Italien

Mit Bus und Bahn durch die Berge: So funktioniert der ÖPNV in Südtirol und Trentino

Südtirol und Trentino lassen sich hervorragend mit Bus und Bahn erkunden. Clevere Ticketsysteme und durchdachte Verbindungen machen's möglich. Sogar abgelegene Wanderziele erreichst du bequem per ÖPNV.

Italien  |  Reiseplanung & Mobilität
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Zwischenablage

Herzstück des öffentlichen Verkehrs in Südtirol ist das integrierte Tarifsystem "Südtirolmobil". Klingt sperrig, funktioniert aber denkbar einfach: Ein Ticket gilt für Busse, Bahnen und sogar manche Seilbahnen in der gesamten Provinz. Früher musstest du für jedes Verkehrsmittel separate Fahrkarten lösen – heute reicht ein einziges Billett.

Das System basiert auf Tarifzonen, die sich an den geografischen Gegebenheiten orientieren. Zone 1 umfasst beispielsweise Bozen und die nähere Umgebung, während Zone 6 bis hinauf zum Reschenpass reicht. Je mehr Zonen du durchquerst, desto teurer wird das Ticket. Für Touristen gibt es spezielle Mehrtagestickets, die sich oft schon ab dem zweiten Reisetag lohnen.

Interessant wird's bei den Sondertarifen. Gruppen ab fünf Personen fahren günstiger, Senioren über 65 Jahre zahlen ermäßigte Preise. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann es in vielen Bussen und Zügen kostenlos mitnehmen – allerdings nur, wenn genug Platz vorhanden ist. Gerade im Sommer und an Wochenenden kann das eng werden.

Trentino Trasporti: Der südliche Nachbar

Südlich der Provinzgrenze übernimmt Trentino Trasporti das Ruder. Das Unternehmen betreibt ein ähnlich dichtes Netz wie in Südtirol, mit einem kleinen Unterschied: Hier fahren öfter moderne Elektrobusse durch die Täler. Besonders rund um Trento und an den großen Seen wie dem Gardasee ist das Angebot sehr dicht getaktet.

Auch hier gibt es integrierte Tickets, die verschiedene Verkehrsmittel abdecken. Das "Trentino Guest Card"-System bindet sogar Hotels und Pensionen mit ein: Übernachtest du bei einem teilnehmenden Betrieb, erhältst du oft kostenlose oder stark vergünstigte ÖPNV-Tickets. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch ein schönes Zeichen dafür, wie ernst die Region nachhaltigen Tourismus nimmt.

Spannend ist dabei, dass beide Systeme – Südtirolmobil und Trentino Trasporti – mittlerweile kooperieren. Grenzüberschreitende Tickets machen es möglich, vom Brenner bis nach Verona zu fahren, ohne sich um verschiedene Tarife kümmern zu müssen.

Bahnen: Mehr als nur der Brenner-Express

Die Brennerbahn ist wohl die bekannteste Zugverbindung der Region – sie bringt täglich tausende Reisende zwischen Innsbruck und Verona hin und her. Doch das Schienennetz hat mehr zu bieten. Die Vinschgaubahn beispielsweise schlängelt sich malerisch durch das gleichnamige Tal von Meran bis Mals. Früher eine reine Gütertrasse, verkehren hier heute moderne Triebwagen im Stundentakt.

Noch spektakulärer ist die Pustertalbahn, die Bruneck mit Lienz in Osttirol verbindet. Die Strecke führt durch eine der ursprünglichsten Landschaften der Ostalpen, vorbei an dichten Wäldern und schroffen Felswänden. Hier oben merkst du, wie sich das Klima ändert – plötzlich riecht die Luft anders, kühler und würziger.

Regional- und Schnellzüge verbinden die größeren Städte miteinander. Von Bozen erreichst du Trento in gut einer Stunde, nach Meran sind es nur 45 Minuten. Die Züge sind modern und klimatisiert, haben WLAN und Steckdosen an den Plätzen. Nur die Fahrradmitnahme kann problematisch werden – in den Stoßzeiten sind die Stellplätze schnell belegt.

Busse: Die Lebensadern der Täler

Wo die Schienen enden, übernehmen die Busse. Das Liniennetz ist beeindruckend dicht ausgebaut und erreicht selbst kleine Bergdörfer mehrmals täglich. Gerade für Wanderer und Bergsteiger sind die Busverbindungen Gold wert – sie bringen dich direkt zu vielen Ausgangspunkten für Touren.

Die Busse sind meist moderne, niederflurige Fahrzeuge mit Klimaanlage und ausreichend Stauraum für Rucksäcke. Manche Linien setzen sogar Gelenkbusse ein, wenn das Fahrgastaufkommen entsprechend hoch ist. Praktisch: Fast alle Busse haben Fahrradträger an der Front oder am Heck montiert.

Einige Verbindungen sind echte Erlebnisse für sich. Die Linie 273 etwa windet sich von Bozen über serpentinenreiche Bergstraßen hinauf nach Jenesien – eine Fahrt, die manchem Mitreisenden den Schweiß auf die Stirn treibt. Oder die Postbuslinie ins Ahrntal: Hier erlebst du noch echte Gemütlichkeit, wenn der Fahrer kurz anhält, um mit einem Einheimischen zu plaudern.

Nicht alle Linien verkehren ganzjährig im gleichen Takt. Im Winter werden manche Verbindungen zu abgelegenen Bergtälern reduziert oder ganz eingestellt. Dafür kommen in den Skigebieten Shuttlebusse dazu, die Hotels und Pensionen direkt mit den Liftanlagen verbinden.

Gästekarten: Mehr als nur Fahrkarten

Viele Hotels und Pensionen in Südtirol und Trentino sind Mitglied in speziellen Gästekartensystemen. Die wohl bekannteste ist die "AlmenCard" im Eisacktal oder die "MeranCard" rund um die Kurstadt. Diese Karten funktionieren nach einem simplen Prinzip: Du übernachtest bei einem teilnehmenden Betrieb und erhältst automatisch eine Karte, die dir kostenlose oder vergünstigte Nutzung verschiedener Angebote ermöglicht.

Der öffentliche Verkehr ist dabei meist komplett inkludiert. Mit der AlmenCard fährst du beispielsweise kostenlos mit allen Bussen und Bahnen im Eisacktal, mit der MeranCard sogar bis nach Bozen. Zusätzlich gibt's oft freien Eintritt in Museen, Schwimmbäder oder zu geführten Wanderungen.

Besonders clever ist das System in der Ferienregion Gitschberg Jochtal. Hier schenkt dir die Gästekarte nicht nur freie Fahrt mit Bus und Bahn, sondern auch die Nutzung von Wanderbussen, die sonst kostenpflichtig wären. Diese fahren zu abgelegenen Ausgangspunkten für Bergtouren, die sonst nur schwer erreichbar wären.

Ein Wermutstropfen: Nicht alle Gästekarten gelten regionsübergreifend. Übernachtest du in Südtirol, funktioniert deine Karte möglicherweise nicht im Trentino und umgekehrt. Hier lohnt es sich, vor der Buchung nachzufragen, welche Leistungen genau inkludiert sind.

Apps und digitale Helfer

Das Smartphone ist auch in den Bergen zum unverzichtbaren Reisebegleiter geworden. Die offizielle "Südtirolmobil"-App zeigt Verbindungen in Echtzeit an und warnt vor Verspätungen oder Ausfällen. Besonders praktisch: Du kannst Tickets direkt über die App kaufen und musst nicht mehr am Automaten anstehen.

Auch die Trentino-Trasporti-App funktioniert ähnlich gut. Sie zeigt nicht nur Fahrpläne an, sondern auch, wie voll die Busse gerade sind – praktisch in Corona-Zeiten oder wenn du mit sperrigem Gepäck unterwegs bist.

Google Maps funktioniert in der Region erstaunlich zuverlässig für ÖPNV-Verbindungen. Die App greift auf die offiziellen Fahrplandaten zu und schlägt oft sinnvolle Routen vor, die du so vielleicht nicht gefunden hättest. Einziger Nachteil: Tarife und Ticketpreise werden nicht angezeigt.

Besondere Verbindungen und Saisonlinien

Manche Buslinien fahren nur zu bestimmten Zeiten oder haben spezielle Aufgaben. Die "Wanderbusse" etwa verkehren hauptsächlich in den Sommermonaten und bringen Bergsteiger zu entlegenen Ausgangspunkten. Der "Almenbus" im Pustertal fährt nur am Wochenende und erschließt sonst schwer erreichbare Almgebiete.

Richtig spektakulär wird's bei den Nachtbussen. Diese fahren vor allem am Wochenende und bringen Nachtschwärmer sicher nach Hause. Von Bozen aus gibt es Verbindungen bis ins Eisacktal oder nach Meran – eine echte Alternative zum teuren Taxi.

Skibusse haben in der Wintersaison Hochkonjunktur. Sie pendeln zwischen Hotels und Skigebieten und sind oft im Skipass inkludiert. Manche Linien fahren sogar nachts, damit Frühaufsteher die ersten Gondeln erwischen können.

Was die Zukunft bringt

Die Region investiert kräftig in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Neue Elektrobusse ersetzen nach und nach die alten Dieselfahrzeuge, WLAN wird Standard, und die Taktung wird auf vielen Strecken verdichtet. Bis 2030 soll der gesamte Busverkehr in Südtirol klimaneutral werden.

Besonders spannend ist der geplante Ausbau der Vinschgaubahn. Die Strecke soll bis nach St. Moritz verlängert werden und würde damit eine direkte Verbindung zwischen Südtirol und dem Engadin in der Schweiz schaffen. Auch über eine Reaktivierung der alten Fleimstalbahn wird diskutiert.

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