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Garmisch-Partenkirchen: Bayerns alpines Herz zwischen Zugspitze und Gassencharme

Garmisch-Partenkirchen ist ein Ort, der viele Facetten hat. Es ist kein reiner Bergsteigerstützpunkt und auch kein reines Schickimicki-Dorf. Es ist eine Mischung, die genau den Reiz ausmacht.

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Zwischenablage

Garmisch-Partenkirchen. Der Name allein klingt schon nach bayerischer Alpenidylle. Doch das Doppelstädtchen am Fuße der Zugspitze ist mehr als nur eine hübsche Kulisse. Es ist ein Ort mit Geschichte, mit Ecken und Kanten, der sowohl gestandene Alpinisten als auch Genießer und Kulturinteressierte anzieht. Hier treffen sich der Geruch von Bergluft und frischem Kaffee, das Geräusch von plätschernden Brunnen und dem fernen Läuten von Kuhglocken. Es ist ein Ort, der sich über die Jahrzehnte seinen Charakter bewahrt hat, während er sich gleichzeitig dem modernen Tourismus stellt.

Die Nähe zur beeindruckenden alpinen Natur ist allgegenwärtig, ob du nun auf dem Gipfel stehst oder nur aus dem Fenster deines Zimmers blickst. Gleichzeitig bietet der Ort Kultur, Geschichte und die Möglichkeit, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und die bayerische Lebensart zu genießen.

Was Garmisch-Partenkirchen besonders macht, ist diese Dualität, die schon im Namen angelegt ist. Einst zwei separate Gemeinden, Garmisch und Partenkirchen, wurden sie 1935 zwangsvereinigt, um für die Olympischen Winterspiele 1936 gerüstet zu sein. Diese historische Teilung ist bis heute spürbar und prägt das Flair der beiden Ortskerne, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Zwei Herzen schlagen im Tal: Garmisch und Partenkirchen

Nimm dir Zeit, durch die Gassen zu schlendern, denn das ist entscheidend, um diesen Ort zu verstehen. Beginnen wir in Partenkirchen. Hier, entlang der historischen Ludwigstraße, atmest du förmlich Geschichte ein. Die Gebäude sind älter, viele Fassaden sind mit detailreicher Lüftlmalerei verziert. Diese barocke Volkskunst erzählt Geschichten, oft religiöse Motive, aber auch Szenen aus dem bäuerlichen Leben oder von Handwerkern. Jede Fassade scheint ein eigenes kleines Bilderbuch zu sein. Beim Flanieren auf dem Kopfsteinpflaster hörst du vielleicht noch das Echo vergangener Tage. Partenkirchen wirkt ruhiger, erdiger, traditioneller. Hier findest du die alten Gasthöfe, die Kirchen wie St. Anton mit ihrem beeindruckenden Friedhof oder die Wallfahrtskirche St. Sebastian.

Überquerst du die Partnach und bewegst dich in Richtung Garmisch, ändert sich das Bild allmählich. Garmisch präsentiert sich lebhafter, mit einer modernen Fußgängerzone, größeren Geschäften und einem eher urbanen Charakter. Hier findest du die großen Hotels, das Kongresszentrum, das Casino. Der Marienplatz bildet das Zentrum, ein Treffpunkt mit Blick auf die umliegenden Berge. Spannend ist dabei zu beobachten, wie beide Ortsteile nebeneinander existieren, jeder mit seinem eigenen Rhythmus, aber doch untrennbar verbunden durch die gemeinsame Bergkulisse und die Verwaltung. Es lohnt sich definitiv, beide Bereiche zu erkunden und ihre unterschiedliche Atmosphäre aufzusaugen.

Hoch hinaus: Die Zugspitze und ihre Nachbarn

Kein Besuch in Garmisch-Partenkirchen wäre komplett ohne einen Blick nach oben. Die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg mit 2962 Metern, thront über allem. Sie ist nicht nur ein imposantes Naturdenkmal, sondern auch ein Ziel für Tausende von Besuchern pro Jahr. Der Aufstieg zu Fuß ist eine ernsthafte alpine Unternehmung, die Erfahrung, Kondition und die richtige Ausrüstung erfordert. Es gibt mehrere Routen, von anspruchsvollen Klettersteigen wie der Jubiläumsgrat (nur für absolute Profis) bis zu längeren Tal-Aufstiegen durch das Reintal.

Für die meisten bleibt der Gipfel per Bahn erreichbar. Die Zahnradbahn, die schon seit 1930 existiert, schnauft gemütlich vom Ortsteil Garmisch oder vom Eibsee hinauf zum Zugspitzplatt, dem Gletscherskigebiet unterhalb des Gipfels. Von dort bringt dich die Gletscherbahn die letzten Meter zum Gipfelplateau. Die Eibsee-Seilbahn ist die schnellere und spektakulärere Variante. Sie startet am Eibsee, einem smaragdgrünen Bergsee etwas außerhalb von Garmisch, und schwebt in wenigen Minuten direkt zum Gipfelkreuz. Der Blick während der Fahrt ist atemberaubend, ein freier Fall über steile Felswände.

Oben angekommen, erwartet dich ein 360-Grad-Panorama, das bei gutem Wetter weit über vier Länder reicht. Der Wind pfeift oft scharf, die Luft ist dünn, und das Gefühl, auf "Deutschlands Dach" zu stehen, ist schon besonders. Du findest hier oben Restaurants, Aussichtsplattformen und natürlich das berühmte Gipfelkreuz. Ein Besuch der Zugspitze ist keine reine Bergtour, es ist ein Perspektivwechsel. Man sieht die Welt von oben, die Dörfer im Tal wirken winzig, die umliegenden Berge reihen sich wie gezackte Zähne am Horizont auf. Es ist ein Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt.

Aber Garmisch-Partenkirchen ist bei weitem nicht nur die Zugspitze. Die Bergwelt rundherum bietet unzählige Möglichkeiten für alle Fitnesslevel. Die Alpspitze (2628m), oft als "Juwel" oder "Pyramide" des Wettersteingebirges bezeichnet, ist über die Alpspitzbahn erreichbar. Hier gibt es den beliebten "AlpspiX", eine Aussichtsplattform in Form eines X, die spektakuläre Tiefblicke ermöglicht. Für geübte Berggeher gibt es an der Alpspitze auch Klettersteige.

Das Kreuzeck (1651m), ebenfalls mit einer eigenen Bahn erschlossen, ist ideal für moderate Wanderungen. Von hier aus starten viele schöne Höhenwege, zum Beispiel zum Osterfelderkopf (Alpspitzbahn-Bergstation) oder weiter ins Höllental. Der Wank (1780m), auf der Sonnenseite des Tals gelegen und ebenfalls per Seilbahn zugänglich, bietet fantastische Panoramablicke auf die Zugspitze, die Alpspitze und das gesamte Tal. Der Aufstieg zu Fuß ist moderat und führt durch Wald und über Almwiesen. Der Wank ist beliebt für seine Fernsicht und die Möglichkeit, den Sonnenuntergang über den westlichen Bergen zu beobachten.

Neben den "großen" Bergbahnen gibt es unzählige Wanderwege direkt vom Tal aus. Ein absolutes Highlight ist die Partnachklamm. Dieses Naturwunder ist eine tiefe Schlucht, durch die sich der Fluss Partnach seinen Weg gebahnt hat. Ein gesicherter Wanderweg führt am Wasser entlang, durch Tunnel und über Brücken. Das Rauschen des Wassers, die feuchte, kühle Luft, die steil aufragenden Felswände – das ist ein eindrückliches Erlebnis, das zu jeder Jahreszeit seinen Reiz hat, im Winter sogar mit bizarren Eisformationen.

Weitere beliebte Ziele sind Wanderungen zu Almen wie der Partnachalm oder der Bockhütte, die oft bewirtschaftet sind und zur Einkehr einladen. Das Rascheln der Blätter unter den Füßen, der Duft von Fichtenholz, das leise Plätschern eines Bergbaches – das sind die kleinen, unscheinbaren Details, die eine Wanderung hier so besonders machen. Für ambitioniertere Wanderer gibt es Routen, die weiter in die Höhe führen, zu alpinen Hütten wie der Reintalangerhütte oder dem Kreuzeckhaus, die als Stützpunkte für längere Touren dienen.

Kultur, Genuss und Tradition im Tal

Wer glaubt, Garmisch-Partenkirchen sei nur etwas für reine Bergfexe, irrt gewaltig. Im Tal findet sich ein reiches kulturelles Leben und die Möglichkeit, bayerische Tradition und Gastfreundschaft zu erleben. Die Lüftlmalerei haben wir schon erwähnt, aber es gibt mehr zu entdecken. Das Werdenfels Museum in Partenkirchen zum Beispiel gibt einen tiefen Einblick in die Regionalgeschichte, das Brauchtum und das Leben der Menschen im Werdenfelser Land über die Jahrhunderte. Es ist in einem historischen Gebäude untergebracht und zeigt alles von bäuerlichen Geräten bis zu traditionellen Trachten.

Für Musikliebhaber ist das Richard-Strauss-Institut interessant. Der berühmte Komponist verbrachte einen Großteil seines Lebens in Garmisch. Das Institut beherbergt sein Archiv und ist Veranstaltungsort für Konzerte und Meisterkurse. Die Villa Strauss, sein ehemaliges Wohnhaus, kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden – ein Blick in das private Leben eines musikalischen Genies.

Über das Jahr verteilt gibt es verschiedene Veranstaltungen, die das Leben im Ort prägen. Die Vierschanzentournee im Skispringen am Neujahrstag ist weltberühmt und zieht tausende Zuschauer an. Auch der alpine Skiweltcup macht hier Station. Daneben gibt es aber auch traditionellere Feste wie die verschiedenen Kirchweihfeste (Dult), Trachtenumzüge oder Konzerte der örtlichen Musikkapellen. Dann siehst du Einheimische, die sich für den Anlass "aufbrezeln" und ihre Festtagstracht tragen.

Und dann ist da noch der Genuss. Die bayerische Küche ist deftig und ehrlich. Probiere unbedingt eine zünftige Brotzeit mit Wurst, Käse und Radi (Rettich) oder ein traditionelles Gericht wie Schweinshaxe oder Kaiserschmarrn. Dazu passt natürlich ein kühles Bier aus einer bayerischen Brauerei. Es gibt zahlreiche Gasthäuser, von traditionellen Wirtschaften mit holzgetäfelten Stuben und Kachelofen bis hin zu moderneren Restaurants. Die "Gmiatlichkeit", von der die Rede ist, musst du manchmal erst ein bisschen suchen, vielleicht in einer urigen Stubn abseits der Hauptstraße, aber wenn du sie findest, ist sie echt. Hier sitzt man beisammen, redet über Gott und die Welt oder einfach nur über das Wetter und die Berge. Auch internationale Küche ist vertreten, aber die lokalen Schmankerl solltest du dir nicht entgehen lassen.

Zum Entspannen bietet sich ein Spaziergang durch den Kurpark an oder ein Besuch im Alpspitz-Wellenbad. Auch Shopping ist möglich, von traditionellem Handwerk und Trachtenläden bis zu Modeboutiquen und Sportgeschäften.

Praktische Hinweise für deinen Besuch

Die Anreise nach Garmisch-Partenkirchen ist unkompliziert. Mit dem Zug erreichst du den Ort bequem von München aus. Die Fahrt dauert gut eine Stunde und bietet bereits schöne Ausblicke. Mit dem Auto kommst du über die Autobahn, allerdings kann der Verkehr, besonders an Wochenenden und Feiertagen, dicht sein.

Vor Ort kannst du dich gut zu Fuß bewegen, besonders in den jeweiligen Ortszentren. Die Distanz zwischen Garmisch und Partenkirchen ist ebenfalls gut zu Fuß oder mit den lokalen Bussen zu bewältigen. Viele Unterkünfte bieten eine Gästekarte an, mit der du die öffentlichen Verkehrsmittel kostenfrei nutzen kannst und Ermäßigungen bei verschiedenen Attraktionen erhältst.

Bei der Unterkunft hast du die Wahl zwischen Hotels aller Kategorien, gemütlichen Pensionen oder Ferienwohnungen. In der Hochsaison – im Sommer und zur Skisaison – ist es ratsam, frühzeitig zu buchen.

Wann die beste Reisezeit ist, hängt stark von deinen Interessen ab. Der Sommer (Juni bis September) ist ideal zum Wandern und Mountainbiken. Der Herbst (Oktober, November) lockt mit klarer Luft, leuchtenden Farben und oft stabilen Wetterlagen – perfekt für Panoramawanderungen. Der Winter (Dezember bis März) ist die Zeit für Skifahren, Snowboarden, Langlauf und Winterwanderungen, mit dem Neujahrsspringen als Höhepunkt. Im Frühling (April, Mai) erwacht die Natur, die Wiesen werden grün, und auf den niedrigeren Lagen kann man schon wieder wunderbar wandern, während in der Höhe noch Schnee liegt.

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