Bayern

Radfahren und E-Biken zwischen Bergen und Tälern: Die besten Touren Bayerns

Stell dir vor: Frischer Alpenwind um die Nase, die Beine rhythmisch am Pedal und vor dir öffnet sich ein atemberaubendes Bergpanorama. In den Alpen warten Radrouten von gemütlich bis herausfordernd.

Bayern  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Die Bayerischen Alpen stellen mit ihrer unvergleichlichen Mischung aus sanften Hügeln, steilen Anstiegen und weiten Tälern ein echtes Radfahrparadies dar. Mal ehrlich: Wo sonst kannst du an einem einzigen Tag entlang kristallklarer Bergseen radeln, über saftige Almwiesen strampeln und dabei den Blick auf schneebedeckte Gipfel genießen? Die Region zwischen Berchtesgaden und Oberstdorf bietet für jedes Fitnesslevel die passende Tour.

Früher war das Radfahren im Alpenraum vor allem was für gut trainierte Sportler mit eisernen Wadeln. Doch seit dem E-Bike-Boom haben sich die Vorzeichen geändert. Strecken, die früher nur mit tiefrotem Kopf und heftigen Schweißausbrüchen zu bewältigen waren, sind heute dank elektrischer Unterstützung für deutlich mehr Menschen zugänglich. Das hat die Infrastruktur in der gesamten Region verbessert – mehr Ladestationen, bessere Beschilderung und ein größeres Angebot an Leihrädern sind der erfreuliche Nebeneffekt.

Die Hauptsaison fürs Radeln in den Bayerischen Alpen dauert von Mai bis Oktober. Während der Sommermonate Juli und August solltest du früh aufbrechen, um der größten Hitze und dem Touristenansturm zu entgehen. Nebensaison ist oft unterschätzt – besonders der goldene Herbst mit seinen leuchtenden Farben und klaren Fernsichten lohnt sich. Nur bei der Ausrüstung gilt: besser eine Schicht mehr einpacken, denn in den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen.

Traumhafte Seenrunden: Entspanntes Radeln mit Bergkulisse

Die Seen der Bayerischen Alpen bieten perfekte Bedingungen für entspannte Touren ohne anstrengende Steigungen. Die Tegernsee-Umrundung ist mit ihren flachen 30 Kilometern ein echter Klassiker. Der Weg führt meist direkt am Ufer entlang, vorbei an idyllischen Badebuchten und traditionellen Gasthäusern mit Seeblick. Unterwegs kommst du durch malerische Orte wie Rottach-Egern und Bad Wiessee. Bei Hitze lockt das erfrischende Nass zu einer spontanen Badepause – Radklamotten trocknen schnell in der Sonne.

Wer's größer mag, nimmt die Runde um den Chiemsee in Angriff. Knapp 60 Kilometer lang ist der gut ausgebaute Radweg, der komplett um das "Bayerische Meer" führt. Besonders schön: die Strecke von Prien über Seebruck bis Chieming, wo der Blick immer wieder auf die markanten Chiemgauer Alpen fällt. Ein kleiner Abstecher mit der Fähre zur Fraueninsel lohnt sich – hier duftet's nach Fischsemmeln und selbstgebrautem Likör der Klosterfrauen.

Der Forggensee bei Füssen liefert mit seiner türkisfarbenen Wasseroberfläche und dem beeindruckenden Panorama der Allgäuer und Ammergauer Alpen eine der szenisch spektakulärsten Seerunden. Unterwegs tauchen immer wieder die weltberühmten Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau am Horizont auf. Die 30 Kilometer lange Tour verläuft überwiegend auf verkehrsarmen Wegen und ist technisch nicht anspruchsvoll – ideal für Familien und Genussradler.

Bei allen Seerunden gilt: Im Hochsommer herrscht reger Betrieb. Meine Erfahrung zeigt, dass besonders die frühen Morgenstunden einen ganz besonderen Zauber haben – wenn der Nebel noch über dem Wasser wabert und die Vogelwelt zum Leben erwacht. Der Touristentrubel ist dann noch fern, und man hat die Natur fast für sich allein.

Über Stock und Stein: Mountain-Bike-Trails im alpinen Gelände

Für Adrenalin-Junkies und technisch versierte Mountainbiker bieten die Bayerischen Alpen ein wachsendes Netz an ausgewiesenen Trails. Das Karwendelgebirge um Mittenwald gilt als eines der anspruchsvollsten Reviere. Die Karwendel-Runde fordert mit ihren steilen Anstiegen, ruppigen Abfahrten und exponierten Passagen selbst erfahrene Biker heraus. Der Schweiß auf der Stirn wird bei dieser Tour allerdings mit atemberaubenden Ausblicken auf das Wettersteinmassiv und die schroffen Karwendelgipfel belohnt.

Im Oberallgäu locken die Bikeparks am Fellhorn und in Hindelang mit professionell angelegten Downhill-Strecken verschiedener Schwierigkeitsgrade. Von flowigen Naturtrails bis zu technisch herausfordernden Abfahrten mit Sprüngen und Anliegern ist hier für jeden was dabei. Besonders gschmackig: Die meisten Bikeparks sind an Seilbahnen angeschlossen, sodass du deine Kräfte für die Abfahrt sparen kannst.

Rund um Garmisch-Partenkirchen hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Mountainbike-Szene entwickelt. Die Strecken auf den Hausberg oder zum Eckbauer bringen dich zu traumhaften Aussichtspunkten mit Blick auf die Zugspitze, Deutschlands höchsten Berg. Wer's richtig krachen lassen will, findet hier auch einige inoffizielle Singletrails – über deren genauen Verlauf schweigt der Einheimische aber diskret, denn nicht alle sind offiziell genehmigt.

Radeln im alpinen Gelände ist nicht ohne. Entsprechende Schutzausrüstung – zumindest ein ordentlicher Helm – sollte selbstverständlich sein. Und auch wenn's banal klingt: Check vor jeder Tour die Wettervorhersage. Gewitter können in den Bergen blitzschnell aufziehen und dann wird's schnell ungemütlich da oben. Bike-Werkzeug, Erste-Hilfe-Set und ausreichend Getränke gehören in jeden Rucksack.

E-Bike-Touren: Mit elektrischem Rückenwind zu alpinen Höhen

Die elektrische Revolution hat die Bayerischen Alpen im Sturm erobert. Was früher nur für gut trainierte Radler möglich war, steht heute einem viel breiteren Publikum offen. Die Strecke von Berchtesgaden zur Rossfeldhöhenstraße ist so ein Fall. Der beachtliche Anstieg von über 800 Höhenmetern zehrt selbst mit Motorunterstützung an den Kräften, aber die Panoramastraße auf knapp 1.600 Metern entschädigt für alle Mühen. Der Rundumblick reicht vom Watzmann über den Königssee bis hin zum Hohen Göll und bei klarer Sicht sogar bis nach Salzburg.

Im Tölzer Land hat sich eine regelrechte E-Bike-Kultur entwickelt. Die "Benedict-Route" führt über 42 Kilometer und 900 Höhenmeter durch das malerische Isartal, vorbei an den bekannten Heilquellen von Bad Tölz und weiter durch das wildromantische Längental. Aufgrund der soliden Steigungen kommt hier auch der E-Motor ordentlich ins Schwitzen. Da tun die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten gut – sowohl für Fahrer als auch fürs Rad. Schmankerl am Weg: der Sylvensteinspeicher mit seinem türkisblauen Wasser vor alpiner Kulisse.

Die Chiemgauer Alpen zwischen Rosenheim und Ruhpolding bieten ein besonders gut ausgebautes Netz an E-Bike-Ladestationen. Die Kampenwand-Runde ist ein Highlight dieser Gegend. Auf 45 Kilometern umrundest du einen der markantesten Berge des Chiemgaus. Der Weg führt durch typisch oberbayerische Landschaften mit saftigen Wiesen, versteckten Mooren und urigen Bergdörfern. Etwa auf halber Strecke wartet mit der Steinling-Alm eine traditionelle Einkehrmöglichkeit, wo der Kaiserschmarrn genau das Richtige ist, um die verbrauchten Kalorien wieder aufzufüllen.

Die Batteriereichweite kann bei E-Bike-Touren im Gebirge deutlich geringer ausfallen als im Flachland – je nach Unterstützungsstufe, Steigung und Gesamtgewicht. Ein wachsendes Netz an Ladestationen in Gasthäusern, Berghütten und Tourismusbüros macht die Planung aber zunehmend entspannter. Praktischer Tipp: Lege deine Mittagspause bewusst dort ein, wo du dein Rad an die Steckdose hängen kannst. Dann ist der Akku wieder fit, wenn du es auch bist.

Für Genussradler: Die schönsten Talwege der Region

Wer es lieber gemächlich angeht oder mit der ganzen Familie unterwegs ist, findet in den Tälern der Bayerischen Alpen perfekte Bedingungen. Der Bodensee-Königssee-Radweg durchquert auf seiner Gesamtstrecke mehrere Bundesländer, doch das bayerische Teilstück zwischen Immenstadt und Berchtesgaden ist besonders reizvoll. Fast durchgehend asphaltiert und nur mit moderaten Steigungen versehen, führt er durch die schönsten Ecken des Voralpenlandes. Besonders angenehm: Die Strecke verläuft überwiegend abseits stark befahrener Straßen und bietet zahlreiche Bademöglichkeiten an heißen Tagen.

Das Isartal zwischen Bad Tölz und Mittenwald bietet eine der landschaftlich reizvollsten Talrouten. Die Isar, noch ein wilder Gebirgsfluss mit kristallklarem Wasser, begleitet dich auf weiten Strecken. Die sogenannte "Isarradroute" ist gut ausgeschildert und überrascht immer wieder mit herrlichen Ausblicken auf die umgebenden Berggipfel. In den heißen Sommermonaten sorgt der kühlende Fluss für angenehmes Radklima. Und sapperlot, wie viele glasklare Badegumpen es hier gibt! An manchen Stellen lädt das türkisfarbene Wasser förmlich zum Reinspringen ein.

Sehr beliebt bei Familien ist auch der Tiroler Achensee-Radweg. Obwohl der namensgebende See bereits auf österreichischem Gebiet liegt, beginnt die Route im bayerischen Tegernsee. Von dort führt sie über moderate Steigungen zum höchstgelegenen großen Alpensee Tirols. Die gesamte Strecke ist hervorragend ausgebaut und gesichert. Unterwegs gibt's reichlich Spielplätze, Tiergehege und andere Attraktionen, die auch den jüngsten Radlern Abwechslung bieten.

Bei Genusstouren sollte der Weg das Ziel sein. Plane lieber etwas weniger Kilometer ein und lass dir Zeit für spontane Entdeckungen. Oft sind es die ungeplanten Stopps an einem plätschernden Bach oder einer versteckten Kapelle, die in Erinnerung bleiben. Und immer dran denken: Auch auf leichten Touren können Regenjacke und ein kleiner Proviant nicht schaden. Das Wetter in den Bergen kann schneller umschlagen, als man "Radlbremse" sagen kann.

Transalp-light: Mehrtagestouren durch die Bayerischen Alpen

Für all jene, die vom großen Alpencross träumen, aber noch nicht ganz so weit sind, bieten die Bayerischen Alpen perfekte Übungsmöglichkeiten. Die "Alpenüberquerung für Einsteiger" führt von Rosenheim über Bad Tölz und Garmisch-Partenkirchen bis nach Füssen. Auf etwa 250 Kilometern bekommst du einen Vorgeschmack auf das, was dich bei einer vollständigen Alpenüberquerung erwarten würde – nur eben in abgeschwächter Form. Die täglichen Etappen von 40 bis 60 Kilometern mit moderaten Höhenprofilen sind auch für durchschnittlich trainierte Radler gut zu bewältigen.

Die "Deutschlandroute" des internationalen Fernradwegs Via Alpina durchquert die Bayerischen Alpen auf einer landschaftlich überaus reizvollen Strecke von Oberstdorf bis Berchtesgaden. Diese Route erfordert mit ihren teils knackigen Anstiegen schon etwas mehr Kondition oder eben ein E-Bike. Der Lohn sind eindrucksvolle Bergpanoramen, idyllische Hochmoore und charmante Bergdörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Da glaubst du manchmal, du bist in einem Heimatfilm gelandet!

Für Bergfexe mit ordentlich Kondition hat die "Bayerische Alpentour" einiges zu bieten. Die anspruchsvolle Rundtour führt auf 450 Kilometern durch die schönsten Gebirgslandschaften zwischen Oberstdorf und Berchtesgaden. Mit über 8.000 Höhenmetern ist sie nichts für schwache Waden, belohnt aber mit einzigartigen Naturerlebnissen abseits ausgetretener Touristenpfade. Die Etappenplanung sollte an das eigene Leistungsniveau angepasst werden – zwischen fünf und zehn Tagen solltest du für die Gesamtstrecke einplanen.

Bei Mehrtagestouren ist die Unterkunftsplanung das A und O. In der Hochsaison sind viele Gasthäuser und Pensionen entlang der beliebten Routen ausgebucht. Frühzeitige Reservierung, idealerweise mehrere Wochen im Voraus, spart Stress und Enttäuschungen. Wer flexibel bleiben will, sollte ein leichtes Zelt im Gepäck haben – wobei wildes Campen in den Bayerischen Alpen offiziell nicht erlaubt ist. Auf ausgewiesenen Campingplätzen findest du aber immer ein Plätzchen.

Praktische Tipps für deinen Bike-Urlaub

Die Anreise mit der Bahn ist in den meisten Fällen problemlos möglich. Fast alle größeren Orte in den Bayerischen Alpen sind ans Schienennetz angebunden. Allerdings ist die Fahrradmitnahme in Regionalzügen während der Hauptsaison oft ein Geduldsspiel – reserviere deinen Stellplatz unbedingt frühzeitig. Alternativ bieten viele Orte mittlerweile hochwertige Leihräder an, sowohl konventionelle Modelle als auch E-Bikes. Die Preise bewegen sich je nach Saison zwischen 25 und 50 Euro pro Tag, wobei E-Bikes in der Regel etwa doppelt so teuer sind wie normale Räder.

Die Beschilderung der Radwege in den Bayerischen Alpen ist überwiegend gut, variiert aber je nach Region. Der ADFC-zertifizierte "Bodensee-Königssee-Radweg" ist beispielsweise durchgehend hervorragend ausgeschildert, während manche lokale Routen etwas mehr Orientierungssinn erfordern. Eine zuverlässige Offline-Navi-App oder klassische Radwanderkarten sind deshalb kein Fehlinvestment. Auch wenn du dich mal verfährst – manchmal führen gerade die Umwege zu den schönsten Flecken.

Zur Ausrüstung: In den Bergen kann das Wetter schneller umschlagen als ein Münchner sein erstes Bier leert. Eine leichte Regenjacke, Sonnenschutz und ausreichend Flüssigkeit sollten daher immer im Gepäck sein. Für E-Bike-Fahrer empfiehlt sich zudem ein Ersatzakku oder zumindest das Ladegerät. Viele Gasthäuser entlang der Routen bieten mittlerweile Lademöglichkeiten an – oft sogar kostenlos für ihre Gäste.

Die bayerische Gastfreundschaft ist legendär, und so findest du entlang der meisten Routen reichlich Einkehrmöglichkeiten. Von der einfachen Almhütte bis zum gehobenen Restaurant ist alles vertreten. Besonders authentisch sind die kleinen Familienbetriebe abseits der Hauptrouten, wo noch selbstgemachte Brotzeiten und regionaler Käse auf den Tisch kommen. Mein persönlicher Tipp: Probiere unbedingt die "Kaspressknödel" – eine deftige Spezialität aus Käse und Brot, die nach einem anstrengenden Radtag genau das Richtige ist.

Die beste Reisezeit für Radtouren in den Bayerischen Alpen erstreckt sich von Mai bis Oktober. Im Frühsommer leuchten die Almwiesen in satten Grüntönen, übersät mit bunten Blütenteppichen. Der Herbst verzaubert mit goldenen Lärchenwäldern und klarer Fernsicht. Mied dagegen lieber die Wochenenden und Ferienzeiten, wenn du Wert auf einsame Wege legst. Unter der Woche hast du selbst die populärsten Routen oft fast für dich allein.

Verantwortungsvolles Radfahren

Die Bayerischen Alpen sind ein ökologisch sensibles Gebiet. Als Radfahrer hinterlässt du zwar einen deutlich kleineren ökologischen Fußabdruck als motorisierte Verkehrsteilnehmer, dennoch gilt es, einige Grundregeln zu beachten. Verlasse markierte Wege nicht ohne triftigen Grund – besonders in Naturschutzgebieten kann dies empfindliche Strafen nach sich ziehen. Während der Dämmerung und nachts solltest du besondere Rücksicht auf nachtaktive Tiere nehmen oder besser gleich ganz auf Fahrten verzichten.

Müll hat in der Natur nichts verloren. Was du hochbringst, nimmst du auch wieder mit runter – eine simple Regel, die leider nicht alle befolgen. Besonders Energieriegel-Verpackungen und Getränkeflaschen finden sich immer wieder entlang beliebter Routen. Eine kleine Mülltüte im Rucksack belastet kaum, macht aber einen großen Unterschied.

Der Boom der E-Bikes hat nicht nur Vorteile gebracht. Manche Hüttenwirte klagen über "Massenaufläufe" an Orten, die früher nur für sportliche Radler erreichbar waren. Rücksichtnahme ist daher das A und O. Besonders auf schmalen Wegen gilt: Wanderer haben Vorrang, und die Geschwindigkeit sollte den Verhältnissen angepasst werden. Ein freundlicher Gruß kostet nichts, schafft aber eine positive Atmosphäre zwischen allen Naturnutzern.

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