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Klagenfurt und der Wörthersee: Kärnten zwischen Stadtflair und Seenromantik

Wer eine verschlafene Alpenstadt erwartet, wird eines Besseren belehrt. Klagenfurt und der Wörthersee bilden ein Duo, das selbst hartgesottene Reisende ins Schwärmen bringt.

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Zwischenablage

Die Kärntner Landeshauptstadt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem urbanen Zentrum entwickelt, das italienische Leichtigkeit mit österreichischer Gemütlichkeit verbindet. Rund 100.000 Menschen leben hier, dazu kommen jährlich etwa 25.000 Studierende der Alpen-Adria-Universität – das merkt man der Stadt deutlich an.

Das Herzstück bildet der Neue Platz mit dem Lindwurmbrunnen, Klagenfurts Wahrzeichen schlechthin. Der steinerne Drache thront seit 1593 hier und erzählt die Gründungslegende der Stadt. Drumherum reihen sich Cafés und Geschäfte aneinander, während sich auf den Stufen des Brunnens zu jeder Tageszeit Menschen treffen. Besonders abends, wenn die Lokale ihre Schanigärten aufmachen, entwickelt sich eine entspannte Atmosphäre.

Nur wenige Schritte entfernt liegt der Alte Platz, wo das bunte Treiben der Innenstadt seinen Höhepunkt erreicht. Hier stehen noch die typischen Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert, deren Fassaden in sanften Pastelltönen gestrichen sind. Zwischen den Arkadengängen haben sich kleine Boutiquen, Antiquitätenläden und gemütliche Gasthäuser eingenistet. An Markttagen wird's richtig lebendig – dann duftet es nach frischen Kärntner Nudeln und gerösteten Nüssen.

Kulturelles Zentrum zwischen den Welten

Spannend ist dabei, dass Klagenfurt schon immer ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen war. Die Nähe zu Slowenien und Italien prägt nicht nur die Architektur, sondern auch das tägliche Leben. Im Stadttheater werden regelmäßig Stücke in drei Sprachen aufgeführt, und wer durch die Gassen schlendert, hört genauso oft Slowenisch oder Italienisch wie Deutsch.

Das Museum Moderner Kunst Kärnten, kurz MMKK, zeigt zeitgenössische Kunst aus dem Alpe-Adria-Raum und darüber hinaus. Besonders die Ausstellungen zur Kärntner Avantgarde der 1960er Jahre sind einen Besuch wert. Im Sommer finden hier auch Konzerte und Lesungen statt – meist unter freiem Himmel im Museumsgarten, wo sich zwischen Skulpturen und wilden Rosen eine fast mediterrane Stimmung ausbreitet.

Das Stadttheater Klagenfurt hat sich ebenfalls einen Namen gemacht, nicht zuletzt durch seine Kooperationen mit Häusern in Ljubljana und Triest. Die Spielzeit läuft von September bis Juni, wobei die Premieren meist ausverkauft sind. Tipp: Restkarten gibt's oft erst am Vorstellungsabend an der Abendkasse.

Der Wörthersee: Österreichs Riviera

Nur wenige Kilometer südlich von Klagenfurt erstreckt sich der Wörthersee – und der ist wirklich etwas Besonderes. Mit seiner türkisblauen Farbe und Wassertemperaturen von bis zu 28 Grad im Sommer wirkt er fast schon tropisch. Das liegt an seiner geringen Tiefe von maximal 85 Metern und der geschützten Lage zwischen bewaldeten Hügeln.

Der See zieht sich über 16,5 Kilometer von Velden im Westen bis nach Klagenfurt im Osten. An seinen Ufern reihen sich elegante Villen, traditionsreiche Hotels und moderne Strandbäder aneinander. Viele der großen Anwesen stammen noch aus der Gründerzeit, als wohlhabende Wiener Familien hier ihre Sommerfrische verbrachten. Heute sind daraus teilweise luxuriöse Hotels geworden, andere stehen noch immer in Privatbesitz.

Besonders der westliche Teil rund um Velden gilt als mondän. Hier ankern Yachten, deren Wert locker ein Einfamilienhaus übersteigt, und in den Strandbädern trifft sich die Schickeria aus Wien, München und Mailand. Das muss einen aber nicht abschrecken – der See ist groß genug für alle, und abseits der bekannten Hotspots findet man immer noch ruhige Plätzchen.

Schwimmen, Segeln, Seele baumeln lassen

Der Wörthersee lebt vom und mit dem Wasser. Von Mai bis September herrscht Hochsaison, dann sind die Strandbäder gut besucht und auf dem See tummeln sich Segelboote, Motorjachten und Stand-up-Paddler. Das Nordufer ist dabei stärker touristisch erschlossen, während das Südufer naturbelassener ist.

Wer's ruhiger mag, sollte die kleineren Buchten ansteuern. Besonders schön ist die Halbinsel Maria Wörth, wo eine kleine romanische Kirche direkt am Wasser steht. Der Ort selbst besteht nur aus ein paar Häusern, einem Hotel und einem Restaurant, aber die Lage ist traumhaft. Von hier aus hat man einen perfekten Blick über den ganzen See bis zu den Karawanken im Süden.

Die Schifffahrt auf dem Wörthersee funktioniert wie ein öffentliches Verkehrsmittel. Von April bis Oktober verkehren die weißen Ausflugsschiffe regelmäßig zwischen den einzelnen Orten. Eine Rundfahrt dauert etwa zwei Stunden und kostet rund 20 Euro. Dabei erfährt man nicht nur Wissenswertes über die Geschichte des Sees, sondern sieht auch die prächtigen Villen vom Wasser aus – manche sind nur so zu bewundern.

Kulinarische Entdeckungen

Die Kärntner Küche ist deftig, aber nicht schwer. Kasnudeln, die mit Topfen und Kartoffeln gefüllten Teigtaschen, sind das Nationalgericht schlechthin. Dazu gibt's meist Krautsalat und geröstete Zwiebeln. In fast jedem Gasthaus stehen sie auf der Karte, aber die Qualität variiert stark. Besonders gut sind sie im "Gasthaus zur Post" in Velden oder im "Landgasthof Dorfstube" in Maria Wörth.

Der Einfluss der südlichen Nachbarn zeigt sich auch am Teller. Polenta ist genauso selbstverständlich wie Knödel, und in vielen Restaurants gibt's eine "Alpe-Adria-Karte" mit Gerichten aus allen drei Ländern. Besonders die Fischspezialitäten sind einen Versuch wert – Karpfen und Zander aus dem Wörthersee, aber auch Meeresfrüchte aus der nahen Adria.

Beim Wein dominieren die regionalen Sorten. Der Kärntner Sauvignon Blanc ist mittlerweile auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt, und der Gelber Muskateller passt perfekt zu lauen Sommerabenden am See. Viele Gasthäuser haben auch eine Auswahl an slowenischen und italienischen Weinen – schließlich ist die Grenze nur einen Steinwurf entfernt.

Zwischen Bergen und mediterranem Flair

Was Klagenfurt und den Wörthersee so besonders macht, ist diese eigentümliche Mischung aus alpiner Landschaft und mediterranem Lebensgefühl. Die Karawanken im Süden und die Ausläufer der Gurktaler Alpen im Norden sorgen für eine beeindruckende Kulisse, während das milde Klima südländische Vegetation gedeihen lässt.

Zypressen und Palmen sind keine Seltenheit, und in den Parks von Klagenfurt blühen im Frühjahr Magnolien und Forsythien in einer Pracht, die man eher aus Italien kennt. Das liegt am pannonischen Klima mit seinen warmen, trockenen Sommern und milden Wintern. Selbst im Januar sinken die Temperaturen selten unter minus zehn Grad.

Diese klimatischen Bedingungen haben auch die Architektur geprägt. Viele Häuser haben große Terrassen und Balkone, die nach Süden ausgerichtet sind. In den Innenhöfen der Klagenfurter Altstadt wachsen Weinreben und Olivenbäume, und mancher Hausbesitzer versucht sich sogar am Anbau von Feigen oder Zitronen.

Aktiv rund um den See

Wer nicht nur am Strand liegen will, findet rund um den Wörthersee zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten. Der Wörthersee-Rundwanderweg führt über 55 Kilometer einmal um den ganzen See herum. Man muss ihn nicht an einem Stück gehen – zwischen den einzelnen Etappen kann man immer wieder mit dem Schiff abkürzen oder in einem der Seebäder eine Pause einlegen.

Besonders schön ist die Strecke zwischen Velden und Pörtschach. Hier führt der Weg meist direkt am Ufer entlang, vorbei an versteckten Buchten und durch kleine Wäldchen. Zwischendurch öffnet sich immer wieder der Blick auf den See und die Berge dahinter. An heißen Tagen kann man jederzeit ins Wasser springen – das ist einer der großen Vorteile des Wörthersees.

Auch Radfahrer kommen auf ihre Kosten. Der Wörthersee-Radweg ist größtenteils asphaltiert und führt meist über flaches Terrain. E-Bikes kann man an verschiedenen Verleihstationen ausleihen, was besonders für die Anstiege zu den Aussichtspunkten praktisch ist. Von der Pyramidenkogel-Warte hat man einen fantastischen Rundblick über die gesamte Region – bei klarem Wetter reicht die Sicht bis zum Großglockner.

Das ganze Jahr über reizvoll

Auch wenn der Sommer die Hauptsaison ist, haben Klagenfurt und der Wörthersee auch in den anderen Jahreszeiten ihren Reiz. Im Herbst färben sich die Wälder rund um den See in allen Schattierungen von Gelb bis Tiefrot, und das Licht bekommt diese besondere, warme Qualität, die Fotografen so schätzen.

Winter bedeutet hier nicht automatisch Schneechaos. Oft liegt nur in den höheren Lagen Schnee, während rund um den See milde Temperaturen herrschen. Die Klagenfurter Christkindlmärkte sind beschaulicher als die in den großen Touristenstädten, aber gerade deshalb gemütlicher. Und wer doch Skifahren will, erreicht die nächsten Pisten in Bad Kleinkirchheim oder auf der Gerlitzen in weniger als einer Stunde.

Der Frühling kommt hier früh. Schon im März blühen die ersten Osterglocken, und im April kann man bereits die ersten warmen Tage am See verbringen. Allerdings ist das Wasser dann noch ziemlich frisch – zum Baden braucht's schon ein bisschen Abhärtung oder einen Neoprenanzug.

Praktische Hinweise

Klagenfurt erreicht man am besten mit dem Auto über die A2 oder per Bahn. Der Flughafen Klagenfurt wird hauptsächlich von Charterflügen angeflogen, Linienflüge gibt's nur wenige. Innerhalb der Stadt kommt man gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht, zum See fahren regelmäßig Busse.

Die Hotels am Wörthersee sind generell nicht billig, besonders die direkt am Wasser gelegenen. In der Hochsaison von Juli bis August sollte man rechtzeitig buchen. Günstiger wohnt man in Klagenfurt selbst oder in den kleineren Orten abseits des Sees. Pensionen und Ferienwohnungen gibt's in allen Preisklassen.

Wer im Sommer kommt, sollte unbedingt Badesachen einpacken – und Sonnenschutz nicht vergessen. Die Intensität der Sonne wird oft unterschätzt, besonders wenn eine leichte Brise vom See her weht. Abends kann es auch im Sommer kühl werden, eine leichte Jacke gehört also ins Gepäck.

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