Österreich

144 Pistenkilometer, vier Dreitausender und zwei Gletscher: Das Skigebiet Sölden

Die Kombination aus hochalpiner Bergwelt, modernem Komfort und internationalem Flair macht jeden Aufenthalt zu etwas Besonderem.

Österreich  |  Natur & Aktivitäten
Lesezeit: ca. 7 Min.
Kommentare
Teilen
Facebook
Pocket
E-Mail
0
Kommentare
Facebook
Pocket
E-Mail
Zwischenablage

Sölden ist nicht einfach nur ein Skigebiet. Es ist eine Welt für sich, hoch über dem Ötztal. Schon die Anfahrt durch das enge Tal lässt erahnen, was einen erwartet: schneebedeckte Gipfel, die sich bis zu 3.340 Meter in den Himmel recken, und eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen alpiner Gemütlichkeit und internationalem Glamour pendelt.

Das Herzstück des Skigebiets bilden drei separate Areale, die geschickt miteinander verbunden sind. Da wären das Giggijoch und der Gaislachkogl als klassische Wintersportbereiche, dazu kommen die beiden Gletscherskigebiete am Rettenbach- und Tiefenbachgletscher. Insgesamt warten 144 Pistenkilometer darauf, befahren zu werden – und das ist keine leere Zahl, sondern spürbare Realität auf den Brettern.

Beeindruckend ist schon die schiere Höhenlage. Während du unten im Tal noch bei 1.350 Meter startest, katapultieren dich moderne Liftanlagen bis hinauf auf über 3.300 Meter. Dort oben herrscht eine andere Welt: dünne Luft, gleißender Schnee und ein Panorama, das selbst Fotografen sprachlos macht. An klaren Tagen reicht der Blick weit über die Tiroler Alpen hinaus – ein Gefühl, als würde man auf dem Dach Europas stehen.

Schneesicherheit vom Feinsten

Hier liegt einer der großen Trumpfkarten Söldens: die Schneesicherheit. Dank der beiden Gletscher beginnt die Saison teilweise schon im September und zieht sich bis in den Mai hinein. Das ist selbst für Gletscherskigebiete außergewöhnlich lang. Während anderswo die Lifte längst stillstehen, drehst du hier noch gemütlich deine Runden durch den Firn.

Die Gletscherskigebiete sind aber nicht nur wegen ihrer langen Saison besonders. Sie bieten auch eine ganz eigene Skierfahrung. Der Schnee ist hier oben oft pulvriger und tiefer, die Pisten breiter und weniger überfüllt. Wer schon einmal an einem sonnigen Märztag über die weiten Hänge des Rettenbachgletschers gecarft ist, weiß, wovon hier die Rede ist.

Spannend ist dabei, dass sich die Bedingungen je nach Jahreszeit und Höhenlage stark unterscheiden. Während im Tal bereits die ersten Frühlingsblumen sprießen, herrscht oben auf den Gletschern noch tiefer Winter. Diese klimatischen Kontraste machen jeden Skitag zu einem kleinen Abenteuer – und sorgen dafür, dass selbst Stammgäste immer wieder überrascht werden.

Pisten für jeden Geschmack

Die 144 Pistenkilometer verteilen sich geschickt auf alle Schwierigkeitsgrade. Anfänger finden am Giggijoch breite, sanft geneigte Hänge, auf denen sie ihre ersten Schwünge ziehen können, ohne gleich von steileren Passagen überfordert zu werden. Die Skischule hat hier ihr Revier, und an den Wochenenden tummeln sich Familien mit kleinen Nachwuchsskifahrern.

Fortgeschrittene kommen vor allem am Gaislachkogl auf ihre Kosten. Die Abfahrten hier sind abwechslungsreicher, mit mehr Gefälle und interessanteren Kurven. Besonders schön ist die lange Talabfahrt, die sich über mehrere Kilometer hinzieht und dabei verschiedene Landschaftszonen durchquert – von hochalpinem Terrain bis hinunter zu den bewaldeten Hängen des Ötztals.

Für Könner und Profis sind die schwarzen Pisten am Gletscher das Nonplusultra. Hier herrschen oft eisige Bedingungen, die höchste Konzentration verlangen. Die Weltcup-Strecke am Rettenbachgletscher gibt einen Vorgeschmack darauf, was die internationalen Ski-Asse jedes Jahr im Oktober erwartet, wenn hier traditionell der Auftakt zur neuen Weltcup-Saison gefeiert wird.

James Bond lässt grüßen

Seit 2015 ist Sölden um eine Attraktion reicher, die weit über den Skisport hinausreicht. Der James Bond-Film "Spectre" hat dem Gletscherskigebiet zu weltweiter Berühmtheit verholfen. Schauplatz war das futuristische ice Q Restaurant auf dem Gaislachkogl, das mit seiner gläsernen Fassade und der spektakulären Lage auf 3.048 Meter Höhe wie geschaffen für einen Agenten-Thriller wirkt.

Das Restaurant selbst ist übrigens alles andere als nur Filmkulisse. Mit zwei Gault-Millau-Hauben ausgezeichnet, serviert es alpine Gourmetküche auf höchstem Niveau. Wer hier speist, genießt nicht nur exzellente Kulinarik, sondern auch einen Rundumblick auf über 250 Dreitausender. Der Preis hat es zwar in sich, aber wo kann man schon auf fast 3.100 Meter Höhe bei Gänseleber und Champagner die Aussicht auf einen Großteil der Ostalpen genießen?

Direkt nebenan lockt 007 ELEMENTS, eine multimediale Erlebniswelt rund um James Bond. Auf 1.300 Quadratmetern und zwei Etagen wird die Welt des berühmtesten Geheimagenten der Filmgeschichte lebendig. Interaktive Installationen, Originalrequisiten und spektakuläre Projektionen lassen auch Nicht-Bond-Fans staunen. Besonders beeindruckend ist die Verbindung zwischen der realen Bergwelt draußen und der künstlichen Filmwelt drinnen.

Moderne Lifte, alte Gemütlichkeit

Das Seilbahnsystem in Sölden gehört zu den modernsten der Alpen. 31 Liftanlagen, darunter komfortable Gondelbahnen und schnelle Sesselbahne mit Wetterschutz, sorgen für einen reibungslosen Transport. Besonders praktisch ist der Gletscherexpress, eine Pendelbahn, die die beiden Gletscherskigebiete miteinander verbindet. So wechselst du bequem zwischen Rettenbach- und Tiefenbachgletscher, ohne abschnallen zu müssen.

Die Bergstationen sind keine schnöden Zweckbauten, sondern durchdacht gestaltete Begegnungsorte. Große Glasfronten öffnen den Blick ins Gebirge, während moderne Gastronomiebereiche zum Verweilen einladen. Gerade an schlechten Wettertagen schätzt man diese durchdachte Architektur.

Trotz aller Modernität hat sich Sölden seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. In den 33 Skihütten des Gebiets herrscht noch die gemütliche Atmosphäre vergangener Tage. Hier wird deftig aufgetischt: Kaiserschmarrn, Gröstl und Speckknödel stehen auf den Speisekarten, dazu ein kühles Bier oder einen heißen Jagertee. Nach einem anstrengenden Skitag auf der Sonnenterrasse zu sitzen und den Blick über die verschneiten Hänge schweifen zu lassen – das ist pure Erholung.

Das Dorf unten im Tal

Sölden selbst ist ein faszinierender Spagat zwischen alpenländischer Tradition und internationalem Tourismusrummel. Tagsüber herrscht geschäftiges Treiben, wenn die Skifahrer zur Berg- und Talfahrt rüsten. Abends verwandelt sich der Ort in eine Partymeile, die ihresgleichen in den Alpen sucht.

Das Nachtleben ist legendär. Bars wie das "Schirm" oder der "Mogul" sind Institutionen, in denen sich nach Liftschluss Jung und Alt zum Après-Ski trifft. Die Stimmung ist meist ausgelassen, manchmal etwas zu laut, aber immer authentisch. Wer es ruhiger mag, findet auch gemütlichere Lokale, in denen man bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen kann.

Anreise und praktische Tipps

Die Anreise nach Sölden ist denkbar einfach. Von Innsbruck führt die gut ausgebaute B186 durch das Ötztal direkt zum Skigebiet. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und bietet bereits unterwegs spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Berge. Parkplätze gibt es reichlich, allerdings können sie an Spitzentagen und zu Ferienzeiten knapp werden.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man Sölden über den Bahnhof Ötztal im Haupttal, von dort verkehren regelmäßig Busse ins Skigebiet. Die Verbindung ist zuverlässig, dauert aber deutlich länger als mit dem eigenen Auto.

Bei der Unterkunft hat man die Qual der Wahl. Vom einfachen Gasthof bis zum Luxushotel ist alles vertreten. Besonders beliebt sind die Unterkünfte mit direktem Zugang zu den Pisten – wer einmal erlebt hat, wie entspannt es ist, morgens direkt vor der Haustür auf die Bretter zu steigen, will das nicht mehr missen.

Die Preise in Sölden bewegen sich im oberen Segment. Ein Tagesskipass kostet deutlich mehr als in kleineren Gebieten, dafür bekommt man auch entsprechende Leistung geboten. Wer mehrere Tage bleibt, sollte über einen Mehrtagespass nachdenken – das rechnet sich meist schon ab dem dritten Tag.

Mehr als nur Skifahren

Sölden ist zwar primär ein Wintersportgebiet, aber die Region hat das ganze Jahr über einiges zu bieten. Im Sommer verwandeln sich die Skipisten in Wanderwege und Mountainbike-Strecken. Besonders reizvoll ist eine Tour auf die Ötztaler Gletscherstraße, die höchste Panoramastraße der Ostalpen. Sie führt bis auf über 2.800 Meter Höhe und eröffnet atemberaubende Ausblicke auf die Gletscherwelt.

Auch kulturell hat die Region einiges zu bieten. Das Freilichtmuseum Ötzi-Dorf in Umhausen erzählt die Geschichte des berühmten Gletschermannes, und in den umliegenden Tälern finden sich noch ursprüngliche Bergdörfer, die vom Massentourismus verschont geblieben sind.

Für Familien mit Kindern gibt es spezielle Programme und Betreuungsangebote. Die örtlichen Skischulen haben sich auf kleine Gäste spezialisiert und machen das Skifahrenlernen zum Erlebnis. Kinderländer mit Förderbändern und spielerischen Übungen nehmen den Kleinen die Angst vor den ersten Schwüngen.

Schreibe einen Kommentar
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.
 
Du 

Bisher keine Kommentare
Entdecke mehr:
Nach oben scrollen