Wer das Trentino nur als Bergsteiger- und Skiregion kennt, verpasst etwas Wesentliches. Versteckt zwischen den majestätischen Gipfeln der Dolomiten und den weiten Tälern des Stilfser Nationalparks sprudeln seit Jahrhunderten heilsame Thermalquellen aus dem Boden. Fünf Thermalbäder haben sich einen Namen gemacht – jedes mit seinem ganz eigenen Charakter und therapeutischen Schwerpunkt.
Das Besondere am Trentino: Die Thermal- und Mineralquellen entspringen oft in beträchtlicher Höhe und sind geologisch so vielfältig wie die Landschaft selbst. Von arsenhaltigen Quellen bis hin zu schwefelig duftenden Heilwässern ist alles dabei. Manche Traditionen reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, andere Anlagen wurden erst kürzlich renoviert und glänzen mit moderner Ausstattung.
Levico Terme: Die Nervenbalsam-Quelle
In Levico Terme am Viale Vittorio Emanuele wartet eine der außergewöhnlichsten Thermalquellen Italiens. Das arsen- und eisenhaltige Wasser entspringt auf stolzen 1.582 Metern Höhe inmitten von Dolomitgestein. Bereits im 16. Jahrhundert wussten die Menschen um die beruhigende Wirkung auf das Nervensystem – ein Ruf, der bis heute anhält.
Spannend ist dabei, dass diese Quelle in ganz Europa ihresgleichen sucht. Die spezielle Zusammensetzung macht das Thermalwasser zu einem wahren Allheilmittel: Angstzustände, Beschwerden des Bewegungsapparates, Hautleiden und Schilddrüsenprobleme – die Liste der Anwendungsgebiete ist lang. Neuere Studien haben sogar bestätigt, dass das Wasser bei Atemwegserkrankungen hilft, die durch Umweltverschmutzung und Smog entstanden sind. In Zeiten steigender Luftbelastung ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Das Kurangebot in Levico ist vielseitig und durchdacht. Balneotherapien stehen im Mittelpunkt, ergänzt durch Inhalationen und Aerosoltherapien. Wer unter Gelenkbeschwerden leidet, wird die Fango-Balneotherapien zu schätzen wissen. Für Frauen gibt es spezielle gynäkologische Behandlungen mit Vaginalirrigationen. Massagen runden das Programm ab.
Was Levico besonders macht: Die Atmosphäre ist ruhig und konzentriert. Hier geht es weniger um Wellness-Spektakel als um handfeste Gesundheitsvorsorge. Die Gäste kommen oft auf ärztliche Empfehlung oder kehren Jahr für Jahr zurück, weil sie die Wirkung am eigenen Leib gespürt haben.
Terme Dolomia: Schwefel unter Bergriesen
Inmitten der Dolomiten, in San Giovanni di Fassa an der Strada di Bagnes, liegt ein wahres Kleinod: die Terme Dolomia. Das Thermalwasser entspringt im Weiler Alloch, wo es schon in der Antike "bagn da tof" genannt wurde – ein Name, der bis heute überliefert ist.
Die schwefel- und mineralhaltige Zusammensetzung des Wassers ist einzigartig im gesamten Trentino. Das riecht man auch: Der charakteristische Schwefelgeruch weht einem schon beim Betreten der Anlage entgegen. Wer sich daran gewöhnt hat, wird die wohltuende Wirkung schnell zu schätzen wissen.
Besonders hervorzuheben ist die Trinkkur für Magen-Darm-Beschwerden. Das mag zunächst gewöhnungsbedürftig klingen, aber viele Stammgäste schwören darauf. Die Aerosoltherapie eignet sich hervorragend bei Atemwegsproblemen, während die Balneotherapie Linderung bei Gefäßkrankheiten und Arthrose verspricht.
Ein Highlight ist die Fangotherapie: Warmer, mineralreicher Schlamm wird auf die Haut aufgetragen und entfaltet seine heilende Wirkung bei dermatologischen Problemen, Durchblutungsstörungen und Gelenkbeschwerden. Nach so einer Behandlung fühlt sich die Haut samtig weich an – ein angenehmer Nebeneffekt.
Zusätzlich zu den medizinischen Anwendungen verfügt Terme Dolomia über eine großzügige Wellnessabteilung. Hier kannst du nach der Kur entspannen und verschiedene Schönheitsbehandlungen genießen. Die Kombination aus therapeutischen und entspannenden Anwendungen macht diesen Ort zu etwas Besonderem.
Pejo: Höhentherapie im Nationalpark
Auf 1.390 Metern Höhe, mitten im Stilfser Nationalpark und am Fuße des imposanten Ortlergebirges, liegen die Terme di Pejo. Die Lage könnte spektakulärer kaum sein: Ringsum erstrecken sich die grünen Weiten des Nationalparks, und die Bergluft ist so klar, dass man meint, sie schmecken zu können.
Schon im 16. Jahrhundert war die therapeutische Wirkung des Pejo-Wassers bekannt. Heute entspringt es in drei verschiedenen Quellen, jede mit ihrer eigenen Charakteristik: Die "Fonte Alpina" ist leicht mineralhaltig und besonders mild, die "Antica Fonte" punktet mit ihrem Eisengehalt, während die "Nuova Fonte" einen mittleren Kohlendioxid-Gehalt aufweist.
Diese Vielfalt macht Pejo zu einem idealen Ort für verschiedenste Beschwerden. Atemwegserkrankungen sprechen besonders gut auf die Behandlungen an – kein Wunder bei der kristallklaren Bergluft und den spezialisierten Aerosolbehandlungen. Durchblutungsstörungen, rheumatische Leiden und Hautprobleme gehören ebenfalls zu den Schwerpunkten.
Das Angebot ist beeindruckend breit: Neben den klassischen Trinkkuren und Inhalationen gibt es auch Phototherapie mit UVB-Licht – besonders wirksam bei Hautleiden wie Schuppenflechte. Die rehabilitativen Wasserbehandlungen helfen Menschen mit Bewegungseinschränkungen dabei, ihre Mobilität schrittweise zurückzugewinnen.
Nach der Therapie lockt die moderne Wellness-Abteilung. Das türkische Dampfbad ist ein Traum, und die Aromabäder verströmen betörende Düfte. Im Gesundheitszentrum kann man sich gründlich durchchecken lassen, während die Beautyfarm mit ihrer Bräunungsabteilung für das gewisse Etwas sorgt. So kehrt man nicht nur gesund, sondern auch braun gebrannt nach Hause zurück.
Comano: Kinderfreundliche Hauttherapie
In Stenico, an der Località Terme di Comano, findet sich eine ganz besondere Thermalanlage. Das Wasser hier hat einen geringen Mineralgehalt, ist aber reich an Bikarbonaten, Kalzium und Magnesium. Mit konstanten 27 Grad Celsius ist es angenehm temperiert – nicht zu heiß, nicht zu kühl.
Was Comano von anderen Thermen unterscheidet: der Fokus auf Hautleiden bei Kindern und Erwachsenen. Die natürliche Kur wirkt entzündungshemmend, beruhigend und erweichend. Schuppenflechte, Ekzeme, Dermatitis – viele Hautprobleme bessern sich hier spürbar. Auch Entzündungen der Atemwege sprechen gut auf die Behandlung an.
Dass Comano kinderfreundlich ausgerichtet ist, merkt man überall. Das beginnt beim Personal, das geduldig und einfühlsam mit den kleinen Patienten umgeht, und setzt sich in der gesamten Anlage fort. Das moderne Thermengebäude liegt eingebettet in eine weitläufige Parkanlage mit Spazierwegen, Joggingstrecken und Fitnessbereichen. Der Kinderspielplatz ist großzügig angelegt und bietet genug Abwechslung, um auch längere Wartezeiten zu überbrücken.
Für Familien gibt es ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm. Während die Eltern ihre Behandlungen absolvieren, werden die Kinder betreut oder nehmen an altersgerechten Aktivitäten teil. Gemeinsame Ausflüge in die Umgebung sorgen dafür, dass neben der medizinischen Versorgung auch die Familienbande gestärkt werden.
Ein Tipp: Die beste Zeit für einen Besuch in Comano ist der Spätsommer oder frühe Herbst. Dann ist das Wetter noch mild genug für Aktivitäten im Freien, aber nicht mehr so heiß, dass die Thermalbehandlungen unangenehm werden.
Rabbi: Innovation trifft Tradition
Am Ende des Rabbi-Tales, mitten im Nationalpark Stilfserjoch, präsentieren sich die Terme di Rabbi als perfekte Mischung aus Innovation und Funktionalität. Das Thermalwasser entspringt in den dichten Wäldern des Cevedale und zeichnet sich durch seinen hohen Kohlensäure-Gehalt und eisenhaltiges Bikarbonat-Alkalin aus.
Die Spezialisierung liegt klar auf Durchblutungsstörungen, chronischem Rheuma, Magen-Darm-Erkrankungen und Blutarmut. Besonders die Aerosoltherapie hat sich bei primären Atemwegserkrankungen bewährt. Ein eher ungewöhnliches, aber durchaus gefragtes Angebot sind die Zellulitebehandlungen und entsprechende Vorbeugemaßnahmen.
Erst kürzlich wurde die Wellness-Abteilung der Thermen komplett erneuert. Der moderne Relax-Pool ist großzügig dimensioniert und lädt zum entspannten Baden ein. Die Kneipp-Wannen bieten eine willkommene Abwechslung – das Wechselbad zwischen warm und kalt bringt den Kreislauf in Schwung.
Besonders angenehm sind die Torfwickel. Der dunkle, nährstoffreiche Torf wird warm aufgetragen und entfaltet seine entspannende Wirkung. Nach so einer Behandlung fühlt man sich wie neugeboren.
Was Rabbi auszeichnet: Die Anlage ist überschaubar und persönlich. Man kennt sich, das Personal nimmt sich Zeit, und die Atmosphäre ist entspannt. Hier geht es nicht um Masse, sondern um Klasse. Die Lage im Nationalpark tut ihr Übriges – wer nach der Behandlung einen Spaziergang durch die Wälder macht, tankt automatisch neue Energie.