Wer glaubt, Rodeln sei nur was für den Winter, der hat die Rechnung ohne die Schweizer Sommerrodelbahnen gemacht. Von Graubünden bis ins Tessin ziehen sich diese technischen Meisterwerke durch die Alpenlandschaft – und versprechen dabei deutlich mehr als nur eine gemütliche Talfahrt. Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern, spektakuläre 540-Grad-Kreisel und Tunnels, die einen schlucken wie ein Bergwerk: Das ist Adrenalin pur mit Panoramablick.
Interessant dabei: Jede Bahn hat ihren eigenen Charakter entwickelt. Während manche auf schiere Länge setzen, trumpfen andere mit technischen Raffinessen auf. Aber alle haben sie eines gemeinsam – sie lassen dich die Kontrolle über dein Tempo behalten, während sie dich gleichzeitig ordentlich durchschütteln.
Rekorde am laufenden Band: Die Längste und die Höchste
In Churwalden wartet ein echtes Monster auf dich. Die Rodelbahn Pradaschier streckt sich über mehr als drei Kilometer durch die Graubündner Landschaft und hält damit den Schweizer Rekord. 31 Steilkurven fordern deine Aufmerksamkeit, während du zwischen sieben und zehn Minuten lang bergab saust. Das ist schon eine ordentliche Nummer – bei Tempo 40 hast du genug Zeit, die Aussicht zu geniessen, falls du dich traust, den Blick vom Kurs zu nehmen.
Spannend ist dabei, dass die Bahn am Pradafenzerwäg nicht nur auf Länge setzt. Ein Bremshebel lässt dich das Tempo drosseln, wenn dir die Sache zu heiss wird. Praktisch, denn nicht jeder fährt gerne Vollgas, wenn links und rechts die Bäume vorbeirauschen. Kinder ab drei Jahren dürfen übrigens schon mit, allerdings nur in Begleitung Erwachsener.
Ganz anders geht die Sache auf dem Glacier 3000 bei Les Diablerets an. Hier hast du zwar nur 877 Meter vor dir, dafür aber auf stolzen 3000 Metern Höhe. Der Alpine Coaster ist damit die höchstgelegene Sommerrodelbahn der Welt – und das merkst du nicht nur an der dünnen Luft. Zehn Kurven und ein spektakulärer 520-Grad-Kreisel lassen dich ordentlich durchrütteln, bevor sechs Wellen und drei Jumps für zusätzliche Überraschungen sorgen.
Das Gefälle von 30 Prozent ist nichts für schwache Nerven. Aber ehrlich gesagt: Wenn du schon mal auf 3000 Metern stehst und die Gletscherwelt um dich herum glitzert, dann willst du sowieso das volle Programm. Die Route du Pillon bringt dich hin, und ab neun Jahren darfst du sogar alleine fahren – vorausgesetzt, du bringst die nötigen 140 Zentimeter Körpergrösse mit.
Innerschweizer Klassiker mit Tunnelblick
Im Herzen der Schweiz, genauer gesagt in Sattel, wartet der Stuckli Run auf dich. 600 Meter sind jetzt nicht weltbewegend, aber die haben es in sich. Steilwandkurven wechseln sich mit Tunnels ab, und das Beste: Mit einer Tageskarte kannst du so oft fahren, wie du willst. Ein Aufzug bringt dich immer wieder zurück an den Start – praktisch, wenn du das optimale Racing-Line suchst oder einfach nicht genug bekommst.
Was den Stuckli Run besonders macht, ist seine Lage direkt bei der Bergstation der Drehgondelbahn. Du steigst quasi aus der Gondel und schon kann's losgehen. Kinder ab sechs Jahren dürfen hier alleine fahren – ein fairer Deal, denn die Strecke ist anspruchsvoll genug, um Spass zu machen, aber nicht so wild, dass man sich Sorgen machen müsste.
Ähnlich familienfreundlich, aber deutlich spektakulärer zeigt sich die Situation auf dem Pilatus. Die Rodelbahn Fräkigaudi – der Name ist schon Programm – erstreckt sich über 1350 Meter und überwindet dabei 180 Höhenmeter. Drachenlöcher und Jumps sorgen für Abwechslung, während das Bergpanorama um den Pilatus herum seine eigene Show abzieht.
Hier darfst du schon ab zwei Jahren mitfahren, allerdings nur mit erwachsener Begleitung. Ab acht Jahren geht's dann solo bergab – und das ist auch gut so, denn die Steilkurven verlangen volle Konzentration. Die Bergstation Fräkmüntegg ist übrigens auch sonst einen Besuch wert, aber das ist eine andere Geschichte.
Tunnelwelten und Wellenberge
Richtig spektakulär wird's am Flumserberg. Der FLOOMZER – auch so ein Name, der neugierig macht – zieht sich über zwei Kilometer durch die Landschaft und nimmt dich mit auf eine Reise durch verschiedene Welten. Unzählige Kurven und Kreisel sind noch das Normale, aber dann kommen die Tunnel. Einer mit 40 Metern Länge, der andere mit satten 100 Metern. Da wird's schon mal dunkel um dich herum, und das eigene Tempo wird plötzlich schwer einschätzbar.
Besonders clever: Eine automatische Bremse sorgt dafür, dass nichts schiefgeht, während ein Gashebel dir trotzdem die volle Kontrolle lässt. Bis zu 40 Stundenkilometer sind drin, und das bei jedem Wetter. Regen oder Sonnenschein – der FLOOMZER fährt immer, was bei alpinen Lagen nicht selbstverständlich ist.
Die Molseralpstrasse bringt dich hin, und ab drei Jahren darfst du mitfahren. Solo geht's ab neun Jahren und 125 Zentimetern Körpergrösse – vernünftige Regeln für eine Bahn, die definitiv Respekt verdient.
Appenzeller Adrenalin und Walliser Waldfahrten
In Appenzell Innerrhoden haben sie die Sache anders angegangen. Die Bobbahn Kronberg startet schon im Tal und bringt dich erst mal 450 Meter nach oben – entspannt und gemütlich. Aber dann ist Schluss mit lustig. Ein Kilometer lang geht's kurvenreich bergab, und 300 Höhenmeter wollen überwunden werden. Langsam ist hier wirklich keine Option, auch wenn der Bremshebel theoretisch alles möglich macht.
Der Freizeitpark Kronberg in Jakobsbad bietet noch einiges mehr, aber die Bobbahn ist definitiv das Herzstück. Ab drei Jahren geht's mit Begleitung, ab acht solo – und ein Aufzug bringt dich wieder zurück an den Start, falls eine Fahrt nicht reicht.
Ganz anders die Atmosphäre beim Feeblitz in Saas-Fee. Hier fährst du grösstenteils durch den Wald, was der ganzen Sache eine fast mystische Stimmung verleiht. 900 Meter lang schlängelt sich die Bahn zwischen den Bäumen hindurch, über Brücken und durch Tunnels. Der steilste Rodellift der Alpen bringt dich an den Start – danach heisst es wirklich festhalten.
Jumps, Schanzenkurven und ein 360-Grad-Kreisel sorgen für ordentlich Action, während der Wald um dich herum seine eigene Kulisse bietet. Bis acht Jahre und 110 Zentimeter Körpergrösse brauchst du hier erwachsene Begleitung – danach kannst du dich alleine ins Getümmel stürzen.
Geheimtipps und technische Raffinessen
Wer es etwas ruhiger mag, sollte einen Blick auf die Féeline in La Robella werfen. Im Val de Travers gelegen, ist diese 1200 Meter lange Bahn ein echter Geheimtipp. Warteschlangen sind hier praktisch unbekannt, und mit einer Tageskarte kannst du unbegrenzt fahren. Mehrere Kurven und Spiralen sorgen für Abwechslung, ohne dass es zu wild wird.
Der Freizeitpark La Robella bietet auch sonst einiges – Trotti-Bike und Sessellift inklusive. Aber manchmal ist es auch schön, wenn nicht alles auf Hochtouren läuft. Ab drei Jahren geht's hier los, ab acht ohne Begleitung.
Richtig innovativ wird's dagegen in Langenbruck im Baselland. Der Solarbob nutzt Sonnenkraft für den Aufzug – nachhaltig und trotzdem spassig. 1000 Meter lang ist die Strecke, gespickt mit Steilwandkurven und Tunnels. Das absolute Highlight aber ist der einzige 540-Grad-Kreisel in ganz Europa. Das ist schon mal was anderes als die üblichen 360-Grad-Dinger.
Die Bedienung ist simpel – ein Hebel regelt das Tempo, und du entscheidest, ob's gemütlich oder rasant bergab geht. Ab drei Jahren mit Begleitung, ab acht Jahren und 130 Zentimetern solo. Die Hauptstrasse in Langenbruck ist leicht zu finden, und die nahegelegene Teufelsschlucht Hägendorf bietet sich für einen Familienausflug geradezu an.
Tessiner Tempo und alpine Aussichten
Den absoluten Geschwindigkeitsrekord hält der Coaster Bob auf dem Monte Tamaro. Wenn du die Hand vom Bremshebel nimmst, erreichst du hier sagenhafte 50 Stundenkilometer. Das ist schon eine Ansage, besonders wenn du dabei das Tessiner Bergpanorama geniessen willst – falls du dazu noch die Ruhe findest.
1000 Meter lang schlängelt sich die Bahn um zahlreiche Kurven, und ehrlich gesagt: Bei dem Tempo brauchst du auch jeden Meter, um wieder runterzukommen. Die Stazione Intermedia Monte Tamaro ist der Startpunkt, und ab drei Jahren darfst du mitfahren. Solo geht's ab acht Jahren und 135 Zentimetern – vernünftige Limits für eine Bahn, die definitiv Respekt verdient.