Österreich

Die historische Schafbergbahn: Österreichs steilster Weg nach oben

Quietschend greifen die Zahnräder in die Schienen, während der Dampf in weißen Schwaden aufsteigt. Die Schafbergbahn kämpft sich seit 1893 ihren Weg zum Gipfel – auf einer der steilsten und spektakulärsten Bahnstrecken der Alpen.

Österreich  |  Sehenswertes & Attraktionen
Lesezeit: ca. 12 Min.
Kommentare
Teilen
Facebook
Pocket
E-Mail
0
Kommentare
Facebook
Pocket
E-Mail
Zwischenablage

Ein tiefes Pfeifen hallt durch die Berge, als sich die rot-cremefarbene Lokomotive in Bewegung setzt. Rauchschwaden steigen auf, Dampf zischt durch die Ventile. Die Schafbergbahn im Salzkammergut nimmt ihre steile Route von St. Wolfgang hinauf zum 1.783 Meter hohen Gipfel des Schafbergs in Angriff. Diese Zahnradbahn, seit 1893 in Betrieb, gehört zu den ältesten und steilsten Dampfbetriebenen Bergbahnen Österreichs. Mit einer Steigung von bis zu 26 Prozent kriecht sie beharrlich den Berg hinauf – ein technisches Wunderwerk, das auch 130 Jahre nach seiner Einweihung nichts von seiner Faszination verloren hat.

Der Schafberg selbst steht wie ein majestätischer Wächter zwischen Oberösterreich und Salzburg. Ihm wurde nicht umsonst der Beiname "österreichischer Rigi" verliehen – in Anlehnung an den schweizerischen Aussichtsberg. Denn ähnlich wie sein alpiner Namensvetter erhebt er sich isoliert aus der umgebenden Seenlandschaft und bietet dadurch einen einzigartigen 360-Grad-Blick. Die Fahrt mit der Schafbergbahn ist dabei mehr als nur ein Transport zum Gipfel – sie ist eine Zeitreise in die goldene Ära des Alpentourismus.

Im Bahnhof von St. Wolfgang herrscht geschäftiges Treiben. Bahnmitarbeiter in historischen Uniformen schlendern über den Bahnsteig, überprüfen die roten Waggons und bereiten die Lok für die nächste Fahrt vor. Hier unten, am Ufer des tiefblauen Wolfgangsees, startet die rund 40-minütige Fahrt, die wie eine Durchquerung mehrerer Vegetationszonen anmutet. Vom sommerlichen Seeufer geht es durch dichte Mischwälder, vorbei an saftigen Almwiesen bis hinauf in die karge Gipfelregion.

Geschichte einer alpinen Pionierleistung

Die Idee zur Erschließung des Schafbergs mittels einer Zahnradbahn entstand in einer Zeit, als Bergbegeisterung und technischer Fortschritt Hand in Hand gingen. Ende des 19. Jahrhunderts löste der aufkommende Alpentourismus ein wahres Bahn-Fieber aus. Nach dem Vorbild der 1871 eröffneten Rigi-Bahn in der Schweiz wollte man auch im österreichischen Salzkammergut den Fremdenverkehr ankurbeln.

Der Schweizer Ingenieur Josef Stern plante die Strecke, und der Wiener Bankier Karl Linden stellte das nötige Kapital zur Verfügung. Am 1. August 1893 fuhr die erste Dampflok von St. Wolfgang zum Schafberggipfel – für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung. Das Zahnradsystem nach Riggenbach sorgte für den nötigen Grip an den steilsten Stellen. Wacker schnaufte die Dampflok damals wie heute den Berg hinauf, wobei die Technik im Kern unverändert geblieben ist.

Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erreichte die Bahn mit 70.000 Fahrgästen ihren ersten Höhepunkt. Doch die Wirren der beiden Weltkriege und die wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegsjahre setzten der Bahn ordentlich zu. 1932 übernahmen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die angeschlagene Schafbergbahn. In den Fünfzigerjahren begann man, die alten Dampfloks durch modernere Dieselloks zu ersetzen. Zum Glück für Nostalgiker und Bahnfans blieben einige der ursprünglichen Dampfrösser erhalten und verkehren noch heute – besonders zu Beginn und gegen Ende der Saison, wenn für den regulären Betrieb die robusteren Dieselloks eingesetzt werden.

Einer der wenigen dunklen Augenblicke in der Geschichte der Bahn ereignete sich am 25. August 1932, als ein Zug bei der Talfahrt entgleiste. Der Unfall forderte glücklicherweise keine Todesopfer, aber mehrere Verletzte. Als Folge wurden die Sicherheitssysteme verbessert, die seither für einen reibungslosen und sicheren Betrieb sorgen.

Die Fahrt – ein Abenteuer für alle Sinne

Die Abfahrtszeiten der Schafbergbahn sind am Bahnhof auf einer historischen Anzeigetafel vermerkt. Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk setzen sich die Züge mehrmals täglich in Bewegung. Beim Einsteigen in die kleinen roten Waggons wird schnell klar: Hier geht es nicht um Hightech-Komfort, sondern um authentisches Bahnfeeling. Die Holzbänke sind zwar einfach, aber für die kurze Fahrt vollkommen ausreichend. Deutlich mehr Eindruck macht die ungewöhnliche Perspektive: Da die Steigung teilweise mehr als 25 Prozent beträgt, sitzen die Fahrgäste in den bergwärts fahrenden Zügen wie in einem steilen Kinosessel.

Kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt, beginnt die Landschaft zu erzählen. Das Rattern der Räder auf den Schienen und das rhythmische Stampfen der Lokomotive bilden die Hintergrundmusik für ein immer grandioser werdendes Panorama. Zunächst schlängelt sich die Bahn durch dichte Wälder, die ab und an den Blick auf den smaragdgrünen Wolfgangsee freigeben. Das markante Zischen des Dampfes und der charakteristische Geruch von erhitztem Metall und Öl verstärken das nostalgische Erlebnis.

Nach etwa der Hälfte der Strecke erreicht der Zug die Station Schafbergalm auf 1.363 Metern. Hier lohnt sich bei der Talfahrt ein kurzer Zwischenstopp. Die saftig grünen Almwiesen laden zum Verweilen ein, und die traditionelle Alm-Gastronomie bietet deftige Speisen und erfrischende Getränke. Wer möchte, kann von hier aus auch zu Fuß weiterwandern – sei es hinauf zum Gipfel oder wieder hinunter nach St. Wolfgang.

Von der Schafbergalm aus wird die Landschaft zunehmend alpiner. Bäume weichen niedrigem Latschenkiefernbewuchs, und der Blick öffnet sich immer weiter. Die Bahn klettert nun mit voller Kraft die steilsten Passagen hinauf. In engen Kurven windet sie sich dem Gipfel entgegen, vorbei an schroffen Felswänden und über schmale Geländerücken. Bei klarem Wetter tauchen nun auch die ersten Berggipfel der Umgebung auf – ein Vorgeschmack auf das grandiose Panorama, das am Gipfel wartet.

Kurz vor dem Ziel durchquert die Bahn einen kurzen Tunnel, und dann ist es soweit: Mit einem letzten Kraftakt erreicht die Lokomotive die Bergstation auf 1.732 Metern Höhe. Von hier sind es noch etwa zehn Gehminuten bis zum eigentlichen Gipfel. Doch schon an der Station offenbart sich ein atemberaubendes Alpenpanorama, das jeden Fahrgast für die steile Fahrt belohnt.

Das Fünf-Seen-Blick-Panorama – wo der Horizont keine Grenzen kennt

Was den Schafberg so besonders macht, ist seine exponierte Lage inmitten der Salzkammergut-Seenlandschaft. Auf keinem anderen Gipfel der Region bekommt man so viele Seen auf einen Blick zu sehen. Bei guter Sicht reicht der Blick vom Wolfgangsee direkt zu Füßen über den glitzernden Mondsee bis zum Attersee, Hallstättersee und Fuschlsee. Die Seen liegen wie blaue Juwelen in der grünen Landschaft verstreut. Dazwischen erheben sich sanfte Hügel und markante Bergrücken.

In nordöstlicher Richtung schweift der Blick über das oberösterreichische Voralpenland bis hin zum böhmischen Massiv. Bei außergewöhnlich klarem Wetter kann man sogar die Umrisse des Böhmerwaldes am Horizont erkennen. Richtung Süden dominieren die schroffen Gipfel des Dachsteinmassivs und des Toten Gebirges das Panorama. Die zerklüfteten Kalksteinfelsen kontrastieren mit den sanften Hügeln im Norden und erschaffen ein faszinierendes Relief.

Bei idealem Wetter – am besten früh am Morgen oder am späten Nachmittag – sollen sogar die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern mit dem Großglockner zu sehen sein. Dass der Schafberg einen der besten Rundumblicke im gesamten Alpenraum bietet, wussten übrigens schon die Habsburger zu schätzen. Kaiser Franz Joseph bestieg den Berg mehrmals und genoss das grandiose Panorama. Seine Gattin Elisabeth – besser bekannt als Sisi – soll dem Berg ebenfalls einen Besuch abgestattet haben.

Warum der Berg eigentlich "Schafberg" heißt, wird beim Blick auf die Südflanke deutlich. Die sanft abfallenden, grasbedeckten Hänge bieten ideale Weidegründe für Schafe, die hier seit Jahrhunderten den Sommer verbringen. Die Nordseite zeigt dagegen ein völlig anderes Gesicht – hier fällt der Berg in steilen Felswänden mehrere hundert Meter ab und bietet eine dramatische Kulisse.

Das Schafberghotel – eine Tradition seit den Pionierzeiten

Direkt am Gipfel des Schafbergs steht das historische Schafberghotel – eines der traditionsreichsten Berggasthäuser Österreichs. Bereits 1862, lange vor dem Bau der Bahn, entstand hier oben eine erste, bescheidene Unterkunft für wagemutige Bergwanderer. Mit der Eröffnung der Zahnradbahn wurde das Hotel kontinuierlich erweitert und den steigenden Besucherzahlen angepasst.

Heute präsentiert sich das Haus als gemütliches Berghotel mit einer großzügigen Sonnenterrasse, die zum Verweilen einlädt. Die Zimmer sind einfach, aber komfortabel eingerichtet und bieten teilweise spektakuläre Ausblicke. Besonders eindrucksvoll: das Aufwachen über den Wolken, wenn sich im Tal noch die Nebelschleier halten, während auf dem Gipfel bereits die Sonne scheint.

Im Restaurant des Hotels werden traditionelle österreichische Gerichte serviert – von der klassischen Gulaschsuppe über saftige Schweinsbraten bis hin zur obligatorischen Kaiserschmarrn-Nachspeise. Die Portionen sind reichlich bemessen und stillen zuverlässig den Berghunger. Auch wenn die Preise etwas höher liegen als im Tal – der Service und vor allem die Lage rechtfertigen den Aufpreis allemal.

Eine Übernachtung im Schafberghotel gehört zu den besonderen Erlebnissen im Salzkammergut. Wenn die letzte Bahn ins Tal gefahren ist und die Tagestouristen verschwunden sind, kehrt eine eigentümliche Ruhe ein. Nur noch das Rauschen des Windes und gelegentlich das Läuten von Kuhglocken dringen an die Ohren. Der Sonnenuntergang über den Bergen ist ein Schauspiel, das man so schnell nicht vergisst. Und der Sternenhimmel über dem Gipfel – fernab jeglicher Lichtverschmutzung – erscheint zum Greifen nah.

Wandern am Schafberg – Alternativen zur Bahnfahrt

Die Schafbergbahn ist zweifelsohne der komfortabelste Weg auf den Gipfel, aber bei weitem nicht der einzige. Für Wanderfreunde bieten sich mehrere gut markierte Aufstiegsrouten an. Die bekannteste führt von St. Wolfgang aus über die Dorneralm zum Gipfel. Sie überwindet etwa 1.100 Höhenmeter und erfordert gute Kondition sowie rund drei bis vier Stunden Gehzeit. Unterwegs durchquert man verschiedene Vegetationszonen, was die Tour besonders abwechslungsreich macht.

Eine Alternative bietet der Aufstieg von St. Gilgen aus über die Eisenaueralm. Dieser Weg ist etwas länger, dafür aber weniger steil und technisch einfacher. Für beide Routen gilt: festes Schuhwerk, ausreichend Wasser und eine gewisse Grundkondition sind unerlässlich. Im Frühsommer verwandeln zahlreiche Alpenblumen die Wiesenhänge in ein farbenfrohes Blütenmeer. Das macht die Wanderung zu einem botanischen Erlebnis.

Beliebt sind auch Kombinationen aus Bahn- und Wanderfahrt. Manche Bergfexe nutzen die Bahn für den Aufstieg und wandern anschließend zu Fuß ins Tal – oder umgekehrt. Die sogenannte "Himmelspforte", eine spektakuläre Felsformation am Nordabstieg, lässt sich beispielsweise nur zu Fuß erreichen. Hier öffnet sich ein natürliches Felsentor mit Blick auf den Wolfgangsee – ein beliebtes Fotomotiv.

Für besonders Trainierte gibt es den "Schafberg-Marathon": Dabei werden alle fünf Seen, die vom Gipfel aus zu sehen sind, in einer ausgedehnten Wanderung miteinander verbunden. Diese Tour erstreckt sich allerdings über mehrere Tage und erfordert gute Planung sowie eine solide Kondition.

Praktische Tipps für die Fahrt mit der Schafbergbahn

Die Schafbergbahn verkehrt in der Regel von Mai bis Oktober, wobei die genauen Betriebszeiten wetterabhängig sind. In der Hochsaison (Juli/August) empfiehlt sich eine Reservierung, da die Plätze in den historischen Waggons begrenzt sind und die Bahn insbesondere an sonnigen Wochenenden regelrecht überrannt wird. Tickets können online oder direkt am Bahnhof erworben werden.

Die Fahrpreise sind nicht gerade günstig – aktuell kostet eine Berg- und Talfahrt für Erwachsene um die 42 Euro, eine einfache Fahrt rund 25 Euro. Mit der Salzkammergut Card erhält man allerdings einen deutlichen Nachlass. Für Familien gibt es spezielle Familientickets, die sich finanziell lohnen können. Kinder unter sechs Jahren fahren in Begleitung ihrer Eltern kostenlos.

Was die Kleidung betrifft: Selbst an heißen Sommertagen kann es auf dem Gipfel kühl und windig sein. Eine Jacke oder ein Pullover gehören daher immer ins Gepäck. Sonnenbrille und Sonnenschutz sind ebenfalls ratsam, da die UV-Strahlung in dieser Höhe intensiv ist. Wetterfeste Kleidung ist vor allem dann angebracht, wenn man oben übernachten oder wandern möchte.

Für Fotografen bietet die Schafbergbahn zahlreiche Motive. Besonders fotogen präsentiert sich die Dampflok an klaren Tagen vor dem tiefblauen Himmel. Die besten Lichtverhältnisse herrschen in den frühen Morgen- oder späten Nachmittagsstunden, wenn die Sonne tief steht und die Landschaft in ein goldenes Licht taucht. Ein beliebter Fotostandort ist die Passhöhe kurz vor der Bergstation, wo sich die Bahn vor der imposanten Kulisse des Dachsteins in Szene setzt.

Apropos Wetter: Da der Schafberg recht isoliert steht, zieht er Gewitter magisch an. Bei aufziehenden Gewitterwolken sollte man den Gipfelbereich rasch verlassen und Schutz suchen. Die Bahnbetreiber sind in solchen Fällen sehr umsichtig und stellen bei Bedarf Sonderzüge für den Abstieg bereit.

Rund um die Schafbergbahn – weitere Attraktionen im Salzkammergut

Die Fahrt mit der Schafbergbahn lässt sich hervorragend mit anderen Highlights des Salzkammerguts verbinden. St. Wolfgang selbst ist ein charmanter Ort mit historischem Ortskern und der berühmten Wallfahrtskirche, die ein wertvolles gotisches Altarretabel beherbergt. Der Wolfgangsee lädt im Sommer zum Baden ein, wobei das Wasser durch den Zufluss aus den Bergen erfrischend kühl bleibt.

Eine schöne Ergänzung zur Bergbahn ist eine Fahrt mit einem der historischen Raddampfer auf dem Wolfgangsee. Die "Schafbergbahn & Wolfgangseeschifffahrt GmbH" bietet entsprechende Kombitickets an. So kann man beispielsweise morgens mit dem Schiff von St. Gilgen nach St. Wolfgang fahren, von dort mit der Bahn auf den Schafberg steigen und nachmittags wieder zurückkehren.

Kulturinteressierte sollten dem nahen Bad Ischl einen Besuch abstatten. Die ehemalige Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph beherbergt die Kaiservilla und mehrere interessante Museen. Auch das Weltkulturerbe Hallstatt ist nur einen Katzensprung entfernt und lässt sich gut in einen mehrtägigen Aufenthalt in der Region integrieren.

Sportliche Aktivitäten kommen im Salzkammergut ebenfalls nicht zu kurz. Neben ausgedehnten Wanderungen bieten sich Mountainbiketouren, Klettersteige und diverse Wassersportarten an. Im Winter verwandelt sich die Region in ein kleines, aber feines Skigebiet. Die Schafbergbahn ruht dann allerdings im Winterschlaf.

Schreibe einen Kommentar
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.
 
Du 

Bisher keine Kommentare
Entdecke mehr:
Nach oben scrollen