Schweiz

Rochers-de-Naye: Murmeltiere und Rundblick über den Genfersee bis zum Mont Blanc

Ein Ausflugsberg am Genfersee mit Panoramabahn, Murmeltierpark und spektakulärem Ausblick bis ins französische Hochgebirge.

Schweiz  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Die Rochers-de-Naye thronen auf 2.042 Metern über dem Genfersee, nur einen Katzensprung von der mondänen Stadt Montreux entfernt. Der markante Kalkfelsen ist ein facettenreiches Ausflugsziel für alle, die dem Seeufer kurzzeitig den Rücken kehren wollen. Auf dem Gipfel erwartet dich ein 360-Grad-Panorama, das bei Föhnwetter vom Jura über die Berner Alpen bis hin zum mächtigen Mont Blanc reicht. Bei klarem Wetter kannst du praktisch die halbe Schweiz überblicken

Die Felsspitze gehört geologisch gesehen zur Klippendecke der Préalpes, jenen vorgelagerten Kalkalpen, die sich entlang des Genfersees aufreihen wie Perlen an einer Kette. Der Bergname stammt übrigens von den markanten "Felsnasen" (französisch: Rochers = Felsen, Naye ist ein Dialektausdruck für Nase oder Vorsprung). Und tatsächlich scheint der Berg, wenn man von Montreux hinaufschaut, die Nase etwas höher zu tragen als seine Nachbarn.

Mit der Zahnradbahn in die Höhe

Der wohl bequemste und zugleich reizvollste Weg auf die Rochers-de-Naye führt über die gleichnamige Zahnradbahn. Seit 1892 schraubt sich die historische Bahn von Montreux aus in immer engeren Kurven den Berg hinauf. Die Strecke überwindet auf knapp neun Kilometern einen Höhenunterschied von stattlichen 1.600 Metern – eine technische Leistung, die noch heute Respekt abverlangt. Der Anstieg ist manchmal so steil, dass man das Gefühl bekommt, im Sitzen zu klettern. Die Fahrtzeit beträgt etwas mehr als eine Stunde, eine Zeitspanne, in der du förmlich zusehen kannst, wie sich die Landschaft verändert.

Startpunkt der Strecke ist der Bahnhof Montreux, wo die knallroten Panoramawagen bereits von Weitem ins Auge stechen. Die Talstation liegt direkt am Seeufer, gleich neben dem Bahnhof der SBB. Vom Fensterplatz aus siehst du, wie die Rebhänge des berühmten Lavaux-Weingebiets langsam unter dir verschwinden und Platz machen für dunkelgrüne Tannenwälder. Bei der Station Haut-de-Caux, auf etwa 700 Metern Höhe, hast du bereits einen herrlichen Blick über den Genfersee und die französische Seite mit den Savoyer Alpen. Danach taucht die Bahn in dichten Tannenwald ein, um irgendwann die Baumgrenze zu durchstoßen. Über der Waldgrenze öffnet sich dann ein alpines Panorama sondergleichen – blumenübersäte Almwiesen im Sommer, schneebedeckte Hänge im Winter.

Die Bahn verkehrt von Mai bis Oktober täglich, im Winter eingeschränkt an Wochenenden und bei günstigen Schneeverhältnissen. 'S letschte Bähnli' talwärts fährt je nach Saison zwischen 17 und 19 Uhr – ein Detail, das man sich besser merkt, wenn man nicht zu Fuß absteigen möchte. Die Fahrpreise sind für Schweizer Verhältnisse fast schon moderat, besonders wenn du eine Tageskarte oder den Swiss Travel Pass nutzt. Frühaufsteher werden mit einem speziellen Morgentarif belohnt – und mit dem Erlebnis, die morgendliche Stille auf dem Gipfel zu genießen, bevor die Tagesausflügler eintreffen.

Murmeltiere aus aller Welt

Eine der größten Attraktionen auf den Rochers-de-Naye ist zweifellos die "Marmotte Paradis" – der Murmeltierpark knapp unterhalb des Gipfels. Hier leben etwa 14 verschiedene Murmeltierarten aus Regionen rund um den Globus. Die possierlichen Nager haben sich erstaunlich gut an das Leben in den Schweizer Alpen gewöhnt, obwohl manche Arten ursprünglich aus dem Himalaya, Nordamerika oder sogar aus Alaska stammen.

Der Park wurde 1967 eröffnet und ist mehr als nur eine touristische Attraktion. Er dient auch wissenschaftlichen Zwecken und dem Artenschutz. Die pelzigen Bewohner leben in naturnahen Gehegen, die durch Tunnels miteinander verbunden sind. Dazwischen schlängeln sich Beobachtungspfade für die Besucher. Mit etwas Geduld – und hin und wieder einem charakteristischen Pfiff als Warnsignal – zeigen sich die Tiere auch dem geduldigen Beobachter.

Besonders im Frühsommer, nach dem Winterschlaf, wenn die Jungtiere ihre ersten Erkundungstouren unternehmen, gerät der Park zur niedlichen Spielwiese. Da purzelten die Kleinen über Stock und Stein, während die erwachsenen Tiere wachsam die Umgebung im Auge behalten. Besonders putzig anzusehen sind die europäischen und alpinen Murmeltiere, deren natürliches Verbreitungsgebiet direkt vor der Haustür liegt.

Der Park ist in der Regel von Mai bis Oktober geöffnet, zeitgleich mit der Hauptsaison der Zahnradbahn. Ein kleiner Eintritt wird erhoben, der sich jedoch als lohnende Investition erweist, wenn man die Vielfalt der Arten und die sorgfältige Gestaltung der Anlagen in Betracht zieht. Fotografen sollten unbedingt ein Teleobjektiv einpacken – die Tiere sind zwar an Menschen gewöhnt, aber immer noch scheu genug, um respektvollen Abstand zu wahren.

Aussicht vom Dach der Waadtländer Riviera

Wer den Gipfel der Rochers-de-Naye erreicht, wird mit einem der spektakulärsten Panoramen der westlichen Schweiz belohnt. Bei guter Sicht reicht der Blick vom Jura über den glitzernden Genfersee bis hin zum massigen Mont Blanc, der mit seiner schneebedeckten Kuppel am Horizont thront. Zu deinen Füßen breitet sich der Genfersee in seiner ganzen Pracht aus, eingerahmt von den Weinbergen des Lavaux und den sanften Hügeln des Schweizer Mittellandes.

Dreh dich einmal um die eigene Achse und du erkennst die markanten Gipfel der Waadtländer und Freiburger Alpen: Les Diablerets, Grand Muveran und im Osten die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau als weiße Silhouette am Horizont. An besonders klaren Tagen lassen sich sogar die Walliser Viertausender erspähen. Ein Gebirgspanorama, das fast ein Viertel der Schweiz umfasst.

Für die bessere Orientierung dient eine Panoramatafel auf dem Gipfel, die alle sichtbaren Berge identifiziert. Unbedingt ein Fernglas mitnehmen! Die Aussichtsplattform ist so angelegt, dass sie weitgehend windgeschützt ist – keine Selbstverständlichkeit auf über 2.000 Metern Höhe, wo manchmal ein recht frischer Zephir weht. Die frühen Morgenstunden oder der späte Nachmittag bieten übrigens das beste Licht für Fotografen. Wenn die tief stehende Sonne die Berggipfel in goldenes Licht taucht, wirkt der See wie eine riesige, funkelnde Pfütze zu deinen Füßen.

Im Winter verwandelt sich die Aussichtsplattform in eine weiße Bastion über dem Nebelmeer, das oft den See bedeckt. Dann stehst du im strahlenden Sonnenschein, während die Täler unter einer watteweichen Nebeldecke verschwinden – ein Phänomen, das die Schweizer treffend "Nebelmeer" nennen und das zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen der Alpen zählt.

Alpine Botanik und La Rambertia

Die Rochers-de-Naye beherbergen einen bemerkenswerten Alpengarten, der den Namen "La Rambertia" trägt. Benannt wurde er nach dem Schweizer Schriftsteller und Naturfreund Eugène Rambert. Auf einer Fläche von etwa einem Hektar gedeihen hier über 1.000 Pflanzenarten aus verschiedenen Gebirgszügen der Welt. Die Flora reicht von heimischen Alpenrosen über den seltenen Enzian bis hin zu exotischen Gewächsen aus dem Himalaya und den Rocky Mountains.

Der Garten wurde bereits 1896 angelegt und zählt zu den ältesten Alpengärten der Schweiz. Sein Konzept folgt einer biogeografischen Ordnung: Die Pflanzen sind nach Herkunftsgebieten gruppiert, sodass du auf einem kompakten Rundgang quasi eine botanische Weltreise durch die Hochgebirgsregionen der Erde unternehmen kannst. Besonders im Juni und Juli, wenn die meisten Alpenpflanzen in voller Blüte stehen, verwandelt sich der Garten in ein buntes Farbenmeer.

Botanisch Interessierte kommen hier voll auf ihre Kosten. Informationstafeln erklären die Besonderheiten der einzelnen Arten und ihre Anpassungen an das raue Hochgebirgsklima. Man staunt nicht schlecht, mit welchen Tricks sich die Pflanzen gegen Kälte, UV-Strahlung und kurze Vegetationsperioden wappnen. Diese Überlebenskünstler haben winzige Blätter, dichte Behaarung oder wachsartige Überzüge entwickelt – alles Anpassungen an die extremen Lebensbedingungen auf 2.000 Metern Höhe.

Der Alpengarten ist von Juni bis September geöffnet, je nach Schneelage im Frühjahr. Ein kleiner Eintrittspreis wird erhoben, der für die Erhaltung dieser botanischen Kostbarkeit verwendet wird. Ratsam ist es, festes Schuhwerk zu tragen, da die Wege steil und bei Nässe rutschig sein können. Übrigens: Fotografieren ist ausdrücklich erwünscht, das Mitnehmen von Pflanzen oder Samen dagegen streng verboten.

Wanderwege und alpine Routen

Die Rochers-de-Naye sind nicht nur mit der Zahnradbahn, sondern auch zu Fuß erreichbar. Ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade durchzieht das Gebiet. Für geübte Wanderer ist der Aufstieg von Montreux aus durchaus machbar, wenn auch anspruchsvoll. Die Route führt über etwa 1.700 Höhenmeter und benötigt je nach Kondition zwischen vier und sechs Stunden. Schattige Waldpassagen wechseln sich ab mit offenen Almwiesen, bis man schließlich die alpine Zone erreicht.

Eine beliebte Alternative ist der Aufstieg von Caux oder Haut-de-Caux, wohin man bequem mit der Zahnradbahn fahren kann. Von dort führt ein gut markierter Weg in etwa zweieinhalb Stunden zum Gipfel. Der Pfad schlängelt sich durch Nadel- und Mischwälder, vorbei an kleinen Gebirgsbächen und über blumenreiche Alpweiden. Gämsen und Steinböcke sind keine Seltenheit, und mit etwas Glück erspäht man sogar einen Steinadler am Himmel.

Für ambitionierte Bergsteiger gibt es auch anspruchsvollere Routen, etwa den Klettersteig "Via Ferrata", der an der Nordseite des Massivs verläuft. Dieser sollte jedoch nur mit entsprechender Ausrüstung und Erfahrung begangen werden. Die Aussicht während des Kletterns ist jedoch jeden Schweißtropfen wert – an manchen Stellen hat man das Gefühl, direkt über dem Genfersee zu schweben.

Im Winter verwandeln sich die Hänge der Rochers-de-Naye in ein kleines, aber feines Skigebiet. Drei Lifte erschließen verschiedene Abfahrten, die vorwiegend für mittlere bis gute Skifahrer geeignet sind. Die Pisten sind selten überlaufen, was ein entspanntes Skierlebnis garantiert. Vom Gipfel aus führt eine herrliche Abfahrt bis nach Caux – ein Höhenunterschied von fast 900 Metern auf einer Strecke von etwa fünf Kilometern. Schneeschuhwanderer und Skitourengeher finden ebenfalls markierte Routen, die durch verschneite Wälder und über weite Schneeflächen führen.

Wichtig für alle Wanderer: Gute Wanderschuhe sind Pflicht, auch im Sommer kann es in den Höhenlagen kühl werden, daher immer eine Jacke oder einen Pullover einpacken. Und natürlich ausreichend Wasser und einen kleinen Proviant – obwohl das Bergrestaurant auf dem Gipfel solide Verpflegung anbietet, freut man sich unterwegs über eine kleine Stärkung.

Praktische Informationen

Die Rochers-de-Naye sind von Montreux aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln optimal erschlossen. Die Zahnradbahn verkehrt von Mai bis Oktober stündlich, in der Hochsaison sogar halbstündlich. Im Winter ist der Fahrplan auf die Wochenenden beschränkt, mit wetterabhängigen Fahrten unter der Woche. Aktuelle Fahrpläne und Preise sind an der Talstation oder online einsehbar.

Für Familien mit Kindern ist der Ausflug auf die Rochers-de-Naye ein echter Geheimtipp. Die Zahnradbahnfahrt allein ist schon ein Erlebnis, und der Murmeltierpark kommt bei den Kleinen besonders gut an. Die Wege auf dem Gipfel sind größtenteils kinderwagentauglich, allerdings sollte man beim Besuch des Alpengartens und bei Wanderungen auf die teilweise steilen Abschnitte achten.

Die beste Reisezeit für einen Besuch der Rochers-de-Naye liegt zwischen Juni und September. In diesen Monaten ist die Wahrscheinlichkeit für stabiles Wetter und gute Sicht am höchsten. Die Alpenpflanzen stehen in voller Blüte, und die Murmeltiere sind besonders aktiv. Aber auch der Frühwinter hat seinen Reiz, wenn die ersten Schneefälle den Berg in ein weißes Kleid hüllen und die Aussicht über das Nebelmeer besonders eindrucksvoll ist.

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