Slowenien

Kamnik: Städtchen mit mittelalterlichem Charme am Rand der Steiner Alpen

Historische Gassen treffen auf alpine Kulisse – in Kamnik stimmt die Mischung einfach. Hier kannst du morgens durch verwinkelte Straßen spazieren und nachmittags schon in den Bergen wandern. Ein Städtchen, das beides kann: Geschichte erzählen und Bergluft schnuppern lassen.

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Zwischenablage

Etwa 25 Kilometer nordöstlich von Ljubljana duckt sich Kamnik an den Fuß der Steiner Alpen. Das Städtchen mit seinen knapp 10.000 Einwohnern hat sich den Charme vergangener Jahrhunderte bewahrt, ohne dabei verstaubt zu wirken. Vielmehr herrscht hier eine entspannte Atmosphäre, die man sonst eher in größeren Touristenzielen vergeblich sucht.

Der erste Eindruck täuscht nicht: Kamnik ist tatsächlich so pittoresk, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die mittelalterliche Altstadt schmiegt sich harmonisch in die Landschaft, während sich im Hintergrund die schroffen Gipfel der Kamniške Alpe erheben. Diese Kombination aus kulturellem Erbe und alpiner Naturkulisse macht den besonderen Reiz des Ortes aus.

Geschichte zum Anfassen

Kamniks Geschichte reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück, als sich hier erstmals eine Siedlung etablierte. Der Name selbst verrät schon einiges über die Gegend – "kamen" bedeutet im Slowenischen Stein, und davon gibt es hier reichlich. Die strategisch günstige Lage am Zusammenfluss von Kamniška Bistrica und Nevljica machte den Ort schon früh zu einem wichtigen Handelszentrum.

Besonders spannend wird es, wenn man durch die Altstadt wandelt. Die Hauptstraße, die Glavna cesta, führt schnurgerade durch den historischen Kern und erzählt dabei ihre eigene Geschichte. Links und rechts reihen sich Bürgerhäuser aus verschiedenen Epochen aneinander – vom gotischen Mittelalter bis zum Barock ist hier alles vertreten. Manche Fassaden tragen noch die ursprünglichen Fresken, andere wurden liebevoll restauriert.

Am südlichen Ende der Altstadt thront Burg Kamnik, oder besser gesagt: das, was von ihr übrig geblieben ist. Die Ruine auf dem Mali Grad (Kleine Burg) stammt aus dem 11. Jahrhundert und bietet einen herrlichen Ausblick über die Stadt und das Tal. Der Aufstieg dauert keine zehn Minuten, aber die Aussicht entschädigt für jeden Schweißtropfen. Von hier oben wird auch klar, warum sich die mittelalterlichen Herrscher gerade diesen Platz für ihre Festung ausgesucht haben.

Architektonische Highlights

Das Franziskanerkloster mit seiner markanten Kirche prägt das Stadtbild erheblich. Der barocke Bau aus dem 17. Jahrhundert beherbergt eine sehenswerte Bibliothek mit wertvollen Handschriften und Inkunabeln. Nebenan steht die gotische Kirche der Heiligen Drei Könige, deren Turm schon von weitem sichtbar ist.

Besonders fotogen ist der Hauptplatz mit seinem bunten Mix aus verschiedenen Baustilen. Das Rathaus, ein klassizistischer Bau aus dem frühen 19. Jahrhundert, bildet zusammen mit den umliegenden Patrizierhäusern ein stimmiges Ensemble. Hier spielt sich auch heute noch das gesellschaftliche Leben ab – Cafés und kleine Geschäfte säumen den Platz, und an Markttagen herrscht geschäftiges Treiben.

Ein echter Hingucker ist das sogenannte Zaprice-Schloss am östlichen Stadtrand. Der Renaissance-Bau beherbergt heute ein Museum, das sich der Regionalgeschichte widmet. Die Sammlung ist zwar nicht riesig, aber durchaus sehenswert – vor allem die ethnografischen Exponate geben einen guten Einblick in das traditionelle Leben der Region.

Tor zu den Steiner Alpen

Kamnik funktioniert hervorragend als Ausgangspunkt für Bergtouren. Die Steiner Alpen beginnen praktisch vor der Haustür, und schon nach einer kurzen Fahrt erreicht man verschiedene Wanderwege. Velika Planina, die "Große Alm", ist wohl das bekannteste Ziel in der Umgebung. Diese Hochebene auf 1.666 Metern Höhe ist berühmt für ihre traditionellen Hirtenhütten mit den charakteristischen Kegeldächern.

Die Seilbahn zur Velika Planina startet in Kamniška Bistrica, etwa zehn Kilometer südlich von Kamnik. Oben angekommen, eröffnet sich eine fast unwirkliche Landschaft – sanfte Hügel, auf denen im Sommer das Vieh weidet, und rundherum die schroffen Gipfel der Steiner Alpen. An klaren Tagen reicht der Blick bis zu den Julischen Alpen und sogar bis zum Triglav.

Wer es weniger touristisch mag, findet rund um Kamnik zahlreiche andere Wandermöglichkeiten. Der Hausberg Škofjeloška gora beispielsweise bietet eine schöne Rundwanderung mit tollem Blick auf das Kamniker Becken. Die Tour ist nicht besonders anspruchsvoll und dauert etwa drei Stunden – ideal für einen entspannten Nachmittag.

Kultur und Veranstaltungen

Kamnik mag klein sein, aber kulturell hat die Stadt durchaus etwas zu bieten. Das Rudolf Maister Haus fungiert als kulturelles Zentrum und beherbergt regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen. Besonders die Sommermonate sind ereignisreich – dann finden verschiedene Festivals statt, die Besucher aus der ganzen Region anziehen.

Das Kamniker Volksfest im August ist ein Highlight für alle, die traditionelle slowenische Kultur erleben möchten. Dann verwandelt sich die Altstadt in eine große Bühne für Musik, Tanz und lokale Spezialitäten. Die Atmosphäre ist ausgelassen, aber nie überdreht – typisch für die entspannte Art der Kamniker.

Auf dem Wochenmarkt (samstags am Hauptplatz) decken sich die Einheimischen mit regionalen Produkten ein. Hier gibt es frisches Gemüse aus dem Kamniker Becken, hausgemachte Wurst und Käse von den umliegenden Bauernhöfen. Die Qualität ist durchweg gut, und die Preise sind fair – auch für Besucher lohnt sich ein Einkauf.

Interessant ist auch das mittelalterliche Festival im Juni, bei dem die Geschichte der Stadt lebendig wird. Handwerker in historischen Kostümen demonstrieren alte Techniken, und auf dem Hauptplatz finden Ritterspiele statt. Klingt touristisch, ist aber durchaus authentisch gemacht und bietet besonders für Familien mit Kindern Unterhaltung.

Praktische Informationen

Kamnik ist problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Von Ljubljana aus fahren regelmäßig Busse, die Fahrt dauert etwa 45 Minuten. Mit dem Auto geht es noch schneller – die Autobahn A1 führt praktisch bis vor die Haustür.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel. Das Hotel Medno am Stadtrand bietet soliden Komfort zu fairen Preisen, wer es authentischer mag, findet in der Altstadt einige charmante Pensionen. Besonders zu empfehlen ist die Gostilna Repnik, die sowohl Restaurant als auch kleine Pension ist.

Die beste Reisezeit ist von Mai bis Oktober, wobei der Sommer naturgemäß am lebhaftesten ist. Im Winter kann Kamnik durchaus seinen Reiz haben – die schneebedeckten Berge im Hintergrund sorgen für eine märchenhafte Kulisse, und in den gemütlichen Gasthäusern lässt es sich gut aufwärmen.

Tipps und Umgebung

Wer etwas Zeit mitbringt, sollte unbedingt einen Abstecher nach Kamniška Bistrica machen. Das kleine Bergdorf am Ende des Kamnikertals ist Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen und hat mit seinem alpinen Charakter einen ganz anderen Charakter als Kamnik selbst. Die Fahrt dorthin führt durch eine wunderschöne Landschaft mit saftigen Wiesen und dichten Wäldern.

Ein echter Geheimtipp ist das Kloster Stična, etwa 20 Kilometer südlich von Kamnik. Das Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert beherbergt eine beeindruckende Sammlung sakraler Kunst und liegt in einer idyllischen Landschaft. Die Mönche produzieren übrigens auch Bier und Schnaps – beide durchaus probierenswert.

Für Familien mit Kindern ist der Arboretum Volčji Potok ein lohnender Ausflug. Der botanische Garten liegt etwa 15 Kilometer östlich von Kamnik und zeigt auf 85 Hektar Pflanzen aus aller Welt. Besonders schön ist er im Frühling, wenn die Magnolien und Rhododendren blühen.

Kamnik ist letztendlich eine dieser Entdeckungen, die man fast zufällig macht und die dann positiv überraschen. Die Stadt hat genug zu bieten für einen mehrtägigen Aufenthalt, ohne dabei überwältigend zu wirken. Hier kann man noch in Ruhe durch historische Gassen wandeln, ohne von Touristenmassen überrollt zu werden. Und wenn doch mal Fernweh aufkommt – die Berge sind ja gleich nebenan.

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