sich besonders die Strecke von Maria Alm zur Jufenalm (ca. 2 Stunden), die auch mit Kinderwagen befahrbar ist. Der Weg verläuft größtenteils durch schattige Wälder und über sanfte Almwiesen – ideal für heiße Sommertage. Kinder freuen sich über die zahlreichen Kühe, Ziegen und gelegentlich auch Pferde auf den Weiden. Ab und an kreuzt eine Forelle im klaren Bach den Weg – ein kleines Naturschauspiel, das besonders die jüngsten Wanderer fasziniert.
Ambitioniertere Bergsteiger finden im Hochkönig selbst eine lohnende Herausforderung. Der Normalweg führt von der Arthurhaus-Hütte (1.503 m) über die Mitterfeldalm zum Matrashaus (2.941 m) direkt am Gipfel. Für den Aufstieg sollte man etwa 5-6 Stunden einplanen, wobei die letzten Passagen durchaus alpine Erfahrung erfordern. Steinschlaggefahr besteht besonders nach Regenfällen, weshalb ein Helm zur Standardausrüstung gehören sollte. Der Abstieg erfolgt meist über dieselbe Route und nimmt nochmals 3-4 Stunden in Anspruch. Die Mühen werden mit einem atemberaubenden 360-Grad-Panorama belohnt, bei guter Sicht reicht der Blick vom Dachstein bis zu den Hohen Tauern und sogar bis zu den Berchtesgadener Alpen.
Die beste Wanderzeit liegt zwischen Mitte Juni und Ende September. Vorher können in höheren Lagen noch Schneefelder den Weg versperren, während ab Oktober bereits mit ersten Schneefällen zu rechnen ist. Gelegentlich fällt im Hochsommer ein kurzer, aber heftiger Gewitterregen – die Wettervorhersage sollte daher stets im Auge behalten werden. Die kostenlose App "Bergfex" liefert zuverlässige Wetterprognosen speziell für das Alpengebiet und ist unter Einheimischen wie Touristen gleichermaßen verbreitet.
Winterzauber am Hochkönig – Skifahren abseits des Mainstreams
Wenn der erste Schnee die Bergspitzen puderzuckerweiß färbt, verwandelt sich die Hochkönig-Region in ein vielseitiges Wintersportgebiet. Mit 120 Pistenkilometern und 33 modernen Liftanlagen bietet das Skigebiet "Hochkönig" eine gelungene Mischung aus anspruchsvollen Abfahrten und familienfreundlichen Pisten. Besonders attraktiv: Die drei Hauptorte Maria Alm, Dienten und Mühlbach sind durch Pisten und Lifte miteinander verbunden, sodass man an einem Tag das gesamte Gebiet "erfahren" kann, ohne auf Skibus oder Auto angewiesen zu sein.
Die "Königstour" führt als ausgeschilderte Skirunde über 35 Kilometer und 6.700 Höhenmeter durch das gesamte Skigebiet – eine sportliche Herausforderung, die mit grandioser Aussicht belohnt wird. Für die komplette Tour sollte man einen ganzen Tag einplanen und früh starten. Unterwegs laden zahlreiche Hütten zur Einkehr ein, wobei die "Steinbockalm" mit ihrer Sonnenterrasse und der "Zapferl Alm" mit ihrer urigen Atmosphäre besonders hervorzuheben sind.
Für Freestyler und Snowboarder bietet der "King's Park" bei der Mittelstation des Gabühel-Lifts verschiedene Obstacles, Kicker und Rails in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die jüngsten Wintersportler finden in allen drei Hauptorten Kinder-Skischulen mit speziellen Übungsgeländen. Der "Schneeexpress" in Maria Alm etwa kombiniert spielerisches Lernen mit professionellem Unterricht – und sorgt dafür, dass auch die Kleinsten sicher auf die Bretter kommen. Mittags gibt's Pasta statt Leberkässemmel – kinderfreundlich auch bei der Verpflegung.
Wer eine Alternative zum alpinen Skifahren sucht, findet im Hochköniggebiet gut präparierte Langlaufloipen mit insgesamt 40 Kilometern Länge. Die Panoramaloipe zwischen Maria Alm und Hinterthal (8 km) führt durch eine malerische Winterlandschaft und ist auch für Anfänger geeignet. Für Winterwanderer stehen 85 Kilometer geräumte und beschilderte Winterwanderwege zur Verfügung. Besonders romantisch: Eine geführte Fackelwanderung durch den verschneiten Winterwald, die mehrmals wöchentlich angeboten wird und mit einem Glühwein an der Schönanger-Alm endet.
Die Skisaison dauert typischerweise von Anfang Dezember bis Anfang April, wobei die Hauptsaison in die Zeit zwischen Weihnachten und Mitte März fällt. In dieser Zeit sind auch die meisten Hütten und Après-Ski-Lokale geöffnet. Wer dem Trubel der Hochsaison entgehen möchte, plant seinen Besuch besser für Januar oder März – dann sind die Pisten leerer und die Unterkünfte günstiger. Ein gut gehütetes Geheimnis: Nach starken Schneefällen lohnt sich der frühe Aufstieg besonders – die ersten Lifte fahren meist ab 8:30 Uhr, und wer dann schon bereit steht, kann seine Spuren in den frischen Pulverschnee zeichnen.
Praktische Informationen und Anreise
Die Anreise in die Hochkönig-Region erfolgt am bequemsten mit dem Auto. Von München sind es etwa zwei Stunden Fahrzeit, von Salzburg nur eine gute Stunde. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich die Anreise etwas umständlicher: Der nächste Bahnhof befindet sich in Saalfelden, von dort verkehren regelmäßig Busse nach Maria Alm (Fahrzeit ca. 25 Minuten). In der Wintersaison gibt es zudem Skibus-Verbindungen zwischen den einzelnen Orten der Region.
Unterkünfte gibt es in allen Preisklassen – von einfachen Pensionen und Ferienwohnungen bis hin zu Vier-Sterne-Hotels. Als besonders charmant erweisen sich die zahlreichen Bauernhöfe, die Zimmer oder Ferienwohnungen anbieten. Hier bekommt man nicht nur frische Produkte direkt vom Hof, sondern erlebt auch authentisches Landleben. Das "Alpenleben Haus Schmuck" in Maria Alm etwa kombiniert traditionelle Architektur mit modernem Komfort und bietet einen atemberaubenden Blick auf den Hochkönig. Frühzeitige Buchung ist besonders in der Hochsaison (Juli/August und Dezember bis Februar) ratsam.
Für Selbstversorger finden sich in allen größeren Orten Supermärkte, wobei der SPAR in Maria Alm auch sonntags geöffnet hat – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in einer Region, wo Sonntagsruhe noch großgeschrieben wird. Daneben gibt es zahlreiche kleine Läden für regionale Spezialitäten. Der "Pinzgauer Käsemarktstandl" in Saalfelden etwa bietet eine beeindruckende Auswahl an lokalen Käsesorten – vom milden Butterkäse bis zum würzigen Bergkäse.
Das Wetter kann im Gebirge schnell umschlagen. Eine zuverlässige Wettervorhersage liefert neben der bereits erwähnten "Bergfex"-App auch die Website der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), die speziell auf alpine Wetterphänomene ausgerichtet ist. Als Faustregel gilt: Morgens ist das Wetter meist am stabilsten, während sich am Nachmittag häufiger Gewitter zusammenbrauen können.
Notfallnummern, die man kennen sollte: Der alpine Notruf (140) und die europäische Notrufnummer (112). In den meisten Gebieten ist der Handyempfang gut, doch in entlegenen Tälern oder auf dem Gipfel kann das Signal schwächer werden oder ganz ausfallen. Eine einfache Powerbank im Rucksack kann da Gold wert sein – nichts ist ärgerlicher als ein leerer Akku, wenn man den Gipfel-Panorama-Schnappschuss machen will.
Ein Besuch wert zu jeder Jahreszeit
Die Hochkönig-Region ist eine Ganzjahresdestination, wobei jede Jahreszeit ihren eigenen Reiz hat. Der Frühling (April bis Juni) lockt mit blühenden Bergwiesen und milden Temperaturen – ideal für Wanderungen in niedrigeren Lagen. Die ersten Almen öffnen meist Ende Mai, während in höheren Lagen noch Schneereste liegen können. Ein besonderes Schauspiel bietet die Alpenflora im Mai und Juni, wenn Enzian, Alpenrosen und Edelweiß die Hänge in ein Blütenmeer verwandeln.
Der Sommer (Juli bis September) ist traditionell die Hauptsaison für Bergwanderungen und Mountainbiking. Die Temperaturen sind angenehm, mit durchschnittlich 20-25°C in den Tälern und deutlich kühleren 10-15°C in höheren Lagen. Gelegentliche Wärmegewitter am Nachmittag sorgen für Abkühlung und spektakuläre Wolkenformationen – aus sicherer Entfernung betrachtet versteht sich. Juli und August sind die besucherstärksten Monate, wer Ruhe sucht, weicht besser auf Juni oder September aus.
Der Herbst (Oktober bis November) zeigt sich oft von seiner sonnigen Seite, mit klarer Fernsicht und angenehm kühlen Temperaturen. Das Farbenspiel der Lärchenwälder in goldgelben und orangeroten Tönen ist ein Fest für Fotografen. Die meisten Almen schließen Ende September, aber einige Gasthäuser in mittleren Lagen bleiben bis in den Oktober hinein geöffnet. Ab Mitte Oktober kann in höheren Lagen bereits mit ersten Schneefällen gerechnet werden.
Der Winter (Dezember bis März) verwandelt die Region in ein Schneeparadies. Die Skisaison beginnt meist Anfang Dezember und dauert bis Anfang April, wobei die besten Schneebedingungen in der Regel von Januar bis März herrschen. In der Vorweihnachtszeit locken zusätzlich kleine, aber feine Adventmärkte in den Hauptorten. Der Weihnachtsmarkt in Maria Alm etwa konzentriert sich auf regionales Handwerk und kulinarische Spezialitäten – fernab vom kitschigen Einerlei größerer Märkte.