Auf einem 155 Meter hohen Felskegel ragt sie empor, die Festung Hohenwerfen. Ihr Anblick allein – ein Postkartenmotiv par excellence. Umrahmt von den schroffen Gipfeln des Tennengebirges und des Hochkönigmassivs thront die mittelalterliche Burganlage wie ein steinerner Wächter über dem Salzachtal, etwa 40 Kilometer südlich von Salzburg. Seit ihrer Errichtung im 11. Jahrhundert hat sie so manchen Sturm überstanden, und zwar nicht nur die der Natur.
Erbaut wurde die Festung im Jahr 1077 unter dem Salzburger Erzbischof Gebhard, zeitgleich mit der Festung Hohensalzburg und der Burg Petersberg in Friesach. Es waren unruhige Zeiten damals, der Investiturstreit tobte zwischen Kaiser und Papst, und Gebhard brauchte einen sicheren Rückzugsort. Später diente die Anlage als Gefängnis, Ausbildungsstätte und sogar als Jagdresidenz der Salzburger Fürsterzbischöfe. Da lässt sich's schmunzeln beim Gedanken an die kirchlichen Würdenträger, die hier dem Waidwerk frönten, statt Gebete zu sprechen.
Die Festung selbst erstreckt sich über eine Länge von 250 Metern und eine Breite von bis zu 70 Metern. Mit ihren mächtigen Mauern, Türmen und Bastionen erscheint sie wie aus einem Geschichtsbuch entsprungen. Ihre strategische Lage machte sie nahezu uneinnehmbar – ein Umstand, der im Laufe der Jahrhunderte so manchen Angreifer zur Verzweiflung trieb. Nur einmal, während des Bauernaufstands 1525/26, wurde die Festung tatsächlich erobert.
Der Weg zur Burg: Anreise und Zugang
Die Anfahrt gestaltet sich problemlos. Mit dem Auto bist du rasch von Salzburg über die A10 Tauernautobahn bis zur Ausfahrt Werfen unterwegs. Von dort folgt man einfach der Beschilderung zum Burgparkplatz am Fuße des Festungsbergs. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichst du Werfen bequem mit der Bahn, der Bahnhof liegt im Ortszentrum. Von dort führt ein etwa 20-minütiger Fußweg zum Besucherzentrum.
Am Fuß des Burgbergs stehen dir zwei Möglichkeiten zur Verfügung, um zur Festung zu gelangen: entweder mit dem modernen Schrägaufzug, der dich in wenigen Minuten nach oben befördert, oder über den historischen Burgweg. Letzterer schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf und verlangt etwa 30 Minuten Gehzeit – bietet dafür aber fantastische Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Berge. Schnaufend, aber zufrieden erreicht man schließlich das Burgtor. Der Aufzug ist im Eintrittspreis inbegriffen, was besonders für Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine Wohltat ist.
Die Besucherzeiten variieren je nach Saison. Von April bis Oktober hat die Festung täglich geöffnet, in den Wintermonaten November bis März nur an bestimmten Tagen oder für Gruppenanmeldungen. Ein Blick auf die aktuelle Website vor dem Besuch ist daher ratsam, um Enttäuschungen zu vermeiden. Die Eintrittspreise bewegen sich im mittleren Segment – für Erwachsene etwa 16 Euro, für Kinder ab 6 Jahren 9 Euro. Verschiedene Familientickets und Ermäßigungen für Gruppen stehen zur Verfügung.
Hinter dicken Mauern: Die Innenräume der Festung
Betritt man das Innere der Festung, öffnet sich eine Welt aus längst vergangenen Zeiten. Der Burginnenhof, umgeben von mächtigen Steinmauern, bildet das Herz der Anlage. Hier finden im Sommer gelegentlich Konzerte und Veranstaltungen statt – ein stimmungsvoller Rahmen für kulturelle Ereignisse. Die Akustik zwischen den alten Mauern ist bemerkenswert, fast möchte man selbst ein Liedchen anstimmen.
Im Rahmen einer Führung kannst du verschiedene historische Räume besichtigen. Der Kapellentrakt beherbergt eine dem heiligen Sigismund geweihte Burgkapelle, die mit ihren spätgotischen Elementen zu den ältesten erhaltenen Teilen der Burg zählt. Der erhabene Fürstensaal diente einst als repräsentativer Empfangsraum für hochrangige Gäste. Seine Wandmalereien und die prächtige Holzdecke zeugen vom einstigen Reichtum der Salzburger Erzbischöfe.
Besonders eindrucksvoll ist die historische Waffenkammer. Eine beachtliche Sammlung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Waffen wird hier präsentiert – von Schwertern und Hellebarden bis hin zu frühen Feuerwaffen. Für Rüstungsfetischisten und Geschichtsnerds ein wahres Eldorado. Knapp daneben findet sich die Folterkammer, die einen schaurigen Einblick in die weniger ruhmreichen Kapitel der Burggeschichte gewährt. Nichts für schwache Nerven, aber ein eindrückliches Zeugnis vergangener Rechtspraktiken.
Das Burgmuseum erstreckt sich über mehrere Etagen und erzählt die bewegte Geschichte der Festung anhand von Ausstellungsstücken, Modellen und multimedialen Installationen. Besonders gut gelungen ist die Darstellung des Alltagslebens auf der Burg in verschiedenen Epochen. Man meint fast, das Klappern der Holzschuhe auf dem Steinboden zu hören und den Geruch von Kräutern und Holzfeuer in der Nase zu spüren.
Könige der Lüfte: Die Greifvogelschau
Ein absolutes Highlight – und für viele Besucher der eigentliche Grund für einen Abstecher nach Hohenwerfen – ist die Greifvogelschau der "Salzburger Landesfalkenhof". In einem eigens eingerichteten Areal oberhalb der Festung finden täglich (außer bei Schlechtwetter) beeindruckende Flugvorführungen statt. Die majestätischen Greife – darunter Adler, Falken, Bussarde und Eulen – zeigen ihr Können im freien Flug vor der atemberaubenden Kulisse der Alpen.
Hier pflegt man eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Die Falknerei, die Kunst der Jagd mit abgerichteten Greifvögeln, war einst ein adeliges Privileg und gehörte zum höfischen Leben wie die Musik und der Tanz. Die Falkner des Landesfalkenhofs verstehen es meisterhaft, die Geschichte und Bedeutung dieser alten Kunst zu vermitteln, während ihre gefiederten Schützlinge dicht über den Köpfen der Zuschauer hinwegfliegen.
Die Vorführungen sind ein Spagat aus Unterhaltung und Bildung. Man erfährt Wissenswertes über die verschiedenen Arten, ihre natürlichen Lebensräume und Jagdtechniken. Gleichzeitig stockt einem der Atem, wenn ein Steinadler mit ausgebreiteten Schwingen und einem Tempo von bis zu 100 km/h im Sturzflug herabsaust, um punktgenau auf dem Handschuh des Falkners zu landen. Hier zeigt sich Natur in ihrer ganzen Kraft und Eleganz.
Besonders für Kinder ist das Erlebnis unvergesslich. Offene Münder und leuchtende Augen sind garantiert, wenn die schnellen Jäger ihre akrobatischen Flugmanöver vollführen. Nach der Show besteht oft die Möglichkeit, einzelne Vögel aus nächster Nähe zu betrachten und Fragen an die Falkner zu stellen. Hier kommt man den imposanten Tieren so nahe wie sonst kaum irgendwo – ein Privileg, das früher nur dem Adel vorbehalten war.
Für die ganze Familie: Erlebnisführungen und spezielle Angebote
Die Festung Hohenwerfen hat sich in den letzten Jahren zunehmend als familienfreundliches Ausflugsziel positioniert. Verschiedene thematische Erlebnisführungen machen den Besuch auch für die jüngsten Gäste zu einem Abenteuer. Bei der "Kinderburgführung" werden historische Fakten kindgerecht und mit einer Prise Humor vermittelt. Da wird Geschichte lebendig, ohne dass es nach staubigem Unterricht riecht.
Besonders beliebt ist die "Nachtwächterführung", die in den Sommermonaten angeboten wird. Mit Laternen ausgestattet folgt man dem Nachtwächter durch dunkle Gänge und verborgene Winkel der Festung, während er von geheimnisvollen Vorkommnissen und alten Legenden berichtet. Gänsehaut inklusive, aber durchaus auch für ältere Kinder geeignet.
Für die ganz Mutigen gibt es spezielle "Gruselführungen", die sich mit den düsteren Kapiteln der Burggeschichte befassen – von Folter und Kerker bis hin zu Geistersagen. Nix für schwache Nerven, aber ein Renner bei Teenagern und allen, die den Nervenkitzel suchen. Der Echo-Effekt in den Gewölben trägt dazu bei, dass so mancher erschrocken zusammenzuckt, wenn plötzlich ein unheimliches Geräusch ertönt.
In den Ferienzeiten werden spezielle Workshops für Kinder angeboten. Da kann man beispielsweise mittelalterliche Handwerkstechniken erlernen, Wappen gestalten oder sich im Bogenschießen versuchen. Eine feine Sache, um den Nachwuchs für Geschichte zu begeistern und gleichzeitig motorische Fähigkeiten zu fördern. Des Öfteren gibt's auch mittelalterliche Spektakel mit Gauklern, Musikanten und Handwerkern, die das Leben von anno dazumal veranschaulichen.
Kulinarik und Verweilen auf der Burg
Nach so viel Kultur und Geschichte knurrt unweigerlich der Magen. Die Burgschenke bietet eine solide Auswahl an regionalen Gerichten und internationalen Klassikern. Von der Gulaschsuppe im Brotlaib bis zum Wiener Schnitzel ist alles dabei, was den österreichischen Gaumen erfreut. Die Preise sind – für eine touristische Attraktion – überraschend moderat. Der Blick von der Terrasse über das Salzachtal entschädigt jedenfalls für jeden Euro.
Ein kleiner Geheimtipp für Kaffeeliebhaber: Der Apfelstrudel mit Vanillesoße im Burghof-Café gehört zum Besten, was die Gegend zu bieten hat. Saftig im Inneren, knusprig außen und mit genau der richtigen Menge Zimt – da wird selbst der kritischste Konditor schwach. Dazu ein starker Schwarzer, und die Welt ist in Ordnung.
Für den kleinen Hunger zwischendurch oder ein Picknick gibt es einen Kiosk mit Snacks und Getränken. Wer möchte, kann seine mitgebrachte Brotzeit auch auf einer der vielen Sitzbänke im Außenbereich verzehren. Von dort aus lässt sich wunderbar das geschäftige Treiben im Burghof beobachten.
Drumherum: Ausflugsziele in der Umgebung
Ein Besuch der Festung Hohenwerfen lässt sich hervorragend mit anderen Attraktionen in der Umgebung verbinden. Das nahe gelegene Eisriesenwelt in Werfen ist die größte Eishöhle der Welt und ein faszinierendes Naturschauspiel. Ein kühler Gegensatz zur sonnenbeschienenen Festung – und bei Hitzetagen eine willkommene Erfrischung. Allerdings sollte man auch im Hochsommer eine warme Jacke mitbringen, denn in der Höhle herrschen ganzjährig Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Die Liechtensteinklamm in St. Johann im Pongau, etwa 25 Kilometer entfernt, zählt zu den längsten und tiefsten Schluchten der Alpen. Auf gut gesicherten Wegen und Stegen dringt man in eine mystische Welt aus tosenden Wassern und schroffen Felswänden vor. Nachm Burgbesuch ein feiner Kontrast – von menschengemachter zu naturgeschaffener Imposanz.
Für Aktive bietet die Region zahlreiche Wander- und Mountainbike-Strecken. Der Hochkönig und das Tennengebirge sind wahre Paradiese für Bergfreunde jeden Levels. Von gemütlichen Almwanderungen bis zu anspruchsvollen Gipfeltouren ist alles möglich. Besonders im Herbst, wenn sich das Laub färbt und die Berggipfel bereits mit Schnee bedeckt sind, entstehen Panoramen zum Niederknien.
In den Wintermonaten verwandelt sich die Region in ein Skiparadies. Mehrere Skigebiete in unmittelbarer Nähe locken mit bestens präparierten Pisten und gemütlichen Hütten. Die Festung selbst hat dann zwar nur eingeschränkt geöffnet, bietet aber einen malerischen Anblick, wenn sie schneebedeckt in der Wintersonne glänzt.
Praktische Tipps für den Besuch
Ein Besuch der Festung Hohenwerfen will gut geplant sein, um das Maximum aus dem Erlebnis herauszuholen. Mindestens drei bis vier Stunden solltest du für die Besichtigung einplanen, wenn du sowohl an einer Führung teilnehmen als auch die Greifvogelschau sehen möchtest. An Sommerwochenenden und während der Ferienzeiten kann es recht voll werden. Ein Besuch unter der Woche oder in den Randzeiten am frühen Morgen oder späten Nachmittag ist dann oft angenehmer.
Festes Schuhwerk ist angeraten, selbst wenn du den Aufzug nutzt. Auf dem Burggelände gibt es viele unebene Böden, Treppen und Kopfsteinpflaster. Und denk dran: In den höheren Lagen kann es auch im Sommer kühl werden, besonders wenn der Wind durch die Burgmauern pfeift. Eine leichte Jacke oder ein Pullover gehören daher zur Grundausstattung.
Für Fotografiebegeisterte ist die Festung ein wahres Eldorado. Die Kombination aus historischer Architektur, spektakulärer Landschaft und den majestätischen Greifvögeln bietet unzählige Fotomotive. Die beste Lichtstimmung herrscht am frühen Vormittag oder am späten Nachmittag, wenn die Sonne die Mauern in warmes Licht taucht und lange Schatten wirft. Ein leichtes Teleobjektiv ist hilfreich, um die Details der Greifvögel während der Flugshow einzufangen.
Pfiffige Besucher kombinieren den Festungsbesuch mit der Salzburger Card, die neben dem Eintritt zur Burg auch zahlreiche andere Attraktionen in Stadt und Land Salzburg abdeckt. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt in der Region kann sich das durchaus rechnen.