Wer mit Kindern in die Berge fährt, kennt das Dilemma: Die Kleinen wollen Action, die Großen Ruhe, und am Ende ist niemand richtig zufrieden. In Serfaus-Fiss-Ladis haben sie dieses Problem gelöst. Die drei Tiroler Gemeinden auf dem Sonnplateau oberhalb von Landeck haben sich zu einer Tourismusregion zusammengeschlossen, die ihresgleichen sucht. Hier oben auf 1.200 bis 1.400 Metern Höhe ticken die Uhren anders – langsamer, entspannter, aber dennoch voller Leben.
Das Besondere an dieser Region liegt nicht nur in der spektakulären Lage mit Blick auf die Ötztaler und Samnauner Alpen. Vielmehr ist es die durchdachte Infrastruktur, die Familien das Leben leicht macht. Schon die Anreise zeigt, worauf man sich einlässt: Von Fiss aus bringt eine Standseilbahn die Gäste direkt zu den Hotels – Koffergeschleppe adé.
Serfaus – das lebendige Zentrum
Serfaus bildet das Herzstück der Region und überrascht mit einer Besonderheit, die man in einem 1.000-Seelen-Dorf nicht erwartet: einer U-Bahn. Tatsächlich fährt hier seit 1985 eine vollautomatische Untergrundbahn, die Dorfbahn Serfaus. Vier Stationen verbinden das Ortszentrum mit den Bergbahnen – praktisch und bei Kindern extrem beliebt. Der Anblick der gelben Waggons, die lautlos durch den Berg gleiten, hat schon so manches Quengeln beendet.
Das Dorf selbst präsentiert sich als gelungene Mischung aus Tradition und Moderne. Während im Ortskern noch echte Tiroler Bauernhäuser mit ihren charakteristischen Balkonen stehen, reihen sich an den Rändern moderne Hotels und Apartmentanlagen. Besonders schön ist der Dorfplatz mit der barocken Pfarrkirche – hier finden regelmäßig kleine Konzerte und Märkte statt.
Für Familien interessant ist das Murmlihaus, ein Indoor-Spielplatz der Extraklasse. Bei schlechtem Wetter – was in 1.400 Metern Höhe durchaus vorkommt – rettet das bunte Treiben hier so manchen Urlaubstag. Das Maskottchen Murmli, ein freches Murmeltier, begegnet einem übrigens überall in der Region.
Fiss – zwischen Tradition und Moderne
Nur wenige Kilometer entfernt liegt Fiss, das kleinste der drei Dörfer. Hier geht es etwas ruhiger zu, was nicht bedeutet, dass weniger los ist. Im Gegenteil: Fiss punktet mit einer der modernsten Bergbahnanlagen Tirols. Die Möseralmbahn bringt Gäste in wenigen Minuten auf über 2.000 Meter Höhe – und das fast geräuschlos.
Das Dorf hat seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. Zwischen den Hotels und Pensionen stehen noch immer die alten Bauernhöfe, auf deren Wiesen im Sommer das Vieh grast. Ein Spaziergang durch die Gassen vermittelt das Gefühl, in einem Bilderbuch-Tirol gelandet zu sein. Besonders fotogen ist die kleine Wallfahrtskirche oberhalb des Ortes.
Wer mit Teenagern unterwegs ist, sollte den Fisser Flieger nicht verpassen. Diese Zipline zählt zu den längsten Europas und katapultiert Mutige mit bis zu 80 km/h über die Almen. Der Startpunkt liegt auf 2.436 Metern – allein die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis.
Ladis – das ruhige Juwel
Ladis bildet das beschauliche Ende des Trios und liegt etwas abseits der Hauptrouten. Das macht den Ort nicht weniger interessant – ganz im Gegenteil. Hier findet man die Ruhe, die in den anderen beiden Orten manchmal zu kurz kommt. Die historische Bausubstanz ist beeindruckend: Das Schloss Laudegg thront majestätisch über dem Dorf und beherbergt heute ein Restaurant mit herrlicher Aussichtsterrasse.
Spannend ist dabei die Geschichte der Region: Bereits im Mittelalter führte hier eine wichtige Handelsroute vorbei, was den relativen Wohlstand der Dörfer erklärt. Die alten Kornkästen und Speicher zeugen noch heute davon. Ein Bummel durch Ladis fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise.
Für Familien besonders interessant ist der Naturpark Kaunergrat, der sich von Ladis aus erkunden lässt. Hier leben noch Steinböcke, Murmeltiere und mit etwas Glück kann man sogar Steinadler beobachten. Die markierten Wanderwege sind auch für kleinere Kinder geeignet.
Sommer-Abenteuer für Groß und Klein
Im Sommer verwandelt sich die Region in ein riesiges Outdoor-Spielzimmer. Das Herzstück bildet der Erlebnispark Hög, der sich über mehrere Bergstationen erstreckt. Hier können Kinder auf Baumhäusern klettern, durch Hängebrücken balancieren oder auf der Sommerrodelbahn Fisser Flieger den Berg hinuntersausen. Nebenbei lernen sie spielerisch etwas über die Natur – die Stationen sind geschickt in die Landschaft integriert.
Wandern mit Kindern kann zur Tortur werden – muss es aber nicht. Die Region bietet zahlreiche Themenwege, die auch kleine Beine nicht überfordern. Der Forscherpfad in Serfaus beispielsweise führt zu verschiedenen Experimentier-Stationen, wo Kinder die Geheimnisse der Natur entschlüsseln können. Währenddessen genießen die Eltern die spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Dreitausender.
Wer es actionreicher mag, findet im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis perfekte Bedingungen. Von gemütlichen Almwegen bis zu anspruchsvollen Downhill-Strecken ist alles dabei. Die Bergbahnen transportieren Bike und Fahrer bequem nach oben – ein Service, der besonders bei Familien gut ankommt.
Winter-Zauber auf 1.200 Metern
Wenn im Winter der erste Schnee fällt, zeigt sich die Region von ihrer vielleicht schönsten Seite. Das Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis gilt als eines der familienfreundlichsten in den Alpen. Schon die Zahlen beeindrucken: 214 Pistenkilometer, 68 Lifte und eine Schneesicherheit, die ihresgleichen sucht. Dank der Höhenlage und modernster Beschneiungsanlagen ist Skifahren hier von Dezember bis April möglich.
Für Ski-Neulinge gibt es eigene Übungsgelände, wo die ersten Schwünge in sicherer Umgebung gelingen. Bertas Kinderland in Fiss ist legendär – hier lernen schon Dreijährige spielerisch das Skifahren. Die Maskottchen Berta und Murmli sorgen dabei für gute Stimmung, während die Eltern vom Rand aus zuschauen können.
Abseits der Pisten locken 50 Kilometer präparierte Winterwanderwege durch verschneite Landschaften. Besonders schön ist der Weg zur Frommes Alp, wo man bei einer heißen Suppe die Aussicht auf die Samnauner Berge genießt. Rodeln gehört ebenfalls zum Winterprogramm – die Rodelbahn vom Schönjoch nach Fiss ist vier Kilometer lang und ein echtes Erlebnis.
Kulinarik zwischen Alm und Haubenküche
Das Essen spielt in Tirol traditionell eine wichtige Rolle – und Serfaus-Fiss-Ladis macht da keine Ausnahme. Die Region bietet alles von der urigen Almhütte bis zum Gourmet-Restaurant. Besonders empfehlenswert sind die Sonnenterrassen der Bergrestaurants, wo man bei Kaiserschmarrn und Tiroler Gröstl die Aussicht genießt.
Mutige sollten das Restaurant Högsee auf 2.030 Metern ausprobieren. Die Küche ist überraschend raffiniert, und der Blick über das Tal ist ohnehin unbezahlbar. Wer es traditioneller mag, kehrt in einer der vielen Almhütten ein, wo noch echte Hausmannskost serviert wird. Der Speck stammt meist vom eigenen Hof, und das Brot wird morgens frisch gebacken.
Für Familien praktisch sind die vielen Restaurants mit Spielplätzen. Während die Kinder toben, können die Erwachsenen in Ruhe essen. Viele Lokale bieten spezielle Kindermenüs – allerdings nicht nur Pommes und Schnitzel, sondern auch gesunde Alternativen.
Praktische Tipps für den Aufenthalt
Die Anreise nach Serfaus-Fiss-Ladis erfolgt über die Autobahn A12 bis zur Ausfahrt Landeck-Zams. Von dort sind es noch etwa 20 Kilometer über serpentinenreiche Bergstraßen. Wer mit dem Zug anreist, steigt in Landeck um und nutzt den Postbus. Im Winter verkehren auch Skibusses direkt zu den Hotels.
Übernachten kann man in allen Preisklassen: von der einfachen Pension bis zum Fünf-Sterne-Resort. Besonders praktisch für Familien sind die zahlreichen Apartments, wo man sich selbst versorgen kann. Die Supermärkte in den Orten sind gut sortiert, und frisches Brot gibt's beim örtlichen Bäcker.
Ein Geheimtipp ist die Super.Sommer.Card, die bei vielen Unterkünften kostenlos ausgegeben wird. Sie beinhaltet die Nutzung der Bergbahnen, den Eintritt in verschiedene Attraktionen und sogar geführte Wanderungen. Im Winter gibt es ähnliche Pakete für Skifans.
Das gewisse Etwas
Was Serfaus-Fiss-Ladis von anderen Tourismusregionen unterscheidet, ist die Liebe zum Detail. Hier wurde nicht einfach ein Skigebiet in die Landschaft geklotzt, sondern eine Region entwickelt, in der sich Gäste wohlfühlen. Das merkt man an kleinen Dingen: den sauberen Toiletten in den Bergstationen, den kostenlosen Parkplätzen oder den Kinderwagen-Verleih an den Talstationen.
Die drei Gemeinden haben verstanden, dass Familienurlaub mehr ist als Pisten und Wanderwege. Es geht um Momente, die in Erinnerung bleiben: wenn das Kind zum ersten Mal ohne Hilfe Ski fährt, wenn man gemeinsam den Sonnenuntergang von der Alm aus beobachtet oder wenn abends alle müde, aber glücklich im Hotel ankommen.