Am Fuße des Kitzsteinhorns, eingebettet in die sanften Hügel des Salzburger Lands, liegt der Zeller See wie ein flüssiger Smaragd. Mit seinen 4,3 Quadratkilometern zählt er nicht zu den größten Alpenseen, dafür besticht er durch seine Lage: Im Süden erheben sich die mächtigen Dreitausender der Hohen Tauern, während im Norden die sanfteren Erhebungen der Kitzbüheler Alpen den See umrahmen. Die Kombination aus tiefblauem bis türkisgrünem Wasser und dem majestätischen Bergpanorama macht ihn zum idealen Terrain für Wassersportler, die nicht nur auf Wellengang, sondern auch auf Aussicht stehen.
Der See hat einen ungewöhnlich hohen Trinkwasserqualitätsstandard – ein Umstand, der nicht nur Badegäste, sondern besonders Paddler zu schätzen wissen, wenn mal ein Schwall Wasser ins Gesicht klatscht. Mit Sommertemperaturen von bis zu 24 Grad ist das Gewässer von Mai bis September angenehm befahr- und beschwimmbar. Mitten aus dem See heraus lässt sich die umliegende Bergwelt bestaunen: vom markanten Kitzsteinhorn über das Steinerne Meer bis hin zum Großglockner, der bei klarem Wetter am Horizont thront.
Kajaktour: Mit dem Doppelpaddel unterwegs
Kajakfahren auf dem Zeller See bietet Einsteigern wie Fortgeschrittenen optimale Bedingungen. Das flache Ufer erlaubt einen einfachen Einstieg, während die oft spiegelglatte Wasseroberfläche am Morgen kaum Hindernisse für die ersten Paddelversuche bietet. Auch für Geübte hat der See einiges zu bieten – besonders wenn der für die Region typische Nachmittagswind "Pinzgauer" auffrischt und dem Kajakfahrer etwas mehr Widerstand entgegenbringt.
Die Umrundung des gesamten Sees – etwa 12 Kilometer am Ufer entlang – ist eine klassische Tour, für die man je nach Tempo und Pausen zwischen zwei und vier Stunden einplanen sollte. A bisserl Zeit für Fotostopps muss sein, vor allem an der Südseite, wo der Blick auf die Gletscher der Hohen Tauern am eindrucksvollsten ist.
Wer lieber eine kürzere Strecke paddelt, kann sich auf die westliche Seeseite konzentrieren. Von Zell am See aus geht's dann Richtung Thumersbach – eine gemütliche Strecke von etwa drei Kilometern, die auch Anfänger gut bewältigen. Das Schwierige daran: Den Blick vom beeindruckenden Gebirgspanorama wieder aufs Wasser zu richten, denn die Kombination aus glasklarem Wasser und der Spiegelung der Berge hat schon so manchen Kajaker in träumerische Gedanken versetzt.
Besonders reizvoll ist eine frühmorgendliche Tour, wenn die aufgehende Sonne die Gipfel der Tauern vergoldet und der See noch in völliger Stille liegt. Nur das rhythmische Eintauchen des Paddels durchbricht die Ruhe. "Morgenstund hat Gold im Mund" gilt hier wortwörtlich – sowohl für die Lichtstimmung als auch für die Wasserqualität, die noch nicht durch den Tagesbetrieb aufgewirbelt wurde.
Stand-Up-Paddling: Die stehende Alternative
Was vor einigen Jahren noch als Exotentrend galt, ist am Zeller See längst etabliert: Stand-Up-Paddling, kurz SUP. Auf dem breiten Board stehend mit einem Einzelpaddel voranzukommen, hat sich als ideale Mischung aus Sport und Entspannung erwiesen. Für SUP-Anfänger ist der Zeller See ein perfektes Übungsrevier. Die geschützte Bucht beim Strandbad Zell bietet ruhiges, flaches Wasser, auf dem man in aller Ruhe das Gleichgewicht finden kann.
Der See offenbart sich aus der SUP-Perspektive noch einmal anders als beim Kajaken. Der höhere Standpunkt erlaubt einen besseren Rundumblick, und tatsächlich ist das Gefühl, quasi übers Wasser zu gehen, während im Hintergrund die Berge aufragen, ein besonderes. Die Anforderungen an die Balancefähigkeit sind freilich höher – wer zum ersten Mal auf dem Brett steht, wird rasch merken, dass selbst kleine Wellen eine Herausforderung darstellen können.
Fortgeschrittene nehmen gerne den Weg über die Ostbucht des Sees, wo der Eschenbach in den See mündet. Hier lässt sich bei ruhigem Wasser ein Stück flussaufwärts paddeln – ein kurzes Abenteuer abseits des Hauptgewässers, das mit Waldpassagen und kleinen Stromschnellen aufwartet. Für solche Touren empfiehlt sich ein Touring-SUP, das durch seine längliche Form besser auf Kurs bleibt.
An windigen Tagen wird das SUPen zur Herausforderung – dann verwandelt sich der sonst so zahme See manchmal in ein kleines Wellenmeer. Das macht das Brett zwar unruhiger, bietet aber auch einen gewissen Kick, wenn man es dennoch schafft, aufrecht zu bleiben. Wem das zu wackelig ist, der kann auch einfach auf die Knie gehen oder sich hinsetzen – ein Vorteil des SUP gegenüber dem Kajak ist schließlich die Flexibilität.
Ausrüstung und Verleihstationen
Wer nicht mit eigenem Kajak oder SUP-Board anreist, findet rund um den See zahlreiche Verleihstationen. Im Stadtgebiet von Zell am See konzentrieren sich die Anbieter hauptsächlich nahe des Strandbads und des Yachthafens. Die Preise liegen für ein Kajak bei etwa 15-25 Euro pro Stunde, für ein SUP-Board bei 12-20 Euro – je nach Saison und Auslastung.
Die Grundausrüstung wird überall mitgeliefert: Schwimmweste, wasserdichte Beutel für Wertsachen und natürlich die Paddel. Für SUP-Neulinge empfiehlt sich ein breiteres, stabileres Board mit mehr Volumen – damit ist die Wahrscheinlichkeit, ein unfreiwilliges Bad zu nehmen, deutlich geringer. Kajak-Anfänger sind mit einem breiten Sit-on-Top-Kajak gut beraten, das mehr Stabilität bietet als die sportlicheren Tourenkajaks.
Für längere Touren ist ein Neoprenanzug selbst im Sommer keine schlechte Idee. Trotz der angenehmen Wassertemperaturen kann ein plötzlicher Regenguss oder Windauffrischung für Fröstelei sorgen. Eine wasserdichte Packung mit Wechselkleidung, Sonnenschutz und etwas Proviant sollte bei ausgedehnteren Paddeltouren ohnehin mit an Bord sein. Wer im Kajak unterwegs ist, kann diese im Bug oder Heck verstauen, SUP-Paddler befestigen ihre Ausrüstung mit speziellen Gummischnüren auf dem Board.
Wissenswertes für Touristen: Die meisten Verleihstationen verlangen einen Lichtbildausweis als Pfand. In der Hochsaison lohnt eine Reservierung, besonders wenn man zu mehreren unterwegs ist oder spezielle Kajak-Modelle ausleihen möchte. Die Verleihgebühren sinken in der Regel, je länger man die Ausrüstung mietet – ein ganzer Tag kostet oft nur das Doppelte von zwei Stunden.
Die beste Zeit für Wassersport am Zeller See
Der Zeller See hat, wie viele Alpenseen, seine eigene Wettercharakteristik. Morgens und abends liegt der See meist spiegelglatt da – ideal für gemütliche Touren und Fotomotive. Ab Mittag frischt der Wind oft auf, was besonders für SUP-Anfänger herausfordernd sein kann. Für Kajaker hingegen bietet der Nachmittagswind die Möglichkeit, auch mal gegen Widerstand zu paddeln und die eigene Technik zu verbessern.
Die absolute Hochsaison am See liegt zwischen Juni und August. Dann kann es besonders an den Wochenenden schon mal eng werden auf dem Wasser. Motorboote, Segelboote und die regelmäßig verkehrende Seefähre teilen sich dann das Gewässer mit den Paddlern. Rücksicht ist dabei das A und O – wer als Kajaker oder SUPler unterwegs ist, sollte den größeren Wasserfahrzeugen ausweichen und die ausgewiesenen Schifffahrtslinien meiden.
Als Geheimtipp gelten die Randzeiten: Im Mai und September ist der See bereits bzw. noch warm genug für angenehmes Paddeln, aber deutlich leerer. Besonders der September hat seinen ganz eigenen Reiz: Die Berge zeigen bereits erste herbstliche Färbungen, während das Wasser noch die Sommerwärme gespeichert hat. Die niedrigere Sonne sorgt zudem für dramatischere Lichtstimmungen – ein Traum für Hobbyfotografen auf dem Wasser.
Wer wirklich einsame Momente auf dem See erleben will, sollte früh aufstehen. Zwischen 6 und 8 Uhr morgens hat man das Wasser fast für sich allein. Der Morgennebel, der manchmal wie ein zarter Schleier über dem See liegt, verleiht dem Paddelerlebnis dann eine fast mystische Dimension. Spannend ist dabei, dass sich dieser Nebel oft binnen Minuten auflöst und den Blick auf die sonnenbeschienenen Berggipfel freigibt – ein Naturschauspiel, das man nicht so schnell vergisst.
Einkehr und Pausen am Ufer
Eine der großen Annehmlichkeiten beim Paddeln am Zeller See ist die Möglichkeit, fast überall anlanden und eine Pause einlegen zu können. Zahlreiche Badeplätze, Liegewiesen und kleine Buchten laden zum Verweilen ein. Am nördlichen Ufer, in der Nähe von Thumersbach, gibt es mehrere Badestege, die sich hervorragend für eine Mittagspause eignen. Ein kurzer Fußmarsch führt zu mehreren Gasthäusern, die deftige Pinzgauer Küche servieren – Kaiserschmarrn, Kasnocken oder ein Bratl in der Rein sind nach ein paar Stunden auf dem Wasser genau das Richtige.
Wer lieber direkt am Wasser bleiben möchte, findet am Südufer des Sees, nahe der Esplanade von Zell am See, mehrere Cafés und Restaurants mit Seeblick. Hier kann man das Kajak oder SUP-Board gut im Auge behalten, während man sich stärkt. Manche Paddler packen sich auch einfach ein Picknick ein und suchen sich eines der ruhigeren Plätzchen am Ostufer, wo weniger Trubel herrscht.
Ein besonderes Highlight ist die Anlandung bei der kleinen Halbinsel am Nordufer. Dort steht eine rustikale Bank mit perfektem Blick über den See und auf das Kitzsteinhorn. Bei Einheimischen ein bekannter Platz, der trotzdem nie überlaufen ist – vermutlich, weil er am besten vom Wasser aus zu erreichen ist. Die Koordinaten dieses Geheimtipps sind etwa 47°19'41.5"N 12°48'34.2"E – aber psst, nicht weitersagen.
Naturschutz und Verhaltensregeln
Der Zeller See ist nicht nur Erholungsgebiet, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Schilfgürtel am Ostufer sind Brutgebiete für verschiedene Vogelarten und sollten nicht befahren werden. Auch die flachen Uferzonen, in denen Wasserpflanzen wachsen, sind tabu für Paddler. Hier gilt: Mindestens drei Meter Abstand zum Schilf halten und die ausgewiesenen Naturschutzzonen respektieren.
Für Wassersportler gelten am Zeller See klare Regeln: Das Befahren ist nur zwischen Sonnenauf- und -untergang erlaubt. Paddler müssen eine Schwimmweste mitführen (das Tragen wird dringend empfohlen) und sollten bei aufkommendem Gewitter sofort das Wasser verlassen. Der See kann bei Sturm überraschend schnell rau werden – unterschätze nicht die Kraft der Natur in den Bergen.
Beachte auch die ausgewiesenen Sperrgebiete für Wassersport, die meist durch Bojen markiert sind. Dazu zählen vor allem die Ein- und Ausfahrtsbereiche der Seefähre, Hafenanlagen und bestimmte Uferzonen. Ein gscheiter Blick auf die Hinweisschilder an den Einlassstellen lohnt sich definitiv vor dem Start.
Die Gemeinde Zell am See setzt sich stark für Nachhaltigkeit ein. Müll auf oder am See ist daher absolut tabu – was mit aufs Wasser genommen wird, sollte auch wieder mitgenommen werden. Viele Verleiher bieten mittlerweile kleine Müllbeutel an, in denen man Fundstücke oder eigenen Abfall sammeln kann. Eine löbliche Geste, die zur Reinhaltung des Gewässers beiträgt.
Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Aktivitäten
Ein Tag auf dem Wasser lässt sich hervorragend mit anderen Aktivitäten in der Region verbinden. Nach einer Morgenrunde mit dem Kajak bietet sich eine Wanderung auf den Hausberg Schmittenhöhe an. Die Bergbahn bringt dich bequem nach oben, von wo sich ein noch imposanterer Blick auf den See eröffnet. Der "Pinzgauer Spaziergang" entlang des Kamms ist eine leichte Höhenwanderung, die auch mit Kindern gut machbar ist.
Auch der abendliche Besuch einer der Thermen in der Umgebung ist nach einem Tag auf dem Wasser eine feine Sache. Die Tauern Spa in Kaprun, nur wenige Kilometer entfernt, bietet Entspannung für müde Paddelmuskeln und einen Panoramablick auf die Bergwelt, die man tagsüber vom Wasser aus bewundert hat.
Für Kulturinteressierte lohnt nach dem Wassersport ein Bummel durch die Altstadt von Zell am See mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern. Das Vogtturm-Museum gibt Einblicke in die Geschichte der Region, während die spätgotische Pfarrkirche St. Hippolyt mit ihrem markanten Turm einen Besuch wert ist. Abends verwandelt sich die Seepromenade in eine lebendige Flaniermeile mit zahlreichen Lokalen, in denen der Tag bei einem Glas Wein oder einem regionalen Bier ausklingen kann.
Für Familien bietet sich nach einer kurzen SUP-Session der Besuch des "Freizeitzentrum Zell am See" an – mit Wasserrutsche, Spielplatz und verschiedenen Sportmöglichkeiten ein willkommener Tapetenwechsel, besonders wenn die Konzentration der Kleinen auf dem Wasser nachlässt.