Slowenien

267 Kilometer Täler, Bergpässe, Wälder und Flüsse: Der Rund-Fernwanderweg Juliana Trail

Der Juliana Trail verbindet mondäne Touristenorte mit vergessenen Bergdörfern. 267 Kilometer rund um Sloweniens höchsten Berg Triglav, aufgeteilt in 16 gut machbare Etappen.

Slowenien  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Der Juliana Trail macht seinem Namen alle Ehre – benannt nach den Julischen Alpen, umrundet er auf 267 Kilometern das gesamte Massiv und bietet dabei Einblicke in eine Region, die weit mehr zu bieten hat als spektakuläre Bergkulissen. Wer den kompletten Rundweg geht, wandert nicht nur durch Slowenien, sondern streift auch Italien und damit ein Stück europäische Geschichte. 16 Tagesetappen mit durchschnittlich 17,5 Kilometern Länge machen den Trail auch für weniger geübte Wanderer zugänglich – obwohl insgesamt 10.000 Höhenmeter zu bewältigen sind, verläuft der Großteil der Strecke in moderatem Terrain.

Von Kranjska Gora bis zur italienischen Grenze

Startpunkt ist das Bergstädtchen Kranjska Gora, das sich perfekt als Basis für die ersten Planungen eignet. Die erste Etappe führt gleich durch das Herz der Region: 18,5 Kilometer durch das Tal der Sava Dolinka, vorbei an den Martuljek-Wasserfällen und entlang der Grenze zum Nationalpark Triglav. Schon hier zeigt sich, was den ganzen Trail prägt – der Blick auf den 2.864 Meter hohen Triglav, Sloweniens höchsten Berg, der von fast jeder Etappe aus zu sehen ist. Die Gehzeit von 5,5 Stunden mag für den Auftakt ambitioniert erscheinen, doch das gemächliche Gefälle und die gut ausgebauten Wege machen diese Distanz auch für Gelegenheitswanderer machbar.

Wer nach der zweiten Etappe – 20,6 Kilometer von Mojstrana über das Dorf Dovje bis zur Eisenhüttenstadt Jesenice – noch Kraft hat, sollte sich die Zeit nehmen, die industrielle Vergangenheit der Region zu erkunden. Jesenice war jahrhundertelang das Zentrum der slowenischen Eisenproduktion, und noch heute prägen die alten Hochöfen das Stadtbild. Hier wird deutlich, dass der Juliana Trail nicht nur Naturerlebnis ist, sondern auch Geschichtsstunde.

Durch touristische Hochburgen und vergessene Dörfer

Die vierte Etappe bringt eine der angenehmsten Überraschungen des gesamten Trails: nur 15 Kilometer in der Ebene, die von Begunje über Radovljica und Bled bis zum Bohinjsee führen. Hier treffen zwei Welten aufeinander – der touristisch erschlossene Bleder See mit seinem berühmten Inselkirchlein und der ursprünglichere Bohinjsee, der tief in die Bergwelt eingebettet liegt. Die Gehzeit von knapp vier Stunden lässt genug Raum für ausgiebige Pausen, was bei den zahlreichen Sehenswürdigkeiten auch nötig ist.

Ganz anders präsentiert sich die achte Etappe, eine der schwierigsten des gesamten Trails. Von Bohinjska Bistrica geht es über den alten Pass Vrh Bače nach Podbrdo – nur 13,7 Kilometer, aber acht Stunden Gehzeit sprechen eine deutliche Sprache. Dieser Pass verband jahrhundertelang das Binnenland mit der Küstenregion, und noch heute ist er ein Zeugnis alter Handelswege. Die Mühe lohnt sich: Oben angekommen, öffnet sich der Blick in Richtung Adriaküste.

Entlang der smaragdgrünen Soča

Ab der zehnten Etappe begleitet die Soča den Wanderer – ein Fluss, dessen smaragdgrüne Farbe selbst bei trübem Wetter leuchtet. Das Tal der Soča trägt nicht umsonst den Beinamen "Tal der 100 Wasserfälle", und tatsächlich plätschert und rauscht es fast durchgehend. Von Most na Soči bis nach Tolmin – die elfte Etappe ist mit 4,6 Kilometern die kürzeste des gesamten Trails und in einer Stunde zu schaffen. Hier empfiehlt es sich, einen Tag Pause einzulegen und die berühmten Tolminer Klammen zu besuchen.

Geschichtlich wird es in Kobarid, dem Ziel der zwölften Etappe. Das örtliche Museum dokumentiert die Isonzo-Front des Ersten Weltkriegs, und wer Ernest Hemingways "In einem anderen Land" gelesen hat, erkennt die Schauplätze wieder. Die Soča hieß damals Isonzo und war Schauplatz zwölf blutiger Schlachten zwischen 1915 und 1917. Noch heute finden sich entlang des Trails Überreste von Stellungen und Denkmälern, die an diese Zeit erinnern.

Ins Tal der Wasserfälle

Die 14. Etappe gilt als die malerischste des gesamten Trails. Von Bovec führt sie ins Tal Log pod Mangartom, ein winziges Dorf, das als eines der schönsten in den Julischen Alpen gilt. Der Name täuscht nicht – überall plätschern kleine und große Wasserfälle, und die wenigen Häuser wirken wie Spielzeug in der überwältigenden Bergkulisse. 11,3 Kilometer in 3,5 Stunden klingen entspannt, doch die ständigen Fotostopps lassen die Zeit wie im Flug vergehen.

Härter wird es auf der vorletzten Etappe: 600 Höhenmeter Aufstieg bis zum Pass Predil, dann der Abstieg auf italienische Seite. 17,6 Kilometer in gut vier Stunden – das klingt moderat, doch nach zwei Wochen Wandern machen sich die Kilometer in den Beinen bemerkbar. Belohnung ist der Blick zurück auf die durchquerten Täler und nach vorn ins italienische Kanaltal.

Praktisches für unterwegs

Der Juliana Trail ist gut ausgeschildert, dennoch sollte man die offizielle App herunterladen. GPS-Tracks und detaillierte Beschreibungen erleichtern die Orientierung, besonders in den weniger besiedelten Abschnitten. Wasser ist unterwegs meist kein Problem – viele Etappen führen an Quellen vorbei, deren Qualität hervorragend ist. Dennoch gehört eine Wasserflasche zur Grundausstattung, ebenso wie ausreichend Proviant.

Die Unterkünfte entlang der Route reichen vom einfachen Bauernhof bis zum komfortablen Hotel. Besonders in den touristischen Zentren wie Bled oder Bovec ist die Auswahl groß, während in abgelegenen Dörfern oft nur eine oder zwei Optionen bestehen. Rechtzeitige Reservierung ist daher Pflicht, besonders in der Hauptsaison zwischen Juni und September.

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