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Gipfelglück per Drahtseil: Die schönsten Bergbahnen in den Bayerischen Alpen

Lass den Schweiß im Tal. In den bayerischen Alpen erreichst du fantastische Panoramen oft ganz bequem. Steig ein und lass dich in die Höhe gondeln.

Bayern  |  Natur & Aktivitäten
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Zwischenablage

Wer die Gipfel Bayerns erleben will, muss nicht zwingend ein versierter Bergsteiger sein. Oft reicht ein Ticket für die Seilbahn. Diese Bahnen sind mehr als nur ein Transportmittel; sie sind quasi fliegende Aussichtsplattformen, die dir Blicke eröffnen, die sich vom Tal aus gar nicht erschließen. Eine Fahrt mit einer der großen Bergbahnen in den bayerischen Alpen ist ein Erlebnis für sich, das die Anstrengung des Aufstiegs auf null reduziert und das Panorama in den Vordergrund rückt.

Hier werfen wir einen Blick auf einige der bemerkenswertesten dieser technischen Meisterwerke und die Gipfelwelten, die sie dir zugänglich machen.

Die Zugspitze: Bayerns Dach über den Wolken

Klar, die Zugspitze muss an erster Stelle stehen. Mit 2.962 Metern ist sie der höchste Punkt Deutschlands, ein Ziel, das viele Besucher in die Garmischer Region lockt. Das Faszinierende daran ist, dass es gleich mehrere Wege gibt, ganz komfortabel nach oben zu gelangen. Der bekannteste und aus touristischer Sicht wohl spektakulärste ist die Eibsee-Seilbahn. Ihre Talstation liegt direkt am wunderschönen Eibsee bei Grainau.

Die Fahrt mit der Eibsee-Seilbahn ist beeindruckend, ja fast schon überwältigend. In nur etwa zehn Minuten überwindet sie eine schwindelerregende Höhe von über 1.900 Metern. Das ist Weltrekord für die höchste Höhendifferenz, die eine Pendelbahn auf einer Sektion zurücklegt. Auch die mit 127 Metern höchste Stahlbaustütze für eine Pendelbahn steht hier. Während die Kabine ruhig nach oben schwebt, siehst du den Eibsee unter dir immer kleiner werden, seine tiefgrünen und türkisen Farbtöne leuchten intensiv im Sonnenlicht. Später ziehen steile Felswände und Grate vorbei, es pfeift der Wind leise an der Kabine, und du beginnst zu realisieren, wie gewaltig diese Bergwelt ist. Manchmal hängt Nebel in den Flanken, was der Szenerie eine mystische Note verleiht, manchmal ist die Sicht glasklar, und du siehst gefühlt bis nach Italien.

Oben auf dem Gipfel erwartet dich das volle Programm: Eine riesige Aussichtsplattform, von der aus du bei gutem Wetter einen Rundumblick über Hunderte von Alpengipfeln in vier Ländern hast. Das ist ein Blick, der einen kurz innehalten lässt. Es gibt Gastronomie, Souvenirshops, und natürlich das berühmte Gipfelkreuz, zu dem man über einen kurzen, mit Drahtseilen gesicherten Steig gelangt – nichts Wildes, aber ein Muss für das obligatorische Foto. Auch das historische Münchner Haus, eine bewirtschaftete Hütte direkt am Gipfel, ist dort oben zu finden. Ein weiteres Highlight ist der Blick auf den Zugspitzplatt, Deutschlands einziges Gletschergebiet (auch wenn der Gletscher stetig schrumpft).

Eine Alternative zur Eibsee-Seilbahn ist die Fahrt mit der Zahnradbahn von Garmisch-Partenkirchen oder Grainau bis zum Zugspitzplatt und von dort weiter mit der kleinen Gletscherbahn hinauf zum eigentlichen Gipfel. Die Zahnradbahnfahrt ist deutlich langsamer, führt teilweise durch Tunnel und bietet eine ganz andere Perspektive auf das Massiv. Oft lohnt es sich, eine Rundtour zu machen: mit der Zahnradbahn rauf zum Platt, mit der Gletscherbahn zum Gipfel und mit der Eibsee-Seilbahn wieder runter zum Eibsee.

Praktischer Tipp: Die Zugspitze ist beliebt und teuer. Ein Ticket schlägt ordentlich zu Buche, rechne mal mit 60 Euro und mehr pro Person für eine Berg- und Talfahrt. Früh am Morgen ist oft die beste Zeit, um den größten Andrang zu vermeiden und die beste Sicht zu erwischen, bevor sich Quellwolken bilden. Und unterschätze das Wetter nicht – oben ist es fast immer deutlich kälter und windiger als unten im Tal. Selbst im Hochsommer brauchst du eine warme Jacke und Mütze.

Der Jenner: Königssee-Panorama neu aufgelegt

Der Jenner bei Berchtesgaden war schon immer bekannt für seinen fantastischen Blick auf den Königssee und den Watzmann. Die alte Jennerbahn, eine urige Gondelbahn, hatte ihren Charme, war aber in die Jahre gekommen. Vor ein paar Jahren wurde sie komplett neu gebaut, und jetzt schwebt man in modernen, geräumigen 10er-Gondeln in zwei Sektionen nach oben.

Die Fahrt ist ruhig und bietet schon bald die ersten Ausblicke auf die Berchtesgadener Bergwelt. Je höher du kommst, desto besser wird der Blick auf das Juwel der Region: den Königssee. Er liegt tief unten, eingebettet zwischen den steilen Flanken von Watzmann und Jenner. Von der Bergstation aus (die übrigens sehr schick geworden ist, mit Panorama-Restaurant) ist es nur ein kurzer, gut ausgebauter Weg hinüber zum eigentlichen Gipfelkreuz des Jenners. Dieser Spaziergang dauert nur wenige Minuten, und der Blick von dort auf den fjordähnlichen See, St. Bartholomä und die umliegenden Gipfel ist schlichtweg atemberaubend. Du siehst die Schiffe auf dem See als winzige Punkte und kannst dir vorstellen, wie es sich anfühlt, dort unten unterwegs zu sein.

Die neue Jennerbahn hat auch eine Mittelstation, die neue Möglichkeiten eröffnet. Von hier aus starten verschiedene Wanderwege, darunter der beliebte Panoramaweg, der relativ eben verläuft und tolle Ausblicke bietet, oder anspruchsvollere Touren weiter in die Berchtesgadener Alpen hinein. Die Mittelstation hat ebenfalls eine Gaststätte und ist ein guter Ausgangspunkt, wenn man nicht ganz bis zum Gipfel will oder von dort eine Wanderung plant.

Der Jenner ist eine tolle Option, wenn du in der Region Berchtesgaden bist. Er ist leicht vom Parkplatz am Königssee aus zu erreichen (oder sogar zu Fuß vom Ort Königssee). Die Fahrt ist entspannt, die neue Infrastruktur top, und das Königssee-Panorama allein ist den Preis wert. Es ist oft weniger überlaufen als die Zugspitze, bietet aber ein ähnlich spektakuläres Alpenbild.

Der Wendelstein: Ein Veteran mit Weitblick

Der Wendelstein ist in vielerlei Hinsicht besonders. Er ist nicht nur ein markanter Berg im Voralpenland, sondern auch die Heimat der ältesten Bergbahn Bayerns, einer Zahnradbahn, die bereits 1912 in Betrieb genommen wurde. Daneben gibt es aber auch eine Seilbahn, die vom Ort Bayrischzell auf den Gipfel führt. Beide Bahnen bieten unterschiedliche Erlebnisse.

Die Zahnradbahn, die von Brannenburg am Inntal startet, ist eine Zeitreise. Sie knattert gemächlich über Viadukte und durch Tunnels, überwindet dabei fast 1.000 Höhenmeter. Die Fahrt dauert fast eine Stunde und erlaubt es dir, die Landschaft in Ruhe aufzunehmen. Die Seilbahn von Bayrischzell ist da deutlich zügiger unterwegs, sie braucht nur sieben Minuten für die 932 Höhenmeter.

Oben auf dem Wendelstein (1.838 m) erwartet dich nicht nur ein schönes Panorama, sondern auch eine ganze Reihe von Kuriositäten. Da ist zum Beispiel die Wendelstein-Kapelle, die 1890 eingeweiht wurde und die höchstgelegene Kirche Deutschlands ist. Ein paar Schritte weiter findest du das Observatorium, das früher für Sonnenforschung genutzt wurde. Und wer noch nicht genug hat, kann durch die Schauhöhle gehen, ein kleines Höhlensystem nahe des Gipfels.

Der Blick vom Wendelstein ist anders als der der höheren Gipfel. Er reicht weit über das flache Voralpenland hinaus. An klaren Tagen siehst du den Chiemsee glitzern und die Konturen Münchens am Horizont. Auf der anderen Seite erheben sich die schroffen Zacken des Kaisergebirges und andere alpine Gipfel. Es ist ein Blick, der die Übergangszone zwischen Berg und Flachland schön zeigt.

Der Wendelstein ist oft eine gute Wahl, wenn die ganz hohen Berge im Nebel stecken oder das Wetter unsicher ist. Da er nicht ganz so hoch ist, sind die Bedingungen oben oft stabiler. Eine Rundtour, zum Beispiel mit der Zahnradbahn hoch und der Seilbahn runter (oder umgekehrt), ist eine tolle Möglichkeit, beide Bahnen kennenzulernen. Er ist gut mit dem Auto oder der Bahn erreichbar und bietet eine interessante Mischung aus Technikgeschichte und Naturerlebnis.

Das Nebelhorn: Allgäuer Gipfel-Show

Im Herzen des Allgäus, oberhalb von Oberstdorf, thront das Nebelhorn (2.224 m). Die Nebelhornbahn bringt dich ebenfalls in mehreren Sektionen ganz bequem nach oben. Auch hier gab es in den letzten Jahren Modernisierungen, und die Bahnen sind komfortabel und bieten gute Sicht während der Fahrt.

Von der Bergstation am Gipfel hast du einen grandiosen 360-Grad-Blick über ein Meer von Berggipfeln. Du siehst die berühmten Allgäuer Gipfel, blickst hinüber nach Österreich und auf die schroffe Kette des Hindelanger Klettersteigs, der vom Nebelhorn startet (und nur etwas für erfahrene Bergsteiger ist). Der Blick ins Tal auf Oberstdorf ist ebenfalls beeindruckend, die Häuser sehen aus wie Spielzeugmodelle.

Ein besonderes Highlight am Nebelhorn ist der sogenannte Nordwandsteig. Das ist ein gesicherter Panoramasteig, der teilweise entlang der senkrecht abfallenden Nordwand verläuft. Nichts für Leute mit Höhenangst, aber die Perspektiven, die sich hier eröffnen, sind schon besonders. Es ist eine Mischung aus kurzem Spaziergang und Adrenalinkick mit fantastischer Aussicht.

An der Bergstation gibt es natürlich Gastronomie, und vom Gipfelkreuz, das nur wenige Meter entfernt liegt, ist der Rundblick unvergleichlich. Auch von der Mittelstation, der Station Höfatsblick, kannst du schöne, meist weniger anstrengende Wanderungen unternehmen oder einfach auf der Terrasse sitzen und die Aussicht genießen.

Die Nebelhornbahn ist leicht von Oberstdorf aus zu erreichen, du kannst sogar vom Ortszentrum dorthin laufen. Sie ist ein guter Ausgangspunkt für verschiedene Aktivitäten, vom gemütlichen Panoramablick bis hin zu anspruchsvollen Bergtouren. Wie überall in den Alpen ist das Wetter auch hier entscheidend. "Nebelhorn" macht seinem Namen manchmal alle Ehre.

Alpspitzbahn & Kreuzeckbahn: Garmischs lokale Gipfel

Neben der übermächtigen Zugspitze gibt es in der Garmisch-Partenkirchener Region noch weitere tolle Bergbahnen, die oft eine entspanntere Alternative bieten, aber ebenfalls fantastische Ausblicke liefern. Die Alpspitzbahn und die Kreuzeckbahn, die beide von Grainau/Hammersbach starten, sind hier zu nennen. Sie lassen sich gut miteinander kombinieren, oft als Panoramarundfahrt.

Die Alpspitzbahn führt dich hinauf in die Nähe der markanten Alpspitze, dieser eleganten Felspyramide. Von der Bergstation aus bist du ganz nah dran an diesem Berg. Das Highlight hier ist das sogenannte AlpspiX, eine Aussichtsplattform in Form eines überkreuzten X, das über den Abgrund ragt. Es ist ein bisschen ein Spektakel und bietet spektakuläre Tiefblicke und einen tollen Blick auf die Alpspitze selbst und die umliegenden Felsformationen. Es fühlt sich schon ein bisschen komisch an, auf diesen Metallstegen über dem Nichts zu stehen.

Von der Bergstation der Alpspitzbahn oder der Kreuzeckbahn (die ein Stück weiter östlich liegt) kannst du auch schöne Wanderungen unternehmen. Beliebt ist zum Beispiel der Panoramaweg zwischen den beiden Bergstationen, der relativ einfach zu gehen ist und immer wieder neue Blicke auf die umliegenden Berge und ins Tal freigibt. Auch die Kreuzeckbahn bietet schöne Ausblicke und ist Ausgangspunkt für Wanderungen, unter anderem zur nahegelegenen Hochalm.

Diese Bahnen sind oft weniger überlaufen als die Zugspitze selbst und bieten doch ein erstklassiges Bergerlebnis. Sie sind ideal, wenn du nicht das ganz hohe, aber ein sehr schönes Panorama suchst, oder wenn du wandern möchtest, ohne die komplette Strecke vom Tal aus hochlaufen zu müssen. Die Kombination der beiden Bahnen ermöglicht eine schöne Halbtages- oder Tagestour.

Praktische Tipps für deine Seilbahnfahrt

Egal welche Bahn du wählst, ein paar Dinge solltest du beachten. Erstens: Das Wetter ist das A und O. Oben kann es komplett anders sein als unten. Check unbedingt die Vorhersage und, falls verfügbar, Webcams vom Gipfel, bevor du losfährst. Nebel oder Sturm machen die teure Fahrt schnell enttäuschend.

Zweitens: Kleidung im Zwiebelprinzip. Selbst im Sommer kann es auf 2.000 Metern oder höher ordentlich frisch und windig werden. Eine leichte Daunenjacke oder Windstopper gehören ins Gepäck, genauso wie eine Mütze und Handschuhe, wenn du empfindlich bist. Feste Schuhe sind immer ratsam, auch wenn du nur kurz aus der Station trittst.

Drittens: Die Preise. Bergbahnen sind keine Schnäppchen, der Bau und Betrieb in diesem Gelände ist extrem aufwendig. Rechne mit Kosten, die höher sind als ein Kinobesuch, oft eher im Bereich eines guten Restaurantessens. Online-Tickets sparen manchmal Zeit am Schalter, selten aber viel Geld.

Viertens: Die Massen. Besonders an Wochenenden, Feiertagen oder bei Kaiserwetter sind die beliebten Bahnen oft stark frequentiert. Früh aufstehen lohnt sich, um dem größten Andrang zu entgehen. Später Nachmittag kann auch eine Option sein, dann hast du vielleicht noch schönes Abendlicht.

Fünftens: Sonnenschutz. Die Sonne ist in der Höhe viel intensiver. Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnenbrille und Kopfbedeckung sind Pflicht, selbst wenn es bewölkt ist.

Mit diesen Tipps im Hinterkopf bist du gut gerüstet für dein Seilbahn-Abenteuer in den bayerischen Alpen. Jede dieser Bahnen bietet einen einzigartigen Blick auf die faszinierende Bergwelt und ermöglicht es dir, ohne schweißtreibenden Aufstieg das Gefühl des Gipfelglücks zu erleben.

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