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Hoch über dem Vierwaldstättersee: Der Felsenweg am Bürgenstock

Steile Felswände, atemberaubende Tiefblicke und ein Panorama, das seinesgleichen sucht. Der Felsenweg am Bürgenstock gehört zu den spektakulärsten Wanderungen der Schweiz.

Schweiz  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Der Bürgenstock ragt imposant über dem Vierwaldstättersee empor, rund 20 Kilometer südlich von Luzern. Diese markante Bergkuppe erreicht eine Höhe von 1128 Metern und bildet zusammen mit dem benachbarten Rigi eine der bekanntesten Landmarken der Zentralschweiz. Von Kehrsiten aus führt die historische Standseilbahn seit 1888 hinauf zur Bergstation – übrigens eine der steilsten Bahnen Europas mit einer maximalen Steigung von 68 Prozent.

Wer mit dem Auto anreist, findet in Kehrsiten ausreichend Parkplätze. Die Fahrt von Luzern dauert etwa 30 Minuten, wobei die Strecke entlang des Sees durchaus reizvoll ist. Alternativ verkehren Schiffe der SGV (Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees) regelmäßig zwischen Luzern und Kehrsiten. Diese gemütliche Variante dauert zwar länger, bietet aber bereits während der Anreise fantastische Ausblicke auf die umliegenden Berge.

Die Bahn selbst ist schon ein kleines Abenteuer. In den roten Waggons geht es steil bergauf, und spätestens bei der Durchfahrt durch den 114 Meter langen Felsentunnel wird klar: Hier oben erwartet einen etwas Besonderes. Der Blick aus den Fenstern während der etwa zehnminütigen Fahrt lässt bereits erahnen, welche Dimensionen einen erwarten.

Geschichte und Bedeutung des Bürgenstocks

Schon im 19. Jahrhundert galt der Bürgenstock als mondänes Reiseziel. 1873 eröffnete das erste Grand Hotel, das internationale Gäste anzog – darunter Königin Victoria, die hier mehrere Sommer verbrachte. Die Belle Époque hinterließ ihre Spuren, auch wenn das ursprüngliche Hotel längst einem modernen Luxusresort gewichen ist.

Interessant ist dabei, dass der Bürgenstock schon damals nicht nur wegen seiner Hotels berühmt war. Die spektakuläre Lage und die schwindelerregenden Aussichten lockten Abenteurer und Naturliebhaber an. Der Felsenweg, der heute zu den Hauptattraktionen zählt, wurde bereits um 1900 angelegt – eine bemerkenswerte ingenieurtechnische Leistung für die damalige Zeit.

Während des Zweiten Weltkriegs diente der Bürgenstock übrigens als Internierungsort für ausländische Diplomaten. Diese weniger glamouröse Periode der Geschichte wird heute kaum noch erwähnt, gehört aber durchaus zur vielschichtigen Vergangenheit dieses Ortes.

Der Felsenweg: Spektakulär und nichts für schwache Nerven

Der eigentliche Star am Bürgenstock ist aber der Felsenweg. Diese etwa einen Kilometer lange Wanderung führt entlang der Südwestflanke des Berges und bietet Ausblicke, die schlichtweg atemberaubend sind. Der Weg wurde in die steile Felswand gesprengt und geschlagen, teilweise führt er durch kurze Tunnel und über schmale Brücken.

Schon die ersten Meter machen deutlich: Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Links türmt sich die Felswand auf, rechts geht es steil hinab zum See. Die Tiefe beträgt stellenweise über 500 Meter – da wird einem schon mal mulmig. Besonders spektakulär wird es beim sogenannten "Balkon", einer Aussichtsplattform, die förmlich über dem Abgrund zu schweben scheint.

Die Wegführung ist durchaus abwechslungsreich. Mal führt der Pfad durch schattige Felsnischen, dann wieder über sonnige Absätze mit freiem Blick auf den See. Zwischendurch kreuzen kleine Wasserfälle den Weg – im Frühjahr können diese durchaus heftig sein und den Fels rutschig machen.

Ein Tipp für Fotografen: Das Licht am späten Nachmittag taucht die Landschaft in warme Töne und lässt die Kontraste zwischen dem dunklen Fels und dem glitzernden Wasser besonders stark hervortreten. Allerdings solltest du beim Fotografieren nie vergessen, wo du stehst – ein unachtsamer Schritt kann hier böse enden.

Praktische Hinweise und Sicherheit

Der Felsenweg ist grundsätzlich das ganze Jahr über begehbar, aber die Bedingungen können stark variieren. In den Wintermonaten kann Glatteis den Weg extrem gefährlich machen – dann sind Grips und gute Ausrüstung unbedingt nötig. Auch bei Nebel sollte man sich den Weg zweimal überlegen. Wenn die Sicht schlecht ist, verliert der Felsenweg nicht nur seinen Reiz, sondern wird auch deutlich gefährlicher.

Feste Schuhe sind Pflicht. Turnschuhe oder gar Sandalen haben hier definitiv nichts verloren. Die Wegoberfläche besteht teilweise aus glattem Fels, der bei Nässe rutschig wird. Ein Geländer gibt es nur an wenigen exponierten Stellen – meist bist du auf deine eigene Trittsicherheit angewiesen.

Zeitlich solltest du etwa eine Stunde für den gesamten Felsenweg einplanen, wobei das stark davon abhängt, wie oft du anhältst. Und ehrlich gesagt: Bei diesen Ausblicken wirst du oft anhalten wollen. Der Weg führt vom Hotel Bürgenstock zur Hammetschwand-Lift-Station und kann in beide Richtungen begangen werden.

Ein wichtiger Sicherheitshinweis: Der Felsenweg ist bei weitem nicht so harmlos, wie er auf den ersten Blick aussehen mag. Immer wieder kommt es zu Unfällen, meist durch Leichtsinn oder falsche Selbsteinschätzung. Wer Höhenangst hat oder unsicher auf den Beinen ist, sollte lieber einen der anderen Wanderwege am Bürgenstock wählen.

Der Hammetschwand-Lift: Europas höchster Außenlift

Am Ende des Felsenwegs wartet noch ein weiteres Highlight: der Hammetschwand-Lift. Mit 153 Metern Höhe ist er der höchste Außenaufzug Europas und befördert Besucher in weniger als einer Minute auf den 1132 Meter hohen Gipfel der Hammetschwand. Schon die Fahrt selbst ist ein Erlebnis – durch die Glaswände des Aufzugs eröffnet sich ein 360-Grad-Panorama.

Oben angekommen, wird klar, warum dieser Aussichtspunkt so berühmt ist. Bei klarem Wetter reicht der Blick bis zu den Berner Alpen im Süden und zum Schwarzwald im Norden. Der Vierwaldstättersee liegt wie ein glitzernder Spiegel zu Füßen, durchzogen von den weißen Spuren der Ausflugsschiffe.

Der Lift wurde bereits 1905 erbaut und war damals eine technische Sensation. Nach mehreren Renovierungen ist er heute ein modernes und sicheres Transportmittel, das allerdings bei starkem Wind oder Unwetter außer Betrieb genommen wird. In der Hochsaison können sich längere Wartezeiten ergeben – es lohnt sich, früh am Tag oder später am Nachmittag zu kommen.

Alternative Wanderwege und Aktivitäten

Wer vom Felsenweg nicht genug bekommen kann oder nach Alternativen sucht, findet am Bürgenstock weitere interessante Wandermöglichkeiten. Der Waldweg zum Beispiel führt weniger exponiert durch lichte Buchenwälder und bietet trotzdem schöne Ausblicke auf den See. Diese Route ist auch für Familien mit Kindern geeignet.

Ambitionierte Wanderer können vom Bürgenstock aus eine Mehrtagestour starten. Der Weg über den Stanserhorn und weiter Richtung Engelberg gehört zu den klassischen Höhenwegen der Zentralschweiz. Dabei durchquert man verschiedene Vegetationszonen und erlebt die Alpen in ihrer ganzen Vielfalt.

Im Winter verwandelt sich der Bürgenstock in ein Schneeschuhparadies. Mehrere markierte Routen führen durch die verschneite Landschaft, wobei die Aussichten bei klarem Winterwetter besonders beeindruckend sind. Die Kontraste zwischen dem weißen Schnee und dem dunkelblauen Wasser des Sees sind schlichtweg fantastisch.

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