Der Grünberg erhebt sich als Aussichtsberg über Gmunden und den glitzernden Traunsee. Mit seinen bescheidenen 1004 Metern Höhe zählt er nicht zu den Riesen der Alpen, doch was ihm an Höhenmetern fehlt, macht er durch Vielseitigkeit wett. Dieser Berg hat für jeden was im Programm: Familien mit kleinen Kindern, gemütliche Gelegenheitswanderer und Ausflügler mit Hang zum Nervenkitzel finden hier gleichermaßen ihren Platz. Vornehm zurückhaltend thront er am westlichen Seeufer und überlässt die Hauptrolle dem imposanten Traunstein auf der anderen Seite – nur um dann mit überraschend weitreichenden Ausblicken, kinderfreundlichen Attraktionen und hervorragender Erreichbarkeit zu punkten.
Der Aufstieg: Per Seilbahn oder zu Fuß
Die komfortabelste Variante, den Grünberg zu erklimmen, ist zweifellos die Grünbergbahn. Seit 2014 schwebt die moderne 10er-Kabinenbahn von Gmunden hinauf zum Berggipfel. Die alte Zweier-Sesselbahn aus den 1950er Jahren musste damals den modernen Gondeln weichen – ein Quantensprung in puncto Komfort. Die Fahrt dauert knapp zehn Minuten und überwindet dabei etwa 550 Höhenmeter. Die Talstation liegt nur einen kurzen Spaziergang vom Stadtzentrum Gmunden entfernt und verfügt über ausreichend Parkplätze, falls du mit dem Auto anreist.
Wer lieber auf eigenen Beinen unterwegs ist, kann den Grünberg auch erwandern. Der direkteste Weg führt von der Talstation entlang der Seilbahntrasse bergauf. Nach etwa 1,5 bis 2 Stunden anstrengenden Aufstiegs erreicht man die Bergstation – schweißgebadet, aber mit dem befriedigenden Gefühl, sich den Ausblick redlich verdient zu haben. Alternative Aufstiegsmöglichkeiten gibt's über den Miesweg, der etwas länger, dafür aber landschaftlich abwechslungsreicher ist. Besonders in den Sommermonaten bietet der Waldweg willkommenen Schatten. Für den Aufstieg zu Fuß solltest du bei durchschnittlichem Tempo etwa 2 bis 2,5 Stunden einplanen – je nach Kondition und wie viele Fotopausen du einlegst.
Der Ausblick: Traunsee-Panorama mit Gebirgskulisse
Die Mühe des Aufstiegs – oder das Ticketgeld für die Seilbahn – wird oben mehr als belohnt. Die Aussicht von der Bergstation gehört zu den schönsten im gesamten Salzkammergut. Da liegt er nun vor dir: der türkisblaue Traunsee, eingefasst von dunklen Wäldern und dramatischen Bergsilhouetten. Dominiert wird das Panorama vom bullenhaften Traunstein (1691 m), der mit seiner markanten Felsflanke direkt aus dem Wasser aufzusteigen scheint. An klaren Tagen schweift der Blick über das gesamte nördliche Salzkammergut bis hin zum flachen Alpenvorland.
Besonders fotogen präsentiert sich die Aussicht in den frühen Morgenstunden, wenn Nebelschwaden mystisch über dem See wabern, oder bei Sonnenuntergang, wenn die Abendsonne den Traunstein in goldenes Licht taucht. Ich hab's selbst erlebt, wie eine Handvoll Fotografen zur "Golden Hour" aufs Panorama warteten – die Kenner wissen eben, wann der Berg seine Schokoladenseite zeigt. Der kleine Aussichtspavillon bei der Bergstation bietet übrigens Schutz vor Wind und Wetter, falls das Salzkammergut seinem Ruf als regenreichste Region Österreichs mal wieder alle Ehre macht.
Grünbergs Hauptattraktion: Der Baumwipfelpfad
Seit 2018 schlängelt sich der imposante Baumwipfelpfad durch die Wälder des Grünbergs. Mit einer Gesamtlänge von 1400 Metern gehört er zu den längsten Baumkronenwegen Europas und ist das unangefochtene Highlight des Berges. Auf massiven Holzkonstruktionen wandelt man in bis zu 21 Metern Höhe buchstäblich auf Augenhöhe mit den Baumkronen und den dort heimischen Tieren.
Der Pfad ist komplett barrierefrei angelegt und eignet sich daher für Besucher jeden Alters. Kinderwagen und Rollstühle kommen problemlos über die sanft ansteigenden Rampen. Alle paar Dutzend Meter laden Erlebnisstationen zum Verweilen ein – hier dreht sich alles um den heimischen Wald und seine Bewohner. Die Info-Tafeln sind so gestaltet, dass auch die jüngeren Besucher ihren Spaß haben, während Erwachsene tatsächlich noch was lernen können.
Das architektonische Prunkstück des Pfades ist zweifellos der 39 Meter hohe Aussichtsturm. Die Plattform auf seiner Spitze bietet einen atemberaubenden 360-Grad-Rundumblick. Hier oben schweifen die Augen nicht nur über den Traunsee, sondern bei Föhnlage sogar bis zum Dachstein und ins Tote Gebirge. Der Turm hat die Form einer überdimensionalen Eichel – ein augenzwinkernder Hinweis auf die mächtigen Eichen des Grünbergs. Der Aufstieg erfolgt über eine sanft ansteigende Spirale, wobei der Weg zum Gipfel knapp 700 Meter misst. A bisserl Kondition braucht's also schon, aber die Anstrengung lohnt sich.
Apropos Kondition: Wer den kompletten Baumwipfelpfad samt Turm erkunden will, sollte etwa 1,5 bis 2 Stunden einkalkulieren. Die Eintrittspreise liegen bei etwa 13 Euro für Erwachsene, Kinder zahlen weniger. Es gibt auch kombinierte Tickets mit der Seilbahn, die sich definitiv lohnen, wenn du den Berg nicht zu Fuß erklimmen magst.
Mit Schwung ins Tal: Die Sommerrodelbahn
Nach beschaulichem Wandern und lehrsamen Naturerlebnissen steht der Sinn vielleicht nach einem Adrenalinkick – da kommt die Sommerrodelbahn gerade recht. Auf 1500 Metern Länge schlängelt sie sich vom Berggipfel ins Tal. Das Besondere: Im Gegensatz zu vielen anderen Rodelbahnen ist diese eine Ganzjahresattraktion. Selbst bei Schmuddelwetter kann man hier seine Runden drehen, denn die Bahn ist überdacht und funktioniert bei (fast) jedem Wetter.
In wendigen Schlitten saust man mit bis zu 40 km/h talwärts. Was für die Kids ein Riesenspaß ist, kann auch so manchen Erwachsenen zum johlenden Großkind werden lassen. Die Geschwindigkeit bestimmt jeder selbst mit dem Bremshebel – also nix für feuchte Hände oder schwache Nerven, wenn's schnell werden soll. Nach der Talfahrt bringt ein Lift die Schlitten samt Fahrer wieder nach oben, und schon kann die nächste Abfahrt starten.
Während der Hauptsaison kann es an der Rodelbahn durchaus mal voller werden. Geduld ist da gefragt, besonders an sonnigen Wochenenden oder in den Schulferien. Früh am Morgen oder später am Nachmittag erwischt man meist die ruhigeren Zeiten. Eine Fahrt kostet um die 5 Euro, wer nicht genug kriegen kann, kauft gleich eine 5er- oder 10er-Karte zum günstigeren Preis.
Wanderwege: Für jeden Anspruch etwas
Der Grünberg ist ein richtiges Wanderparadies für alle, die es nicht gleich übertreiben wollen. Die meisten Wege sind technisch einfach und auch mit Kindern gut zu bewältigen. Der "Panoramaweg" führt als gemütlicher Rundweg vom Bergrestaurant durch lichte Wälder und über sanfte Wiesen. Nach etwa einer Stunde entspannten Gehens ist man wieder am Ausgangspunkt – ideal für Familien mit kleineren Kindern oder Gelegenheitswanderer.
Etwas anspruchsvoller ist der Weg zum Laudachsee, einem malerischen Bergsee südlich des Grünbergs. Rund 1,5 Stunden sollte man für diese Strecke einplanen. Der smaragdgrüne See auf 894 Metern Höhe ist ein beliebtes Ziel für Badeausflüge im Sommer – das Wasser bleibt allerdings auch in der heißesten Jahreszeit erfrischend kühl. Man sagt, dass Gustav Klimt hier Inspiration für seine berühmten Seelandschaften fand. Ob's stimmt, ist freilich Spekulation, aber vorstellbar wär's schon.
Ambitioniertere Wanderer nehmen den Grünberg als Ausgangspunkt für längere Touren. Der Weg zum Traunstein ist eine anspruchsvolle Ganztageswanderung, die nur erfahrenen Bergsteigern mit entsprechender Ausrüstung zu empfehlen ist. Weniger schwierig, aber trotzdem landschaftlich reizvoll ist die Tour zum Grünberggipfel und weiter zum Franzlkogel – hier wird's stellenweise etwas steiler, aber insgesamt bleibt die Route moderat.
Egal für welchen Weg du dich entscheidest: Festes Schuhwerk ist Pflicht! Auch wenn die meisten Routen gut ausgebaut sind, können die typischen Salzkammergut-Regenschauer die Wege rutschig machen. Eine kleine Jause und ausreichend Wasser sollten ebenfalls im Rucksack nicht fehlen, obwohl das Bergrestaurant an der Seilbahnstation für Verpflegung sorgt.
Einkehrmöglichkeiten: Vom Bergrestaurant bis zur urigen Hütte
Nach so viel Aktivität knurrt irgendwann der Magen – zum Glück muss am Grünberg niemand hungrig oder durstig bleiben. Das Bergrestaurant bei der Seilbahnstation bietet die größte Auswahl an Speisen, von der klassischen österreichischen Küche bis hin zu leichteren internationalen Gerichten. Die Sonnenterrasse ist an schönen Tagen rasch besetzt, also rechtzeitig kommen oder reservieren. Die Preise bewegen sich im für Bergrestaurants üblichen Rahmen – also etwas höher als im Tal, aber noch vertretbar.
Rustikaler geht's in der Grünberghütte zu, die etwas abseits des Trubels liegt. Hier gibt's deftige Hausmannskost und selbstgemachte Mehlspeisen. Die Kaspressknödel sind legendär und waren nach meiner ausgedehnten Wanderung zum Laudachsee genau das Richtige. Das urige Ambiente und die herzliche Gastfreundschaft machen die Hütte zu einem beliebten Anlaufpunkt für Einheimische – immer ein gutes Zeichen für authentische Küche.
Beim Laudachsee lockt das Laudachseestüberl mit einer herrlichen Seeterrasse. Hier lässt es sich wunderbar bei einem Radler oder einer Kracherl ausspannen, während die Sonne durch die Blätter der alten Buchen blinzelt. Die Portionen sind großzügig, die Preise fair – typische Almhüttenromantik eben, ohne touristischen Firlefanz.
Beste Besuchszeit und Wetterkapriolen
Der Grünberg ist theoretisch ganzjährig ein lohnendes Ausflugsziel. Die Seilbahn fährt das ganze Jahr über, und auch der Baumwipfelpfad und die Rodelbahn haben keine längeren Betriebspausen. Trotzdem hat jede Jahreszeit ihre eigenen Vorzüge.
Der Frühling zeigt den Berg von seiner frischesten Seite. Wenn unten im Tal schon alles grünt und blüht, kann es oben durchaus noch Schneereste geben – ein reizvoller Kontrast. Die Wanderwege sind zu dieser Zeit oft noch matschig, aber dafür ist es herrlich ruhig auf dem Berg.
Der Sommer ist natürlich Hauptsaison. An sonnigen Wochenenden kann es dann schon mal voller werden, besonders an der Seilbahn und der Rodelbahn. Dafür eignet sich die warme Jahreszeit am besten für ausgedehnte Wanderungen, Picknicks auf den Bergwiesen oder ein erfrischendes Bad im Laudachsee. Bei Hitze bietet der schattige Wald eine willkommene Abkühlung.
Im Herbst verwandelt sich der Grünberg in ein Farbenmeer. Das goldene Laub der Buchen und Ahornbäume bildet einen prächtigen Kontrast zum tiefblauen Traunsee. Die klare Herbstluft sorgt oft für besonders weite Sichten – perfekt für Fotografen. Da das Wetter allerdings unbeständiger wird, empfiehlt sich wetterfeste Kleidung.
Der Winter hat seinen ganz eigenen Zauber. Bei Schnee verwandelt sich der Berg in eine Märchenlandschaft. Die Rodelbahn und der Baumwipfelpfad sind weiterhin in Betrieb, und auf ausgewiesenen Winterwanderwegen kann man die Stille der verschneiten Natur genießen. Allerdings sollte man bedenken, dass nicht alle Sommerwege im Winter begehbar sind.
Das Wetter im Salzkammergut kann launisch sein – nicht umsonst gilt die Region als eine der niederschlagsreichsten Österreichs. Der Volksmund sagt: "Wenn du das Wetter nicht magst, warte fünf Minuten." Es empfiehlt sich daher, stets einen Regenschutz einzupacken, selbst wenn der Himmel strahlend blau erscheint. Andererseits können gerade die schnell wechselnden Lichtverhältnisse bei teilbewölktem Himmel für dramatische Stimmungen sorgen, die den Fotografen in dir jubeln lassen.
Praktisches für die Planung
Die Grünbergbahn fährt je nach Saison ab 9:00 oder 9:30 Uhr bis in den frühen Abend. In der Hochsaison (Juli und August) ist der letzte Talschritt oft gegen 18:00 Uhr, in der Nebensaison bereits früher. Die genauen Fahrpläne solltest du vor deinem Besuch auf der offiziellen Website checken.
Die Preise für die Seilbahn liegen bei etwa 20 Euro für die Berg- und Talfahrt für Erwachsene. Kinder und Jugendliche fahren günstiger, Familientickets bieten zusätzliche Ersparnisse. Es gibt verschiedene Kombikarten mit dem Baumwipfelpfad und der Rodelbahn, die sich bei Nutzung mehrerer Attraktionen definitiv lohnen. Mit der Salzkammergut-Card erhältst du übrigens Ermäßigungen auf fast alle Angebote am Berg.
Die Anreise nach Gmunden ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto problemlos möglich. Der Bahnhof Gmunden liegt etwa 20 Gehminuten von der Talstation der Seilbahn entfernt. In der Hochsaison verkehrt ein Shuttlebus zwischen Bahnhof und Seilbahn. Mit dem Auto erreichst du Gmunden über die A1 (Ausfahrt Regau) und dann weiter über die B120. Parkplätze sind an der Talstation ausreichend vorhanden, werden aber an schönen Wochenenden schnell knapp – früh kommen lohnt sich also.