Der Toblacher See – oder auf Italienisch Lago di Dobbiaco – schmiegt sich auf 1.259 Metern Höhe in ein enges Tal zwischen den schroffen Gipfeln der Dolomiten. Gerade mal 12 Hektar groß, gehört er zu den kleineren Alpenseen, macht dies aber durch seine beeindruckende Lage direkt am Naturpark Drei Zinnen und der Sprachgrenze zwischen dem deutschsprachigen Nordtirol und dem italienisch geprägten Südtirol mehr als wett. Im Sommer leuchtet das Wasser in einem intensiven Türkisblau, das mit den grünen Bergwäldern und den grauen Kalksteinfelsen kontrastiert. Die Wasserfläche fungiert dabei als gigantischer Spiegel für die umliegenden Berggipfel – ein Fotomotiv, das dir morgens den Atem raubt, wenn der Nebel langsam übers Wasser kriecht.
Der See liegt nicht weit vom Ortszentrum Toblachs (Dobbiaco) entfernt, ist aber trotzdem von dichtem Wald umgeben, der für eine gewisse Abgeschiedenheit sorgt. Im Winter friert die Oberfläche komplett zu und wird zur Langlaufstrecke, doch in der Campingsaison von Mai bis Oktober zeigt sich der Lago von seiner lebendigen Seite. Schon die Anfahrt durch das Hochpustertal macht deutlich, dass hier zwei Landschaften aufeinandertreffen: die sanfteren Pustertaler Berge im Norden und die schroffen Dolomitengipfel im Süden.
Der Campingplatz: Zwischen Seeidylle und alpinem Abenteuer
Der Campingplatz Toblacher See – offiziell "Camping Lago di Dobbiaco" – ist einer jener seltenen Campingplätze, bei denen die Marketingversprechen tatsächlich stimmen. Er liegt nämlich wirklich direkt am Wasser, mit nur einem schmalen Kiesstreifen zwischen den Stellplätzen und dem glitzernden Nass. Morgens den Reißverschluss des Zeltes öffnen und sofort auf den See blicken – das gelingt hier tatsächlich, zumindest wenn man einen der begehrten Uferplätze ergattert hat.
Der Platz erstreckt sich über eine sanft abfallende Wiese, die von Nadelbäumen durchsetzt ist und dadurch natürlichen Schatten bietet. Die etwa 150 Stellplätze sind durch niedrige Hecken oder Bäume voneinander abgetrennt, was ein Minimum an Privatsphäre gewährleistet. Es gibt Bereiche für Wohnmobile und Wohnwagen mit Stromanschluss sowie spezielle Zeltwiesen, die etwas naturbelassener daherkommen. Für Dauercamper sind bestimmte Bereiche reserviert, der Rest steht für Durchreisende zur Verfügung. In der Hochsaison ist der Platz regelmäßig ausgebucht – daher ist eine Reservierung dringend zu empfehlen, besonders für Juli und August.
Die Sanitäranlagen wurden vor einigen Jahren renoviert und präsentieren sich nun in jenem typisch südtirolerischen Stil, der Funktionalität mit alpinem Charme verbindet. Warmes Wasser ist selbstverständlich, ebenso wie beheizte Waschräume für kühlere Abende im Frühjahr oder Herbst. Die Duschen funktionieren mit Münzen, was zwar etwas altmodisch anmutet, aber für einen sorgsameren Umgang mit der Ressource Wasser sorgt.
Ein Highlight des Platzes ist die kleine Marina, an der man Ruderboote und Tretboote mieten kann. Der Bootsverleih wird von einer lokalen Familie betrieben, deren Mitglieder nicht mit Tipps für die besten Angelmöglichkeiten geizen. Mit etwas Glück fängst du einen der Saiblinge oder Forellen, die im klaren Wasser des Sees heimisch sind. Der Campingplatz verfügt zudem über einen kleinen Kiosk, der das Nötigste bereithält – von frischen Brötchen am Morgen bis zum lokalen Weißwein für den Abend am Lagerfeuer. Für alles Weitere musst du allerdings ins nahe Toblach fahren.
Die Umgebung: Wanderparadies für jeden Anspruch
Der Toblacher See dient als idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen verschiedener Schwierigkeitsgrade. Am einfachsten ist der Seerundweg, der auf etwa 3,5 Kilometern einmal um den gesamten See führt. Teilweise verläuft er auf Holzstegen direkt übers Wasser, was besonders Kindern Spaß macht. Die Strecke ist auch mit Kinderwagen problemlos zu bewältigen und eignet sich perfekt für einen gemütlichen Abendspaziergang nach dem Abendessen.
Ambitionierter ist die Wanderung hinauf zur Dürrensteinhütte auf 2.040 Metern Höhe. Der Weg führt durch dichte Nadelwälder, die im Sommer wohltuenden Schatten spenden und nach Harz duften. Rund vier Stunden solltest du einplanen – doch die Mühe wird mit einem spektakulären Panoramablick auf die umliegenden Dolomitengipfel belohnt. Die Hütte selbst bietet deftige Südtiroler Küche, wobei der Kaiserschmarrn als süßer Abschluss göttlich schmeckt und die verbrauchten Kalorien schnell wieder auffüllt.
Ein echter Klassiker ist natürlich die Wanderung zu den Drei Zinnen, den wohl bekanntesten Felstürmen der Dolomiten. Zwar liegen sie nicht direkt am Toblacher See, sind aber mit dem Auto in etwa 20 Minuten erreichbar. Von dort aus führen verschiedene Wanderwege in das UNESCO-Weltnaturerbe. Der beliebteste ist der Rundweg um die Drei Zinnen, der etwa vier Stunden dauert und trotz seiner Höhenlage von über 2.300 Metern technisch nicht allzu anspruchsvoll ist. Früh aufbrechen lohnt sich hier besonders, denn im Licht der Morgensonne leuchten die Felswände in einem warmen Rot, das Fotografenherzen höher schlagen lässt.
Weniger bekannt, aber mindestens ebenso beeindruckend ist das Fischleintal, ein Hochtal südlich von Sexten. Die Wanderung durch das Tal ist auch für Familien mit Kindern machbar und führt durch saftige Almwiesen, auf denen im Sommer Kühe grasen. Die Glocken um ihren Hals läuten im Takt ihrer gemächlichen Bewegungen und schaffen jene typische Alpenatmosphäre, die man aus Heidi-Filmen kennt.
Radfahren und Wassersport: Aktiv am und um den See
Der Toblacher See liegt strategisch günstig am Drauradweg, einer der bedeutendsten Fernradwege Europas. Er führt von der Quelle der Drau in Toblach über 366 Kilometer bis nach Maribor in Slowenien. Den kompletten Weg schaffen nur die wenigsten, aber ein Tagesausflug Richtung Lienz auf dem gut ausgebauten und größtenteils asphaltierten Radweg lohnt allemal. Die Strecke führt leicht bergab, was die Rückfahrt natürlich anstrengender macht – alternativ kannst du mit dem Zug zurückfahren, der Fahrräder mitnimmt.
Für Mountainbiker gibt es zahlreiche anspruchsvollere Routen in die umliegenden Berge. Besonders beliebt ist die Strecke zur Plätzwiese, einer Hochalm mit atemberaubendem Blick auf den Monte Cristallo. Der Anstieg hat es allerdings in sich – rund 800 Höhenmeter müssen überwunden werden. E-Bikes kannst du im nahe gelegenen Toblach mieten, falls dir der Sinn nach Unterstützung steht.
Der Toblacher See selbst ist im Sommer zwar zu kalt für ausgedehnte Schwimmrunden – die Wassertemperatur steigt selten über 17 Grad –, für eine erfrischende Abkühlung nach einer Wanderung reicht es aber allemal. Die mutigsten Camper springen gleich morgens ins kühle Nass, was definitiv effektiver als jeder Espresso weckt. Beliebt sind auch die Ruder- und Tretboote, die man direkt am Campingplatz mieten kann. Eine gemütliche Runde auf dem See, während die Abendsonne die umliegenden Berggipfel in goldenes Licht taucht – Südtiroler Idylle pur.
Für diejenigen, die es etwas actionreicher mögen: Im nahe gelegenen Innichen bieten verschiedene Anbieter Rafting-Touren auf der jungen Drau an. Die Schwierigkeitsgrade variieren je nach Wasserstand, im Hochsommer sind die Touren aber auch für Anfänger geeignet. Das kalte Gischt im Gesicht und das Adrenalin im Blut bilden einen spannenden Kontrast zur sonst eher beschaulichen Campingatmosphäre am See.
Wetter und beste Reisezeit: Alpenklima mit Überraschungen
Die Campingsaison am Toblacher See erstreckt sich von Anfang Mai bis Mitte Oktober, wobei die Hauptsaison in den Monaten Juli und August liegt. In dieser Zeit kannst du mit angenehmen Temperaturen um die 22-25 Grad tagsüber rechnen, nachts kühlt es allerdings merklich ab – ein warmer Schlafsack sollte daher auch im Hochsommer zum Gepäck gehören.
Der Juni zeigt sich oft von seiner launischen Seite. Die sogenannte "Schafskälte" bringt nicht selten einen Kälteeinbruch mit Temperaturen unter 10 Grad und Regenschauer. Dafür sind zu dieser Zeit deutlich weniger Touristen unterwegs, und die frisch grünen Almwiesen sind mit Frühlingsblumen übersät.
Der September gilt als Geheimtipp unter erfahrenen Alpencampern. Die Touristenmassen sind abgereist, die Tage noch warm, wenn auch schon merklich kürzer. Morgens liegt oft Nebel über dem See, der sich gegen Mittag lichtet und den Blick auf die schon leicht schneebedeckten Gipfel freigibt. Die Bäume beginnen sich zu verfärben, was die Landschaft in ein warmes Licht taucht.
Egal zu welcher Zeit du kommst – die Bergwetterregel gilt auch hier: Immer Regenjacke und warme Kleidung einpacken, selbst wenn der Wetterbericht Sonnenschein verspricht. Die Berge erzeugen ihr eigenes Mikroklima, und besonders nachmittags können sich schnell Gewitter zusammenbrauen, die überraschend heftig ausfallen können. Die gute Nachricht: Meist ziehen sie ebenso schnell wieder ab, wie sie gekommen sind.
Praktische Tipps für den Campingaufenthalt
Der Campingplatz Toblacher See öffnet in der Regel Anfang Mai und schließt Mitte Oktober, wobei die genauen Daten je nach Wetterlage variieren können. Die Preise liegen im mittleren Bereich, was für Südtirol als eher günstig gilt. Für einen Stellplatz mit zwei Personen, Zelt und Auto zahlst du in der Hochsaison etwa 30-35 Euro pro Nacht, hinzu kommen noch Kurtaxe und eventuell Stromkosten. In der Vor- und Nachsaison sinken die Preise um etwa 20-30 Prozent.
Eine Reservierung ist besonders in der Hauptsaison dringend zu empfehlen. Die Uferplätze sind oft Monate im Voraus ausgebucht. Tipp: Wer flexibel ist, hat manchmal Glück und ergattert durch einen Anruf ein oder zwei Tage vor Anreise noch einen freigewordenen Platz. Die Platzverwaltung führt nämlich eine Warteliste für Kurzentschlossene.
Die Sanitäranlagen werden mehrmals täglich gereinigt und sind generell in gutem Zustand. Ein kleiner Knackpunkt: In der Hochsaison kann es morgens zu Wartezeiten an den Duschen kommen. Wer schlau ist, duscht entweder später am Vormittag oder am frühen Abend. Das Duschwasser wird mit Münzen bezahlt, die man an der Rezeption kaufen kann – derzeit kostet eine dreiminütige Dusche etwa 1 Euro.
WLAN gibt es nur im Bereich der Rezeption und des Aufenthaltsraums, und selbst dort ist die Verbindung eher wackelig. Aber mal ehrlich – ist nicht genau das der Sinn eines Campingurlaubs in den Bergen? Das Handy beiseitelegen und stattdessen den Sonnenuntergang über dem See genießen, während die Grillen zirpen und der Geruch von Lagerfeuer in der Luft liegt.
Apropos Lagerfeuer: Offenes Feuer ist auf dem Campingplatz aus Sicherheitsgründen grundsätzlich verboten. Für Grillabende gibt es jedoch spezielle Bereiche mit fest installierten Grills, die gegen eine kleine Gebühr genutzt werden können. Holzkohle und Anzünder sind im Campingshop erhältlich, günstiger ist es jedoch im Supermarkt in Toblach.
Ein letzter Tipp für alle Hundebesitzer: Vierbeiner sind auf dem Campingplatz willkommen, müssen jedoch an der Leine geführt werden. Für das obligatorische Gassigehen gibt es einen speziellen Bereich am Rand des Platzes. In den umliegenden Naturschutzgebieten gelten teilweise strengere Regeln – informiere dich am besten vorab beim Personal des Campingplatzes oder in der Touristeninformation in Toblach.
Ausflugsziele in der Umgebung: Mehr als nur der See
Auch wenn der Toblacher See mit seiner idyllischen Lage zum Verweilen einlädt – die Umgebung bietet zahlreiche lohnende Ausflugsziele für Tage, an denen du etwas mehr erleben möchtest. Allen voran natürlich die berühmten Drei Zinnen, die als Wahrzeichen der Dolomiten gelten und etwa 20 Autominuten entfernt liegen. Der Parkplatz an der Auronzohütte ist der ideale Startpunkt für Wanderungen in diesem UNESCO-Weltnaturerbe. Allerdings solltest du früh losfahren, denn im Hochsommer ist der Andrang gewaltig.
Kulturinteressierte kommen im Gustav-Mahler-Häuschen auf ihre Kosten. Der berühmte Komponist verbrachte drei Sommer in Toblach und komponierte hier unter anderem seine neunte Symphonie. Das kleine Museum gibt Einblicke in sein Schaffen und die Bedeutung der Landschaft für seine Musik. Die Akustik des alten Holzhauses sorgt für ein besonderes Erlebnis, wenn im Hintergrund leise Mahlers Kompositionen spielen, während draußen der Wind durch die Kiefern rauscht.
Einen Tagesausflug wert ist auch Cortina d'Ampezzo, etwa 30 Kilometer südlich gelegen. Der mondäne Skiort, in dem 1956 die Olympischen Winterspiele stattfanden, besticht durch seine elegante Fußgängerzone mit exklusiven Boutiquen und gemütlichen Cafés. Die Preise sind allerdings entsprechend gehoben – ein Cappuccino kann hier schnell das Doppelte kosten wie in Toblach.
Für Familien mit Kindern bietet sich ein Besuch auf dem Kronplatz an, dem Hausberg von Bruneck. Im Sommer ist hier ein großer Abenteuerspielplatz in Betrieb, und die Seilbahn bringt auch weniger sportliche Besucher mühelos auf den Gipfel. Oben angekommen, eröffnet sich ein beeindruckendes 360-Grad-Panorama auf die umliegenden Bergketten. Bei klarer Sicht reicht der Blick bis zum Großglockner, dem höchsten Berg Österreichs.
Ein Geheimtipp für heiße Sommertage ist der Pragser Wildsee, etwa 15 Kilometer nordwestlich von Toblach. Das türkisblaue Wasser, eingebettet zwischen steilen Felswänden, schimmert in der Sonne wie ein geschliffener Edelstein. Kein Wunder, dass der See in den letzten Jahren zum Instagram-Hotspot avanciert ist. Wer die Menschenmassen umgehen will, sollte entweder sehr früh am Morgen oder am späten Nachmittag kommen, wenn die meisten Tagestouristen bereits abgereist sind.