Die italienischsprachige Schweiz – das Tessin – hält unter ihren alpinen Schätzen eine besondere Route bereit, die selbst verwöhnte Bergwanderer ins Staunen versetzt. Der Höhenweg zwischen Monte Tamaro und Monte Lema zieht sich wie ein natürlicher Balkon über dem Südtessin und der norditalienischen Grenzregion entlang. Diese rund fünfstündige Gratüberschreitung führt durch ein abwechslungsreiches Naturschauspiel und verbindet zwei prominente Aussichtsberge der Region. Ungewöhnlich dabei: Die Route verläuft fast durchgehend auf einem Höhenrücken mit minimalen Höhenverlusten – ein Luxus, den Alpenwanderungen selten bieten.
Der siebzehn Kilometer lange Weg zwischen den beiden Bergen bildet das Rückgrat einer der eindrucksvollsten Wanderungen im südlichen Alpenraum. Auf der gesamten Strecke schweift der Blick mal Richtung Norden über den Lago Maggiore und die umliegenden Tessiner Täler, mal südwärts über die Lombardei bis zur fernen Silhouette Mailands. An klaren Tagen reicht die Sicht von den Walliser Alpen bis zu den Dolomiten – ein alpines Panorama der Superlative, das einen Abstecher in diese Region mehr als rechtfertigt.
Anreise und beste Wanderzeiten
Die Anreise zum Ausgangspunkt gestaltet sich dank guter Verkehrsanbindung unkompliziert. Die Luftseilbahn auf den Monte Tamaro startet in Rivera, etwa 15 Minuten mit dem Zug von Lugano entfernt. Die Rückreise vom Endpunkt Monte Lema erfolgt ebenfalls per Seilbahn nach Miglieglia, von wo Postautos Verbindungen zurück ins Tal bieten. Die Kombination beider Bergbahnen macht die Strecke besonders attraktiv, da kein Auf- oder Abstieg in unwegsames Gelände nötig ist.
Die Wandersaison erstreckt sich üblicherweise von Ende Mai bis Ende Oktober, wenn die Bergbahnen in Betrieb sind. Nicht zufällig fallen die Hauptsaison-Randzeiten mit den besten Wanderbedingungen zusammen: Der Frühsommer lockt mit einem explosiven Alpenblumenmeer, während der Herbst mit klarer Fernsicht und dem prächtigen Farbenspiel des Laubwalds in den tieferen Lagen aufwartet. Hochsommer bleibt die Route zwar begehbar, doch die Mittagshitze kann auf dem größtenteils schattenlosen Kamm zur Herausforderung werden. Die Bergbahnen bieten in dieser Zeit manchmal verlängerte Betriebszeiten – ein früher Start lohnt sich dennoch, um der Mittagssonne zu entgehen.
Wetterbedingungen spielen bei dieser exponierten Wanderung eine entscheidende Rolle. Bei Gewitterneigung sollte die Tour verschoben werden, da der Grat keinen Schutz bietet und bei Nebel die Orientierung trotz guter Markierung erschwert sein kann. Gscheit isch, stets einen Wetterbericht einzuholen, bevor's losgeht.
Der Einstieg: Monte Tamaro und seine Besonderheiten
Die Reise beginnt bei der Bergstation der Luftseilbahn auf dem Monte Tamaro (1530 m). Hier empfängt den Wanderer bereits eine eindrucksvolle Aussichtsplattform und – für Kunst- und Architekturinteressierte – die bemerkenswerte Santa Maria degli Angeli Kapelle des Stararchitekten Mario Botta. Dieser moderne Sakralbau aus dem Jahr 1996 schiebt sich wie ein geometrischer Fremdkörper in die Berglandschaft, schafft aber gerade durch diesen Kontrast einen beeindruckenden Dialog mit der Natur. Ein kurzer Abstecher zur Kapelle vorm Aufbruch lohnt sich allemal – allein schon wegen der spektakulären Aussicht von der vorgelagerten Plattform.
Der Monte Tamaro bietet zudem mit einem Abenteuerspielplatz, einem Kletterpark und einer Sommerrodelbahn Zerstreuung für Familien. Diese Infrastruktur macht den Berg zum beliebten Ausflugsziel. Dies bedeutet aber auch: Die ersten Schritte auf dem Höhenweg führen dich rasch weg vom Trubel in die Stille der Bergwelt. Nach kurzer Zeit lassen die Menschenmassen und das Geklapper der Gastronomie nach, und die Natur übernimmt die Regie.
Direkt hinter der Bergstation beginnt der gut markierte Wanderweg. Zunächst steigt man leicht zum Gipfel des Monte Tamaro (1962 m) auf. Hier oben nimmt das Panorama bereits volle Formen an, doch bleibt dies nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Aussichten. Ein erster Rundblick offenbart die sanften Hügel des Malcantone im Süden, den glitzernden Lago Maggiore sowie die Berge des Sopraceneri im Norden. Bei klarem Wetter grüßen in der Ferne bereits einige Viertausender der Walliser Alpen.
Auf dem Gratrücken – Das Herzstück der Wanderung
Nach dem Tamaro-Gipfel beginnt das eigentliche Highlight der Tour. Der Weg folgt nun konsequent dem aussichtsreichen Grat in östlicher Richtung. Anfangs noch etwas steiler abwärts führend, pendelt sich der Pfad bald auf einer angenehmen Höhe ein. Wie auf einem natürlichen Hochseil balanciert man zwischen den Welten: Rechterhand fallen die Hänge steil ins Val d'Agno ab, links breitet sich das italienische Grenzgebiet mit dem Val Veddasca aus.
Der Weg schlängelt sich durch eine abwechslungsreiche Alpine-Szenerie. Mal durchquert man kleine Waldabschnitte mit knorrigen Wettertannen, mal öffnet sich das Gelände zu alpinen Matten. Über weite Strecken verläuft der Pfad direkt auf dem schmalen Kamm – ein Erlebnis, das ein leichtes Kribbeln im Bauch verursacht, ohne jedoch gefährlich zu werden. Der Weg ist durchgehend gut ausgebaut und markiert, luftige Abschnitte verfügen über Drahtseile als Haltemöglichkeit.
Diese Gratwanderung begeistert durch ihre stetige Aussicht. Anders als bei vielen Bergtouren, wo der Panoramablick oft nur dem Gipfel vorbehalten bleibt, genießt man hier kontinuierlich einen 360-Grad-Rundblick. Besonders beeindruckend ist dabei der Kontrast zwischen der nördlichen und südlichen Szenerie: Im Norden dominieren die Alpen mit ihren markanten Silhouetten und tief eingeschnittenen Tälern, während im Süden die sanftere, kulturell geprägte Landschaft der Po-Ebene bis nach Mailand reicht.
Nach etwa zwei Stunden erreicht man den Monte Gradiccioli (1936 m), der eine willkommene Rastmöglichkeit bietet. Von seinem Gipfel aus schweift der Blick über den bereits zurückgelegten Weg und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Etappen. Der Weiterweg folgt weiterhin dem aussichtsreichen Grat über den Monte Pola, bis man nach einer weiteren Stunde die Capanna Tamaro erreicht.
Einkehr und Naturerlebnis – Die Capanna Tamaro als Etappenziel
Die Berghütte Capanna Tamaro (1867 m) markiert in etwa die Halbzeit der Strecke und bietet die einzige bewirtschaftete Einkehrmöglichkeit auf dem Weg. Die Hütte wird vom Schweizer Alpenclub (SAC) betrieben und ist von Ende Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Hier kann man bei typischen Tessiner Spezialitäten neue Kräfte sammeln. Polenta mit Alpkäse oder einem deftigen Brasato (Schmorbraten) schmecken nach der bisherigen Anstrengung doppelt gut – oder wie man im Tessin sagen würde: "Al fa gnach la bocca buna" (Es macht den Mund gut).
Die Terrasse der Hütte lädt zum Verweilen ein und bietet einen perfekten Ort, um das Naturschauspiel auf sich wirken zu lassen. Wer mehr Zeit mitbringt oder eine Zweitagestour plant, findet hier auch Übernachtungsmöglichkeiten. Eine nächtliche Sternenbeobachtung in dieser Höhe, fernab von Lichtverschmutzung, kann zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Die Capanna ist auch ein guter Ort, um die lokale Flora und Fauna näher kennenzulernen. Je nach Jahreszeit begegnet man auf dem Weg verschiedenen Alpenblumen wie Enzian, Edelweiß oder Alpenanemonen. Mit etwas Glück lassen sich Gämsen oder Murmeltiere beobachten. Vogelkundler kommen ebenfalls auf ihre Kosten – Steinadler und Alpendohlen sind regelmäßige Besucher dieser Höhenlagen.
Die Umgebung der Hütte eignet sich zudem für kurze Abstecher abseits des Hauptwegs. So führt beispielsweise ein kurzer Pfad zum nahegelegenen kleinen Bergsee Laghetto dell'Alpe di Neggia, der an heißen Tagen zur Erfrischung einlädt. Knapp unterhalb der Hütte liegt der Passo dell'Alpe di Neggia, wo auch die einzige Straßenverbindung den Bergkamm kreuzt – ein möglicher Notausstieg bei Wetterumschlag oder Erschöpfung.
Der zweite Teil – Vom Passo Neggia zum Monte Lema
Nach der Stärkung in der Capanna Tamaro setzt sich die Wanderung in Richtung Monte Lema fort. Der Weg führt zunächst leicht abwärts zum Passo dell'Alpe di Neggia (1395 m), dem tiefsten Punkt der Wanderung. Hier kreuzt die Passstraße von Indemini nach Vira. An Wochenenden finden Wanderer hier manchmal einen kleinen Verpflegungsstand; verlassen sollte man sich darauf jedoch nicht.
Ab dem Pass beginnt wieder ein moderater Aufstieg. Der Charakter des Weges ändert sich nun leicht: Im Vergleich zur weitgehend offenen Landschaft des ersten Abschnitts durchquert man jetzt öfter Waldpassagen mit Buchen und Kastanien. Der Pfad wird schmaler und verläuft zeitweise etwas unterhalb des eigentlichen Grats. Diese Abschnitte bieten an heißen Tagen willkommenen Schatten.
Nach einem stetigen Aufstieg von etwa einer Stunde erreicht der Weg wieder den Hauptkamm bei der Alpe Piancascia. Von hier an wandelt sich die Landschaft erneut – offene Alpweiden dominieren, auf denen in den Sommermonaten Viehherden grasen. Die typischen Braunvieh-Kühe mit ihren melodischen Glocken gehören zum akustischen Erlebnis dieser Region ebenso wie das gelegentliche Pfeifen der Murmeltiere.
Der Pfad folgt nun wieder dem aussichtsreichen Gratrücken. Mit jedem Schritt weitet sich der Blick Richtung Osten, wo bereits der Luganersee erkennbar wird. An klaren Tagen lassen sich von hier sogar die fernen Gipfel der Bernina-Gruppe und bei außergewöhnlicher Sicht sogar die Dolomiten ausmachen. Imposant präsentiert sich im Norden die Bergkette des Monte Bar und des Monte Gazzirola, die das Tessin vom Kanton Graubünden trennt.
Nach einer weiteren Stunde Wanderung erreicht man den Monte Ferraro (1491 m), den letzten Zwischengipfel vor dem finalen Anstieg zum Monte Lema. Hier öffnet sich der Blick zusätzlich nach Südosten, wo sich das Mendrisiotto und dahinter die lombardische Ebene ausbreiten. An diesem Punkt angekommen spürt manch einer schon die zurückgelegte Strecke in den Beinen, doch der letzte Abschnitt entschädigt mit zunehmend großartigen Ausblicken.
Finale und Ausklang auf dem Monte Lema
Der letzte Aufstieg zum Monte Lema (1624 m) gestaltet sich nochmals etwas steiler. Nach insgesamt etwa fünf bis sechs Stunden reiner Gehzeit erreicht man schließlich das Ziel – die Bergstation der Seilbahn Monte Lema. Der Gipfel bietet eine umfassende Aussichtsplattform und ein Restaurant, das zur ausgiebigen Einkehr einlädt. Hier kann man bei einem gut verdienten Getränk die zurückgelegte Strecke noch einmal Revue passieren lassen.
Der Monte Lema wird oft als "Tessiner Rigi" bezeichnet, was seine Bedeutung als Aussichtsberg unterstreicht. Tatsächlich bietet er einen der umfassendsten Rundblicke der Region: Die drei großen Tessiner Seen – Lago Maggiore, Luganersee und Lago di Varese – liegen wie auf einer Landkarte ausgebreitet. Im Norden reiht sich Gipfel an Gipfel, von den nahen Tessiner Bergen bis zu den fernen Viertausendern der Walliser und Berner Alpen. Im Süden schweift der Blick über die Poebene bis nach Mailand, dessen Hochhäuser bei klarer Sicht als ferne Silhouette erkennbar sind.
Das Restaurant auf dem Monte Lema serviert regionale Spezialitäten und bietet eine großzügige Sonnenterrasse. Eine Besonderheit ist das hauseigene Teleskop, das bei gutem Wetter zur Verfügung steht und detaillierte Blicke in die Ferne ermöglicht. Gerade Berggipfel, die mit bloßem Auge nur schemenhaft zu erkennen sind, lassen sich so identifizieren – ein lehrreiches Element für Alpinisten.
Die Talfahrt mit der Seilbahn nach Miglieglia dauert etwa 10 Minuten und bietet nochmals eindrucksvolle Ausblicke auf die durchstreifte Landschaft. In Miglieglia warten Postautos, die Verbindungen nach Lugano und zu anderen Verkehrsknotenpunkten herstellen. So schließt sich der Kreis einer außergewöhnlichen Wanderung, die durch ihre Kombination aus alpinem Erlebnis und perfekter logistischer Erschließung besticht.
Praktische Tipps und Hinweise
Die Strecke zwischen Monte Tamaro und Monte Lema ist als T3-Wanderung klassifiziert (gemäß der Schweizer Wanderskala). Dies bedeutet, dass ein sicherer Tritt, Trittsicherheit und eine gewisse Bergerfahrung erforderlich sind. Trotz der guten Wegmarkierung und des meist breiten Pfads sollte man die Tour nicht unterschätzen: Die Länge von 17 Kilometern und die Gesamtdauer von 5-6 Stunden erfordern eine gute Grundkondition.
Ausrüstungsmäßig empfiehlt sich festes Schuhwerk mit gutem Profil. Wanderstöcke können besonders bei Nässe oder für den Abstieg zum Passo Neggia hilfreich sein. Da der Weg größtenteils exponiert verläuft, sind Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme) und ausreichend Flüssigkeit (mindestens 2 Liter pro Person) unerlässlich. Die Wasserversorgung unterwegs ist limitiert – außer bei der Capanna Tamaro gibt es kaum Nachfüllmöglichkeiten.
Wer die komplette Wanderung als zu lang empfindet, kann auf verschiedene Varianten ausweichen: Eine beliebte Alternative ist der Aufstieg von Indemini zum Passo Neggia und von dort entweder Richtung Monte Tamaro oder Monte Lema – so lässt sich die Tour auf etwa die Hälfte verkürzen. Ebenso ist es möglich, nur ein Teilstück zu gehen und zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Die Betriebszeiten der Seilbahnen sollten vorab geprüft werden, da sie saisonal variieren. In der Hochsaison (Juli/August) fahren die Bahnen meist durchgehend, während in der Nebensaison (Mai/Juni und September/Oktober) oft reduzierte Fahrpläne gelten. Da die Bergbahnen Monte Tamaro und Monte Lema von unterschiedlichen Betreibern geführt werden, empfiehlt sich der Kauf separater Tickets. Kombibillets werden manchmal angeboten, sind aber nicht die Regel.
Für die Übernachtung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Die bereits erwähnte Capanna Tamaro bietet einfache Berghüttenunterkünfte. In Rivera (Ausgangspunkt) und Miglieglia (Zielort) sowie in den umliegenden Ortschaften wie Lugano oder Bellinzona findet sich eine breite Palette an Unterkünften von einfachen Pensionen bis zu Luxushotels.
Die beste Zeit für die Wanderung
Der Frühling (Ende Mai bis Juni) zeigt sich von seiner besten Seite, wenn die Alpwiesen in voller Blüte stehen. Das saftige Grün der frischen Vegetation kontrastiert dann besonders eindrucksvoll mit dem Tiefblau des Himmels und der Seen. Die Temperaturen sind zu dieser Zeit meist angenehm – warm genug für leichte Wanderbekleidung, aber noch nicht so heiß wie im Hochsommer.
Der Herbst (September bis Mitte Oktober) bietet dagegen oft die besten Fernsichtbedingungen. Die Luft ist nach sommerlichen Gewittern meist klar, und die tiefer stehende Sonne zaubert ein besonderes Licht auf die Landschaft. Zudem zeigt sich das Laub der Kastanien- und Buchenwälder in den tieferen Lagen in prächtigen Gold- und Rottönen. Ein zusätzlicher Vorteil der Nebensaison: Die Wanderwege und Bergbahnen sind weniger frequentiert als im Hochsommer.
Der Höhenweg Tamaro-Lema bleibt oft bis in den November hinein schneefrei, doch die Bergbahnen stellen ihren Betrieb in der Regel Ende Oktober ein. Wer die Route außerhalb der Seilbahn-Saison begehen möchte, muss mit erheblich mehr Aufwand für Auf- und Abstieg rechnen und sollte alpinistische Erfahrung mitbringen.
Mit etwas Glück erwischt man im Frühsommer oder Herbst jene magischen Tage, an denen sich im Tal Nebelfelder bilden, während auf dem Höhenweg strahlender Sonnenschein herrscht. Diese "Inversionswetterlagen" erschaffen ein surreales Bild: Man wandert buchstäblich über den Wolken, während die Berggipfel wie Inseln aus einem weißen Meer ragen. Solche Momente zählen zweifellos zu den Höhepunkten alpiner Erlebnisse im Tessin.
Mehr als ein Wanderweg – kulturelle und historische Einordnung
Der Panoramaweg Tamaro-Lema führt durch eine Region mit reicher kultureller Geschichte. Das Tessin – oder "Ticino", wie es auf Italienisch heißt – nimmt als italienischsprachiger Kanton eine besondere Stellung in der Schweiz ein. Die Kulturlandschaft ist geprägt von mediterranen Einflüssen, die sich in Architektur, Küche und Lebensart widerspiegeln.
Die Berggemeinden entlang der Route blicken auf eine jahrhundertelange Geschichte der Almwirtschaft zurück. Viele der Alpen (Alpweiden), die man passiert, werden seit Generationen bewirtschaftet. Die traditionelle Nutzung hat die Landschaft nachhaltig geprägt und die charakteristische Mischung aus offenen Weideflächen und Waldzonen geschaffen. Noch heute werden hier Käsespezialitäten wie der "Formaggini" oder "Büscion" nach überlieferten Rezepten hergestellt.
Die Grenzlage zwischen der Schweiz und Italien spiegelt sich in zahlreichen historischen Wegmarkierungen und Grenzsteinen wider. Der Höhenweg verläuft teilweise direkt auf der Landesgrenze – ein eindrückliches Zeugnis der politischen Geographie. In früheren Zeiten hatte diese Grenzregion auch strategische Bedeutung: Während des Zweiten Weltkriegs wurden Teile des Bergrückens mit militärischen Anlagen befestigt, deren Überreste man gelegentlich noch entdecken kann.
Die moderne Erschließung der Region durch Seilbahnen begann in den 1950er Jahren und legte den Grundstein für den heutigen Tourismus. Was einst nur alpinerfahrenen Bergsteigern vorbehalten war, ist heute einem breiteren Publikum zugänglich. Der Spagat zwischen Naturerlebnis und touristischer Infrastruktur gelingt in diesem Gebiet bemerkenswert gut – abseits der beiden Endpunkte hat sich die Bergwelt ihre Ursprünglichkeit bewahrt.