Fast unwirklich türkisgrün liegt er da, der Lago di Anterselva, wie der See auf Italienisch heißt. In der deutschen Bezeichnung Antholzer See steckt bereits der Hinweis auf seine Lage im gleichnamigen Tal, einem Seitental des Hochpustertals in Südtirol. Auf 1.642 Metern Seehöhe eingebettet zwischen schroffen Berggipfeln der Rieserfernergruppe, formen die hoch aufragenden Gipfel eine eindrucksvolle Kulisse für den natürlich entstandenen Bergsee. Der Kontrast könnte kaum größer sein: Sanft schmiegt sich das Gewässer in eine Mulde, während ringsum die zackigen Silhouetten der Dreitausender in den Himmel ragen.
Der Antholzer See zählt mit seiner Fläche von 44 Hektar zu den größeren natürlichen Bergseen Südtirols. Sein Wasser ist bemerkenswert klar – an manchen Stellen kannst du bis auf den Grund blicken, wo zwischen Kieseln und feinem Sand kleine Fische ihre Bahnen ziehen. Die intensive grüne Färbung verdankt der See den Mineralien im Gletscherwasser, das ihn speist. Je nach Lichteinfall changiert die Farbe zwischen Smaragdgrün und einem tiefen Türkis – ein Phänomen, das Fotografen magisch anzieht.
Berühmt wurde der See auch als Austragungsort für Biathlon-Wettkämpfe. Das Biathlon-Zentrum am nordöstlichen Ufer ist regelmäßig Schauplatz internationaler Wettbewerbe. Im Winter trainieren hier Spitzensportler, während im Sommer die Landschaft den Wanderern gehört. Wer Glück hat, begegnet hier auch mal einem der Athleten beim Sommertraining.
Die Rundwanderung: Basisinfos und Charakter
Die Umrundung des Antholzer Sees gehört zu den dankbarsten Wanderungen in der Region. Mit einer Länge von gut 5 Kilometern und praktisch keinen nennenswerten Höhenunterschieden – die Route verläuft fast durchgehend auf gleicher Höhe – ist sie auch für ungeübte Wanderer, Familien mit Kindern oder ältere Menschen bestens geeignet. Knapp eineinhalb bis zwei Stunden solltest du für die reine Gehzeit einplanen, wobei die meisten Besucher deutlich länger unterwegs sind. Zu verlockend sind die vielen Fotomotive, Rastplätze und kleinen Entdeckungen am Wegesrand.
Der Weg ist durchgängig gut markiert und folgt größtenteils dem Ufer des Sees. Auf der Westseite verläuft er als breiter, nahezu ebener Forstweg durch lichten Wald, während die Ostseite etwas naturbelassener ist und über teils schmale Pfade führt. Hier und da gibt es kleine Holzstege über feuchte Stellen oder Bachläufe. Gewandert wird meist im Uhrzeigersinn, aber ebenso gut funktioniert die Umrundung in Gegenrichtung.
Trittfest sein solltest du dennoch, besonders nach Regenfällen können Teile des Weges matschig werden. Auch wenn die Route als leicht eingestuft wird: Normale Wanderschuhe sind einem Stadtspaziergang auf jeden Fall vorzuziehen. Der Weg ist allerdings nicht für Kinderwagen oder Rollstühle geeignet – dafür sind einzelne Passagen zu schmal oder uneben.
Start der Tour und Anreise
Der klassische Ausgangspunkt für die Umrundung liegt am südlichen Ende des Sees, wo ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung steht. In der Hochsaison (Juli und August) sowie an sonnigen Wochenenden solltest du früh dran sein – gegen Mittag ist der Parkplatz oft rappelvoll, und du müsstest auf Ausweichparkplätze talabwärts ausweichen. Von Mai bis Oktober werden 5 Euro Parkgebühr fällig, im Winter gibt's ermäßigte Tarife.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der See ebenfalls erreichbar. Die Buslinie 442 verkehrt regelmäßig zwischen Bruneck und Antholz Obertal, mit einer Haltestelle direkt beim Südparkplatz. Während der Sommermonate fahren zusätzliche Busse, im Winter ist der Fahrplan ausgedünnt. Ein Blick auf die Website der Südtiroler Verkehrsverbünde lohnt sich vor der Anreise.
Am Parkplatz findest du auch die ersten Infotafeln zur Tour, öffentliche Toiletten und in der Saison einen kleinen Kiosk. Von hier aus ist der smaragdgrüne See bereits zu sehen – ein Vorgeschmack auf das, was dich erwartet. Übrigens: Auch die Biathlon-Arena liegt nur wenige Gehminuten vom Südparkplatz entfernt und ist definitiv einen Abstecher wert, besonders für Sportinteressierte.
Entlang der Westseite: Zwischen Wald und Wasser
Vom Parkplatz aus führt der Weg zunächst leicht ansteigend in den Fichtenwald hinein. Schon nach wenigen Minuten öffnet sich der Blick auf den See, der dich nun für einen Großteil der Wanderung begleiten wird. Die Westseite des Sees verläuft relativ geradlinig und ist von dichtem Nadelwald gesäumt. Der Weg hier ist breit und gut ausgebaut – fast schon ein kleiner Forstweg, auf dem auch Radfahrer unterwegs sein können.
An zahlreichen Stellen trittst du direkt ans Seeufer, wo kleine naturbelassene Buchten zum Verweilen einladen. Im Hochsommer wagen hier einige Mutige sogar einen kurzen Sprung ins Wasser – bei Wassertemperaturen, die selten über 15 Grad steigen, bleibt's beim kurzen Eintauchen. Offiziell ist das Baden nicht verboten, aber wegen des Naturschutzgebiets auch nicht explizit erwünscht.
Nach etwa einem Drittel der Strecke passierst du eine malerische Landzunge, die in den See hineinragt. Hier stehen einige rustikale Holzbänke, die sich perfekt für eine erste Rast eignen. Der Blick von hier über den See zu den Bergen ist atemberaubend und eines der klassischen Fotomotive der Region. Je nach Jahreszeit und Wetterlage spiegeln sich die Berggipfel im glatten Wasser – oder Nebelschwaden ziehen mystisch über die Wasseroberfläche.
Besonders beeindruckend ist die Stille, die hier herrscht. Abgesehen vom leisen Rauschen der Bäume im Wind und dem gelegentlichen Plätschern des Wassers am Ufer ist kaum ein Geräusch zu vernehmen. Fast meditativ wirkt das Gehen unter den hohen Fichten, deren Nadeln den Boden weich polstern und jeden Schritt dämpfen. Der Geruch von Harz liegt in der Luft, vermischt mit der frischen Kühle, die vom Wasser herüberzieht.
Das Nordufer: Wo die Bäche in den See münden
Am nördlichen Ende des Sees ändert sich die Landschaft merklich. Hier münden mehrere kleine Gebirgsbäche in den See, die das Gletscherwasser der umliegenden Berge mit sich bringen. Die Uferzone ist dadurch deutlich feuchter, teils sogar moorig. Der Weg führt über mehrere kleine Holzbrücken und Stege, die den Wanderer trockenen Fußes durch dieses sensible Ökosystem leiten.
Das Nordufer präsentiert sich wilder und naturbelassener als der Rest des Weges. Hier wachsen nicht nur Fichten, sondern auch Lärchen, Birken und eine vielfältige Unterwuchsvegetation. In diesem Bereich tummeln sich zahlreiche Vogelarten – ein Fernglas dabei zu haben, lohnt sich. Mit etwas Glück und Geduld lassen sich Wasseramseln, verschiedene Entenarten oder sogar der Eisvogel beobachten.
Vom nördlichsten Punkt des Sees bietet sich zudem ein grandioser Blick talauswärts. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis zu den fernen Gipfeln der Dolomiten. Eine Panoramatafel hilft bei der Orientierung und benennt die wichtigsten Berggipfel der Umgebung. Hier oben wird auch klar, warum der Antholzer See zu den landschaftlichen Höhepunkten Südtirols zählt: Die Kombination aus Wasserfläche, umgebendem Wald und dem Bergpanorama schafft eine fast unwirkliche Bilderbuchszenerie.
Knorrige Wurzeln durchziehen hier den Weg, und an manchen Stellen führt der Pfad so dicht am Wasser entlang, dass bei hohem Wasserstand nach der Schneeschmelze auch mal die Schuhe nass werden können. Ein dumpfes 'Plumpsen' stört gelegentlich die Stille – meist ein Fisch, der nach Insekten schnappt, oder ein Frosch, der vor nahenden Wanderstiefeln in die sichere Wasserfläche flüchtet.
Die Ostseite: Auf schmalen Pfaden mit Panoramablick
Die Ostseite des Antholzer Sees bietet den wohl reizvollsten Abschnitt der gesamten Umrundung. Der Weg verläuft hier etwas höher über dem Seeufer und ist merklich schmaler als auf der Westseite. An einigen Stellen wurden in den Fels gehauene Stufen und einfache Holzgeländer angebracht, um das Passieren zu erleichtern.
Der leichte Höhenunterschied sorgt für fantastische Ausblicke über die gesamte Seefläche. Hier wird besonders deutlich, warum der Antholzer See für seine intensive Färbung berühmt ist. Je nach Sonnenstand leuchtet das Wasser in verschiedenen Grün- und Blautönen, während es die umliegenden Berge und den Himmel wie ein riesiger Spiegel reflektiert. Diese Spiegelungen sind ein beliebtes Fotomotiv – setz dich auf einen der Felsvorsprünge und lass den Blick schweifen.
Etwa auf halber Strecke der Ostseite liegt eine kleine, naturbelassene Bucht, die bei Einheimischen als Badestelle bekannt ist. Hier fällt das Ufer sanft ab, und große, flache Steine eignen sich als natürliche Liegeflächen zum Sonnen. An heißen Sommertagen ist hier durchaus einiges los, aber selbst dann herrscht eine entspannte, ruhige Atmosphäre.
Der Weg windet sich dann durch lichten Lärchenwald weiter, bevor er allmählich wieder zum südlichen Ende des Sees absteigt. Hier kannst du den enormen Größenunterschied zwischen den kleinen Lärchenzapfen und den imposanten Fichtenzapfen am Wegesrand bestaunen – ein Detail, das Kindern meist sofort ins Auge fällt. Der aromatische Duft der Nadelbäume wird an sonnigen Tagen besonders intensiv – ein natürliches Aromatherapie-Erlebnis beim Wandern.
Das Seeufer: Flora und Fauna am Wasser
Der Antholzer See und seine unmittelbare Umgebung bilden ein sensibles Ökosystem, das unter Naturschutz steht. Die Artenvielfalt ist beachtlich, wenn man genauer hinschaut. In den Flachwasserzonen wachsen verschiedene Wasserpflanzen, die wiederum Lebensraum für zahlreiche Kleintiere bieten. Der See selbst beherbergt verschiedene Fischarten, darunter Forellen und Saiblinge.
Naturinteressierte sollten vor allem die feuchten Uferzonen im Nordbereich genauer erkunden. Hier wachsen typische Hochgebirgspflanzen wie der fleischfressende Sonnentau, verschiedene Orchideenarten und die charakteristischen Wollgräser mit ihren weißen, watteartigen Blütenständen. Im Frühsommer verwandeln Alpenrosen ganze Hänge in ein pinkes Blütenmeer – ein Farbtupfer, der wunderbar mit dem Grün des Sees kontrastiert.
Wer bei der Wanderung aufmerksam ist, kann verschiedene Tierspuren entdecken. Am Ufer finden sich ab und zu die charakteristischen Abdrücke von Rehen, die hier zur Tränke kommen. Auch Gämsen steigen gelegentlich von den höheren Lagen herab. Vögel sind ständige Begleiter: Neben den bereits erwähnten Wasservögeln lassen sich häufig Tannen- und Kohlmeisen, Buchfinken und verschiedene Spechtarten beobachten.
Im Wasser selbst herrscht reges Leben. Die klare Sicht ermöglicht Einblicke in die Unterwasserwelt, besonders von erhöhten Punkten aus. Kleine Fischschwärme ziehen ihre Bahnen nahe dem Ufer, und zwischen den Steinen huschen flinke Bachforellen umher. In den frühen Morgen- oder späten Abendstunden kannst du mit etwas Glück beobachten, wie die Fische nach Insekten schnappen und dabei charakteristische Ringe auf der Wasseroberfläche hinterlassen.
Beste Besuchszeit und Wetter
Die ideale Zeit für eine Umrundung des Antholzer Sees liegt zwischen Juni und Oktober. In diesen Monaten ist der Weg garantiert schneefrei und gut begehbar. Besonders reizvoll präsentiert sich der See im Frühsommer, wenn die Alpenflora in voller Blüte steht und die umliegenden Berghänge in satten Grüntönen leuchten. Im Herbst wiederum sorgen die goldgelben Lärchen für eine malerische Kulisse.
Der See liegt auf über 1.600 Metern Höhe, daher können die Temperaturen selbst im Hochsommer recht frisch sein – eine leichte Jacke gehört immer ins Gepäck. Morgens und abends kann es empfindlich kühl werden. Die Berglage bringt zudem eine gewisse Wetterunsicherheit mit sich: Selbst bei strahlendem Sonnenschein am Morgen können sich am Nachmittag plötzlich Gewitterwolken zusammenbrauen.
Ein besonderes Erlebnis ist der Antholzer See im Herbst, wenn sich das Laub der Lärchen goldgelb färbt und der erste Raureif die Wiesen überzieht. In dieser Zeit ist der Touristenandrang deutlich geringer, und du kannst die Stille und Farbenpracht in aller Ruhe genießen. Allerdings werden die Tage dann schon merklich kürzer – plane deine Tour entsprechend.
Praktische Tipps für die Umrundung
Auch wenn die Rundwanderung um den Antholzer See als leicht eingestuft wird, lohnt es sich, einige Dinge zu beachten. Festes Schuhwerk ist ein Muss – auch wenn du auf keinen steilen Bergpfad triffst, können Teile des Weges nach Regenfällen rutschig sein. Zudem sorgen die gelegentlichen Wurzeln und Steine für Stolperfallen.
Wasser und einen kleinen Snack solltest du immer dabei haben. Am See selbst gibt es zwar stellenweise Bäche, deren Wasser trinkbar ist, aber verlassen solltest du dich darauf nicht. Auf der gesamten Rundwanderung findest du keine Einkehrmöglichkeit direkt am Weg. Ein Gasthof liegt nur beim Südparkplatz, ein weiteres Restaurant beim Biathlon-Zentrum.
Der Sonnenschutz wird häufig unterschätzt. Auch wenn ein Großteil des Weges durch Wald führt, sind einige Abschnitte der prallen Sonne ausgesetzt. Zudem wird die UV-Strahlung durch die Reflexion des Wassers verstärkt. Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme gehören daher zur Grundausstattung.
Fotografen aufgepasst: Die besten Lichtverhältnisse für Aufnahmen des Sees bieten die frühen Morgenstunden, wenn das Wasser noch spiegelglatt ist und die Morgensonne die Berggipfel in goldenes Licht taucht. Zu dieser Zeit hast du den See zudem fast für dich allein. Ein Polfilter für die Kamera lohnt sich, um die Reflexionen auf dem Wasser zu verstärken oder abzuschwächen.
Da der See unter Naturschutz steht, versteht sich von selbst, dass du keinen Müll zurücklässt und auf den markierten Wegen bleibst. Das Pflücken von Blumen ist tabu, ebenso wie das Füttern von Wildtieren oder Fischen. Auch wenn die Versuchung groß ist, flache Steine über das Wasser hüpfen zu lassen – verzichte darauf. Das stört die Tierwelt und andere Besucher, die die Ruhe genießen möchten.
Für Familien mit Kindern
Die Seerunde eignet sich hervorragend für einen Ausflug mit der ganzen Familie. Kinder lieben es, am Ufer nach interessanten Steinen zu suchen oder das klare Wasser zu beobachten. An einigen flachen Uferstellen können sie gefahrlos im Wasser planschen – allerdings ist es selbst im Hochsommer ziemlich frisch.
Um die Wanderung für die Kleinen interessanter zu gestalten, könntest du eine Art Schatzsuche oder Naturrallye organisieren. Lasst sie nach bestimmten Pflanzen, Steinen oder Tierspuren Ausschau halten oder macht ein Fotoprojekt daraus, bei dem die Kinder bestimmte Motive finden und fotografieren sollen.
Der Weg ist für Kinder ab etwa vier Jahren gut zu bewältigen, wobei du für die Kleinsten etwas mehr Zeit einplanen solltest. Bei jüngeren Kindern kann eine Kraxe sinnvoll sein, da der Weg für Kinderwagen nicht durchgängig geeignet ist. Packe unbedingt Wechselkleidung ein – die Versuchung, ins Wasser zu gehen oder über feuchte Wiesen zu tollen, ist einfach zu groß.
Erweiterungen und Alternativen
Wem die einfache Seerunde nicht genügt, findet in der Umgebung zahlreiche Möglichkeiten, die Tour zu erweitern. Eine beliebte Option ist der Aufstieg zum Staller Sattel, der vom Nordende des Sees in etwa einer Stunde zu erreichen ist. Von dort bietet sich ein grandioser Blick zurück auf den türkisgrünen See und hinüber ins benachbarte Defereggen-Tal.
Ambitioniertere Wanderer können vom Antholzer See aus auch zu mehrstündigen Touren aufbrechen. Beliebt ist der Aufstieg zur Antholzer Scharte (2.814 m) oder zur Rötspitze (3.495 m) – beides anspruchsvolle Hochgebirgstouren, die entsprechende Kondition und Ausrüstung erfordern. Die Belohnung sind atemberaubende Ausblicke weit über das Antholzer Tal hinaus.
Eine gemütlichere Alternative zur Seerunde bietet der Talwanderweg, der von Antholz-Mittertal zum See führt. Diese etwa zweistündige Wanderung verläuft größtenteils durch idyllische Almwiesen und lichten Wald und überwindet dabei knapp 300 Höhenmeter. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln lässt sich eine Kombination aus beiden Touren planen.
Im Winter verwandelt sich die Region in ein Paradies für Langläufer und Schneeschuhwanderer. Die Loipen rund um den See sind Teil des Biathlon-Streckennetzes und entsprechend gut präpariert. Bei ausreichender Schnee- und Eislage wird der See selbst zur natürlichen Eislaufbahn – ein magisches Erlebnis, wenn die umliegenden Berggipfel schneebedeckt in der Wintersonne glitzern.