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Unterwegs in der Seisenbergklamm: Wasser, Fels und Waldmagie

Wo die Weißbach-Wasser durch schroffe Felswände tosen und die Luft selbst an Hitzetagen erfrischend kühl bleibt. Entlang sicherer Holzstege taucht man ein in eine Welt aus Urgewalten und geologischen Wundern, während der umliegende Rundweg auch kleine Entdecker glücklich macht.

Österreich  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Die Natur brauchte Jahrmillionen, um dieses Meisterwerk zu erschaffen. Im salzburgerischen Pinzgau, genauer gesagt in Weißbach bei Lofer, hat sich der gleichnamige Gebirgsbach im Laufe der Zeit seinen Weg durch massiven Kalkstein gegraben. Das Ergebnis: die atemberaubende Seisenbergklamm. Ihre schmalen Durchgänge, die stellenweise nur wenige Meter breit sind, und die bis zu 50 Meter hohen Felswände erzählen eine Geschichte von Geduld und unerbittlicher Kraft des Wassers.

Die Klamm erstreckt sich über eine Länge von etwa 600 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 60 Metern. Zugänglich wird diese Naturattraktion durch sorgfältig konstruierte Holzstege, die sich an den Felswänden entlangschlängeln und Besuchern einen sicheren Pfad durch die spektakuläre Schlucht bieten. Schon seit 1831 ist die Seisenbergklamm für Besucher erschlossen – damit zählt sie zu den ältesten touristisch zugänglichen Klammen im Alpenraum.

Besonders bemerkenswert: Anders als bei manch anderen Klammen in den Alpen gab's hier keine künstlichen Sprengungen. Was du siehst, ist komplett das Werk der Natur – und zwar seit der letzten Eiszeit. Die Schlucht ist ein Überbleibsel des Gletscherrückzugs, während der Weißbach über die Jahrtausende seinen Teil zur Formung beigetragen hat.

Die Weißbach – Kraftvolles Herzstück der Klamm

Nirgends wird die Macht des Wassers so hautnah spürbar wie in der Seisenbergklamm. Der Weißbach, der der umliegenden Gemeinde seinen Namen gab, hat hier sein imposantestes Schauspiel aufgebaut. Je nach Jahreszeit und Niederschlagsmenge verändert sich sein Charakter – mal ein sanft plätschernder Begleiter, mal ein tosender Strom, der mit ohrenbetäubendem Getöse durch die Schlucht donnert.

Nach starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze entwickelt der Bach eine beeindruckende Dynamik. Das Wasser schießt dann mit beachtlicher Wucht durch die engen Passagen, formt Strudel und kleine Wasserfälle und demonstriert eindringlich, wie es über unzählige Jahre hinweg den widerstandsfähigen Kalkstein aushöhlen konnte. Der Name "Weißbach" ist dabei durchaus Programm – sein Wasser erscheint durch die aufgewirbelten Mineralien und den Sauerstoffeintrag oft milchig-weiß, was besonders bei Sonnenschein faszinierende Lichtspiele erzeugt.

Gumpen, also natürliche Wasserbecken, haben sich an manchen Stellen gebildet – kreisrunde Auswaschungen im Fels, entstanden durch die Rotation von Steinen in Wasserwirbeln über Jahrhunderte hinweg. Die Temperaturen in der Klamm bleiben auch im Hochsommer angenehm kühl, selten mehr als 15 Grad. Der feine Wassernebel, der permanent in der Luft hängt, sorgt für ein eigenes Mikroklima, das sich wohltuend von heißen Sommertagen abhebt. Manchmal kitzelt dieser Sprühnebel die Nasenspitze, während man über die Holzstege wandert – eine willkommene natürliche Klimaanlage.

Der Weg durch die Schlucht – Ein Abenteuer für die Sinne

Der Einstieg in die Seisenbergklamm liegt direkt an der Hauptstraße in Weißbach bei Lofer. Schon von der Straße aus lässt sich das charakteristische Rauschen des Wassers vernehmen. Am Eingang werden zunächst die Eintrittsgebühren entrichtet – faire 7 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder (Stand 2024), mit verschiedenen Familien- und Gruppenrabatten.

Dann geht's los: Die gut gesicherten Holzstege führen direkt in das Herz der Klamm. Gleich zu Beginn taucht man ein in eine andere Welt – kühl, feucht und voller Naturgeräusche. Finger über's Geländer fahren lassen und die glattpolierte Oberfläche spüren – Generationen von Besuchern haben hier schon entlanggestreichelt. Die Holzkonstruktionen wurden über die Jahre immer wieder erneuert und ausgebaut, ohne den natürlichen Charakter der Schlucht zu beeinträchtigen.

Der Weg windet sich mal links, mal rechts des Bachlaufs. An manchen Stellen führt er durch kleine, in den Fels gehauene Tunnel, an anderen über schmale Stege direkt über dem sprudelnden Wasser. Wer nicht schwindelfrei ist, kann sich jederzeit am stabilen Geländer festhalten. Die Stege sind breit genug für Gegenverkehr, aber an besonders engen Stellen heißt es manchmal kurz warten.

Akustisch ist der Gang durch die Klamm ein besonderes Erlebnis. Das Wasser erzeugt, verstärkt durch die Felsenwände, eine natürliche Geräuschkulisse, die von leisem Glucksen bis zu donnerndem Tosen reicht. Die Schallreflexionen an den Felswänden erzeugen dabei einen fast meditativen Halleffekt. Manche Besucher bleiben minutenlang an bestimmten Stellen stehen, schließen die Augen und lassen die Natursinfolie auf sich wirken.

Nach etwa 20-30 Minuten gemütlichen Gehens erreicht man das obere Ende der Klamm. In diesem Abschnitt öffnet sich die Schlucht etwas, der Bach wird sanfter, und man kann durchatmen, bevor man sich entscheidet, wie es weitergehen soll.

Der Naturlehrpfad – Wissen mit Wanderlust verbinden

Am oberen Ende der eigentlichen Klamm zweigt ein gut ausgeschilderter Naturlehrpfad ab, der die Klammerfahrung wunderbar abrundet. Dieser Pfad ist Teil eines größeren Rundwanderweges und führt durch den angrenzenden Bergwald zurück nach Weißbach. Entlang dieses Weges wurden informative Schautafeln installiert, die anschaulich über die Flora und Fauna sowie die geologischen Besonderheiten der Region informieren.

Der besondere Kniff dieses Lehrpfads: Er ist interaktiv angelegt. Statt nur trockener Information gibt's Drehscheiben, Klappen zum Öffnen oder einfache Rätsel, die besonders Kinder zum aktiven Entdecken einladen. Da wird schon mal ein Baumstamm zum Balancieren oder ein Waldsofa zum Verweilen aufgestellt. Besonders schön: Die "Lauschplätze" – speziell ausgewählte Orte, an denen man innehalten und den unterschiedlichen Waldgeräuschen lauschen kann. Auch die verschiedenen Waldtypen werden erklärt – vom Bergmischwald bis zum Auwald.

Der Pfad vermittelt Wissen über heimische Tierarten wie Gämsen, Steinadler oder Alpensalamander, die in diesem Ökosystem heimisch sind. Mit etwas Glück – und viel Ruhe – lassen sich sogar einige davon beobachten. Auch botanisch hat der Weg einiges zu bieten: Je nach Jahreszeit blühen am Wegesrand Alpenrosen, verschiedene Enzianarten oder das giftige, aber wunderschöne Eisenhutgewächs.

Besonders interessant ist die Erklärung des "Triftens" – einer historischen Methode des Holztransports, bei der Baumstämme durch die Klamm geschwemmt wurden. Diese Praxis, die bis in die 1950er Jahre durchgeführt wurde, prägte nicht nur die lokale Geschichte, sondern trug auch zur weiteren Ausformung der Klamm bei. An einer Stelle kann man noch Reste der alten Triftanlagen erkennen – ein faszinierendes Zeugnis alpiner Wirtschaftsgeschichte.

Der familienfreundliche Rundwanderweg – Natur für alle Generationen

Von der Klamm ausgehend lässt sich ein angenehmer Rundwanderweg beschreiten, der für Familien mit Kindern geradezu ideal ist. Der gesamte Rundweg – Klamm und Rückweg über den Naturlehrpfad eingerechnet – erstreckt sich über etwa 4 Kilometer und benötigt inklusive gemütlicher Pausen etwa 2-3 Stunden. Der Höhenunterschied ist mit rund 150 Metern moderat und auch für ungeübte Wanderer problemlos zu bewältigen.

Auf dem Rückweg, der teilweise durch lichten Mischwald führt, eröffnen sich immer wieder reizvolle Aussichten auf die umliegende Bergwelt. Das Panorama der Loferer Steinberge, die markanten Gipfel des Reiteralpengebirges oder des Steinernen Meeres bilden einen eindrucksvollen Rahmen für diese Wanderung. Die Wegeführung ist durchgehend gut markiert und auch mit normalen Freizeitschuhen problemlos begehbar.

Etwa auf halber Strecke des Rückwegs lädt eine kleine Jausenstation zur Rast ein. Hier kann man die lokale Küche probieren – vom deftigen Brettljausn mit selbstgemachtem Bauernbrot und Speck aus der Region bis hin zu süßen Versuchungen wie Kaiserschmarrn oder Germknödel. Die Preise sind für eine touristische Attraktion erstaunlich moderat, und die Aussicht von der Terrasse ist ein zusätzliches Schmankerl. S'wird hier oft g'sagt: "Erst die Müh, dann der Genuss" – und das stimmt.

Für Familien mit kleinen Kindern gibt es unterwegs immer wieder Spielmöglichkeiten – sei es ein kleiner Bachlauf zum Plantschen, Baumstämme zum Balancieren oder einfache Waldspielstationen. Die gesamte Route ist auch mit einem geländetauglichen Kinderwagen machbar, wobei an wenigen Stellen etwas geschoben und getragen werden muss. Man merkt dem Weg an, dass er mit Bedacht für unterschiedliche Altersgruppen konzipiert wurde.

Die beste Reisezeit – Wann sich ein Besuch besonders lohnt

Die Seisenbergklamm hat eine begrenzte Öffnungszeit von Anfang Mai bis Ende Oktober, abhängig von den Witterungsverhältnissen. Die genauen Öffnungszeiten sollten vor einem Besuch auf der offiziellen Website oder telefonisch erfragt werden, besonders zu Saisonbeginn und -ende, wenn wetterbedingte Änderungen möglich sind.

Jede Jahreszeit bietet dabei ihre eigenen Reize: Im Frühling, wenn die Schneeschmelze noch für reichlich Wasser sorgt, zeigt sich die Klamm von ihrer kraftvollsten Seite. Das Tosen des Wassers erreicht dann beeindruckende Lautstärken, und die Gischt kann an manchen Stellen für eine unfreiwillige Erfrischung sorgen. Gleichzeitig erwacht die Natur entlang des Lehrpfades zu neuem Leben – erste Blumen zeigen sich, und die frischen Grüntöne des Frühlings dominieren das Landschaftsbild.

Der Hochsommer bietet den Vorteil angenehmer Temperaturen in der Klamm. Während andernorts die Hitze drückt, herrschen hier erfrischende 12-15 Grad – eine natürliche Klimaanlage. Zudem sind die Wege dann komplett trocken und gut begehbar. Die Nachmittage können allerdings gerade in der Hauptsaison recht belebt sein. Wer es ruhiger mag, sollte den frühen Morgen oder den späteren Nachmittag für seinen Besuch wählen.

Der Herbst wiederum verzaubert mit seiner Farbenpracht. Wenn das umliegende Laub sich in goldgelbe und rötliche Töne färbt, entsteht ein faszinierender Kontrast zu den grau-weißen Felswänden und dem kristallklaren Wasser. Die Lichtstimmungen sind dann besonders malerisch, was Fotografen lieben werden. Zudem ist der Besucherandrang deutlich geringer als im Sommer.

Ein kleiner Insidertipp: Die schönsten Lichtverhältnisse in der Klamm herrschen an leicht bewölkten Tagen. Das diffuse Licht dringt dann gleichmäßiger in die Schlucht ein und erzeugt weniger harte Kontraste als bei direkter Sonneneinstrahlung.

Praktische Informationen für Besucher

Die Anreise zur Seisenbergklamm gestaltet sich unkompliziert. Mit dem Auto erreicht man Weißbach bei Lofer über die B311. Direkt am Ortseingang befindet sich ein gut ausgeschilderter Parkplatz für Klammbesucher. Die Parkgebühren sind mit 3 Euro für den ganzen Tag (Stand 2024) fair kalkuliert. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Anreise etwas aufwändiger, aber machbar: Buslinien aus Richtung Salzburg oder Zell am See halten direkt in Weißbach, von dort sind es nur wenige Gehminuten bis zum Klammeingang.

Die Eintrittspreise für die Klamm selbst liegen bei 7 Euro für Erwachsene und 3 Euro für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren (Stand 2024). Verschiedene Familien- und Gruppenrabatte werden angeboten. Mit der Salzburger Land Card ist der Eintritt kostenlos – was sich für einen längeren Aufenthalt in der Region durchaus rechnen kann.

Die Ausrüstung für einen Besuch sollte gut durchdacht sein: Festes Schuhwerk ist ein Muss, auch wenn die Stege gut ausgebaut sind. Die feuchte Umgebung kann stellenweise für rutschigen Untergrund sorgen. Eine leichte Regenjacke oder ein Windbreaker ist selbst an sonnigen Tagen empfehlenswert, da der Sprühnebel in der Klamm durchaus für nasse Kleidung sorgen kann. Für Fotografen ist zudem ein Schutz für die Kameraausrüstung ratsam.

Entlang des Weges und im angrenzenden Naturlehrpfad gibt es keine Toiletten – diese befinden sich nur am Eingang der Klamm und in der erwähnten Jausenstation. Auch Trinkwasser sollte man selbst mitbringen, obwohl das Bachwasser sauber wirkt, ist es nicht zum Trinken geeignet.

Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist die Klamm leider nur bedingt zugänglich. Die Holzstege sind zwar breit und stabil, aber es gibt immer wieder Stufen und engere Passagen, die mit einem Rollstuhl nicht passierbar sind. Der Naturlehrpfad außerhalb der Klamm ist teilweise rollstuhlgerecht, aber auch hier sollte man sich vorab über die aktuellen Bedingungen informieren.

Die umliegende Region – Mehr als nur die Klamm

Ein Besuch der Seisenbergklamm lässt sich hervorragend mit weiteren Attraktionen in der Region verbinden. Weißbach bei Lofer selbst ist ein charmantes Alpendorf mit typischer Salzburger Architektur und einigen gemütlichen Gasthöfen, die regionale Küche auf hohem Niveau anbieten. Das nahegelegene Lofer bietet zusätzliche touristische Infrastruktur, darunter mehrere Sportgeschäfte, Restaurants und ein kleines, aber feines Heimatmuseum, das Einblicke in die Geschichte der Region gewährt.

Aktivurlauber haben in der unmittelbaren Umgebung die Qual der Wahl: Das Wanderwegenetz in den angrenzenden Loferer und Leoganger Steinbergen ist hervorragend ausgebaut und bietet Routen für jedes Anspruchsniveau – von gemütlichen Almspaziergängen bis zu anspruchsvollen Gipfeltouren. Mountainbiker schätzen die gut ausgeschilderten Radwege entlang der Saalach und in den umliegenden Tälern.

Im Winter verwandelt sich die Region in ein kleines, aber feines Skigebiet. Während die Klamm selbst dann geschlossen ist, locken die nahegelegenen Pisten von Lofer mit gut präparierten Abfahrten und moderaten Preisen – deutlich familienfreundlicher als manch überlaufenes Großskigebiet in Tirol.

Eine Besonderheit der Region ist zudem die "Naturkäserei Weißbach", wo traditioneller Almkäse nach überlieferten Rezepten hergestellt wird. Besichtigungen sind nach Voranmeldung möglich, und der Käse kann natürlich auch direkt vor Ort erworben werden – ein schmackhaftes Souvenir für zu Hause.

Wer sich für weitere Naturphänomene interessiert, findet in der näheren Umgebung mit der Vorderkaserklamm und der Lamprechtshöhle zwei weitere beeindruckende Naturschauspiele. Beide sind innerhalb einer halben Autostunde erreichbar und ergänzen das Erlebnis Seisenbergklamm auf wunderbare Weise.

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