Schweiz

Die Schweiz im Kleinformat: Swissminiatur – Miniaturenpark mit über 120 Modellen

Wo sonst lässt sich die Schweiz an einem Nachmittag durchwandern? Im Miniaturenpark Swissminiatur schrumpft das Land der Berge und Schokolade auf Puppenstubenformat.

Schweiz  |  Sehenswertes & Attraktionen
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Zwischenablage

Nur wenige Kilometer von Lugano entfernt, im verschlafenen Örtchen Melide, liegt eines der eigenwilligsten Schweizer Touristenziele: die Swissminiatur. Seit 1959 thront diese Miniaturwelt am Ufer des Luganersees, zwischen Palmen und Bergpanorama eingezwängt. Der 14.000 Quadratmeter große Park beherbergt über 120 maßstabsgetreue Modelle bekannter Schweizer Bauwerke und Landschaften im Maßstab 1:25. Vom majestätischen Matterhorn bis zum beschaulichen Bundeshaus – hier lässt sich die Schweiz in wenigen Stunden durchwandern.

Der Grundgedanke des Parks ist dabei so simpel wie genial: Was wäre, wenn man die Highlights eines ganzen Landes an einem Ort zusammenbrächte? Herausgekommen ist eine Art dreidimensionale Landkarte, auf der sich Architektur, Geografie und Ingenieurskunst der Schweiz im Zeitraffer erleben lassen. Seltsamerweise fühlt man sich dabei wie ein wohlwollender Riese, der über die Alpenrepublik hinwegschreitet – ein Gefühl, das besonders bei Kindern für leuchtende Augen sorgt.

Und die Schweizer? Die kommen selbst gerne hierher. Kein Wunder, denn wann sonst kann man sein Land mit einem einzigen Blick erfassen? Für Touristen ist der Park oft eine willkommene Ergänzung zum Schweiz-Programm, manchmal sogar ein kluger Ersatz für Orte, die man auf der Reise nicht besuchen konnte. Wer das Matterhorn verpasst hat, kann es hier zumindest in der Miniversion bestaunen.

Detailverliebtheit als Markenzeichen

Was bei einem ersten Rundgang durch die Anlage sofort ins Auge fällt: Die Modelle sind keine simplen Pappmaché-Konstruktionen. Handgefertigte Meisterwerke sind sie, mit beeindruckender Detailtreue. Selbst winzige Kirchenfenster schimmern farbig, Brückengeländer bestehen aus hauchdünnen Drähten, und die Bergbahnen funktionieren tatsächlich. Über 15.000 Blumen, hunderte Miniaturbäume und präzise nachgebildete Wasserwege komplettieren die Illusion einer perfekt proportionierten Schweiz.

Die Herstellung der Modelle erfolgt bis heute größtenteils in hauseigenen Werkstätten. Dabei kommen Materialien wie Kupfer, wetterbeständiger Kunststoff und spezielle Lackierungen zum Einsatz, die den Miniaturen ermöglichen, den Tessiner Wetterbedingungen standzuhalten. Ein Team von Handwerkern kümmert sich das ganze Jahr über um die Pflege der bestehenden Modelle und die Erschaffung neuer Attraktionen. Jedes einzelne Gebäude wird dabei nach originalen Bauplänen und Fotos nachgebaut – ein Prozess, der bei komplexeren Objekten wie dem Schloss Chillon oder dem Berner Münster mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.

Besonders imposant ist die Miniatur des Bundeshauses in Bern. Mit seinen winzigen Fahnen und akkurat nachgebildeten Fenstern sitzt es stolz auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von maßstabsgetreuen Straßen und Plätzen. Daneben nimmt sich das Modell des Klosters Einsiedeln besonders eindrucksvoll aus – die Liebe zum Detail reicht hier bis zu den hauchdünnen Türmchen der Klosterkirche. Etwas makaber mutet dagegen die Miniaturversion der Kapellbrücke in Luzern an: Sie zeigt den berühmten Holzsteg auch nach dem verheerenden Brand von 1993, mit teilweise versengten Elementen.

Das Eisenbahnnetz als Hauptattraktion

Die eigentliche Hauptattraktion der Swissminiatur ist allerdings das ausgetüftelte Eisenbahnsystem. Über 3.500 Meter Schienen durchziehen den Park, auf denen mehr als 20 verschiedene Zugmodelle ihre Runden drehen. Vom historischen Glacier-Express bis zum modernen ICE – die kleinen Züge rattern zuverlässig durch die miniaturisierte Schweiz und um Berge herum, die in Wirklichkeit hunderte Kilometer voneinander entfernt liegen.

Für echte Eisenbahnfans ist das natürlich ein Himmelreich. Sie können stundenlang den kleinen Lokomotiven nachschauen, die sich präzise über Viadukte schlängeln oder in Tunnels verschwinden. Kinder zücken begeistert ihre Handys, um Videos der winzigen Bahnhöfe zu machen, an denen die Züge kurz halten. Ein bisschen Wehmut schwingt dabei mit: In der echten Schweiz mögen die Bahnen pünktlich sein – hier im Miniaturpark fahren sie geradezu metronomisch exakt nach Plan.

Besonders nachgebaut wurde auch das berühmte Rhaetische Eisenbahnnetz mit der Berninalinie, die seit 2008 zum UNESCO-Welterbe gehört. Die berühmten roten Züge schlängeln sich durch die Miniaturlandschaft über maßstabsgetreue Viadukte – der Landwasserviadukt etwa ist liebevoll bis ins letzte Detail nachgebildet und eine der fotografisch meistbegehrten Stellen im Park. Da bekommt selbst der eingefleischteste Bahnmuffel feuchte Augen.

Familienspaß mit Lerneffekt

Swissminiatur ist kein Rummelplatz. Hier gibt es keine Achterbahnen oder Wildwasserbahnen – und genau darin liegt der besondere Reiz. Die Anlage atmet eine fast altmodische Gemütlichkeit, die sich wohltuend vom Technikwahn moderner Freizeitparks abhebt. Familien schlendern in gemächlichem Tempo durch die Anlage, bleiben stehen, wo es ihnen gefällt, und entdecken die Schweiz in zwangloser Atmosphäre.

Für Kinder erweist sich der Park als überraschend lehrreich. Plötzlich werden geografische Zusammenhänge greifbar, wenn sie innerhalb weniger Meter vom Gotthard-Tunnel zum Genfer See spazieren können. Die Miniaturwelt macht abstrakte Begriffe wie "Alpentransversale" oder "Kantone" anschaulich und einprägsam. Mehrsprachige Informationstafeln liefern kompakt Wissenswertes zu jedem Modell und seiner Bedeutung für die Schweiz. Kluge Eltern nutzen den Besuch für eine spielerische Geografie- und Geschichtsstunde.

Besonders faszinierend sind die beweglichen Elemente im Park. Am Schloss Chillon etwa plätschern kleine Wellen gegen die Mauern, während auf dem Thuner See Miniaturschiffe ihre Kreise ziehen. Sogar die Seilbahn zum Säntis bewegt sich tatsächlich den Berg hinauf – ein kleinformatiges Spektakel, das immer wieder für staunende Gesichter sorgt. Für die jüngsten Besucher wurde ein Spielplatz integriert, und am Ausgang wartet ein gut sortierter Souvenirladen mit typischen Schweizer Andenken.

Praktische Hinweise für Besucher

Swissminiatur öffnet üblicherweise von Mitte März bis Anfang November seine Pforten. In den Sommermonaten Juli und August herrscht der größte Andrang – wer Menschenmassen scheut, sollte einen Besuch in der Nebensaison oder an einem Wochentag einplanen. Frühe Morgenstunden oder späte Nachmittagsstunden bieten die besten Fotobedingungen, wenn das Licht weicher ist und weniger Schatten wirft. Die Anlage hat in der Hochsaison täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Für einen umfassenden Besuch sollte man etwa zwei bis drei Stunden einkalkulieren – eilige Besucher kommen auch in einer Stunde durch, verpassen dann aber zahlreiche Details. Die Tickets kosten für Erwachsene rund 19 Schweizer Franken, Kindertickets sind deutlich günstiger. Rabatte gibt es für Gruppen und mit verschiedenen Touristenpässen. Ein Restaurant im Park bietet einfache Mahlzeiten und Erfrischungen an – die Preise liegen hier, wie überall in der Schweiz, im gehobenen Segment.

Mit dem Auto führt die Autobahn A2 direkt an Melide vorbei, Parkplätze gibt es ausreichend. Noch unkomplizierter ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Der Bahnhof Melide liegt an der Gotthard-Linie und ist nur wenige Gehminuten vom Park entfernt. Züge von Lugano oder Bellinzona halten regelmäßig.

Wer den Besuch mit anderen Aktivitäten verbinden möchte, findet in der Umgebung zahlreiche Möglichkeiten. Der Luganersee bietet sich für Badeausflüge an, und die Seilbahn auf den Monte San Salvatore verspricht atemberaubende Panoramablicke. Melide selbst besitzt einen kleinen, aber feinen Badestrand. Auch ein Abstecher nach Lugano oder ins italienische Campione d'Italia liegt im Bereich des Möglichen.

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