52 Meter. So weit fällt das Wasser am Peričnik-Wasserfall hinab, bevor es auf den Felsen aufschlägt und in tausend Tropfen zerstiebt. Aber das ist längst nicht alles, was diesen Wasserfall bei Mojstrana so besonders macht. Denn während du bei den meisten anderen Wasserfällen respektvoll Abstand hältst, kannst du hier tatsächlich hinter dem herabstürzenden Wasser entlanggehen. Das Geräusch ist dabei ohrenbetäubend – ein konstantes Donnern, das durch Mark und Bein geht.
Der Peričnik entspringt aus unterirdischen Quellen am Fuße der Ponca-Wand, einer imposanten Kalksteinformation im Triglav-Nationalpark. Geologisch gesehen handelt es sich um einen typischen Karstquellwasserfall, wie er in dieser Region häufiger vorkommt. Das Besondere ist jedoch die Art, wie sich die Felswand hier nach innen wölbt und einen natürlichen Durchgang hinter dem Wasserfall bildet.
Anfahrt und erste Schritte
Von Mojstrana aus führt eine gut ausgeschilderte Straße Richtung Vrata-Tal. Nach etwa drei Kilometern erreichst du den Parkplatz beim Peričnik-Informationszentrum. Hier stehen in der Regel genügend Plätze zur Verfügung, auch wenn es an Wochenenden schon mal eng werden kann. Die Parkgebühr beträgt drei Euro für den ganzen Tag – nicht gerade geschenkt, aber angesichts der Instandhaltung der Wege durchaus gerechtfertigt.
Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis zum unteren Wasserfall. Der Weg ist asphaltiert und problemlos auch mit Kinderwagen befahrbar. Spannend wird's erst, wenn du den steilen Pfad zum oberen Wasserfall nimmst – aber dazu später mehr.
Der untere Peričnik – Wasserspiele für Anfänger
Den unteren Wasserfall erreichst du nach einem gemütlichen Spaziergang von etwa zehn Minuten. Das Wasser fällt hier 16 Meter in die Tiefe und sammelt sich in einem kleinen Becken. Besonders im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze voll im Gange ist, führt der Peričnik ordentlich Wasser. Im Hochsommer kann er dagegen zu einem dünnen Rinnsal zusammenschrumpfen – dann wirkt das Ganze eher wie eine überdimensionierte Gartendusche.
Bereits hier bekommst du einen ersten Vorgeschmack auf das, was dich am oberen Wasserfall erwartet. Eine schmale Felsnische ermöglicht es, teilweise hinter das fallende Wasser zu treten. Allerdings ist das hier noch ein ziemlich feuchtes Vergnügen – wasserfeste Kleidung ist definitiv empfehlenswert.
Der Aufstieg zum Hauptereignis
Vom unteren Wasserfall führt ein deutlich anspruchsvollerer Weg nach oben. Die Wegmarkierung ist klar: weiße Kreise mit rotem Rand zeigen die Richtung an. Der Pfad schlängelt sich steil bergauf, teilweise über Wurzeln und Steine. Gutes Schuhwerk ist hier Pflicht – mit Flip-Flops kommst du nicht weit.
Nach etwa 20 Minuten Aufstieg – je nach Kondition auch etwas länger – hörst du bereits das imposante Rauschen des oberen Wasserfalls. Und dann, nach einer letzten Kurve, liegt er vor dir: 52 Meter pures Naturspektakel.
Hinter dem Wasservorhang
Der obere Peričnik ist schlichtweg atemberaubend. Das Wasser stürzt aus schwindelerregender Höhe herab und verschwindet in einer Nebelwolke aus Wassertropfen. Was diesen Wasserfall jedoch wirklich einzigartig macht, ist die Möglichkeit, hinter das fallende Wasser zu gelangen. Ein schmaler Pfad führt direkt in die Felsnische hinein.
Dort drinnen ist es wie in einer anderen Welt. Das Licht bricht sich in den Wassertropfen und zaubert kleine Regenbögen in die Luft. Das Geräusch ist überwältigend – ein konstantes Donnern, das jeden Gedanken übertönt. Manche beschreiben es als meditativ, andere als beängstigend. Auf jeden Fall ist es ein Erlebnis, das du so schnell nicht vergisst.
Vorsicht ist allerdings geboten: Der Boden in der Höhle ist rutschig und uneben. Außerdem kann es je nach Wasserstand ziemlich nass werden. Eine Regenjacke schadet nie, auch wenn du im Sommer unterwegs bist.
Wann ist die beste Zeit für einen Besuch?
Das hängt ganz davon ab, was du suchst. Im Frühjahr, etwa von April bis Juni, führt der Peričnik am meisten Wasser. Die Schneeschmelze in den Bergen sorgt für einen imposanten Wasserfall, aber auch für deutlich mehr Spritzwasser. Wer das volle Naturerlebnis sucht, ist zu dieser Zeit goldrichtig.
Im Sommer wird der Wasserfall zwar schwächer, dafür ist das Wetter stabiler und die Wege sind besser begehbar. Außerdem ist es deutlich angenehmer, nass zu werden, wenn die Temperaturen stimmen. Die Monate Juli und August eignen sich besonders gut für Familien mit Kindern.
Im Herbst zeigt sich der Peričnik von seiner romantischen Seite. Das bunte Laub der umliegenden Bäume bildet einen schönen Kontrast zum silbrigen Wasserstrahl. Allerdings kann es zu dieser Zeit schon recht kühl werden, und die Tage werden merklich kürzer.
Winter? Nun ja, der Peričnik gefriert tatsächlich teilweise zu – ein spektakulärer Anblick für Eiskletterfreunde, aber für Normalsterbliche eher weniger geeignet.
Praktische Tipps für den Besuch
Wasserfeste Kleidung ist das A und O. Selbst wenn du nicht planst, hinter den Wasserfall zu gehen, wirst du unweigerlich nass werden. Eine leichte Regenjacke reicht meist aus, aber bei starkem Wasserstand kann es auch mal intensiver werden.
Rutschfeste Schuhe sind ebenfalls wichtig. Der Weg zum oberen Wasserfall kann matschig und glitschig sein, besonders nach Regenfällen. Wanderschuhe mit gutem Profil sind die beste Wahl.
Plane etwa zwei bis drei Stunden für den gesamten Besuch ein. Das mag lang erscheinen für einen "kurzen" Wasserfall-Spaziergang, aber die Zeit verfliegt schneller als gedacht. Allein das Spektakel des oberen Wasserfalls kann dich eine halbe Stunde lang in seinen Bann ziehen.
Eine Kamera solltest du unbedingt mitnehmen, aber achte darauf, dass sie wasserfest ist oder pack sie gut ein. Die Wassertropfen in der Luft können empfindlicher Elektronik schaden. Viele Besucher schwören auf wasserdichte Handyhüllen.
Drumherum gibt's auch was zu sehen
Der Peričnik liegt mitten im Triglav-Nationalpark, Sloweniens einzigem Nationalpark. Die Umgebung bietet jede Menge weiterer Wandermöglichkeiten. Besonders reizvoll ist die Fortsetzung ins Vrata-Tal, wo du bis zur Aljažev-Hütte wandern kannst. Von dort aus haben ambitionierte Bergsteiger sogar die Möglichkeit, den Triglav zu besteigen – mit 2.864 Metern der höchste Berg Sloweniens.
Auch das nahe gelegene Mojstrana ist einen Besuch wert. Das kleine Bergdorf ist ein idealer Ausgangspunkt für weitere Erkundungen in der Region. Hier findest du auch einige gute Restaurants, in denen du dich nach der Wanderung stärken kannst.
Flora und Fauna am Peričnik
Die feuchte Umgebung rund um den Wasserfall schafft ein ganz eigenes Mikroklima. Moose und Farne gedeihen hier prächtig, und in den Felsspalten wachsen seltene Alpenpflanzen. Besonders auffällig sind die verschiedenen Steinbrecharten, die sich an den nassen Felswänden festklammern.
Tiere bekommst du hier weniger zu sehen – das ständige Getöse des Wasserfalls schreckt die meisten Arten ab. Gelegentlich kannst du jedoch Wasseramseln beobachten, die sich von den Insekten ernähren, die vom Wassernebel angezogen werden. Diese kleinen, dunklen Vögel sind wahre Akrobaten und können sogar unter Wasser tauchen.
Ein Wort zur Sicherheit
So schön das Erlebnis am Peričnik auch ist – unterschätze die Naturgewalten nicht. Das Wasser ist eiskalt, auch im Sommer, und der Wasserdruck kann beträchtlich sein. Halte dich an die markierten Wege und wage keine waghalsigen Klettertouren auf den nassen Felsen.
Besonders bei Kindern ist Vorsicht geboten. Die Verlockung, dem Wasser näher zu kommen, ist groß, aber die Rutschgefahr ist real. Ein Sturz ins Becken kann nicht nur nass, sondern auch gefährlich werden.
Bei Gewitter solltest du den Wasserfall meiden. Die hohen Felswände und das Wasser machen die Gegend zu einem natürlichen Blitzableiter.
Warum der Peričnik so besonders ist
Wasserfälle gibt's viele in den Alpen. Aber die wenigsten bieten dir die Möglichkeit, das Naturspektakel so hautnah zu erleben. Am Peričnik bist du nicht nur Zuschauer, sondern wirst Teil des Geschehens. Du spürst die Kraft des Wassers, hörst sein Donnern, riechst die feuchte Luft und siehst die tanzenden Wassertropfen aus nächster Nähe.
Diese Unmittelbarkeit macht den Unterschied. Während du bei anderen Wasserfällen ehrfürchtig aus der Ferne zuschaust, tauchst du hier – im wahrsten Sinne des Wortes – ein in die Szenerie. Das macht den Peričnik zu einem der unvergesslichsten Naturerlebnisse in ganz Slowenien.
Gleichzeitig ist er auch relativ leicht zugänglich. Du musst kein geübter Bergsteiger sein, um hierher zu gelangen. Das macht ihn zu einem perfekten Ausflugsziel für die ganze Familie – solange alle bereit sind, ein bisschen nass zu werden.