Freies Stehen mit dem Wohnmobil oder Zelten in der Wildnis – in Italien ist das grundsätzlich verboten. Die Gesetze variieren allerdings je nach Region erheblich. Während in Südtirol die Regeln relativ streng durchgesetzt werden, zeigt sich das Trentino etwas lockerer. Trotzdem solltest du dich nicht darauf verlassen, dass ein Auge zugedrückt wird.
Besonders heikel wird es in Nationalparks wie dem Stilfserjoch oder den Dolomiten. Dort drohen saftige Bußgelder zwischen 100 und 500 Euro – und das bei der ersten Verwarnung. Anders sieht es auf Privatgrund aus: Mit Erlaubnis des Eigentümers ist eine Übernachtung durchaus möglich. Viele Bergbauern bieten inzwischen ihre Wiesen als Stellplätze an.
Eine Grauzone bildet das sogenannte "Reisemobil-Parken". Technisch gesehen darfst du überall dort stehen, wo auch Pkw parken dürfen – solange du dich wie ein normaler Verkehrsteilnehmer verhältst. Sobald du aber Stühle ausklappst, Markisen ausrollst oder dich anderweitig häuslich einrichtest, wird daraus Camping. Und das ist eben nicht überall erlaubt.
Offizielle Campingplätze und Stellplätze
Die Dichte an Campingplätzen in Norditalien kann sich sehen lassen. Allein in Südtirol gibt es über 60 registrierte Plätze, vom einfachen Bergcamping bis hin zum Luxusresort mit Wellness-Bereich. Preislich bewegst du dich zwischen 25 und 55 Euro pro Nacht für zwei Personen mit Wohnmobil – je nach Saison und Ausstattung.
Besonders gut ausgestattet sind die Plätze rund um den Gardasee. Camping Bella Italia in Peschiera del Garda bietet beispielsweise nicht nur Stellplätze, sondern auch einen eigenen Strand und Wasserpark. Etwas ruhiger geht es auf dem Camping Seiser Alm zu, der direkt unterhalb der berühmten Hochebene liegt.
Wer es spartanischer mag, findet auf den sogenannten "Agricampings" günstigere Alternativen. Diese Bauernhof-Campings kosten meist zwischen 15 und 25 Euro pro Nacht und bieten oft frische Produkte direkt vom Hof. Der Nachteil: Die sanitären Anlagen sind manchmal eher bescheiden.
Stellplätze speziell für Wohnmobile sind noch nicht so weit verbreitet wie in Deutschland oder Frankreich. Immerhin gibt es in größeren Orten wie Meran, Brixen oder Bozen offizielle Wohnmobilstellplätze. Diese kosten zwischen 12 und 20 Euro pro Nacht und bieten meist Strom- und Wasseranschluss.
Infrastruktur und Versorgung
Die Infrastruktur für Camper hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Tankstellen mit speziellen Wohnmobil-Services findest du an den Hauptverkehrsadern wie der Brennerautobahn A22 oder der Gardesana-Straße. Hier kannst du nicht nur tanken, sondern auch Frischwasser auffüllen und Grauwasser entsorgen.
Schwieriger wird es abseits der Hauptrouten. In kleineren Bergorten sind Entsorgungsstationen für Wohnmobile noch Mangelware. Oft hilft nur der Gang zur örtlichen Touristeninformation – die Mitarbeiter wissen meist, wo sich die nächste Möglichkeit befindet.
Einkaufsmöglichkeiten gibt es reichlich, allerdings schließen viele Geschäfte über die Mittagszeit und am Sonntag. Größere Supermärkte wie Eurospar oder Despar haben längere Öffnungszeiten, dafür aber auch entsprechend höhere Preise. Wer sparen will, kauft auf den Wochenmärkten ein – dort gibt es frisches Obst und Gemüse zu fairen Preisen.
Internet und Handyempfang sind mittlerweile auch in entlegenen Tälern meist verfügbar. Allerdings kann es in den Bergen zu Funklöchern kommen. Für Notfälle solltest du immer eine Offline-Karte dabei haben.
Beliebte Regionen und ihre Besonderheiten
Südtirol gilt als das Camping-Mekka der italienischen Alpen. Die Region um Bozen bietet nicht nur spektakuläre Landschaften, sondern auch eine hervorragende touristische Infrastruktur. Besonders die Gegend um Eppan und Kaltern ist bei Wohnmobilisten beliebt – hier lassen sich Weinkultur und Bergsport perfekt kombinieren.
Weiter nördlich lockt das Pustertal mit seinen malerischen Dörfern und der Nähe zu den Dolomiten. Der Pragser Wildsee oder die Drei Zinnen sind von hier aus gut erreichbar. Allerdings wird es in der Hochsaison ziemlich voll – wer Ruhe sucht, sollte auf die Nebensaison ausweichen.
Das Trentino punktet mit seiner Vielfalt: Vom Gardasee im Süden bis zu den Brenta-Dolomiten im Norden ist alles dabei. Die Gegend um Trient eignet sich besonders für Genießer – hier gibt es exzellente Weine und eine bemerkenswerte Küche. Camping al Sole in Torbole am Gardasee ist ein Klassiker unter Surfern und Mountainbikern.
Weniger bekannt, aber nicht weniger reizvoll ist das Aostatal. Die Region an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz bietet einige der höchsten Gipfel der Alpen, darunter den Mont Blanc und das Matterhorn. Wildcamping ist hier streng verboten, dafür gibt es kleine, familiäre Campingplätze mit authentischem Charme.
Kosten und Budgetplanung
Campen in Italien ist nicht gerade ein Schnäppchen. Mit 30 bis 45 Euro pro Tag für einen Campingplatz-Stellplatz musst du rechnen – in der Hochsaison durchaus mehr. Dazu kommen Kosten für Verpflegung, Sprit und Freizeitaktivitäten. Alles in allem solltest du mit etwa 60 bis 80 Euro pro Tag für zwei Personen kalkulieren.
Sparen lässt sich durch geschicktes Timing: In der Nebensaison (April/Mai und September/Oktober) sind die Preise oft um 30 bis 40 Prozent niedriger. Außerdem haben viele Campingplätze Sonderangebote für längere Aufenthalte.
Wer mit dem eigenen Wohnmobil anreist, spart sich die Mietkosten. Allerdings sind die Mautgebühren auf italienischen Autobahnen nicht ohne: Für die Strecke von München nach Verona zahlst du etwa 35 Euro. Dazu kommen Spritkosten von rund 80 bis 100 Euro, je nach Fahrzeugtyp.
Vignetten brauchst du in Italien übrigens nicht – außer du fährst durch Österreich oder die Schweiz. Dann wird es richtig teuer: Die Schweizer Jahresvignette kostet 40 Franken, die österreichische 96,40 Euro.
Praktische Tipps für den Camping-Alltag
Die Italiener haben ihre eigenen Gewohnheiten, die auch Camper betreffen. So ist es völlig normal, dass die Mittagspause zwischen 12 und 15 Uhr heilig ist – auch auf Campingplätzen. Laute Musik oder andere Störungen sind dann tabu.
Wasser aus dem Hahn ist in Italien meist trinkbar, schmeckt aber oft stark nach Chlor. Viele Italiener kaufen daher Wasser in Flaschen – was für Camper zusätzliches Gewicht bedeutet. Eine Alternative sind Wasserfilter für den Wohnmobil-Tank.
Beim Einkaufen solltest du beachten, dass in Italien die Siesta noch lebt. Viele kleine Geschäfte haben zwischen 13 und 16 Uhr geschlossen. Dafür sind die Öffnungszeiten abends oft länger als in Deutschland.
Ein wichtiger Tipp für Wohnmobilfahrer: Italienische Bergstraßen können eng und kurvenreich sein. Tunnel sind oft nur 3,5 Meter hoch – für große Wohnmobile ein Problem. Informiere dich vorab über die Streckenführung und plane gegebenenfalls Umwege ein.
Übrigens: In Italien ist es üblich, für Toilettenpapier auf öffentlichen Campingplätzen extra zu bezahlen. Pack also immer eine Rolle ein – erspart dir böse Überraschungen.
Jahreszeiten und optimale Reisezeiten
Die beste Zeit für Camping in den italienischen Alpen hängt stark von deinen Vorlieben ab. Wanderer und Mountainbiker kommen von Juni bis September voll auf ihre Kosten. Dann sind auch die Hochgebirgspässe geöffnet und die Wege schneefrei.
Frühjahr und Herbst haben ihren eigenen Reiz: weniger Trubel, mildere Temperaturen und oft spektakuläre Farbspiele in der Natur. Allerdings können Bergstraßen bei Schneefall auch schon mal gesperrt werden – vor allem in höheren Lagen.
Winter-Camping ist durchaus möglich, aber nichts für Anfänger. Viele Campingplätze schließen zwischen November und März komplett. Die wenigen geöffneten Plätze sind meist überteuert und hauptsächlich auf Skifahrer ausgerichtet.
Ein Geheimtipp ist der Spätherbst: Ende Oktober, Anfang November sind die Temperaturen tagsüber noch angenehm, die Touristenströme haben sich verzogen und die Preise sind günstig. Allerdings solltest du auf wechselhaftes Wetter vorbereitet sein.
Sicherheit und Besonderheiten
Italien gilt als sicheres Reiseland, auch für Camper. Dennoch gibt es ein paar Dinge zu beachten. Diebstähle aus Wohnmobilen kommen vor, besonders in Touristenregionen. Wertgegenstände gehören daher nicht sichtbar ins Fahrzeug.
In den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen. Auch im Sommer sind Schneefälle in Höhen über 2000 Metern möglich. Eine warme Decke und wettergerechte Kleidung sollten immer mit dabei sein.
Besonders tückisch sind die Bergstraßen nach Regenfällen. Steinschlag und Erdrutsche sind keine Seltenheit. Informiere dich vorab über die aktuellen Straßenverhältnisse – die italienische Verkehrspolizei gibt regelmäßig Warnungen heraus.
Ein letzter Hinweis: In Italien herrscht auf Campingplätzen oft eine entspannte Atmosphäre. Nachbarn helfen sich gegenseitig, und ein kleiner Plausch am Abend gehört dazu. Lass dich darauf ein – oft entstehen so die schönsten Urlaubserinnerungen.