Die Landschaft der Südoststeiermark ist ein Naturgemälde in Grün, durchzogen von sanften Hügeln und Weinbergen. Mittendrin erheben sich wie Zeugen längst vergangener Zeiten die markanten Kegel ehemaliger Vulkane. Auf einem dieser Vulkankegel thront die Riegersburg – ein gewaltiges Stück Mittelalter, das seit Jahrhunderten trotzig in den Himmel ragt. Nur etwa zwanzig Autominuten entfernt liegt die Zotter Erlebniswelt, wo Schokolade nicht einfach nur produziert, sondern zelebriert wird. Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch gemeinsam das Herzstück einer Region bilden, die zu den interessantesten Ausflugsgegenden der Steiermark zählt.
Die Region um Riegersburg ist geologisch geprägt vom Vulkanismus der Tertiärzeit. Was heute als idyllische Hügellandschaft daherkommt, war vor Millionen Jahren Schauplatz dramatischer Eruptionen. Der Basaltkegel, auf dem die berühmte Burg steht, zeugt noch heute von dieser feurigen Vergangenheit. Die Gegend nennt sich nicht umsonst "Steirisches Vulkanland" – ein Begriff, der zunächst verwundert, beim Blick auf die geologische Geschichte jedoch sofort einleuchtet.
Klimatisch verwöhnt mit überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden und fruchtbaren Böden, hat sich hier eine landwirtschaftliche Tradition entwickelt, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Kürbiskernöl, Wein und allerlei Obstsorten gedeihen prächtig in dieser vom Klima begünstigten Region. Kein Wunder also, dass auch die weltweit geschätzte Zotter-Schokolade hier ihre Heimat gefunden hat – wo gutes Essen und Trinken ohnehin zum kulturellen Erbe gehören.
Die Riegersburg – Felsenthron und Wehrhafter Gigant
Wenn du die Riegersburg von Weitem erblickst, verstehst du sofort ihren Beinamen "Wehr der Steiermark". Sie klebt förmlich am 482 Meter hohen Basaltfelsen, der steil aus der Landschaft ragt. Ihre Mauern scheinen mit dem Fels zu verschmelzen, als hätte die Natur selbst Steine für dieses monumentale Bauwerk gestapelt. Die Geschichte dieses Bollwerks reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als die ersten Befestigungsanlagen entstanden. Doch den Großteil der heutigen Anlage verdankt die Burg den Freiherren von Wechsler und später der Familie Liechtenstein, die sie im 17. Jahrhundert zu einer der mächtigsten Festungen Mitteleuropas ausbauten.
Der Aufstieg zur Burg führt über einen steil ansteigenden Pfad oder – bequemer – mit dem Schrägaufzug. Oben angekommen, belohnt dich ein Panoramablick, der an klaren Tagen bis nach Ungarn und Slowenien reicht. Die Aussicht allein ist jeden Besuch wert. Das wahre Schmankerl aber ist die Burganlage selbst: Sieben Tore mussten potenzielle Angreifer überwinden, elf Bastionen und eine drei Kilometer lange Mauer schützten die Bewohner. Die Riegersburg galt als uneinnehmbar – und tatsächlich wurde sie nie erobert. Nicht einmal während der Türkenbelagerungen oder der Kuruzzeneinfälle fiel die Festung.
Die Burg beherbergt heute mehrere Museen, die einen Einblick in längst vergangene Zeiten bieten. Besonders faszinierend ist das Hexenmuseum, das sich mit den tragischen Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts auseinandersetzt. Etwas leichter verdaulich präsentiert sich die Waffensammlung im Burgmuseum, wo Rüstungen, Schwerter und allerlei historische Waffen zu bestaunen sind. Die Burgkapelle, ein architektonisches Kleinod, beeindruckt mit ihren farbenprächtigen Fresken.
Die Riegersburg ist keine verstaubte Ruine, sondern ein lebendiges Kulturdenkmal. Neben den permanenten Ausstellungen gibt es regelmäßig Sonderausstellungen, mittelalterliche Feste und Konzerte. Der altehrwürdige Rittersaal bildet den Rahmen für Hochzeiten und andere festliche Anlässe. Ein Hauch von Mittelalter weht durch die Gemäuer, wenn die Falknerei ihre Vorführungen zeigt – Steinadler kreisen über dem Burghof, und der Falkner erklärt die jahrhundertealte Kunst der Vogeljagd.
Besonders für Familien mit Kindern ist die Riegersburg ein Erlebnis. Der Burggeist Balthasar führt die kleinen Besucher spielerisch durch die Geschichte der Burg. Bei Mittelalterfesten können Kinder Bogen schießen, Rüstungen anprobieren oder mittelalterliche Handwerkskunst bewundern. Die Burg ist ganzjährig geöffnet, wobei in der Wintersaison eingeschränkte Öffnungszeiten gelten. Wer einen Besuch plant, sollte sich auf der Webseite über die aktuellen Zeiten informieren.
Die Zotter Erlebniswelt – Schokoladiges Experimentierfeld
Nur wenige Kilometer von der Riegersburg entfernt liegt in Bergl bei Riegersburg die Zotter Erlebniswelt – ein Ort, der bei Schokoladenfans Glücksgefühle auslöst und selbst Nicht-Süßschnäbel begeistert. Joseph Zotter, ehemaliger Koch und heute weltbekannter Chocolatier, hat hier sein Schokoladen-Imperium errichtet. Aber keine gewöhnliche Fabrik, sondern ein Gesamtkunstwerk aus Produktion, Verkostung und Philosophie.
Die Zotter-Geschichte beginnt 1987 mit einer kleinen Konditorei in Graz. Der Weg zum Schokoladenproduzenten führte über Umwege, Höhen und Tiefen. Heute ist Zotter einer der wenigen Schokoladenhersteller weltweit, die von der Bohne bis zur fertigen Tafel alles selbst machen – "Bean to Bar" heißt dieses Prinzip. Das Besondere: Seit 2004 werden alle Produkte in Bio-Qualität hergestellt, seit 2006 zudem mit Fairtrade-Zertifizierung.
Der Besuch der Erlebniswelt beginnt mit der "Essbaren Tierschau" – einem ungewöhnlichen Streichelzoo, in dem alte Haustierrassen leben, die bei Zotter artgerecht gehalten werden. Dann folgt das Herzstück: die Schokoladenverkostung. Mit einem elektronischen Führer ausgestattet, tastest du dich durch die "Schokoladenseite" der Manufaktur. Entlang der Produktionsstraße gibt es über 150 Verkostungsstationen. Von der rohen Kakaobohne über das Zerkleinern, Rösten, Walzen und Conchieren kannst du jeden Produktionsschritt nicht nur sehen, sondern auch schmecken.
Vorsicht ist geboten – die Versuchung, sich beim Rundgang überall zu bedienen, ist groß. Viele Besucher erreichen das Ende der Tour mit einem Gefühl angenehmer Schokoladensättigung. Die kreativen Kreationen von Zotter sind legendär: Vom Klassiker "Hanf-Mocca" bis zu ausgefallenen Sorten wie "Lila-Kojote" oder "Käse-Walnuss-Traube" – hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Einige Kombinationen klingen gewagt, entpuppen sich aber oft als überraschend harmonisch.
Das Zotter-Universum ist mehr als nur Schokolade. Die Philosophie des Unternehmens umfasst Nachhaltigkeit, faire Handelsbeziehungen und Respekt vor der Natur. Dies spiegelt sich in der gesamten Anlage wider: Die Gebäude sind ökologisch konzipiert, auf dem Dach wächst Gras, und der Strom kommt aus der eigenen Photovoltaikanlage. Im angeschlossenen "Öko-Essbar" genannten Restaurant werden regionale und saisonale Gerichte angeboten – natürlich mit Zotter-Schokolade als Dessert.
Die Erlebniswelt bietet auch einen Einblick in die internationale Welt des Kakaos. In einer kleinen Ausstellung erfährst du, woher die Bohnen stammen, wie sie angebaut werden und welche sozialen und ökologischen Herausforderungen der Kakaoanbau mit sich bringt. Zotter bezieht seinen Kakao direkt von Bauern in Lateinamerika, Afrika und Asien – oft zu Preisen, die deutlich über dem Weltmarktniveau liegen. Diese faire Handelsweise ist Teil des Unternehmenskonzepts und wird transparent kommuniziert.
Der Shop am Ende des Rundgangs ist der Himmel für Naschkatzen. Hier findest du nicht nur das komplette Sortiment an Schokoladentafeln, sondern auch Pralinen, Trinkschokolade und allerlei süße Geschenkideen. Ein Besuch in der Zotter Erlebniswelt dauert etwa zwei bis drei Stunden – je nachdem, wie lange du dich an den Verkostungsstationen aufhältst und wie ausgiebig du den Shop erkundest.
Praktische Reisetipps für die Region
Die Anreise zur Riegersburg und zur Zotter Erlebniswelt gestaltet sich am einfachsten mit dem Auto. Die Region liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von Graz. Von der Autobahn A2 nimmst du die Abfahrt Ilz/Fürstenfeld und folgst dann den Beschilderungen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Gegend etwas schwieriger zu erreichen. Vom Bahnhof Feldbach oder Fehring verkehren Busse in Richtung Riegersburg, allerdings nicht sehr häufig. Wer ohne Auto anreist, sollte die Verbindungen gut planen oder ein Taxi in Betracht ziehen.
Für Familien bietet sich das Kombiticket für Riegersburg und Zotter an – damit sparst du nicht nur ein paar Euro, sondern hast auch gleich zwei Hauptattraktionen der Region abgedeckt. Die Riegersburg ist von April bis Oktober täglich geöffnet, in den Wintermonaten nur an Wochenenden. Bei Zotter gelten ähnliche Öffnungszeiten, wobei hier jährlich eine dreiwöchige Sommerpause eingelegt wird – meist Ende Juli bis Anfang August. Daher unbedingt vorab die aktuellen Zeiten checken.
Die Region um Riegersburg lässt sich wunderbar mit dem Fahrrad erkunden. Das sanft hügelige Terrain bietet Touren für jedes Fitness-Level. Besonders schön ist die Strecke entlang des Raabtal-Radwegs (R11), der teilweise auf alten Bahntrassen verläuft. Wer es sportlicher mag, kann die Vulkanland-Radroute in Angriff nehmen, die mit ordentlichen Steigungen aufwartet, dafür aber mit herrlichen Ausblicken belohnt.
Kulinarisch bietet die Region fast so viel wie die Zotter-Verkostung. Die Buschenschänken – typisch steirische Gasthäuser – servieren regionale Spezialitäten wie Verhackertes (eine Art Streichwurst), Käferbohnen mit Kürbiskernöl oder den berühmten Backhendlsalat. Dazu gibt's Wein aus eigener Produktion. Besonders zu empfehlen ist die Buschenschank Bernhard unweit der Riegersburg – hier schmeckt die Brettljause (Brotzeit) besonders gut, und der Blick auf die Burg ist inklusive.
Erweiterte Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung
Wer länger in der Region bleibt, kann die Riegersburg und Zotter mit weiteren Ausflugszielen kombinieren. Das Schloss Kornberg, etwa 15 Kilometer von Riegersburg entfernt, ist ein gut erhaltenes Renaissance-Schloss mit beeindruckender Waffensammlung und regelmäßigen Konzerten im Arkadenhof. In Feldbach lohnt ein Besuch im Tabor-Museum, das die Geschichte der Türkenkriege und der Kuruzzeneinfälle dokumentiert.
Die Thermenregion Bad Gleichenberg liegt nur einen Katzensprung entfernt. Hier kannst du nach einem Tag voller Burgerkundung und Schokoladengenuss in den Heilquellen entspannen. Die Therme bietet verschiedene Saunen, Dampfbäder und Behandlungen an – perfekt, um die müden Knochen wieder aufzumuntern.
Naturliebhaber kommen im Naturpark Raab auf ihre Kosten. Das Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowenien bietet Wanderwege durch unberührte Aulandschaften entlang des Flusses Raab. Im Frühjahr und Herbst ist der Park ein Paradies für Vogelbeobachter, da viele Zugvögel hier rasten.
Weinliebhaber sollten unbedingt die Weinstraßen der Region erkunden. Die Südoststeirische und die Klöcher Weinstraße führen durch malerische Weingärten zu gemütlichen Buschenschänken. Besonders die Sorte Traminer hat hier eine lange Tradition und wird in verschiedenen Varianten angeboten. Viele Winzer bieten Verkostungen und Führungen durch ihre Keller an – manchmal sogar mit Übernachtungsmöglichkeit direkt im Weingut.
Allerheiligst ist für Architekturinteressierte die Basilika Mariatrost in Graz ein Abstecher wert. Der barocke Prachtbau thront auf einem Hügel und ist Ziel vieler Wallfahrer. Die Innenausstattung mit prunkvollen Altären und Fresken beeindruckt selbst Besucher, die ansonsten wenig mit Kirchenarchitektur am Hut haben.
Die Stadt Graz selbst ist ein kulturelles Highlight und bietet mit ihrer Altstadt, dem Schloss Eggenberg und dem futuristischen Kunsthaus genug zu sehen für mehrere Tage. Als ehemalige Kulturhauptstadt Europas hat Graz eine lebendige Kunstszene und zahlreiche Museen.
Die beste Reisezeit und saisonale Besonderheiten
Das Klima der Südoststeiermark ist relativ mild und sonnenverwöhnt. Die beste Reisezeit für einen Besuch von Riegersburg und Zotter ist von Mai bis Oktober. Im Frühling und Frühsommer zeigt sich die Landschaft in sattem Grün, die Obstbäume blühen, und die Temperaturen sind angenehm. Der Herbst bietet mit der Weinlese und den bunten Laubwäldern seine eigenen Reize. Zudem finden im September und Oktober zahlreiche Weinfeste statt, bei denen du den neuen Jahrgang probieren kannst.
Die Hochsommermonate Juli und August können ziemlich heiß werden. Temperaturen über 30 Grad sind keine Seltenheit. Wer es etwas kühler mag, plant seinen Besuch auf der Riegersburg am besten für den frühen Vormittag – dann ist nicht nur die Temperatur angenehmer, sondern auch der Andrang geringer. Bei Zotter hingegen bietet die Klimaanlage auch an heißen Tagen Erleichterung, allerdings kann es in der Hauptsaison zu längeren Wartezeiten kommen.
Der Winter hat seine eigenen Vorzüge. Die Riegersburg ist an Wochenenden geöffnet und bietet ohne Laub einen noch besseren Blick auf die mächtige Architektur. Die Zotter Erlebniswelt ist in der Vorweihnachtszeit besonders stimmungsvoll dekoriert, und die Schokolade schmeckt bei kühlen Temperaturen nochmal so gut. In manchen Jahren wird auf der Burg ein kleiner Weihnachtsmarkt veranstaltet – mit Glühwein, Punsch und regionalen Handwerkserzeugnissen.
Wer einen Besuch plant, sollte die regionalen Veranstaltungen im Auge behalten. Die Riegersburger Ritterspiele im Juli bieten mittelalterliches Spektakel mit Rittern, Gauklern und historischem Handwerk. Bei Zotter gibt es gelegentlich Verkostungen mit dem Chocolatier persönlich – ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte, falls die Termine passen.
Übernachten und Verweilen
Für Übernachtungen bietet die Region rund um Riegersburg verschiedene Möglichkeiten. Direkt im Ort gibt es einige Pensionen und Gasthöfe, die oft familiär geführt werden und regional-typische Küche anbieten. Das "Gasthaus zur Riegersburg" etwa liegt am Fuße des Burgbergs und serviert hervorragende steirische Küche. Das "Gästehaus am Kirchberg" besticht durch seine Lage mit direktem Blick auf die Burg.
Etwas ausgefallener übernachtet man im "Schlafgut", einem ehemaligen Bauernhof, der zu stylischen Ferienwohnungen umgebaut wurde. Hier verbindet sich traditionelle Bauweise mit modernem Design. Die großzügigen Apartments bieten Platz für Familien und sind mit allem Komfort ausgestattet.
Wer es exklusiver mag, checkt im "Genusshotel Riegersburg" ein. Das 4-Sterne-Haus verfügt über ein Spa mit Panoramasauna und einem beheizten Außenpool – der perfekte Ort, um nach einem Tag voller Eindrücke zu entspannen. Das hoteleigene Restaurant serviert regionale Küche auf gehobenem Niveau und verwendet viele Produkte aus eigenem Anbau.
Für Naturfreunde bietet sich der Campingplatz am Riegersburger Badesee an. Hier kannst du mit dem Zelt oder Wohnmobil direkt am Wasser übernachten. Der See ist im Sommer ein beliebtes Ziel für Schwimmer und Sonnenanbeter. Auch Angler kommen auf ihre Kosten – der See ist reich an Karpfen, Hechten und Zandern.
Eine besondere Option sind die "Winzerzimmer", die viele Weingüter in der Region anbieten. Hier wohnst du direkt beim Winzer, kannst an Weinverkostungen teilnehmen und hast die Weinberge vor der Haustür. Besonders zu empfehlen ist das Weingut Winkler-Hermaden, das neben exzellenten Weinen auch geschmackvoll eingerichtete Zimmer bietet.
Wer länger in der Region bleibt, kann auch eine Ferienwohnung mieten. Viele ehemalige Bauernhäuser wurden liebevoll renoviert und bieten heute komfortable Unterkünfte für Selbstversorger. Über Plattformen wie Airbnb findest du eine große Auswahl an Möglichkeiten in unterschiedlichen Preisklassen.