Italien

Madonna di Campiglio: Eleganter Wintersportort mit alpinem Glamour

In Madonna di Campiglio begegnen sich habsburgische Eleganz und moderner Wintersport auf 1.550 Metern Höhe. Der Ort gilt nicht ohne Grund als einer der stilsichersten Skiresorts Italiens.

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Zwischenablage

Madonna di Campiglio liegt auf 1.550 Metern Höhe in einem Talkessel. Einen besseren Platz für einen Wintersportort hätte man in den italienischen Alpen kaum finden können. Umrahmt von den bizarren Felsnadeln der Brenta-Dolomiten – seit 2009 UNESCO-Weltnaturerbe – hat sich der Ort seinen besonderen Charakter als elegantes Bergdorf mit kosmopolitischem Flair bewahrt. Kein grelles Après-Ski-Getöse wie in manch anderem Wintersportort, sondern gediegene Atmosphäre mit historischem Hintergrund.

Die Geschichte des Ortes reicht weit zurück. Ursprünglich stand hier ein Hospiz, das im 12. Jahrhundert von Mönchen gegründet wurde. Der Name "Madonna" verweist auf die Schutzheilige der bescheidenen Herberge. Vom abgeschiedenen Bergdorf zum mondänen Winterresort wandelte sich Madonna di Campiglio im späten 19. Jahrhundert, als die österreichisch-ungarische Aristokratie den Ort für sich entdeckte. Kaiser Franz Joseph und seine Gemahlin Sissi verbrachten hier mehrere Winterurlaube. Noch heute atmet der Ortskern mit seinen historischen Hotels und der Promenade den Geist dieser Epoche.

Im Kontrast zur Geschichte steht die moderne Skiwelt, die den Ort umgibt. Das Skigebiet erstreckt sich über 150 Pistenkilometer und verbindet Madonna di Campiglio mit den benachbarten Orten Pinzolo und Folgarida-Marilleva. Mehr als 60 Liftanlagen transportieren Skifahrer bis auf 2.500 Meter Höhe. Typisch italienisch: Die Pisten sind makellos präpariert, die Lifte modern und schnell. Wartezeiten gibt's selten – selbst in der Hochsaison. Statt Massenabfertigung herrscht hier ein entspanntes Miteinander.

Skifahren auf königlichem Niveau

Das Herzstück des Skigebiets ist der Grosté-Pass auf 2.442 Metern Höhe, von wo aus sich ein atemberaubendes Panorama über die zerklüfteten Gipfel der Brenta-Dolomiten öffnet. Von hier aus führen anspruchsvolle Abfahrten ins Tal. Besonders die schwarze Piste "Amazzonia" hat's in sich – steil, lang und bei Einheimischen gefürchtet. Einsteiger finden dagegen im Gebiet um den Monte Spinale sanftere Hänge vor.

Die berühmteste Piste ist wohl die "3-Tre", Teil des Weltcup-Zirkus und eine der traditionsreichsten Rennstrecken im alpinen Skisport. Seit 1957 messen sich hier die besten Slalomläufer der Welt. In den Kurven dieser anspruchsvollen Strecke spürt man förmlich den Geist der großen Champions. Die Atmosphäre bei den Nachtrennen im Dezember ist magisch – wenn tausende Zuschauer die Piste säumen und die Athleten anfeuern, während Fackeln den Hang erhellen.

Aber Madonna di Campiglio bietet mehr als nur Abfahrtsstrecken. Die Loipen im Campo Carlo Magno-Gebiet sind ein Paradies für Langläufer. Durch verschneite Wälder führen gespurte Wege verschiedener Schwierigkeitsgrade. Morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume blinzeln, kann man hier in absoluter Stille seine Runden drehen. Nur das Knirschen des Schnees unter den Skiern unterbricht die Ruhe.

Der Winter in Madonna erstreckt sich typischerweise von Ende November bis Anfang April. Die beste Schneelage findet man zwischen Januar und März, wobei moderne Beschneiungsanlagen auch in schneearmen Perioden für sichere Pistenverhältnisse sorgen. Wer dem Trubel der Hochsaison entgehen möchte, sollte den Januar ins Auge fassen – nach dem Dreikönigstag leeren sich die Pisten merklich.

Dolce Vita im Bergdorf

Nach einem Tag auf der Piste kehrt das wahre Leben im Ortszentrum ein. Die autofreie Via Dolomiti del Brenta ist die Flaniermeile des Ortes. Hier reihen sich Boutiquen angesehener italienischer und internationaler Modelabels aneinander. Das Schaufensterbummeln gehört zum guten Ton, genauso wie der Aperitivo am frühen Abend. Beim Campari Spritz oder einem Glas Franciacorta trifft man sich in den Bars am Platz, sieht und wird gesehen. Die feinen Unterschiede zwischen den Gästen verschwimmen dabei – Millionäre und Normalverdiener teilen sich die Sonnenplätze auf den Terrassen.

Kulinarisch spielt Madonna di Campiglio in der ersten Liga. Die Restaurants bieten eine gelungene Mischung aus Trentiner Bergküche und norditalienischer Raffinesse. Hausgemachte Strangolapreti (Spinatknödel), Polenta mit Pilzen oder Wild und natürlich erstklassige Pasta-Gerichte finden sich auf den Speisekarten. Im Restaurant Il Gallo Cedrone – benannt nach dem Auerhahn, der in den umliegenden Wäldern heimisch ist – kreiert Küchenchef Sabino Fortunato alpine Haute Cuisine mit regionalen Zutaten auf Sterneniveau.

Ein besonderes Erlebnis sind die Rifugios, die traditionellen Berghütten, die über das gesamte Skigebiet verteilt sind. Das Rifugio Boch beispielsweise liegt auf 2.085 Metern und serviert deftige Hüttengerichte wie Canederli (Semmelknödel) in der Brühe oder Schlutzkrapfen mit Butter und Parmesan. Der Blick von der Sonnenterrasse auf die umliegenden Gipfel ist dabei mindestens genauso genussreich wie das Essen. Zwölf Euro für einen Teller Pasta? Na ja, die Aussicht ist im Preis inbegriffen.

Wer abends noch Energie hat, findet in Madonna di Campiglio ein überschaubares, aber feines Nachtleben. Die Piano Bar des Hotels Des Alpes ist eine Institution – hier treffen sich Einheimische und Stammgäste zu Live-Musik und Cocktails. In der Clam Club Discoteca im Zentrum wird bis in die frühen Morgenstunden getanzt, während die DesAlpes Après-Ski-Bar direkt an der Piste schon am Nachmittag die ersten Tänzer auf die Tische lockt.

Aktivitäten für Schneesportmuffel

Nicht jeder, der nach Madonna di Campiglio kommt, hat Skifahren im Sinn. Zum Glück bietet der Ort zahlreiche Alternativen. Winterwandern steht hoch im Kurs – mehrere geräumte und markierte Wege führen durch die verschneite Landschaft. Besonders schön ist der Weg zum Lago Nambino, einem kleinen Bergsee, der im Winter meist zugefroren ist. Die zweistündige Rundwanderung startet am Ortsrand und führt durch tief verschneite Nadelwälder. Am See angelangt, wartet das gleichnamige Rifugio mit heißer Schokolade und hausgemachtem Strudel – Belohnung für die Mühen des Aufstiegs.

Für Adrenalin-Junkies bietet sich Eisklettern an den gefrorenen Wasserfällen im Val Rendena an. Mit Steigeisen und Eispickeln geht's die glitzernden Eistürme hinauf – natürlich nur mit erfahrenem Guide und entsprechender Ausrüstung, die vor Ort geliehen werden kann. Ein Hauch von Extremsport, der sich auch für Anfänger unter fachkundiger Anleitung eignet.

Eine besondere Erfahrung sind nächtliche Schneeschuhwanderungen. Mit Stirnlampen ausgestattet stapft man durch den jungfräulichen Schnee, während der Guide Wissenswertes über die alpine Tier- und Pflanzenwelt erzählt. In klaren Nächten reicht der Blick bis zu den entferntesten Sternen – Lichtverschmutzung? Hier oben ein Fremdwort.

Der Höhepunkt für viele Nicht-Skifahrer ist eine Fahrt mit dem Hundeschlitten. Mehrere Anbieter im Ort organisieren Ausflüge mit Huskys durch die verschneite Landschaft. Das rhythmische Keuchen der Hunde, das Knirschen der Kufen auf dem Schnee und die vorbeiziehenden Tannenwälder schaffen ein fast meditatives Erlebnis. Die Hunde – meist Siberian Huskys oder Alaskan Malamutes – sind überraschend freundlich und lassen sich gerne vor oder nach der Tour streicheln.

Tradition und Veranstaltungen im Jahresverlauf

Madonna di Campiglio pflegt sein habsburgisches Erbe mit Hingabe. Höhepunkt ist der "Habsburg Karneval" Ende Februar, wenn der Ort in die kaiserliche Vergangenheit eintaucht. Kostümierte Darsteller in historischen Uniformen und prächtigen Roben beleben die Straßen, Musikkapellen spielen Walzer und Märsche. Den Höhepunkt bildet der große Ball im Grand Hotel Des Alpes, bei dem Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth – dargestellt von professionellen Schauspielern – den Ehrentanz eröffnen. Die Tickets für dieses Spektakel sind heiß begehrt und sollten Monate im Voraus reserviert werden.

Sportliches Highlight im Winter ist der bereits erwähnte 3-Tre-Slalom im Rahmen des Ski-Weltcups. Das Rennen, meist kurz vor Weihnachten, verwandelt Madonna di Campiglio in einen Hexenkessel. Tausende Fans säumen die Strecke, feuern ihre Idole an und feiern anschließend im Ort. Wer dabei sein möchte, sollte frühzeitig buchen – die Unterkünfte sind in dieser Zeit rar und teuer.

Ein kleiner Geheimtipp ist das "Dolomiti Winter Trail" im März, ein spektakulärer Schneeschuhlauf durch die winterliche Bergwelt. Auf verschiedenen Distanzen von 8 bis 30 Kilometern kämpfen sich die Teilnehmer durch tiefen Schnee und über Bergpässe. Zuschauen macht fast genauso viel Spaß wie Mitmachen – und ist definitiv weniger anstrengend.

Praktische Hinweise und Unterkünfte

Die Anreise nach Madonna di Campiglio gestaltet sich trotz der Abgeschiedenheit relativ unkompliziert. Wer mit dem Auto anreist, sollte im Winter unbedingt Schneeketten mitführen – die letzten Kilometer hinauf ins Tal können bei Schneefall tückisch sein.

Unterkünfte gibt's in Madonna di Campiglio in allen Preisklassen. Traditionsbewusste Gäste logieren im Grand Hotel Des Alpes, dem historischen Herzstück des Ortes. Hier stieg einst Kaiser Franz Joseph ab, und der imperiale Charme ist noch immer spürbar. Das Bio-Hotel Hermitage am Ortsrand punktet mit einem spektakulären Wellnessbereich und Blick auf die Brenta-Dolomiten. Auch die Küche genießt einen ausgezeichneten Ruf.

Wer's praktischer mag, findet in den vielen Drei- und Vier-Sterne-Hotels im Ortszentrum gute Alternativen. Das Hotel Miramonti bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und liegt nur wenige Schritte von der Spinale-Gondel entfernt. Ferienwohnungen sind ebenfalls eine Option, besonders für Familien oder längere Aufenthalte. Die Agentur Selezione Vacanze vermittelt seriöse Angebote in verschiedenen Größen und Preisklassen.

Hast du nur wenige Tage Zeit, lohnt sich der Kauf der "Dolomeet Card" – sie kombiniert Skipass, Eintritt zu ausgewählten Sehenswürdigkeiten und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Für einen siebentägigen Skipass musst du mit rund 300 Euro rechnen, Tagestickets kosten etwa 60 Euro. Nicht billig, aber die perfekt präparierten Pisten und modernen Liftanlagen rechtfertigen den Preis.

Madonna di Campiglio jenseits der Wintersaison

Obwohl vor allem als Winterdestination bekannt, hat Madonna di Campiglio auch im Sommer einiges zu bieten. Sobald der letzte Schnee geschmolzen ist, verwandeln sich die Hänge in blühende Almwiesen. Das ausgedehnte Wanderwegenetz umfasst mehr als 450 Kilometer markierte Pfade. Besonders empfehlenswert ist die Wanderung zu den Vallesinella-Wasserfällen, die in drei Kaskaden ins Tal stürzen. Der Weg führt durch schattige Wälder und ist auch für Familien mit Kindern geeignet.

Ambitionierte Bergsteiger finden in den Brenta-Dolomiten zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade. Die Via Ferrata delle Bocchette ist eine der berühmtesten Klettersteig-Traversalen der Alpen. Auf gesicherten Pfaden, teils mit Leitern und Stahlseilen ausgestattet, führt sie durch die imposante Felslandschaft. Ein unvergessliches Abenteuer für schwindelfreie Bergsportler mit entsprechender Erfahrung und Ausrüstung.

Mountainbiker kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Das Bike Park Madonna di Campiglio bietet Strecken für jedes Können – von flowigen Trails für Einsteiger bis zu anspruchsvollen Downhill-Passagen. Die meisten Lifte transportieren im Sommer auch Bikes, sodass man die Mühen des Aufstiegs umgehen kann. E-Bikes können im Ort geliehen werden und ermöglichen auch weniger trainierten Radlern den Zugang zur alpinen Bergwelt.

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