Schweiz

Panoramen und Bergseen: Die legendäre 5-Seen-Wanderung am Pizol

Eine hochalpine Panoramatour der Extraklasse mit fünf völlig unterschiedlichen Bergseen. Zwischen schroffen Gipfeln und sanften Almwiesen zeigt sich die Schweiz von ihrer ungeschliffenen Seite.

Schweiz  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Zwischen dem Rheintal und dem Sarganserland erhebt sich das Pizol-Massiv – ein 2844 Meter hoher Berg, der mit einer der faszinierendsten Höhenwanderungen der Schweiz aufwartet. Die 5-Seen-Wanderung am Pizol ist kein gewöhnlicher Wanderweg. Hier oben, weit über der Waldgrenze, entfaltet sich ein hochalpines Panorama, das in seiner Vielseitigkeit seinesgleichen sucht. Fünf Bergseen, jeder mit eigenem Charakter, bilden die Höhepunkte dieser anspruchsvollen Tagestour, während der Wanderer durch eine Landschaft streift, die zwischen karger Mondlandschaft und saftigen Almwiesen ständig ihr Gesicht wechselt.

Der Pizol gehört zu den östlichen Ausläufern der Glarner Alpen und liegt an der Grenze zwischen den Kantonen St. Gallen und Graubünden. Die 5-Seen-Wanderung zählt zu den Klassikern unter den Schweizer Bergtouren und hat es nicht ohne Grund in praktisch jeden Wanderführer der Region geschafft. Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen – trotz ihrer Popularität ist diese Wanderung kein Spaziergang und verlangt gute Kondition, Trittsicherheit und alpine Erfahrung.

Die fünf Bergseen – Juwelen in alpiner Kulisse

Waseseeli, Schottensee, Schwarzsee, Wildsee und Baschalvasee – fünf Namen, die bei Kennern der Region Begeisterung auslösen. Jeder dieser Seen hat seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter. Das kleine Waseseeli, oft der erste See auf der Route, erscheint fast unscheinbar, besticht aber durch seine ruhige Lage inmitten von Alpweiden. Der Schottensee hingegen, mit seiner türkisblauen Färbung umgeben von schroffen Felsen, wirkt wie aus einem Bilderbuch entsprungen. Besonders fotogen präsentiert er sich bei klarem Wetter, wenn sich die umliegenden Gipfel in seinem glatten Wasserspiegel spiegeln.

Fast mystisch wirkt der Schwarzsee, der seinem Namen alle Ehre macht. Die dunkle Färbung entsteht durch den dunklen Untergrund und die beträchtliche Tiefe. In seinem Wasser spiegeln sich bei ruhiger Oberfläche die umliegenden Berggipfel – ein Schauspiel, das so manchen Wanderer länger verweilen lässt als geplant. Der Wildsee, oft der vierte in der Reihe, ist der größte der fünf Seen und wird von steilen Abhängen umrahmt. Bei Sonnenschein leuchtet er in einem intensiven Blau, das mit dem Grau der Felsen einen faszinierenden Kontrast bildet.

Als letzter in der Perlenkette glänzt der Baschalvasee, der je nach Routenwahl manchmal auch als erster See passiert wird. Seine Lage unterhalb der Wildseefurka macht ihn zu einem beliebten Rastplatz. Der See ist umgeben von karger Gebirgslandschaft und ändert je nach Lichteinfall seine Farbe von tiefblau bis türkis. Im Hochsommer, wenn die Schneeschmelze längst abgeschlossen ist, kann er allerdings auch deutlich an Wasservolumen verlieren.

Praktische Informationen zur Wanderung

Die klassische Route beginnt bei der Bergstation Pizolhütte (2227 m), die bequem mit der Gondelbahn von Bad Ragaz oder Wangs aus erreicht werden kann. Von dort führt der Weg über die fünf Seen zurück zur Mittelstation Gaffia (1888 m). Die Streckenlänge beträgt rund 11 Kilometer mit etwa 700 Höhenmetern im Aufstieg und 900 Höhenmetern im Abstieg. Für die gesamte Tour sollten erfahrene Wanderer etwa 5 Stunden reine Gehzeit einplanen, wobei Pausen für Fotostopps und Zwischenverpflegung noch hinzukommen.

Die Wanderung kann auch in umgekehrter Richtung angegangen werden, was den Vorteil hat, dass der steilere Anstieg gleich zu Beginn bewältigt wird. Dann startet man an der Mittelstation Gaffia und fährt nach der Tour von der Bergstation Pizolhütte zurück ins Tal. Ein weiterer möglicher Startpunkt ist die Bergstation Laufböden (2236 m), die mit der Seilbahn von Wangs aus erreicht werden kann.

Der Schwierigkeitsgrad der Wanderung wird meist als T3 (anspruchsvoll) eingestuft. Zwischen den Seen gibt es teilweise erhebliche Höhenunterschiede zu überwinden, und besonders der Abschnitt über die Wildseefurka (2466 m) erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Wer nicht schwindelfrei ist oder bei Nässe unterwegs ist, sollte diesen Abschnitt mit besonderer Vorsicht angehen. Ein gut ausgerüsteter und markierter Bergweg führt zwar über die gesamte Strecke, dennoch ist angemessene Ausrüstung unerlässlich.

Die beste Reisezeit – Wann die Bergwelt am schönsten ist

Die optimale Jahreszeit für die 5-Seen-Wanderung liegt zwischen Juli und September. In dieser Zeit sind die Wege in der Regel schneefrei, und die Berghütten haben geöffnet. Vor allem in den Sommermonaten Juli und August zeigen sich die Seen von ihrer schönsten Seite, wenn sie von der Schneeschmelze gut gefüllt sind und das Wasser in verschiedenen Blau- und Türkistönen leuchtet. Auch die alpine Flora steht dann in voller Blüte, und mit etwas Glück kann man Murmeltiere, Steinböcke oder Gämsen beobachten.

Im Frühsommer, besonders im Juni, können noch Schneefelder den Weg erschweren, während im späten September bereits erste Schneefälle möglich sind. Bei schlechtem Wetter oder Nebel sollte die Tour keinesfalls angegangen werden – die Orientierung kann dann selbst auf dem markierten Weg schwierig werden, und die prächtigen Ausblicke, die den Reiz dieser Wanderung ausmachen, bleiben verborgen.

Ein früher Start am Morgen bietet nicht nur den Vorteil, dass man der größten Hitze entgeht, sondern auch, dass man die beliebte Route noch einigermaßen für sich hat. Vor allem an sonnigen Wochenenden im Hochsommer kann es auf dem Weg durchaus voll werden. Die erste Gondel fährt in der Saison meist gegen 8:30 Uhr, was einen Start der Wanderung gegen 9 Uhr ermöglicht.

Wanderausrüstung – Was in den Rucksack gehört

Da sich das Wetter im Hochgebirge schnell ändern kann, ist eine gute Ausrüstung unerlässlich. Feste Wanderschuhe mit gutem Profil sind auf dieser Tour ein absolutes Muss – leichte Turnschuhe oder gar Sandalen haben hier nichts verloren. Die steilen Abstiege und die teilweise schmalen Pfade erfordern sicheren Tritt. Wanderstöcke können besonders beim Abstieg eine wertvolle Unterstützung sein und die Gelenke entlasten.

Wetterfeste Kleidung nach dem Zwiebelprinzip sollte selbst bei schönstem Wetter im Rucksack nicht fehlen. In diesen Höhenlagen kann es auch im Hochsommer empfindlich kalt werden, besonders wenn Wind aufkommt oder eine Wolke die Sonne verdeckt. Regenjacke, Sonnenschutz, Sonnenbrille und Kopfbedeckung sind obligatorisch. Wer im Sommer unterwegs ist, sollte außerdem einen wirksamen Insektenschutz einpacken – an warmen Tagen können Bremsen lästig werden.

Zur Grundausstattung gehören zudem ausreichend Proviant und mindestens zwei Liter Wasser pro Person. Zwar gibt es unterwegs mit der Pizolhütte eine Einkehrmöglichkeit, aber nicht auf der gesamten Strecke. Heikel ist außerdem, dass das Wasser der Bergseen trotz seiner Klarheit nicht unbedingt als Trinkwasser geeignet ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt einen Wasserfilter mit oder füllt seine Reserven an den bewirtschafteten Hütten auf.

Einkehrmöglichkeiten und Übernachtung

Obwohl die 5-Seen-Wanderung als Tagestour konzipiert ist, gibt es durchaus Möglichkeiten, die Erfahrung durch eine Übernachtung im Gebirge zu vertiefen. Die Pizolhütte, direkt am Startpunkt der klassischen Route gelegen, bietet Übernachtungsmöglichkeiten in einfachen Mehrbettzimmern oder im Matratzenlager. Ein Abend auf der Terrasse der Hütte mit Blick auf die untergehende Sonne über den Glarner Alpen hat schon so manchen Großstadtmenschen ins Grübeln gebracht, ob das Leben in der Stadt wirklich alles ist.

Für die Verpflegung unterwegs stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Neben der bereits erwähnten Pizolhütte gibt es an der Mittelstation Gaffia ein Bergrestaurant, das mit regionalen Spezialitäten aufwartet. Besonders beliebt sind hier die hausgemachten Käsespätzle und der Apfelstrudel. Am Wochenende kann es allerdings voll werden – ganz knorrige Bergfexe packen daher lieber ihr eigenes Picknick ein und suchen sich ein ruhiges Plätzchen mit Aussicht.

Wer nicht auf der Pizolhütte übernachten möchte, findet in Bad Ragaz, Wangs oder Pizolpark eine breite Palette an Unterkünften von einfachen Gasthöfen bis hin zu Luxushotels. Bad Ragaz ist zudem als Kurort bekannt und bietet mit seiner Therme eine willkommene Entspannung für müde Wanderbeine nach einer anstrengenden Bergtour.

Anreise und Tipps

Der Pizol ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Bad Ragaz und Sargans, beide liegen an der Hauptbahnlinie Zürich-Chur und werden regelmäßig von Intercity- und Regionalzügen angefahren. Von dort verkehren Busse nach Wangs und zum Pizolpark, wo sich die Talstationen der Seilbahnen befinden. Wer mit dem Auto anreist, findet an den Talstationen ausreichend Parkplätze, die in der Hauptsaison jedoch schnell belegt sein können. Früh dran sein lohnt sich also.

Die Bergbahnen Pizol betreiben mehrere Seilbahnen und Sessellifte, die den Zugang zur 5-Seen-Wanderung ermöglichen. Je nach Ausgangspunkt kann man zwischen den Bahnen Wangs-Furt-Pizolhütte oder Bad Ragaz-Pardiel-Laufböden wählen. Die Bahnen sind in der Sommersaison täglich in Betrieb, jedoch ist es ratsam, die Fahrpläne vorab zu prüfen, da sich die Betriebszeiten je nach Saison ändern können. Ein Tipp für Sparfüchse: Mit der Gästekarte von Bad Ragaz oder dem Heidiland erhält man Ermäßigungen auf die Bergbahntickets.

In puncto Übernachtung ist eine frühzeitige Reservierung empfehlenswert, insbesondere wenn man in der Pizolhütte nächtigen möchte. In der Hochsaison sind die Schlafplätze oft Wochen im Voraus ausgebucht. Gleiches gilt für die Hotels in Bad Ragaz während der Sommermonate und zu Ferienzeiten.

Die alpine Landschaft am Pizol ist empfindlich und schützenswert. Wanderer sollten sich dessen bewusst sein und ihren Beitrag zum Erhalt dieser einzigartigen Umgebung leisten. Grundregeln wie das Mitnehmen des eigenen Mülls, das Respektieren von Schutzgebieten und das Verbleiben auf den markierten Wegen sind selbstverständlich. Besonders auf den höher gelegenen Abschnitten wächst die Vegetation nur langsam, und Trittschäden brauchen Jahre, um sich zu erholen.

Die Tierwelt am Pizol ist vielfältig, aber auch störungsempfindlich. Murmeltiere, die in den felsigen Bereichen leben, reagieren sensibel auf Lärm und zu große Annäherung. Dasselbe gilt für Gämsen und Steinböcke, die manchmal in der Nähe der Wanderwege anzutreffen sind. Fotografieren ja, aber bitte mit Abstand und Respekt.

Die 5-Seen-Wanderung am Pizol ist ohne Zweifel eine der Perlen unter den Schweizer Bergwanderungen. Sie verbindet sportliche Herausforderung mit landschaftlichen Höhepunkten und bietet selbst routinierten Bergwanderern neue Eindrücke. Wer nicht scheut, einige Höhenmeter zu überwinden und die nötige Kondition mitbringt, wird mit einer Wanderung belohnt, die in Erinnerung bleibt.

Die Wanderung fordert Respekt, belohnt aber mit unvergesslichen Momenten: Der erste Blick auf den tiefblauen Schottensee. Das Echo, das von den Felswänden am Schwarzsee widerhallt. Das Gefühl, auf der Wildseefurka auf dem Dach der Welt zu stehen. Die Stille, die nur vom Pfeifen eines Murmeltiers oder dem fernen Läuten einer Kuhglocke unterbrochen wird. All das macht die 5-Seen-Wanderung zu einem Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.

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