Bayern

Kutschen und Klettersteige: Familienfreundliche Aktivitäten rund um Neuschwanstein

Das Märchenschloss König Ludwigs II. lockt jährlich Millionen von Besuchern an – doch auch die Kleinsten kommen hier voll auf ihre Kosten. Zwischen Sommerrodelbahn und Märchenführungen, Tretbooten und Hängebrücken wartet ein Familienabenteuer der besonderen Art.

Bayern  |  Familie & Kinder
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Zwischenablage

Wer mit Kindern nach Neuschwanstein reist, steht zunächst vor einer paradoxen Situation: Das wohl berühmteste Schloss Deutschlands wirkt auf den ersten Blick wie eine reine Erwachsenenattraktion. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Die Region rund um Hohenschwangau und Füssen hat sich längst zu einem der kinderfreundlichsten Reiseziele der bayerischen Alpen entwickelt.

Das liegt nicht nur am Märchencharakter des Schlosses selbst, sondern vor allem an der geschickten Kombination aus Kultur, Natur und Action, die hier geboten wird. Während Papa noch über die Architektur staunt, tobt sich der Nachwuchs bereits auf dem Spielplatz am Alpsee aus. Und keine Sorge: Langweilig wird es garantiert niemandem.

Das Schloss selbst: Märchenstunde für kleine Prinzen und Prinzessinnen

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: dem Schlossbesuch. Viele Eltern zögern, ob eine Führung durch die Prunkräume für Kinder geeignet ist. Die Antwort lautet eindeutig ja – mit der richtigen Vorbereitung. Spannend ist dabei, dass Neuschwanstein speziell auf junge Besucher eingestellt ist.

Der Kinderaudioguide macht den entscheidenden Unterschied. Statt trockener Architekturgeschichte gibt es Geschichten über den "Märchenkönig" Ludwig II., seine Schwäne und die Entstehung des Schlosses. Die Führung dauert etwa 30 Minuten – perfekt für die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Kinder. Besonders beeindruckend wirken der Thronsaal mit seinem byzantinischen Glanz und der Sängersaal, wo sich Kinder vorstellen können, wie hier einst Ritter und Minnesänger auftraten.

Ein praktischer Tipp: Buche die Tickets online im Voraus. Das erspart langes Anstehen, was mit ungeduldigen Kindern schnell zur Nervenprobe werden kann. Die erste Führung am Morgen ist meist weniger überfüllt.

Aufstieg zum Schloss: Kutsche, Bus oder zu Fuß?

Der Weg hinauf zum Schloss wird oft unterschätzt. 1,5 Kilometer bergauf können für kleine Beine zur echten Herausforderung werden. Glücklicherweise gibt es Alternativen, die den Aufstieg zum Erlebnis machen.

Die Pferdekutsche ist zwar touristisch, aber für Kinder einfach magisch. Das Klappern der Hufe auf dem Asphalt, der Geruch der Pferde und die wackelige Fahrt bergauf – das vergessen die Kleinen so schnell nicht. Kostenpunkt: 6 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder. Alternativ verkehrt ein Bus, der weniger romantisch, aber praktischer ist.

Wer dennoch zu Fuß gehen möchte, sollte genügend Zeit einplanen und Pausen einbauen. Der Weg ist gut ausgebaut, aber steil. Dafür bieten sich unterwegs immer wieder schöne Ausblicke auf die Landschaft.

Marienbrücke: Nervenkitzel mit Aussicht

Die Marienbrücke gehört zum Pflichtprogramm jedes Neuschwanstein-Besuchs. Von hier aus eröffnet sich der klassische Postkartenblick auf das Schloss. Für Kinder ist die 92 Meter lange Hängebrücke über der Pöllatschlucht allerdings mehr als nur ein Fotomotiv – sie ist ein kleines Abenteuer.

Das Metall vibriert leicht unter den Füßen, 45 Meter tief unten rauscht der Wildbach, und der Wind pfeift durch die Gitterstreben. Manche Kinder finden das aufregend, andere eher beängstigend. Ein kurzer Test am Brückenanfang hilft dabei, die Reaktion des Nachwuchses einzuschätzen.

Die Marienbrücke ist vom Schloss aus in etwa 10 Minuten zu erreichen. Der Weg ist teilweise ungesichert und führt über schmale Pfade – kleine Kinder sollten daher unbedingt an die Hand genommen werden.

Wasserspaß am Alpsee: Baden, Tretboot und mehr

Nach all der Kultur lockt der Alpsee mit entspannteren Aktivitäten. Der kleine Bergsee liegt direkt am Fuß der Schlösser und bietet besonders an warmen Sommertagen eine willkommene Abkühlung. Das Wasser ist zwar nicht gerade karibisch warm, aber für abgehärtete kleine Schwimmer durchaus geeignet.

Gemütlicher ist eine Tretbootfahrt auf dem See. Die bunten Boote können stundenweise gemietet werden und sind auch für Familien mit kleineren Kindern geeignet. Dabei eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven auf Neuschwanstein und Hohenschwangau.

Rund um den See führt ein kinderwagentauglicher Spazierweg, der in etwa 45 Minuten zu bewältigen ist. Unterwegs laden mehrere Bänke zum Verweilen ein. Am Ostufer befindet sich ein kleiner Spielplatz – perfekt für eine Pause, während die Eltern die Aussicht genießen.

Tegelbergbahn: Hoch hinaus mit Panoramablick

Die Fahrt mit der Tegelbergbahn ist für viele Kinder das Highlight des Neuschwanstein-Besuchs. Die Kabinenbahn bringt Besucher in etwa 10 Minuten auf 1720 Meter Höhe. Oben wartet ein atemberaubender Rundblick über das Alpenvorland, bei klarem Wetter reicht die Sicht bis nach München.

Besonders praktisch: Am Tegelberg gibt es einen großen Spielplatz mit Klettergerüsten und Rutschen. Während die Kinder toben, können die Eltern bei einer Brotzeit die Bergkulisse genießen. Die Bergstation verfügt über ein Restaurant und mehrere Imbissstände.

Für abenteuerlustige Familien bieten sich vom Tegelberg aus leichte Wanderungen an. Der Branderschrofen ist in etwa 30 Minuten zu erreichen und bietet einen noch spektakuläreren Blick auf Neuschwanstein. Allerdings sollten nur trittsichere Kinder ab etwa 8 Jahren mitgenommen werden.

Sommerrodelbahn: Rasanter Abstieg ins Tal

Die Sommerrodelbahn am Tegelberg ist ein Garant für Adrenalin und Kindergeschrei – im positiven Sinne. Auf Schienen geht es über 760 Meter ins Tal hinab, vorbei an Steilkurven und durch kleine Wäldchen. Kinder ab 3 Jahren dürfen mitfahren, müssen aber bis zum 8. Lebensjahr in Begleitung eines Erwachsenen rodeln.

Das Tempo bestimmt jeder selbst über einen Handhebel – von gemütlich bis rasant ist alles möglich. Wer mehrere Fahrten plant, sollte sich eine Mehrfachkarte besorgen. Das spart Geld und Zeit beim Anstehen.

Ein wichtiger Hinweis: Bei Regen oder Gewitter ist die Bahn geschlossen. Dann lohnt sich der Aufstieg zum Tegelberg hauptsächlich wegen der Aussicht.

Forggensee: Bayerns Badewanne

Wem der Alpsee zu klein oder zu kalt ist, der findet am nahegelegenen Forggensee bessere Bedingungen. Der fünftgrößte See Bayerns erwärmt sich im Sommer deutlich stärker und bietet mehrere offizielle Badestellen mit Sandstränden.

Besonders familienfreundlich ist das Strandbad in Rieden am Forggensee. Hier gibt es Liegewiesen, Umkleidekabinen, einen Kiosk und einen großen Spielplatz direkt am Wasser. Der Eintritt ist frei, nur für das Parken wird eine kleine Gebühr fällig.

Am Forggensee lassen sich auch längere Radtouren unternehmen. Der Rundweg um den See ist 32 Kilometer lang, aber dank der guten Beschilderung und der meist flachen Streckenführung auch für Familien mit älteren Kindern geeignet. Unterwegs laden mehrere Gasthöfe zur Einkehr ein.

Museum der bayerischen Könige: Geschichte zum Anfassen

Wenn das Wetter nicht mitspielt, bietet das Museum der bayerischen Könige in Hohenschwangau eine gute Alternative. Das moderne Museum erzählt die Geschichte der Wittelsbacher Dynastie und König Ludwigs II. auf eine Weise, die auch Kinder verstehen.

Interaktive Stationen, Hörerlebnisse und kindgerechte Erklärungen machen die bayerische Königsgeschichte lebendig. Besonders beeindruckend ist das Modell von Neuschwanstein, das die verschiedenen Bauphasen des Schlosses zeigt. Ein eigener Kinderbereich mit Verkleidungsstation sorgt dafür, dass auch die Jüngsten auf ihre Kosten kommen.

Das Museum ist ganzjährig geöffnet und bietet sich perfekt als Schlechtwetter-Programm an. Der Eintrittspreis ist moderat, Familienkarten gibt es zu vergünstigten Konditionen.

Baumkronenweg Ziegelwies: Schwindelfrei gefragt

Etwa 30 Autominuten von Neuschwanstein entfernt liegt einer der spektakulärsten Baumkronenwege Deutschlands. Der Pfad in Ziegelwies führt auf bis zu 21 Meter Höhe durch die Wipfel des Bergwaldes und endet auf einer 70 Meter langen Hängebrücke über dem Lech.

Der Weg ist auch für Kinderwagen geeignet und bietet an verschiedenen Stationen Wissenswertes über den Lebensraum Wald. Besonders aufregend finden Kinder die Wackelbrücken und die verschiedenen Aussichtsplattformen. Von oben eröffnet sich ein weiter Blick über das Lechtal bis hin zu den Allgäuer Alpen.

Am Ende des Weges wartet ein großer Abenteuerspielplatz mit Klettertürmen und Seilrutschen. Das angeschlossene Naturerlebniszentrum bietet zusätzliche Informationen und ist bei schlechtem Wetter ein guter Rückzugsort.

Kristall Therme Schwangau: Wellness für die ganze Familie

Nach einem aktiven Tag in den Bergen tut Entspannung gut – und zwar der ganzen Familie. Die Kristall Therme in Schwangau bietet dafür ideale Voraussetzungen. Das Thermal- und Saunabad verfügt über einen separaten Familienbereich mit Kinderrutsche, Sprudelbecken und einem Außenpool mit Bergblick.

Das Wasser stammt aus einer 1500 Meter tiefen Quelle und hat eine natürliche Temperatur von 38 Grad. Besonders entspannend ist das Schwimmen im Außenbecken, während ringsum die Berggipfel in der Abendsonne leuchten.

Die Therme ist täglich geöffnet und bietet verschiedene Tarife je nach Aufenthaltsdauer. Kinder bis 3 Jahre haben freien Eintritt, für ältere Kinder gibt es ermäßigte Preise. Handtücher und Badeschuhe können vor Ort geliehen werden.

Praktische Tipps für den Familienbesuch

Ein paar organisatorische Hinweise können den Besuch erheblich entspannter machen. Die Parkplätze rund um die Schlösser sind kostenpflichtig und oft überfüllt. Wer früh am Tag anreist (vor 9 Uhr), findet leichter einen Platz und vermeidet die größten Touristenmassen.

Für die Verpflegung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Restaurant im Schloss Neuschwanstein ist zwar atmosphärisch, aber teuer und meist überfüllt. Günstiger und entspannter ist ein Picknick am Alpsee oder eine Einkehr in einem der Gasthöfe in Hohenschwangau.

Wichtig ist auch die richtige Kleidung. Selbst im Sommer kann es in den Bergen kühl werden, besonders am Abend. Feste Schuhe sind für die Wanderungen unerlässlich, auch wenn man die Kutsche zum Schloss nimmt.

Schließlich noch ein Geheimtipp: Wer abends nach Sonnenuntergang noch einmal zum Alpsee geht, erlebt Neuschwanstein in einer ganz besonderen Atmosphäre. Das beleuchtete Schloss spiegelt sich im Wasser, und die Touristenmassen sind längst verschwunden. Das ist der Moment, in dem auch Erwachsene wieder an Märchen glauben können.

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