Slowenien

200 Jahre Gartenkunst vor den Toren Ljubljanas: Das Arboretum Volčji Potok

Knapp 20 Kilometer nordöstlich von Ljubljana versteckt sich eines der schönsten botanischen Gärten Mitteleuropas. Über 3.000 Baumarten auf 85 Hektar – und dazu noch ein Schloss, das aussieht wie aus einem Märchen. Hier lässt sich locker ein ganzer Tag verbringen.

Slowenien  |  Sehenswertes & Attraktionen
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Zwischenablage

Das Arboretum Volčji Potok blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück, die eng mit dem gleichnamigen Schloss verknüpft ist. Bereits im 16. Jahrhundert stand hier eine Festung, doch die heutige barocke Anlage entstand erst im 18. Jahrhundert. Der eigentliche Grundstein für das Arboretum wurde jedoch 1952 gelegt, als die slowenische Akademie der Wissenschaften das Gelände übernahm.

Interessant dabei: Die wissenschaftliche Ausrichtung war von Anfang an klar definiert. Nicht nur schöne Bäume sollten hier wachsen, sondern eine systematische Sammlung entstehen, die der Forschung und Bildung dient. Prof. Ciril Wraber, der erste Direktor, hatte dabei eine Vision: Er wollte zeigen, welche Baumarten in Sloweniens Klima gedeihen können. Das Resultat kann sich sehen lassen.

Heute gehört das Arboretum zur Universität Ljubljana und ist gleichzeitig ein beliebtes Ausflugsziel. Diese Doppelrolle merkt man überall: Wissenschaftliche Beschriftungen stehen neben kindgerechten Erklärungstafeln, Forschungsgewächshäuser neben romantischen Spazierwegen.

Das Gelände im Überblick

Mit 85 Hektar ist Volčji Potok nicht gerade klein geraten. Das merkt man spätestens nach dem ersten Rundgang – unterschätze die Dimensionen nicht. Das Gelände gliedert sich in verschiedene Bereiche, wobei der historische Schlosspark das Herzstück bildet. Drumherum erstrecken sich thematisch geordnete Sammlungen: Nadelgehölze hier, Laubgehölze dort, dazwischen Teiche und Wiesen.

Praktisch ist die klare Wegführung. Hauptwege sind asphaltiert und auch für Kinderwagen oder Rollstühle geeignet. Wer jedoch die wirklich spektakulären Ecken sehen will, muss auch mal abseits der Hauptrouten wandeln. Gerade die kleineren Pfade führen oft zu den interessantesten Exemplaren.

Das Schloss selbst thront majestätisch über der Anlage. Von dort oben hat man einen schönen Überblick über den Park – auch wenn der Zugang ins Gebäude nur begrenzt möglich ist. Meist finden hier Hochzeiten oder andere Veranstaltungen statt.

Botanische Schätze entdecken

Über 3.000 verschiedene Baum- und Straucharten wachsen in Volčji Potok – eine beeindruckende Zahl, die man erst richtig würdigt, wenn man durch die Anlage spaziert. Manche Exemplare sind echte Raritäten, andere wiederum überraschen durch ihre schiere Größe.

Zu den absoluten Highlights gehört der Mammutbaumhain. Diese kalifornischen Riesen wurden bereits in den 1960er Jahren gepflanzt und ragen mittlerweile beeindruckend in den Himmel. An sonnigen Tagen riecht es hier intensiv nach Harz – ein Duft, der einen sofort an amerikanische Nationalparks erinnert.

Nicht weniger spektakulär ist die Magnoliensammlung. Im Frühjahr, wenn die Bäume blühen, herrscht hier regelrechter Ausnahmezustand. Rosa, weiße und cremefarbene Blüten verwandeln ganze Bereiche in ein Blütenmeer. Viele Besucher kommen extra zu dieser Zeit – entsprechend voll kann es werden.

Spannend sind auch die exotischen Koniferen. Wer hätte gedacht, dass Himalaya-Zedern oder libanesische Zedern in Slowenien gedeihen? Hier kann man es sehen. Manche Bäume wirken fast surreal in der mitteleuropäischen Landschaft.

Die Rhododendronsammlung verdient ebenfalls Beachtung. Über 400 verschiedene Sorten wachsen hier, vom winzigen Zwergstrauch bis zum baumhohen Exemplar. Ende April und im Mai explodiert diese Ecke förmlich vor Farben.

Jahreszeiten im Park

Jede Saison hat in Volčji Potok ihren eigenen Reiz – wobei Frühjahr und Herbst die absoluten Favoriten sind. Im Frühjahr erwacht der Park regelrecht zum Leben. Schon ab März beginnen die ersten Sträucher zu blühen, allen voran die Haselnuss und die Kornelkirsche. Im April folgen dann die großen Auftritte: Magnolien, Kirschen und natürlich die berühmten Rhododendren.

Der Frühling bringt aber auch einen Nachteil mit sich: Viele Wege können matschig sein, besonders nach Regenfällen. Festes Schuhwerk ist dann unbedingt empfehlenswert.

Im Sommer dominiert das satte Grün. Jetzt zeigt sich die Vielfalt der Blattformen und -farben besonders deutlich. Die großen Bäume spenden angenehmen Schatten – perfekt für gemütliche Spaziergänge auch an heißen Tagen. Die Teiche mit ihren Seerosen sorgen für zusätzliche Frische.

Der Herbst jedoch ist die wahre Königszeit. Wenn sich das Laub verfärbt, wird das Arboretum zu einem einzigen Kunstwerk. Ahorne leuchten in allen Rottönen, Birken strahlen goldgelb, und die nordamerikanischen Gehölze überraschen mit Farbtönen, die man in europäischen Wäldern selten sieht. Ende Oktober ist meist der Höhepunkt erreicht.

Selbst der Winter hat seinen Charme. Wenn Schnee die Äste bedeckt, entstehen märchenhafte Szenen. Die immergrünen Koniferen zeigen dann ihre wahre Pracht. Allerdings sind in der kalten Jahreszeit einige Bereiche gesperrt.

Praktische Tipps für den Besuch

Das Arboretum ist ganzjährig geöffnet, wobei die Öffnungszeiten je nach Saison variieren. Im Sommer kann man von 8 bis 19 Uhr spazieren, im Winter schließt die Anlage bereits um 16 Uhr. Montags ist Ruhetag – ein Detail, das schon manchen Besucher vor verschlossenen Toren stehen ließ.

Der Eintrittspreis hält sich in Grenzen. Erwachsene zahlen etwa 6 Euro, Studenten und Rentner bekommen Ermäßigung. Kinder bis 15 Jahre haben freien Eintritt – eine familienfreundliche Regelung.

Parken ist direkt vor dem Eingang möglich, allerdings kostenpflichtig. An Wochenenden und zur Blütezeit kann es eng werden. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, nimmt den Bus von Ljubljana Richtung Kamnik und steigt in Radomlje aus. Von dort sind es noch etwa 15 Minuten zu Fuß.

Für den Rundgang sollte man mindestens zwei Stunden einplanen, besser noch mehr. Wer alle Bereiche sehen möchte, kann locker einen halben Tag hier verbringen. Ein Stadtplan am Eingang hilft bei der Orientierung, doch auch ohne Plan lässt sich das Gelände gut erkunden.

Gastronomie gibt es direkt im Park nicht, dafür aber Picknickmöglichkeiten. Besonders schön sind die Wiesen beim Teich – hier lässt sich herrlich entspannen. Im nahegelegenen Dorf Volčji Potok finden sich einige Gasthäuser.

Besondere Attraktionen

Neben den botanischen Highlights bietet das Arboretum noch weitere Attraktionen. Das Schloss selbst ist zwar meist nicht zugänglich, doch die Außenanlagen sind beeindruckend. Der barocke Garten mit seinen geometrischen Beeten und der Orangerie vermittelt einen Eindruck von der Pracht vergangener Zeiten.

Die verschiedenen Teiche sorgen nicht nur für optische Akzente, sondern beherbergen auch eine interessante Tierwelt. Enten, Schwäne und gelegentlich sogar Reiher lassen sich beobachten. Im Frühjahr quaken hier unzählige Frösche – ein Konzert, das Kinder meist fasziniert.

Für botanisch Interessierte gibt es regelmäßig Führungen. Diese finden meist am Wochenende statt und werden von Fachleuten geleitet. Dabei erfährt man Details, die einem beim normalen Spaziergang entgehen. Die Führungen sind allerdings auf Slowenisch – Englisch wird nur auf Anfrage angeboten.

Ein besonderes Erlebnis sind die verschiedenen Veranstaltungen im Jahresverlauf. Im Frühjahr findet meist ein Pflanzenfest statt, im Herbst gibt es Pilzausstellungen. Das genaue Programm steht auf der Website des Arboretums.

Fotografie und besondere Perspektiven

Volčji Potok ist ein Paradies für Hobbyfotografen. Die Mischung aus gepflegten Parkanlagen und naturnahen Bereichen bietet unendlich viele Motive. Besonders lohnenswert sind die frühen Morgenstunden, wenn das Licht noch weich ist und wenig Besucher unterwegs sind.

Die besten Aussichtspunkte befinden sich rund um das Schloss. Von der erhöhten Terrasse hat man einen schönen Überblick über den ganzen Park. Auch der kleine Hügel beim Mammutbaumhain bietet interessante Perspektiven.

Für Makroaufnahmen sind die Rhododendronbereiche ideal. Die Blüten bieten nicht nur schöne Farben, sondern oft auch interessante Details. Auch die verschiedenen Rinden und Blattstrukturen der exotischen Bäume sind dankbare Motive.

Wichtig zu wissen: Kommerzielle Fotoshootings sind anmeldepflichtig und kosten extra. Für private Zwecke kann man jedoch nach Herzenslust knipsen.

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