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Alpenzoo Innsbruck: Der höchster Zoo Europas mit Fokus auf alpine Tierarten

Steinadler kreisen über deinem Kopf, während Alpensteinböcke nur wenige Meter entfernt geschickt über Felsen klettern. Im Hintergrund thront die beeindruckende Nordkette, deren Felswände den natürlichen Lebensraum vieler Zoobewohner widerspiegeln.

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Zwischenablage

Auf 750 Metern über dem Meeresspiegel trotzt der Alpenzoo Innsbruck allen Vorstellungen eines klassischen Zoos. Die Anlage klammert sich förmlich an den Hang unterhalb der Nordkette und bietet damit nicht nur eine spektakuläre Aussicht auf die Tiroler Landeshauptstadt, sondern auch ideale Voraussetzungen für die artgerechte Haltung von Bergtieren. Seit seiner Gründung im Jahr 1962 hat sich der Alpenzoo auf die Tierwelt des Alpenraums spezialisiert – ein Konzept, das ihn europaweit einzigartig macht. Statt exotischer Tiere aus fernen Kontinenten zeigt der Zoo ausschließlich Arten, die in den Alpen heimisch sind oder waren.

Mit einer Fläche von rund 4,1 Hektar gehört der Alpenzoo zwar nicht zu den größten seiner Art, dafür aber zu den artenreichsten, wenn es um alpine Fauna geht. Rund 150 Tierarten und etwa 2000 Individuen leben hier in Gehegen, die der natürlichen Berglandschaft nachempfunden sind. Felswände, Gebirgsbäche und alpine Vegetation schaffen ein Ambiente, das den ursprünglichen Lebensräumen der Tiere erstaunlich nahekommt. Die Kombination aus echter Berglage und der fokussierten Ausrichtung auf alpine Arten macht den Zoo gleichzeitig zu einem Naturerlebnis und wissenschaftlichen Zentrum für Artenschutz.

Der Weg zum höchsten Zoo Europas

Der Alpenzoo ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Die Hungerburgbahn, eine architektonisch beeindruckende Standseilbahn der Stararchitektin Zaha Hadid, führt vom Stadtzentrum zur Mittelstation "Alpenzoo". Von dort sind es nur wenige Gehminuten zum Eingang. Alternativ fährt die Buslinie J direkt zum Zoo. Autofahrer können den kleinen Parkplatz direkt am Zoo nutzen – an Spitzentagen allerdings Mangelware. Die Parkgebühren sind mit 4 Euro für drei Stunden vergleichsweise moderat.

Der Zoo ist ganzjährig geöffnet, wobei sich die Öffnungszeiten je nach Saison unterscheiden. Von April bis Oktober hat der Zoo täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten November bis März von 9:00 bis 17:00 Uhr. Die Eintrittspreise bewegen sich mit rund 12 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder im mittleren Bereich. Familienkarten und Jahreskarten bieten günstigere Alternativen für Mehrfachbesucher oder größere Gruppen.

Bei der Ankunft fällt sofort die besondere Lage ins Auge. Der Zoo erstreckt sich terrassenförmig den Hang hinauf, was bedeutet: Hier wird man kaum einen Meter Flachland finden. Die Wege führen stetig bergauf oder bergab, manchmal recht steil. Gutes Schuhwerk ist ein Muss, und für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stellt der Zoo eine echte Herausforderung dar. Kinderwagen mit robusten Rädern kommen zwar durch, aber es kann anstrengend werden. Dafür entschädigt der spektakuläre Blick über die Stadt Innsbruck und auf die gegenüberliegende Bergkette.

Bergtiere in ihrem Element

Der Rundgang beginnt meist bei den Steinböcken, den heimlichen Stars des Zoos. Ihre akrobatischen Kletterkünste auf scheinbar senkrechten Felswänden sind beeindruckend. Nicht weit entfernt leben ihre nahen Verwandten, die Gämsen, die in freier Wildbahn bis auf 3000 Meter Höhe anzutreffen sind. In beiden Gehegen fällt auf, wie geschickt die natürliche Hanglage des Zoos genutzt wurde, um den Tieren ein möglichst authentisches Umfeld zu bieten.

Ein absolutes Highlight sind die Greifvögel. Steinadler, Bartgeier und Gänsegeier gleiten majestätisch durch weitläufige Volieren, die in die Felswände integriert sind. Besonders der Bartgeier, mit seiner Flügelspannweite von fast drei Metern, zieht Blicke auf sich. Seit den 1980er Jahren beteiligt sich der Alpenzoo aktiv am internationalen Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt – ein Vorzeigeprojekt für erfolgreichen Artenschutz. Nachdem der beeindruckende Vogel in den Alpen ausgerottet war, fliegt er heute wieder durch die Bergwelt. Eine Erfolgsgeschichte, die hier ihren Anfang nahm.

Beim Braunbär wird's zottelig. Die mächtigen Raubtiere, früher in den Alpen weit verbreitet, sind heute nur noch in wenigen abgelegenen Regionen zu finden. Im Zoo haben sie ein großzügiges Areal, das mit Kletterbäumen, Wasserstellen und Höhlen ausgestattet ist. Überhaupt fällt auf, dass die Gehege durchdacht gestaltet sind und den Tieren viel Raum für natürliche Verhaltensweisen bieten. Der Bärenkopf schaut manchmal über die Felskante – ein beliebtes Fotomotiv mit den Bergen im Hintergrund.

Vom Aussterben bedroht bis erfolgreich wieder angesiedelt

Der Alpenzoo Innsbruck ist mehr als nur ein Ort zum Bestaunen von Tieren. Er fungiert als wichtiges Zentrum für Artenschutz und Zuchtprogramme. Neben dem bereits erwähnten Bartgeier liegt ein besonderer Fokus auf der Wiederansiedlung des Waldrappen. Dieser skurril aussehende Vogel mit seinem kahlen Kopf und dem sichelförmigen Schnabel war in den Alpen jahrhundertelang heimisch, bevor er durch Jagd und Lebensraumverlust verschwand. Im Alpenzoo läuft seit Jahren ein erfolgreiches Zuchtprogramm, und mittlerweile gibt es wieder kleine Kolonien freilebender Waldrappe in den Alpen.

Interessant sind auch die Fischotter, flinke Jäger in heimischen Gewässern. Ihre Unterwasserakrobatik lässt sich durch Glasscheiben beobachten – ein Vergnügen besonders für Kinder. Ähnlich spannend sind die Europäischen Nerze, die zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Europas gehören. Im Alpenzoo gibt es eines der wichtigsten Zuchtprogramme für diese scheuen Tiere.

Während einige Arten im Freiland bereits verschwunden sind, tummeln sich andere wieder zahlreich in den alpinen Regionen. Wolf und Luchs kehren langsam in ihren ursprünglichen Lebensraum zurück – nicht ohne Konflikte mit der menschlichen Nutzung der Alpen. Der Zoo bietet hier eine wichtige Plattform zur Information über diese ökologisch bedeutsamen Raubtiere. In den naturnahen Gehegen lassen sich die scheuen Jäger manchmal beim Schlafen oder auf Streifzügen beobachten – immer mit dem Wissen, dass sie in freier Wildbahn deutlich größere Reviere beanspruchen würden.

Versteckte Schätze und ungewöhnliche Bewohner

Abseits der großen Attraktionen verbergen sich im Alpenzoo Innsbruck einige Überraschungen. Wer hätte gedacht, dass der Alpensalamander, ein komplett schwarzes Amphibium, lebende Junge zur Welt bringt, statt Eier zu legen? Oder dass im kleinen Aquarienhaus über 40 verschiedene Fischarten aus alpinen Gewässern leben? Darunter Raritäten wie die Äsche oder der Huchen, die selbst Angler nur selten zu Gesicht bekommen.

Im Terrarienhaus wimmelt es von Schlangen, Eidechsen und Fröschen der Alpenregion. Die Kreuzotter, einzige Giftschlange des Alpenraums, versteckt sich gerne unter Steinen. Die Ringelnatter dagegen schwimmt elegant durch ihr Wasserbecken. Der Alpenzoo zeigt hier Tiere, die man in freier Natur oft übersieht oder die durch ihre Tarnung kaum auffallen – ein echter Mehrwert für Naturinteressierte.

G'schert und kunterbunt zeigt sich das Geflügel im Zoo. Alpenkrähen mit ihren leuchtend roten Beinen und Schnäbeln, Tannenhäher mit ihrer Fähigkeit, tausende Verstecke für Arvennüsse über Monate hinweg zu merken, und der Mauerläufer – ein Vogel, der mit seinen roten Flügelflecken wie ein flatternder Schmetterling an Felswänden hängt. Die Vielfalt der Vogelwelt ist beeindruckend und oft überraschend. Manche Besucher reiben sich verwundert die Augen, wenn sie erfahren, dass all diese gefiederten Gesellen tatsächlich in den Alpen heimisch sind und nicht etwa aus tropischen Gefilden stammen.

Für kleine Entdecker und Familien

Der Alpenzoo Innsbruck ist ein Paradies für Kinder. Besonderer Anziehungspunkt ist der Streichelzoo mit Zwergziegen und anderen zahmen Haustieren. Hier dürfen kleine Hände zottelige Felle berühren und die Wärme der Tiere spüren. Direkt daneben liegt ein gut ausgestatteter Spielplatz mit Klettergerüsten und Rutschen, der müde Kinderbeine wieder munter macht.

Für Familien mit Kindern empfiehlt sich der Zoo-Rucksack, der an der Kasse ausgeliehen werden kann. Darin finden sich Bestimmungsbücher, Lupen und Aufgabenblätter, die den Zoobesuch zu einer interaktiven Entdeckungsreise machen. Die Tierpfleger-Gespräche, die regelmäßig zu festen Zeiten stattfinden, bieten spannende Einblicke in die Welt der Zootierpflege. Wenn der kleine Alpensteinbock seine Milchflasche bekommt oder die Fischotter für ihre Unterwasserakrobatik belohnt werden, sind leuchtende Kinderaugen garantiert.

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