Italien

Wanderung zur Puezhütte: Abwechslungsreiche Tagestour mit Dolomitenpanorama

Schroffe Felswände, sanfte Almwiesen und eine urige Hütte mit Panoramablick – die Wanderung zur Puezhütte vereint alles, was das Wanderherz begehrt. Ein alpines Highlight, das mit jedem Schritt neue Perspektiven eröffnet.

Italien  |  Natur & Aktivitäten
Lesezeit: ca. 11 Min.
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Zwischenablage

Die Puezhütte steht auf 2.475 Metern inmitten einer kargen Hochgebirgslandschaft im Naturpark Puez-Geisler. Von der Bergstation Col Pradat bei Colfosco führt eine abwechslungsreiche Tagestour durch unterschiedlichste Landschaftszonen bis zu diesem alpinen Juwel. Dabei wechseln sich blühende Almwiesen mit zerklüfteten Felsformationen ab, während rundherum die mächtigen Dolomitengipfel aufragen. Der Aufstieg fällt moderat aus, dafür werden Wanderer mit einer Fülle eindrucksvoller Aussichten belohnt. Die Puezhütte selbst – ein uriger Stützpunkt der Südtiroler Bergsteigertradition – wartet mit regionalen Köstlichkeiten auf hungrige Wanderer.

Auf einen Blick: Daten und Fakten zur Tour

Die Wanderung startet an der Bergstation Col Pradat (2.038 m), die bequem mit der Seilbahn von Colfosco aus erreichbar ist. Von hier sind's zur Puezhütte etwa 5 Kilometer mit rund 450 Höhenmetern im Aufstieg. Je nach Kondition, Pausen und Fotostopps sollten 2 bis 2,5 Stunden für den Hinweg eingeplant werden. Für den Abstieg über die gleiche Route reicht in der Regel eine gute Stunde. Die gesamte Tour bewegt sich auf mittelschwerem Niveau (T2-T3) und erfordert keine alpinistische Erfahrung, jedoch eine gewisse Grundkondition und festes Schuhwerk. Die Wanderung empfiehlt sich zwischen Ende Juni und Anfang Oktober, wenn die Puezhütte bewirtschaftet ist und kein Schnee mehr liegt.

Bei der gesamten Tour handelt es sich um eine hervorragend markierte Route – die rot-weißen Markierungen und Wegweiser säumen verlässlich den Pfad. Der Weg selbst zeigt sich in tadellosem Zustand und wird regelmäßig vom örtlichen Alpenverein gepflegt. Obwohl es sich um eine mittelschwere Tour handelt, ist sie auch für Familien mit etwas älteren, bergerfahrenen Kindern gut machbar.

Anreise und Start der Tour am Col Pradat

Colfosco, der Ausgangspunkt für die Seilbahn zum Col Pradat, liegt im oberen Teil des Gadertals in Südtirol, eingebettet zwischen Corvara und dem Grödnertal. Mit dem Auto erreichst du den Ort über die Brennerautobahn (A22) bis zur Ausfahrt Brixen/Pustertal und dann weiter über die Staatsstraße ins Gadertal. In den Sommermonaten verkehren außerdem regelmäßig Busse aus den umliegenden Ortschaften nach Colfosco.

Die Talstation der Col Pradat-Seilbahn liegt am nördlichen Ortsrand von Colfosco und ist gut ausgeschildert. Parkmöglichkeiten gibt's direkt an der Station. Die moderne Kabinenbahn schwebt in nur wenigen Minuten zur Bergstation auf 2.038 Metern empor und erspart damit den ersten kräftezehrenden Aufstieg. Bereits während der Fahrt eröffnen sich fantastische Ausblicke auf die Sellagruppe und den markanten Langkofel. Die ersten Fahrten starten üblicherweise um 8:30 Uhr – ein früher Start lohnt sich, um den Weg zunächst noch relativ menschenleer genießen zu können.

Oben angekommen empfängt einen die gemütliche Col Pradat Berghütte, die sich für eine erste Stärkung oder als Einkehrmöglichkeit für den Rückweg anbietet. Hier befindet sich auch eine große Panoramatafel, die bei der Orientierung und dem Erkennen der umliegenden Gipfel hilft. Der Beginn des Wanderwegs Nr. 4 zur Puezhütte ist deutlich beschildert und führt zunächst über eine leicht ansteigende Almwiese in Richtung Nordosten.

Durch wechselnde Landschaften: Der Aufstieg zur Puezhütte

Vom Col Pradat führt der Weg zunächst über saftige Almwiesen, die besonders im Frühsommer mit ihrer Blütenpracht beeindrucken. Anemonen, Alpenrosen und Enzian tauchen die Hänge in ein Farbenmeer, während Schmetterlinge zwischen den Halmen tänzeln. Der gut ausgebaute Steig verläuft anfangs mit moderater Steigung durch diese idyllische Landschaft. Nach etwa 20 Minuten kreuzt der Weg einen kleinen Bachlauf – eine erfrischende Gelegenheit, die Trinkflasche aufzufüllen, denn das Wasser hier ist von höchster Qualität und eiskalt.

Allmählich verändert sich die Umgebung. Die Vegetation wird spärlicher und die ersten markanten Dolomitenfelsen treten zutage. Zackige Felstürme recken sich in den Himmel, während sich der Pfad durch eine Schuttrinne nach oben schlängelt. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht grandioser: Im Süden erhebt sich die Sellagruppe mit ihrem mächtigen Plateau, im Westen grüßt der Langkofel und im Norden werden die schroffen Zacken der Geislergruppe sichtbar. Nicht selten kreist ein Steinadler über dieser wilden Szenerie – den Feldstecher immer griffbereit halten!

Nach etwa einer Stunde erreicht der Weg eine Hochebene, die den passenden Namen "Pralongiá" (lange Wiese) trägt. Hier oben herrscht eine fast meditative Ruhe, nur unterbrochen vom Zirpen der Grillen und gelegentlichen Pfiffen der Murmeltiere, die besonders in den Morgenstunden aktiv sind. Die Kulisse wirkt fast surreal: Massive Felswände umrahmen die sanften Matten, während sich am Horizont ein Gipfel an den nächsten reiht. Ein idealer Ort für eine kurze Rast und ein paar Erinnerungsfotos.

Der weitere Aufstieg gestaltet sich zunehmend steiniger. Der Weg führt nun durch eine karge Mondlandschaft aus hellem Dolomitgestein. Die spärliche Vegetation beschränkt sich auf zähe Alpenpflanzen, die in Felsspalten Fuß gefasst haben. Je höher man steigt, desto rauer wird die Umgebung. Der Steig windet sich in einigen Serpentinen über Geröllfelder aufwärts – hier ist Trittsicherheit gefragt. Teilweise unterstützen einfache Drahtseile den Aufstieg, doch die Passage ist bei trockenen Bedingungen problemlos zu bewältigen.

Kurz vor Erreichen der Puezhütte öffnet sich das Gelände zu einem weiten Hochplateau. Der Wind pfeift hier oben oft recht kräftig, und die karge Landschaft erinnert an eine Mondlandschaft. So mancher Wanderer fühlt sich hier oben wie auf einem anderen Planeten. Dann taucht sie endlich auf: Die aus grauem Naturstein erbaute Puezhütte steht wie ein Fels in der Brandung inmitten dieser beeindruckenden Gebirgskulisse.

Die Puezhütte – Mehr als nur eine Einkehrmöglichkeit

Die Puezhütte (Rifugio Puez auf Italienisch, Utia de Puez auf Ladinisch) wurde bereits 1889 errichtet und zählt zu den traditionsreichsten Berghütten in den Dolomiten. Nach mehreren Erweiterungen und Renovierungen präsentiert sich die Hütte heute als gemütliche Unterkunft mit etwa 80 Schlafplätzen. Die Hütte wird von Juni bis Anfang Oktober bewirtschaftet und bietet neben Übernachtungsmöglichkeiten auch eine hervorragende Küche.

Die Sonnenterrasse vor der Hütte ist ein perfekter Ort, um die erreichte Etappe zu feiern. Bei klarem Wetter reicht der Blick von hier bis zur Marmolada, dem höchsten Gipfel der Dolomiten. Besonders beeindruckend: Die Felswände der Puezgruppe ändert je nach Sonnenstand ihre Farbe – vom hellen Grau am Mittag bis zu einem warmen Orange-Rot bei Sonnenuntergang. Die bekannte Alpenglühen-Stimmung der Dolomiten lässt sich von hier oben in ihrer ganzen Pracht beobachten.

Die Speisekarte der Hütte liest sich wie eine Liebeserklärung an die Südtiroler Küche: Hausgemachte Knödel in verschiedenen Variationen, deftige Gulaschsuppe, Kaiserschmarrn und als besondere Spezialität die "Schlutzkrapfen" – mit Spinat und Ricotta gefüllte Teigtaschen – zählen zu den Klassikern. Dazu ein frisch gezapftes Forst-Bier oder ein Glas Südtiroler Wein – mehr braucht's nicht zum Wanderglück. Die Portionen fallen großzügig aus, schließlich müssen hungrige Bergsteiger gesättigt werden. Bei den Preisen liegt die Hütte im üblichen Rahmen für alpine Unterkünfte dieser Lage – etwas teurer als im Tal, aber durchaus fair.

Obwohl die Puezhütte in erster Linie als Tagesziel beliebt ist, lohnt sich auch eine Übernachtung. Der Sternenhimmel über dem Puez-Massiv gehört zu den beeindruckendsten Naturerlebnissen überhaupt. Fernab jeglicher Lichtverschmutzung zeigt sich die Milchstraße in voller Pracht, und die Stille der Nacht ist von einer fast magischen Intensität. Eine rechtzeitige Reservierung ist allerdings unerlässlich, besonders in der Hochsaison zwischen Juli und August. Die Zimmer und Lager sind einfach, aber sauber und gemütlich. Warmes Wasser gibt's nur begrenzt, und die sanitären Anlagen sind funktional – echtes Hüttenleben eben.

Zurück ins Tal – Varianten für den Abstieg

Der einfachste Rückweg führt auf derselben Route wieder hinunter zum Col Pradat. Wer jedoch noch genügend Energie in den Beinen hat, dem bieten sich mehrere reizvolle Alternativen. Eine beliebte Variante ist der Abstieg über den Weg Nr. 2 zur Regensburger Hütte und von dort weiter nach Santa Cristina im Grödnertal. Diese Route führt durch die spektakuläre Landschaft der Steinernen Stadt und eröffnet noch einmal völlig neue Perspektiven auf die umliegende Bergwelt.

Für erfahrene Bergsteiger mit entsprechender Kondition und Ausrüstung bietet sich eine Erweiterung der Tour zum Puezhütten-Rundweg an. Dabei geht's von der Puezhütte weiter über den Weg Nr. 3 zur Forcella de Ciampëi (2.366 m) und über die Forcella de Ciampac (2.398 m) zurück zum Col Pradat. Diese Variante verlängert die Tour um etwa 2,5 Stunden, belohnt aber mit einmaligen Ausblicken und führt durch weniger frequentierte Gebiete des Naturparks.

Bei der Wahl des Rückwegs spielt natürlich auch die Wetterentwicklung eine entscheidende Rolle. Die Dolomiten sind berüchtigt für ihre schnell aufziehenden Nachmittagsgewitter, besonders in den Sommermonaten. Ein wachsames Auge auf den Himmel zu haben, gehört zu den Grundregeln jeder Bergwanderung. Im Zweifelsfall immer den direkten und bekannten Weg zurück wählen und genügend Zeitpuffer einplanen.

Praktische Tipps für die Wanderung

Die Wanderung zur Puezhütte ist zwar nicht übermäßig anspruchsvoll, erfordert aber dennoch eine solide Vorbereitung. Obwohl der Weg gut markiert ist, sollte eine detaillierte Wanderkarte (idealerweise im Maßstab 1:25.000) im Gepäck nicht fehlen. Die Tabacco-Karte Nr. 07 "Alta Badia – Arabba – Marmolada" oder die Kompass-Karte Nr. 624 "Dolomiten Mitte" decken das Gebiet ausgezeichnet ab. Zusätzlich empfiehlt sich die Nutzung einer Wander-App mit Offline-Kartenfunktion als Backup.

Bei der Ausrüstung gilt das altbewährte Zwiebelprinzip. Selbst an sonnigen Sommertagen kann es auf über 2.400 Metern empfindlich kühl werden, besonders wenn Wind aufkommt oder sich Wolken vor die Sonne schieben. Neben robusten Wanderschuhen, Sonnenschutz und ausreichend Trinkwasser (mindestens 1,5 Liter pro Person) gehören auch eine wind- und wasserdichte Jacke, eine warme Schicht für Pausen sowie Handschuhe und Mütze in jeden Rucksack. Die Sonne brennt in den Höhenlagen besonders intensiv – eine Sonnenbrille mit UV-Schutz und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor sind daher unverzichtbar.

In puncto Verpflegung bietet die Puezhütte zwar eine hervorragende Auswahl, dennoch sollten einige Energieriegel, Nüsse oder Trockenfrüchte für unterwegs nicht fehlen. Hungriges Wandern macht keinen Spaß, und gerade die letzte Etappe vor der Hütte zehrt noch einmal kräftig an den Reserven. Bei der Planung den Öffnungszeiten der Puezhütte beachten – in der Regel ist die Küche zwischen 11:30 und 14:30 Uhr geöffnet, außerhalb dieser Zeiten gibt's meist nur kleine Snacks.

Die beste Reisezeit für die Wanderung liegt zwischen Ende Juni und Anfang Oktober. Im Frühsommer (Juni/Juli) präsentieren sich die Almwiesen in voller Blütenpracht, während die Temperaturen angenehm sind. Der Hochsommer (August) lockt mit stabilem Wetter, bringt aber auch die meisten Besucher. Der Frühherbst (September/Anfang Oktober) verzaubert mit goldenen Lärchen und kristallklarer Fernsicht – jedoch können bereits erste Schneefälle die höheren Lagen überraschen.

Der Naturpark Puez-Geisler – Ein UNESCO-Welterbe

Die gesamte Wanderung verläuft durch den Naturpark Puez-Geisler (Naturpark Puez-Odle auf Italienisch), der seit 2009 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes "Dolomiten" ist. Gegründet wurde der Park bereits 1978 mit dem Ziel, die einzigartige Landschaft der Puez- und Geislergruppe zu schützen. Auf einer Fläche von rund 10.722 Hektar beherbergt der Park eine beeindruckende geologische und biologische Vielfalt.

Geologisch zählen die Dolomiten zu den interessantesten Gebirgsformationen überhaupt. Vor etwa 250 Millionen Jahren bildeten sich hier tropische Korallenriffe im damaligen Tethysmeer. Durch tektonische Verschiebungen wurden diese versteinerten Riffe angehoben und formten die heute sichtbaren, charakteristischen Felstürme und -wände. Der helle Dolomitfels, der dem Gebirge seinen Namen gab, besteht hauptsächlich aus Kalk und Magnesium und reagiert besonders intensiv auf Lichtveränderungen – daher das berühmte Alpenglühen.

Die Flora und Fauna des Parks hat sich perfekt an die extremen Bedingungen des Hochgebirges angepasst. In den tieferen Lagen dominieren ausgedehnte Fichtenwälder, die nach oben hin von Zirbelkiefern und Lärchen abgelöst werden. Oberhalb der Baumgrenze erstrecken sich Almwiesen mit einer beeindruckenden Artenvielfalt: Enzian, Edelweiß, Alpenrosen und zahlreiche andere Alpenpflanzen trotzen hier Wind und Wetter. Die Tierwelt umfasst neben Gämsen, Murmeltieren und Steinadlern auch seltenere Arten wie Schneehühner und Alpensalamander. Mit etwas Glück lassen sich sogar Bartgeier beobachten, die nach erfolgreicher Wiederansiedlung wieder durch die Lüfte gleiten.

Wie in allen Naturschutzgebieten gilt auch hier: Hinterlasse keine Spuren! Das bedeutet konkret: Abfälle wieder mitnehmen, auf den markierten Wegen bleiben und Wildtiere aus respektvoller Distanz beobachten. Pflanzen zu pflücken ist nicht nur verboten, sondern schädigt auch das empfindliche Ökosystem. Hunde sind im Park grundsätzlich erlaubt, müssen jedoch an der Leine geführt werden.

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