Schweiz

Vals und der Zervreilasee: Thermalquellen, Stausee-Zauber und ursprüngliche Natur

Wo Stararchitektur auf ursprüngliche Bergwelt trifft, liegt Vals versteckt im hinteren Bündnerland. Das 1.000-Seelen-Dorf lockt mit seiner Therme und dem türkisblauen Zervreilasee – perfekt für alle, die Entspannung und Abenteuer unter einen Hut bringen wollen.

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Zwischenablage

Vals versteckt sich ganz hinten im gleichnamigen Tal, einem Seitental der Surselva. Wer hierher kommt, muss das wirklich wollen – Durchgangsverkehr gibt's keinen. Das merkt man sofort: Die Ruhe ist fast schon ungewöhnlich für ein Tourismusgebiet. Nur 1000 Menschen leben hier oben auf 1250 Metern, zwischen steilen Bergflanken und rauschenden Bächen.

Die Häuser stehen noch da, wo sie schon vor Jahrhunderten standen. Grauer Valser Quarzit prägt das Ortsbild, derselbe Stein, aus dem später die berühmte Therme entstehen sollte. Eigentlich könnte Vals ein verschlafenes Bergdorf sein wie viele andere auch. Wäre da nicht dieser eine Architekt gewesen, der alles verändert hat.

Peter Zumthors Meisterwerk

60.000 Quarzit-Stücke, alle aus der Region, alle präzise geschichtet. Was Peter Zumthor da in den Berg hineingebaut hat, ist schwer zu beschreiben. Die 7132 Therme fügt sich so natürlich in die Landschaft ein, dass man sie fast übersehen könnte – wäre da nicht dieses mystische Licht, das durch die Schlitze im Stein fällt.

Drinnen ist es warm und dunkel, fast wie in einer Höhle. Das Thermalwasser sprudelt mit 30 Grad aus den Tiefen des Berges, versetzt mit Mineralien, die der Haut gut tun sollen. Spannend ist dabei, dass sich die Atmosphäre je nach Tageszeit völlig verändert. Morgens ist das Licht kühl und sachlich, abends wird es warm und golden.

Das Innenbecken hält konstante 32 Grad, draußen schwankt die Temperatur zwischen 30 und 36 Grad – je nach Jahreszeit und Wetter. Im Winter dampft das Wasser in der kalten Bergluft, ein fast magischer Anblick. Blütenbad, Klanggrotte, Feuer- und Eisbad – die Therme ist ein Erlebnis für alle Sinne geworden.

Dass das Bauwerk schon kurz nach der Eröffnung unter Denkmalschutz gestellt wurde, überrascht niemanden, der es einmal gesehen hat. Zumthor bekam dafür den Pritzker-Preis, quasi den Nobelpreis der Architektur. Nicht schlecht für ein 1000-Seelen-Dorf in den Bündner Bergen.

Hinauf zum türkisblauen Juwel

Der Zervreilasee liegt 600 Höhenmeter über Vals, auf 1862 Metern. Türkisblau schimmert das Wasser zwischen den Gipfeln von Fanellhorn, Zervreilahorn und Frunthorn. Ein künstlicher See zwar, aber einer der schönsten der Alpen.

Entstanden ist er in den 60er Jahren, als man hier oben eine 151 Meter hohe Gewichtsstaumauer baute. Das kleine Dorf Zervreila verschwand dabei unter den Wassermassen – nur der Name blieb. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, außer vielleicht bei extrem niedrigem Wasserstand.

Vier Kilometer lang ist der See, je nach Füllstand. Gespeist wird er vom Canalbach, Hornbach, Finsterbach und dem Valser Rhein, der nach der Staumauer auch wieder abfließt. Das Wasser ist selbst im Sommer eisig – zum Baden definitiv nichts für Warmduscher.

Drei Wege hinauf

Mit dem Postauto geht's bequem und ohne Anstrengung. Die gelben Busse fahren von Vals direkt zur Haltestelle "Vals, Zervreila" an der Staumauer. Dort wartet auch ein Gasthaus auf hungrige und durstige Besucher. Praktisch, aber ehrlich gesagt auch etwas langweilig.

Wer mit dem Auto fährt, braucht etwa 20 Minuten ab Vals. Die Straße ist schmal und kurvenreich, aber gut ausgebaut. Parkplätze gibt's an der Staumauer genug, auch wenn's im Sommer manchmal eng werden kann.

Am schönsten ist jedoch der Fußweg. Zweieinhalb Stunden braucht man vom Dorf bis zum See, 600 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Weg führt erst durch Bergwiesen, später durch Lärchenwald und zuletzt über steiniges Gelände. Unterwegs wird die Aussicht immer spektakulärer.

Der Panoramaweg: Gadastatt macht's möglich

Wer sich die ersten 600 Höhenmeter sparen möchte, nimmt die Gondelbahn hinauf nach Gadastatt. Von dort führt der Panoramaweg in gemütlichen zweieinhalb Stunden zum Zervreilasee – und der Name ist Programm.

Schon kurz nach Gadastatt öffnet sich die Sicht auf die Bündner Bergwelt. Links die Gipfel des Rheinwalds, rechts die Adula-Gruppe, voraus die markanten Spitzen rund um den Zervreilasee. Dazwischen liegen Hochmoore, die im Herbst in allen Rottönen leuchten.

Der Weg ist technisch einfach, aber landschaftlich grotesk spektakulär. Mal geht's durch Bergföhrenwald, mal über offene Matten, immer mit diesem fantastischen Rundblick. Besonders schön ist die Strecke im Oktober, wenn die Lärchen goldgelb leuchten und sich im stillen Wasser des Sees spiegeln.

Am See angekommen

Die Staumauer ist beeindruckend – 151 Meter hoch und massiv wie ein Bollwerk. Von oben blickt man hinunter ins Valsertal, das sich tief unten wie ein grünes Band durch die Berge schlängelt. Nach Norden öffnet sich der Blick über den ganzen See bis zu den Dreitausendern an der italienischen Grenze.

Das Gasthaus an der Staumauer ist rustikal, aber gemütlich. Rösti mit Spiegelei, Bündner Gerstensuppe, dazu ein Glas Fendant – mehr braucht's nicht nach einer längeren Wanderung. Die Wirtsleute kennen ihre Gäste und haben immer einen Tipp parat, wo's am schönsten ist.

Der See selbst lädt zum Verweilen ein. Am Ufer findet sich immer ein ruhiges Plätzchen, die Füße ins kalte Wasser zu strecken oder einfach nur zu schauen. Das Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann – zumindest dort, wo er nicht allzu tief ist.

Wanderungen rund um den See

Wer noch Energie hat, kann den See umrunden. Der Weg führt meist am Ufer entlang, mal über Felsplatten, mal durch kurzes Gras. Etwa zwei Stunden braucht man für die komplette Runde, wobei das Tempo nebensächlich ist bei dieser Kulisse.

Auf der gegenüberliegenden Seite ist es besonders still. Hier hört man nur das leise Plätschern der Wellen und vielleicht das Pfeifen eines Murmeltiers. Ab und zu zieht ein Steinadler seine Kreise über den Gipfeln – ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Für Geübte lohnt sich der Aufstieg zur Zervreilahütte SAC. Sie steht auf 2796 Metern und ist Ausgangspunkt für Touren auf die umliegenden Dreitausender. Der Weg ist anspruchsvoll und nur bei sicheren Verhältnissen zu empfehlen, aber die Aussicht entschädigt für alle Mühen.

Winter im Valsertal

Wenn Schnee liegt, verwandelt sich die Gegend komplett. Das kleine Skigebiet am Dachberg ist perfekt für Familien – überschaubar, sonnig und ohne Massenandrang. Die Pisten sind nicht spektakulär, aber solide gepflegt und ideal für entspannte Skitage.

Schneeschuhwanderer finden rund um Vals unzählige Routen. Besonders schön ist der Weg zur Zervreilahütte, wenn der See zugefroren ist und die Gipfel in blendendem Weiß stehen. Skitourengeher schätzen die einsamen Hänge abseits der präparierten Pisten.

Die Therme ist im Winter ein besonderes Erlebnis. Draußen minus zehn Grad, drinnen warmes Wasser und mystisches Licht – das hat schon was Magisches. Nach einem Tag in der kalten Bergluft gibt's nichts Schöneres, als sich in den heißen Quellen aufzuwärmen.

Praktische Hinweise

Vals ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Von Chur fährt der Postauto über Ilanz ins Valsertal. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und führt durch eine grandiose Berglandschaft.

Übernachten kann man im Dorf in verschiedenen Hotels und Pensionen. Das luxuriöse 7132 Hotel gehört zur Therme und ist entsprechend teuer, aber auch entsprechend exklusiv. Günstiger wird's in den Gasthöfen im Dorf oder auf dem Campingplatz am Ortsrand.

Die beste Zeit für den Zervreilasee ist von Juni bis Oktober. Früher liegt noch Schnee, später wird's bereits wieder ungemütlich. Im Hochsommer kann's am See ziemlich voll werden – wer die Ruhe sucht, kommt besser im Herbst.

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