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Baden mit Bergblick: Die schönsten Naturbadeseen in den Bayerischen Alpen

Im Sommer locken in Bayern Seen, die fast zu schön zum Schwimmen sind. Kristallklares Wasser trifft hier auf Gipfelpanoramen, die du so schnell nicht vergisst.

Bayern  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Die Vorstellung von den bayerischen Alpen kreist oft um steile Grate, sanfte Almwiesen und urige Hütten. Das stimmt natürlich. Doch wer hier im Sommer unterwegs ist, weiß, dass es ein Element gibt, das dem Bergpanorama eine ganz eigene Dimension verleiht: Wasser. Genauer gesagt, Seen. Seen, die so klar sind, dass du den Grund sehen kannst, selbst in beachtlicher Tiefe. Seen, die eingebettet liegen in diese gewaltige Kulisse aus Fels und Grün, und Seen, die im Hochsommer eine willkommene Abkühlung bieten, die ihresgleichen sucht. Es ist diese Kombination aus alpinem Flair und dem Gefühl von Weite, das sich über einer großen Wasserfläche ausbreitet, die das Baden in den bayerischen Bergseen zu etwas Besonderem macht.

Vergiss das Meer, zumindest für ein paar Tage. Hier oben, wo die Luft dünner und das Panorama weiter ist, findest du Badegewässer, die oft mit Karibik-Farben beworben werden – und manchmal kommt das der Realität erstaunlich nahe, zumindest wenn die Sonne im richtigen Winkel steht und das Wasser ruhig ist. Aber es geht nicht nur um die Farbe. Es geht um das Gefühl, nach einer Wanderung oder einfach an einem heißen Tag ins kühle Nass zu gleiten und dabei direkt auf Zugspitze, Herzogstand oder die Ammergauer Alpen zu blicken. Das ist eine Qualität, die städtische Freibäder oder flachere Seen nur selten bieten können.

Die Großen Drei: Walchensee, Eibsee, Alpsee

Spricht man über die ikonischen Bergseen Bayerns, fallen schnell drei Namen: Walchensee, Eibsee und Alpsee bei Füssen. Jeder für sich hat seinen eigenen Charakter, seine eigenen Besonderheiten, aber alle teilen diese spektakuläre Lage und die oft beeindruckende Wasserqualität. Sie sind die Stars, die jeder kennt, aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen, um das Beste aus einem Besuch herauszuholen.

Walchensee – Das türkise Herz des Oberlands

Der Walchensee ist einer dieser Seen, die man einmal gesehen haben muss. Seine Farbe – ein intensives Türkis oder Smaragdgrün, je nach Lichteinfall und Tiefe – hat ihm den Spitznamen "Bayerische Karibik" eingebracht. Das mag ein bisschen hochgegriffen klingen, aber an einem sonnigen Tag, wenn du am Ufer stehst und über das klare Wasser auf die bewaldeten Hänge und den Jochberg schaust, verstehst du, was gemeint ist. Der See ist einer der größten Alpenseen Deutschlands und mit bis zu 190 Metern Tiefe auch einer der tiefsten. Diese Tiefe ist es, die maßgeblich für seine Farbe verantwortlich ist.

Das Ufer des Walchensees ist weitgehend naturbelassen. Große Strandbäder mit Rutschen und Pommesbuden suchst du hier eher vergeblich. Stattdessen findest du unzählige kleine Buchten, steinige Abschnitte und bewaldete Uferpassagen. Zugang zum Wasser ist oft über Pfade möglich, die vom Uferweg abzweigen. Besonders beliebte Stellen sind entlang der Bundesstraße B11 auf der Ostseite (Richtung Urfeld) oder auf der Westseite rund um Sachenbach und die Halbinsel Einsiedel. An der Einsiedelspitze, dem nördlichsten Punkt der Halbinsel, hast du eine fantastische Rundumsicht. Hier kann es im Sommer aber auch ziemlich voll werden.

Schwimmen im Walchensee ist ein Erlebnis. Das Wasser ist klar und – typisch für einen Bergsee – auch im Hochsommer erfrischend. Temperaturen um die 20-22 Grad sind realistisch, es kann aber auch kühler sein, besonders nach kälteren Perioden. Für Wassersportler ist der Walchensee ebenfalls ein Hotspot, besonders für Windsurfer und Kitesurfer. Der sogenannte "Walchensee-Wind" ist berühmt-berüchtigt und bietet oft ideale Bedingungen. Wenn du lieber paddelst, kannst du SUPs oder Kajaks mieten und die Buchten vom Wasser aus erkunden. Stell dir vor, du treibst auf deinem Board und unter dir siehst du, wie sich der Seegrund langsam in die Tiefe verliert, während über dir die Gipfel stehen.

Praktisch zu wissen: Die Parkplatzsituation am Walchensee, besonders an schönen Wochenenden, ist legendär schwierig. Früh da sein ist Pflicht, oder du planst die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Busverbindungen gibt es, aber die sind auch nicht immer leer). Die Parkplätze sind meist kostenpflichtig, manchmal nur mit Münzen bezahlbar. Plan also ein bisschen Kleingeld ein. Die Infrastruktur am Ufer ist minimalistisch, was zum Charme beiträgt, aber bedeutet, dass du Verpflegung und alles, was du brauchst, selbst mitbringen solltest. Und klar, nimm deinen Müll wieder mit. Der Walchensee ist ein Naturjuwel, und das soll so bleiben.

Eibsee – Das Postkartenmotiv am Fuße der Zugspitze

Der Eibsee. Der Name allein lässt Bilder im Kopf entstehen: die kleine Inseln, das smaragdgrüne Wasser und dahinter, majestätisch thronend, die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg. Dieser See liegt auf etwa 1000 Metern Höhe und ist wohl einer der meistfotografierten Orte Bayerns. Und das zu Recht. Die Szenerie ist einfach atemberaubend.

Der Eibsee ist nicht so groß wie der Walchensee, aber seine Schönheit ist kompakter, intensiver. Charakteristisch sind die acht kleinen Inseln im nordwestlichen Teil, die dem See etwas Verwunschenes geben. Das Wasser ist, ähnlich wie am Walchensee, außergewöhnlich klar, die Farben variieren von hellem Türkis über sattes Smaragdgrün bis zu tiefem Blau. Rund um den See führt ein etwa 7,5 Kilometer langer Wanderweg, der immer wieder tolle Ausblicke bietet und an vielen Stellen Zugang zum Wasser ermöglicht.

Baden im Eibsee ist, mit Verlaub, ein Genuss für die Augen und die Seele. Ins Wasser zu gehen, während du direkt auf die Felswände der Zugspitze blickst, hat schon was Besonderes. Die Wassertemperatur ist vergleichbar mit der des Walchensees – erfrischend. Es gibt einige ausgewiesene Badebereiche, aber du findest auch abseits des Hauptstrandes immer wieder kleine Stellen, an denen du ins Wasser gehen kannst. Die Inseln sind meist nicht öffentlich zugänglich, aber viele Besucher mieten Ruderboote, Tretboote oder SUPs, um über den See zu gleiten und die Perspektive vom Wasser aus zu erleben. Aus dieser Position wirken die Inseln noch mal anders, und die Zugspitze ragt noch eindrucksvoller empor.

Der Eibsee ist leicht von Garmisch-Partenkirchen aus zu erreichen und liegt direkt neben der Talstation der Eibsee-Seilbahn, die zur Zugspitze führt. Das macht ihn natürlich extrem beliebt und frequentiert. Besonders im Sommer und an Wochenenden ist hier viel los. Die Parkplätze sind zahlreich, aber auch teuer und oft schon früh belegt. Es gibt Hotels und Restaurants direkt am See, was für Komfort sorgt, aber auch zur touristischen Atmosphäre beiträgt. Wer es ruhiger mag, muss entweder sehr früh kommen, spät bleiben oder sich vom Hauptbereich entfernen und hoffen, ein einsameres Plätzchen am Uferweg zu finden. Trotz der vielen Besucher verliert der See seine Magie nicht ganz, solange du bereit bist, den Trubel in Kauf zu nehmen oder geschickt auszuweichen.

Alpsee – Der königliche Badesee bei Füssen

Ein weiterer See, der mit einer berühmten Kulisse aufwartet, ist der Alpsee bei Füssen. Er liegt eingebettet in die Ammergauer Alpen, umgeben von bewaldeten Hängen, und im Hintergrund thronen sie: die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Dieser See strahlt eine etwas andere Atmosphäre aus als Walchensee oder Eibsee – vielleicht ein bisschen märchenhafter, romantischer, passend zur Umgebung.

Der Alpsee ist kleiner und weniger tief als die anderen beiden prominenten Seen, was dazu führen kann, dass sein Wasser im Hochsommer etwas wärmer ist. Auch die Farbe ist oft ein tiefes Blau oder Grün, nicht ganz so spektakulär Türkis wie am Walchensee, aber immer noch sehr klar. Seine Hauptattraktion ist zweifellos die Lage unterhalb der Schlösser. Vom Ufer aus oder beim Schwimmen hast du diesen einzigartigen Blick auf Neuschwanstein, das sich über den Bäumen erhebt. Das ist schon ein besonderes Gefühl, hier ins Wasser zu gehen.

Der See ist von einem gut ausgebauten Wanderweg umrundet (etwa 5 km), der ebenfalls schöne Blicke bietet. Baden ist am Alpsee gut möglich, besonders am Alpseebad, einem Strandbad am Südufer. Hier gibt es Liegewiesen, Umkleiden und einen Badesteg. Aber auch entlang des Uferwegs findest du Stellen, von denen du ins Wasser gehen kannst. Es ist vielleicht nicht ganz so wild und naturbelassen wie an manchen Ecken des Walchensees, aber dafür leichter zugänglich und mit einer besseren Infrastruktur, wenn du ein richtiges Bad suchst.

Auch am Alpsee ist die Parkplatzsituation durch die Nähe zu den Königsschlössern geprägt. Es gibt große, gebührenpflichtige Parkplätze, die aber ebenfalls sehr frequentiert sind. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hohenschwangau und dann ein kurzer Spaziergang zum See ist eine Alternative. Der Alpsee zieht viele Tagestouristen an, die nach dem Schlossbesuch eine Abkühlung suchen, aber er wirkt oft nicht ganz so überlaufen wie der Eibsee, vielleicht weil er nicht direkt an der Zugspitzbahn liegt, sondern eher ein "Bonus" zum Schlossbesuch ist.

Mehr als nur die Großen: Andere Alpenperlen

Die bayerischen Alpen haben natürlich noch mehr zu bieten als nur diese drei berühmten Seen. Wenn du bereit bist, etwas abseits der ausgetretenen Pfade zu suchen oder einfach eine andere Art von Seenlandschaft erleben möchtest, gibt es Alternativen. Der Sylvensteinsee zum Beispiel, ein großer Stausee im Isarwinkel. Er mag künstlich sein, aber die weitläufigen, oft kiefernbewaldeten Ufer und der Blick auf die umliegenden Berge haben ihren ganz eigenen Reiz. Er ist oft weniger überlaufen als die Hotspots, bietet viel Platz am Ufer und das Wasser ist ebenfalls klar und sauber.

Oder der Staffelsee bei Murnau. Zwar nicht so hochalpin gelegen, aber mit seinen vielen Inseln und dem Moorrand hat er einen ganz besonderen Charme. Auch hier gibt es schöne Badestellen und tolle Blicke auf die ferneren Berge. Er ist wärmer als die hochalpinen Seen und ideal für einen entspannten Badetag.

Der Spitzingsee, einer der höchstgelegenen Seen Deutschlands, bietet eine spektakuläre Bergkulisse direkt am Ufer. Das Wasser ist hier oben fast immer sehr frisch, aber das Gefühl, in dieser Höhe zu baden, ist einzigartig.

Was du wissen solltest: Praktische Tipps fürs Bergseebaden

Ein paar Dinge solltest du im Hinterkopf behalten, wenn du planst, in einem bayerischen Bergsee schwimmen zu gehen.

Erstens: Das Wasser ist kalt, oder sagen wir besser, erfrischend. Auch im Hochsommer steigt die Temperatur selten über 22 Grad, oft liegt sie eher um die 18-20 Grad. Für eine kurze Abkühlung perfekt, für lange Schwimmzüge braucht man schon etwas Überwindung oder einen Neoprenanzug.

Zweitens: Das Wetter in den Bergen kann schnell umschlagen. Sonnenschein am Morgen bedeutet nicht unbedingt Sonnenschein am Nachmittag. Ein Gewitter kann schnell aufziehen. Halte die Wettervorhersage im Auge und sei bereit, bei Bedarf das Wasser oder das Ufer zu verlassen.

Drittens: Sicherheit geht vor. Viele Ufer sind steinig oder fallen schnell ab. Wenn du mit Kindern unterwegs bist oder unsicherer Schwimmer bist, bleib an ausgewiesenen Badestellen. Achte auf Boote oder Surfer.

Viertens: Die Natur ist hier Gast. Hinterlasse keinen Müll, benutze Toiletten, wo vorhanden, und verhalte dich rücksichtsvoll. Die Schönheit dieser Seen hängt davon ab, wie gut wir auf sie aufpassen. Das gilt besonders für die oft empfindlichen Uferbereiche.

Fünftens: Planung ist oft hilfreich, besonders an den Hotspots. Überlege dir, wann du fahren möchtest (unter der Woche ist es ruhiger), wie du anreist und wo du parken kannst. Manchmal sind kleinere, weniger bekannte Zugänge schöner, erfordern aber vielleicht einen längeren Fußweg.

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