Italien

Hoch hinaus: Auf steinigen Pfaden zur Castello di Arco im Trentino

Zwischen Olivenhainen und steilen Felswänden thront eine der fotogensten Burgruinen des Trentino. Schon Albrecht Dürer hielt das Castello di Arco auf Papier fest – heute locken mittelalterliche Fresken und ein grandioser Rundblick ins Sarcatal.

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Zwischenablage

Arco schmiegt sich wie ein steinerner Halbkreis an die Hänge seines Hausbergs. Wer durch die historischen Gassen des Städtchens schlendert, spürt schon den Nacken steif werden – dort oben, auf dem schroffen Felskegel, klebt das Castello di Arco wie ein Adlerhorst am Himmel. Der Anstieg dorthin ist kein Spaziergang, aber auch kein Alpinismus. Zwanzig Minuten vom Ortszentrum aus, heißt es offiziell. Das stimmt auch, wenn man nicht alle paar Meter stehenbleibt, um nach unten zu blicken oder die ersten Olivenbäume zu bewundern.

Der Pfad schlängelt sich zunächst durch das befestigte Viertel, wo noch heute mittelalterliche Mauerzüge das Weichbild des Ortes prägen. Hier und da lugt zwischen den Steinen eine Eidechse hervor, die sich träge in der Morgensonne räkelt. Dann wird's grüner: Ein verzauberter Olivenhain breitet sich aus, dessen silbrig schimmernde Blätter im leichten Wind rascheln. Die Bäume sind alt, manche vielleicht schon Jahrhunderte auf dem Buckel – ihre knorrigen Stämme erzählen stumme Geschichten.

Zwischen Geschichte und Legende

Spannend ist dabei, dass schon um 300 vor Christus hier oben gesiedelt wurde. Die ersten schriftlichen Erwähnungen des Schlosses stammen allerdings aus dem 12. Jahrhundert – da war die Anlage bereits eine respektable Festung. Seither haben unzählige Generationen an den Mauern gebaut, erweitert, verstärkt. Was heute als pittoreske Ruine dasteht, war einmal ein lebendiges Machtzentrum, von dem aus die Herren von Arco das Sarcatal kontrollierten.

Die strategische Lage ist perfekt: Wer hier oben sitzt, überblickt das gesamte Tal und kann jeden Reisenden, jeden Händler, jeden potentiellen Feind schon von weitem erspähen. Kein Wunder also, dass sich verschiedene Adelsfamilien um diese Festung gestritten haben. Die Grafen von Arco prägten die Region über Jahrhunderte hinweg, bis das Schloss schließlich seine militärische Bedeutung verlor und allmählich verfiel.

Dürers Aquarell und andere Berühmtheiten

Berühmt wurde das Castello di Arco nicht zuletzt durch einen deutschen Maler: Albrecht Dürer hielt die Festung 1495 während seiner ersten Italienreise in einem Aquarell fest. Das Bild hängt heute im Louvre – und zeigt eine Burg, die damals noch deutlich vollständiger erhalten war als heute. Dürer war offenbar beeindruckt von der dramatischen Silhouette des Schlosses vor der Kulisse der Gardaseeberge.

Aber Dürer war bei weitem nicht der einzige Künstler, der sich von Arcos Festung inspirieren ließ. Unzählige Stiche, Gemälde und später auch Fotografien haben das Castello di Arco zu einem der meistabgebildeten Bauwerke des Trentino gemacht. Auch heute noch zücken Besucher pausenlos ihre Handys – der Anblick ist einfach zu fotogen, um ihn nicht festzuhalten.

Was von der Pracht geblieben ist

Oben angekommen, steht man erst mal ziemlich platt da. Die Mauern ragen steil in die Höhe, mächtig und trutziger, als man von unten erwartet hätte. Der große Turm, der sogenannte Bergfried, dominiert die Anlage und bietet den wohl spektakulärsten Rundblick weit und breit. Von hier aus schweift der Blick über das Sarcatal bis hin zum Gardasee, dessen bläuliche Wasserfläche in der Ferne schimmert.

Im Inneren der Festung haben sich erstaunlich viele Räumlichkeiten erhalten. Da wäre zunächst das ehemalige Gefängnis – ein düsterer Ort, der einen schaudern lässt, wenn man sich vorstellt, wie die Bedingungen hier früher gewesen sein müssen. Die herrschaftlichen Säle und Kammern dagegen zeugen vom einstigen Glanz der Anlage. Hier residierte der Adel, hier wurde politisiert, intrigiert und gefeiert.

Fresken, die Geschichten erzählen

Das absolute Highlight des Castello di Arco sind jedoch die Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Was für ein Glücksfall, dass sie die Jahrhunderte überdauert haben! 1986 führte das Amt für Kulturerbe der Autonomen Provinz Trient umfangreiche Restaurierungsarbeiten durch – seitdem erstrahlen die mittelalterlichen Wandmalereien wieder in alter Pracht.

Die Fresken zeigen Szenen des höfischen Lebens: Adelige Damen und vornehme Herren beim Schachspiel, eine elegante Dame beim Arrangieren von Rosengirlanden, tapfere Ritter in voller Rüstung. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung des heiligen Georg, der gerade dabei ist, den Drachen zu töten – ein Motiv, das im Mittelalter überaus beliebt war und Mut sowie christliche Tugenden symbolisierte.

Diese profanen Fresken sind im Trentino eher selten zu finden. Meist dominierten religiöse Motive die mittelalterliche Wandmalerei. Hier aber bekommen wir einen authentischen Einblick in das Alltagsleben der mittelalterlichen Oberschicht. Man kann förmlich das Klappern der Schachfiguren hören oder das Rascheln seidener Gewänder, wenn die Damen ihre Rosengirlanden binden.

Praktisches für den Besuch

Das Castello di Arco ist ganzjährig zugänglich, wobei die Öffnungszeiten saisonal variieren können. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, ermäßigt zahlen Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sowie Senioren über 65 Jahre 3,50 Euro. Gruppen ab 15 Personen erhalten ebenfalls den reduzierten Preis.

Wichtig ist die richtige Ausrüstung: Feste Schuhe sind ein Muss, da der Aufstieg teilweise über unebenes Gelände führt. Auch innerhalb der Burganlage kann es rutschig werden, besonders bei feuchtem Wetter. Angemessene Kleidung sollte selbstverständlich sein – im Sommer kann es auf dem exponierten Felskegel ziemlich heiß werden, während im Winter oft ein eisiger Wind pfeift.

Beste Zeiten und Geheimtipps

Am schönsten ist der Besuch in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag, wenn das Licht weicher wird und die Landschaft ringsum in warme Farben taucht. Dann zeigt sich das Sarcatal von seiner malerischsten Seite, und die Fotografen unter den Besuchern kommen voll auf ihre Kosten.

Wer mag, kann den Burgbesuch mit einer Wanderung kombinieren. Mehrere Wege führen von Arco aus in die umliegenden Berge, etwa zum Monte Brione oder in Richtung Tennosee. Auch Kletterer finden rund um Arco ein wahres Paradies vor – die Felswände des Sarcatals gehören zu den bekanntesten Klettergebieten Europas.

Nach dem Burgbesuch lohnt sich ein Bummel durch Arco selbst. Das Städtchen hat einen charmanten historischen Kern mit einigen netten Cafés und Restaurants. Besonders die lokalen Spezialitäten sollte man sich nicht entgehen lassen: Olivenöl aus der Region, Käse aus den nahen Almen oder ein Glas Vino Santo als Digestif.

Warum sich der Aufstieg lohnt

Das Castello di Arco ist mehr als nur eine weitere Burgruine. Es ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird, wo man noch den Geist vergangener Jahrhunderte spüren kann. Die Kombination aus spektakulärer Lage, gut erhaltener Architektur und den einzigartigen Fresken macht jeden Besuch zu einem kleinen Erlebnis.

Dazu kommt die grandiose Aussicht: Selten hat man das Sarcatal und die Gardaseeberge so perfekt im Blick wie von den Mauern des Castello di Arco aus. An klaren Tagen reicht die Sicht bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Brenta-Dolomiten – ein Panorama, das jeden Anstieg wert ist.

Wer das Trentino bereist, sollte sich diese Festung nicht entgehen lassen. Sie steht stellvertretend für die reiche Geschichte der Region und zeigt eindrucksvoll, wie strategisch geschickt die mittelalterlichen Bauherren ihre Burgen platzierten. Dürer wusste schon, warum er hier seinen Pinsel zückte – und wir heute verstehen es auch.

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