Schweiz

Türkise Träume: Auf dem Jöriseen-Rundweg durch Graubündens Bergzauber

Neun schimmernde Bergseen, eingebettet in eine karge Gletscherlandschaft zwischen Silvretta und Albula. Der Jöriseen-Rundweg führt dich auf 2.500 Meter Höhe durch eine der ursprünglichsten Ecken Graubündens. Hier oben, wo Gletscher die Landschaft geformt haben, wartet pure Bergmagie auf dich.

Schweiz  |  Natur & Aktivitäten
Lesezeit: ca. 8 Min.
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Zwischenablage

Der Startpunkt deiner Tour liegt am Wägerhus, einer unscheinbaren Bushaltestelle auf 2.207 Metern Höhe am Flüelapass. Mit dem Postauto fährst du von Davos aus in Richtung Flüelapass bis zur Haltestelle Wägerhus, wo auch Parkplätze für Autofahrer vorhanden sind. Die Fahrt mit dem gelben Postauto ist bereits ein kleines Abenteuer für sich – die Straße windet sich serpentinenartig durch das Flüelatal hinauf.

Alternativ kannst du mit dem eigenen Auto anreisen. Der Parkplatz beim Wägerhus bietet genügend Stellplätze, wird aber an schönen Wochenenden schnell voll. Wer früh am Morgen startet, sichert sich nicht nur einen Parkplatz, sondern erlebt die Bergwelt in ihrer stillsten Stunde.

Die Route im Überblick

Die klassische Rundwanderung führt vom Wägerhus über die Winterlücke zu den Jöriseen und zurück über die Jöriflüelafurgga. Mit 11 Kilometern Länge und 950 Höhenmetern im Auf- und Abstieg solltest du etwa 4,5 Stunden einplanen. Der höchste Punkt liegt bei 2.777 Metern – da oben ist die Luft schon deutlich dünner.

Spannend an dieser Tour ist die Vielfalt der Landschaften, die du durchquerst. Vom steinigen Geröll am Beginn über alpine Weiden bis hin zur kargen Gletscherwelt rund um die Seen – jeder Abschnitt hat seinen eigenen Charakter. Die Beschilderung ist übrigens tadellos, der Wanderweg zu den Jöriseen ist perfekt ausgeschildert.

Aufstieg zur Winterlücke

Von der Postauto-Haltestelle Wägerhus führt der Weg in nordöstliche Richtung über Weiden und Geröll den Hang hinauf bis zur Winterlücke. Die ersten Meter sind noch gemütlich, doch schon bald wird's ernst. Der Weg führt zum Teil über felsiges Gelände und über Geröll steil hinauf.

Hier merkst du schnell, dass du dich in alpinem Gelände bewegst. Immer wieder überquerst du kleine Bächlein, die nicht nur für eine willkommene Erfrischung sorgen, sondern auch perfekte Trinkgelegenheiten für Hunde darstellen. Der Aufstieg zieht sich ordentlich in die Länge – zwischendurch fragst du dich schon mal, wann endlich diese berühmte Winterlücke kommt.

Doch dann, nach etwa einer Stunde intensiven Gehens, erreichst du den Sattel auf 2.785 Metern. Von hier aus genießt du eine einzigartige Aussicht auf die Jöriseen und den Jörigletscher. Ein Moment zum Durchatmen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Abstieg zu den Jöriseen

Der Gletscherflanke entlang führt der Abstieg zu den Jöriseen. Hier wird die Landschaft auf einmal ganz anders. Sobald es von der Winterlücke wieder runter geht, wird es immer grüner. Und plötzlich verändert sich die Vegetation. Es wird grüner, Blumen sammeln sich am Wegesrand.

Nach der kargen Steinwüste des Aufstiegs wirkt dieser Wandel fast märchenhaft. Alpine Blumen tupfen Farbe in die Landschaft, und das Rauschen von Schmelzwasserbächen wird lauter. Mit Wasser gespeist werden die Jöriseen unter anderem vom Jörigletscher, der majestätisch über der Seenplatte thront.

Dann stehst du vor ihnen: Die Jöriseen. Neun an der Zahl, jeder mit seinem eigenen Charakter. Deren unterschiedliche Färbung fasziniert – von türkisblau bis hin zu fast schwarzen Tönen reicht die Palette.

Die neun Jöriseen – ein Naturschauspiel

Die glasklaren, tiefblau schimmernden Jöriseen liegen auf etwa 2.519 Metern Höhe wie hingestreut in der alpinen Landschaft. Hellgrüne Seen inmitten einer kargen Berglandschaft – das ist schon ein ziemlicher Kontrast.

Besonders der größte See fasziniert durch seine intensive Farbe. Die Oberfläche des größten Sees zeigt aufgrund seiner unterirdischen Speisung mit Schmelzwasser ein ganz besonderes Farbspiel. Je nach Lichteinfall und Tageszeit schimmern die Seen in unterschiedlichen Blau- und Grüntönen.

Hier lohnt sich eine ausgiebige Pause. Die Seen bieten perfekte Fotomotive, und wer Glück hat, kann sogar Steinböcke oder Murmeltiere beobachten. Die Stille ist beeindruckend – nur das gelegentliche Knacken des Gletschers und das Plätschern der Zuflüsse durchbrechen die Ruhe.

Bergpanorama und Gletscherwelt

Die Wanderung führt tief hinein in die spektakuläre Bergwelt der Silvretta, und das Panorama ist schlichtweg überwältigend. Vor der eindrücklichen Kulisse des Silvrettamassivs und dem Piz Linard wirken die Seen wie kleine Juwelen in der rauen Berglandschaft.

Der Jörigletscher, der die Seen speist, ist ein ständiger Begleiter auf der Tour. Auch wenn er in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, bleibt er ein beeindruckendes Beispiel für die Macht der Natur. Das Knirschen und Knacken des Eises ist bis zu den Seen hinunter hörbar – ein Geräusch, das unter die Haut geht.

Rückweg über die Jöriflüelafurgga

Für den Rückweg hast du zwei Optionen: entweder den gleichen Weg zurück zur Winterlücke oder die Rundwanderung über die Jöriflüelafurgga. Entlang der eindrücklichen Jöriseen durchschreitest du das Hochplateau, bevor dann noch einmal ein Anstieg zum Übergang Jöriflüelafurgga folgt.

Diese Variante ist landschaftlich noch abwechslungsreicher, fordert aber auch etwas mehr Kondition. Der Zugang erfolgt über die Jöriflüelafurgga auf 2.722 Metern – noch ein Höhenunterschied, der gemeistert werden will.

Der Abstieg vom Pass zurück zum Wägerhus führt durch eine andere Landschaft als der Aufstieg. Hier dominieren wieder alpine Weiden und Geröllfelder, aber die Perspektive auf die umliegenden Gipfel ist völlig neu. Eine schöne Art, die Tour abzurunden.

Beste Reisezeit und Wetterbedingungen

Die Jöriseen-Wanderung ist typischerweise von Juli bis Oktober begehbar, wobei auch das stark von den Schneeverhältnissen abhängt. Im Frühsommer kann es sein, dass einzelne Passagen noch verschneit sind – besonders rund um die Winterlücke liegt oft bis weit in den Sommer hinein Schnee.

An klaren Tagen ist die Sicht phenomenal, aber das Wetter kann schnell umschlagen. Nebel kann binnen Minuten aufziehen und die Orientierung erschweren. Deshalb solltest du immer eine Regenjacke und warme Kleidung dabeihaben – auch im Hochsommer. Auf über 2.500 Metern Höhe ist es deutlich kühler als im Tal.

Besonders schön ist die Tour im Herbst, wenn sich die spärliche Vegetation in warme Farbtöne kleidet und die Fernsicht oft besonders klar ist. Dann sind auch die Touristenströme deutlich geringer als im Hochsommer.

Ausrüstung und Vorbereitung

Gutes Schuhwerk ist das A und O für diese Tour. Feste Bergstiefel mit griffiger Sohle sind Pflicht – die Wege führen teilweise über loses Geröll und feuchte Felsen. Wanderstöcke können besonders beim Abstieg eine große Hilfe sein.

Wichtig ist auch ausreichend Proviant und vor allem genügend Wasser. Auch wenn unterwegs immer wieder Bäche fließen, solltest du mindestens 1,5 Liter pro Person einplanen. Die dünne Luft und die körperliche Anstrengung fordern ihren Tribut.

Eine Karte und idealerweise ein GPS-Gerät gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Auch wenn die Wege gut markiert sind, kann bei schlechtem Wetter die Orientierung schwierig werden. Und vergiss nicht den Sonnenschutz – die UV-Strahlung ist in dieser Höhe deutlich intensiver als im Tal.

Varianten und Anschlussmöglichkeiten

Der Zugang zu den Jöriseen erfolgt über verschiedene Pässe: die Jöriflüelafurgga im Nordwesten, die Winterlücke im Südwesten, den Jöriflesspass im Südosten oder das Jörital im Norden. Jede Route hat ihren eigenen Reiz und bietet unterschiedliche Landschaftserlebnisse.

Für geübte Bergwanderer bietet sich auch die Variante von Susch über den Jöriflesspass zu den Jöriseen und weiter zum Wägerhus an. Diese Tour ist deutlich länger und anspruchsvoller, führt aber durch noch ursprünglichere Landschaften.

Wer noch Energie hat, kann von den Jöriseen aus auch das Jörihorn in Angriff nehmen – allerdings ist das schon eine anspruchsvolle Bergtour, die Erfahrung im Hochgebirge voraussetzt.

Einkehr und Übernachtung

Direkt an der Route gibt es keine Berghütte oder Einkehrmöglichkeit – du bist komplett auf deinen eigenen Proviant angewiesen. Das macht die Tour zu einem echten Naturerlebnis, erfordert aber entsprechende Planung.

In der Umgebung findest du aber verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten. Davos bietet die größte Auswahl an Hotels und Pensionen, aber auch im Unterengadin gibt es schöne Unterkünfte. Für Bergsteiger interessant ist die Chamanna da Grialetsch, die allerdings nicht direkt an der Route liegt.

Zelten ist in diesem Gebiet nicht erlaubt – und bei den Wetterbedingungen auf dieser Höhe auch nicht zu empfehlen. Die Temperaturen können auch im Sommer nachts deutlich unter den Gefrierpunkt fallen.

Ein Muss für Bergliebhaber

Diese vielleicht schönste Wanderung der Schweiz verbindet alles, was das Bergsteigerherz höher schlagen lässt: spektakuläre Aussichten, ursprüngliche Natur und das Gefühl, weit weg von der Zivilisation zu sein. Fantastische Ausblicke wechseln sich mit schweißtreibenden Anstiegen und erfrischenden Bergseen ab.

Klar, die Tour ist anspruchsvoll und erfordert eine gute Kondition. Aber wer sich darauf einlässt, wird mit einem Naturerlebnis belohnt, das noch lange nachwirkt. Die türkis leuchtenden Seen sind dabei aber nur ein Highlight auf dieser außergewöhnlichen Bergwanderung.

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