Gleich vorweg: Einfach ist es nicht mit den Regeln für Hunde in Südtirol. Die Provinz hat ihre eigenen Bestimmungen, die sich teils deutlich von anderen Alpenregionen unterscheiden. Grundsätzlich herrscht in Südtirol Leinenpflicht – und zwar überall dort, wo Menschen unterwegs sind. Das bedeutet konkret: auf Wanderwegen, in Ortschaften, auf Almweiden und in der Nähe von Wildtieren.
Besonders streng wird's in den Naturparks. Hier sind Hunde oft ganz verboten oder dürfen nur auf ausgewiesenen Wegen mitgeführt werden. Der Nationalpark Stilfserjoch etwa erlaubt Hunde nur auf wenigen Routen, und dann ausschließlich angeleint. Im Naturpark Schlern-Rosengarten sieht's ähnlich aus – hier sind die Regeln sogar noch restriktiver.
Spannend ist dabei, dass viele Almbesitzer zusätzliche Einschränkungen verhängen können. Steht an der Almhütte ein Schild "Hunde verboten", dann gilt das – auch wenn der Wanderweg bis dorthin erlaubt war. Manche Almbauern haben schlechte Erfahrungen mit freilaufenden Hunden gemacht, die das Weidevieh störten.
Timing ist alles: Wann Hunde draußen bleiben müssen
Die Brut- und Setzzeit von Mai bis Juli macht vielen Hundebesitzern einen Strich durch die Rechnung. In dieser Zeit sind die Beschränkungen noch schärfer, da Wildtiere besonders empfindlich auf Störungen reagieren. Selbst die Witterung des Hundes kann ausreichen, um Rehkitze oder Vogelgelege zu gefährden.
Interessant wird's bei den Almweiden: Sobald das Vieh auf die Berge getrieben wird – meist Ende Mai, Anfang Juni – sind viele Bereiche für Hunde tabu. Die Kühe reagieren oft aggressiv auf fremde Tiere, und ein erschrecktes Rind kann durchaus gefährlich werden. Das haben schon etliche Wanderer am eigenen Leib erfahren müssen.
Während der Jagdsaison von September bis Dezember kommen weitere Einschränkungen dazu. Dann sind viele Waldwege für Hunde gesperrt, da die Gefahr von Verwechslungen mit Wildtieren besteht. Manch ein Jäger hat schon nervöse Momente erlebt, wenn plötzlich ein brauner Schatten zwischen den Bäumen auftauchte.
Hundefreundliche Routen im Überblick
Trotz aller Beschränkungen gibt's in Südtirol durchaus schöne Touren mit dem Vierbeiner. Der Keschtnweg bei Völlan etwa ist ein Klassiker – hier können Hunde entspannt mitlaufen, solange sie angeleint bleiben. Die Route führt durch Kastanienhaine und bietet herrliche Ausblicke auf das Etschtal. Auch für weniger trainierte Hunde geeignet, da die Steigungen moderat ausfallen.
Rund um den Kalterer See lässt sich ebenfalls gut mit Hund wandeln. Die Seeumrundung dauert etwa zwei Stunden und bietet regelmäßig Gelegenheiten zum Trinken – sowohl für Zwei- als auch Vierbeiner. Allerdings kann's im Sommer hier ziemlich voll werden, was nicht jedem Hund behagt.
Wer höher hinaus will, findet im Vinschgau einige hundetaugliche Routen. Der Kulturweg Laas beispielsweise kombiniert Naturerlebnis mit historischen Sehenswürdigkeiten. Die Wege sind breit und gut befestigt – ideal für Hunde, die auf steinigen Pfaden Probleme haben. Nur bei den Marmorskulpturen sollte man aufpassen, dass der Vierbeiner nicht sein Bein hebt.
Im Pustertal hat sich der Drauradweg als hundefreundlich erwiesen. Zwar ist's eigentlich ein Radweg, aber Fußgänger mit Hunden sind willkommen. Die flache Strecke eignet sich besonders für ältere Hunde oder solche mit Gelenkproblemen. Unterwegs gibt's genügend Rastplätze und Wasserstellen.
Praktische Tipps für den Wandertag
Die richtige Vorbereitung macht den Unterschied zwischen einem gelungenen und einem stressigen Wandertag. Das fängt schon bei der Leine an: Eine ausziehbare Flexi-Leine ist in den Bergen oft unpraktisch, da sie sich leicht in Wurzeln oder Steinen verheddert. Besser ist eine klassische Führleine von zwei bis drei Metern Länge.
Wasser für den Hund wird oft vergessen, dabei ist's genauso wichtig wie für den Menschen. Nicht überall gibt's Bäche oder Brunnen, und das Wasser aus Bergseen kann manchmal zu kalt sein. Ein faltbarer Napf spart Platz im Rucksack und wiegt fast nichts.
Bei den Pfoten sollte man vor der Tour einen kritischen Blick riskieren. Sind die Krallen zu lang oder die Ballen verletzt, wird's auf steinigen Wegen schnell schmerzhaft. Manche Hundebesitzer schwören auf Pfotenschutz, aber die meisten Vierbeiner brauchen Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
Die Kondition des Hundes wird oft überschätzt. Ein Spaziergang im Park ist was anderes als eine mehrstündige Bergtour. Lieber mit kürzeren Runden anfangen und das Pensum langsam steigern. Besonders im Sommer können die heißen Steinplatten den Pfoten zusetzen – ein Grund mehr, früh am Morgen oder am späten Nachmittag zu starten.
Begegnungen mit Wildtieren und Nutztieren
Wenn's im Gebüsch raschelt, ist Vorsicht angesagt. Südtirols Wälder beherbergen nicht nur Rehe und Hirsche, sondern auch Murmeltiere, die lautstark auf Eindringlinge reagieren. Mancher Hund wird davon so aufgeregt, dass er kaum zu halten ist. In solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig ein guter Grundgehorsam ist.
Komplizierter wird's bei Begegnungen mit Kühen. Die Tiere sind meist friedlich, können aber bei Stress unberechenbar reagieren. Besonders Mutterkühe mit Kälbern sollte man mit Hund großräumig umgehen. Falls sich eine Kuh bedrohlich nähert, den Hund unbedingt ableinen – ein freilaufender Hund kann sich besser in Sicherheit bringen als ein angeleineter.
Schafe sind da entspannter, aber auch hier kann's Probleme geben. Herdenschutzhunde wie die großen weißen Maremmen-Abruzzen-Schäferhunde verstehen keinen Spaß, wenn fremde Hunde ihrer Herde zu nahe kommen. Diese Begegnungen können schnell eskalieren, daher ist Abstand halten die beste Strategie.
Übrigens: Auch andere Wanderer mit Hunden können zur Herausforderung werden. Nicht jeder Vierbeiner ist sozial verträglich, und auf schmalen Bergpfaden lassen sich Begegnungen schwer vermeiden. Ein freundliches "Ist Ihr Hund verträglich?" kann helfen, unangenehme Situationen zu entschärfen.
Ausrüstung und Sicherheit
Neben der obligatorischen Leine gehört ein Erste-Hilfe-Set für den Hund in jeden Wanderrucksack. Verletzte Pfoten sind der Klassiker, aber auch Schnitte oder Insektenstiche kommen vor. Selbstklebende Bandagen sind leicht und nehmen wenig Platz weg – haben aber schon so manchen Wandertag gerettet.
Ein Maulkorb mag übertrieben erscheinen, ist aber in manchen Situationen Gold wert. Wenn der Hund sich verletzt hat und Schmerzen leidet, kann selbst der friedlichste Vierbeiner schnappen. Moderne Maulkörbe sind leicht und lassen dem Hund trotzdem das Hecheln zu.
GPS-Tracker werden immer beliebter, besonders bei jagdlich ambitionierten Hunden. Die kleinen Geräte am Halsband können im Notfall Leben retten – vorausgesetzt, es gibt Handyempfang. In den entlegenen Tälern Südtirols ist das aber nicht immer gewährleistet.
Reflexwesten oder LED-Halsbänder machen Sinn, wenn man in der Dämmerstunde unterwegs ist. Besonders in der Jagdsaison sollte man auf Nummer sicher gehen – ein orangefarbener Hund wird sicher nicht mit einem Hirsch verwechselt.
Einkehr mit Vierbeiner
Nach einer anstrengenden Tour ist eine Einkehr das Schönste – aber nicht jede Hütte heißt Hunde willkommen. Viele Almgasthöfe haben Hygienevorschriften zu beachten und lassen Vierbeiner nur auf der Terrasse zu. Das ist besonders im Winter unpraktisch, wenn drinnen geheizt wird.
Manche Hüttenwirte haben aber ein Herz für Tiere und stellen einen Wassernapf bereit. Fragen kostet nichts, und oft sind die Südtiroler Gastgeber hilfsbereiter als erwartet. Ein gut erzogener Hund, der ruhig neben dem Tisch liegt, wird meist geduldet – auch wenn's offiziell nicht erlaubt ist.
In Städten wie Bozen oder Meran sind die Regeln lockerer. Viele Cafés erlauben Hunde im Außenbereich, und manche sogar drinnen. Die Südtiroler sind generell hundefreundlich, solange sich die Vierbeiner benehmen.
Besondere Herausforderungen im Hochgebirge
Wer mit seinem Hund richtig hoch hinaus will, sollte einiges bedenken. Ab etwa 2000 Metern wird die Luft dünner – nicht nur für Menschen, sondern auch für Hunde. Besonders brachycephale Rassen mit kurzer Schnauze wie Bulldoggen oder Möpse bekommen schnell Probleme.
Die UV-Strahlung ist in der Höhe intensiver, was bei Hunden mit heller Haut oder dünnem Fell zu Sonnenbrand führen kann. Spezielle Hundecreme für die Nase gibt's im Fachhandel, auch wenn's erstmal komisch aussieht.
Schneefelder können selbst im Sommer zur Falle werden. Was von oben harmlos aussieht, entpuppt sich oft als dünne Kruste über einem tiefen Loch. Hunde haben weniger Körpergewicht pro Quadratzentimeter als Menschen und brechen daher seltener ein – aber wenn doch, wird's gefährlich.
Steinschlag ist in den Dolomiten ein reales Risiko. Hunde hören oft Geräusche früher als Menschen und können so vor herabfallenden Steinen warnen. Andererseits neigen sie dazu, interessante Geräusche zu verfolgen, was sie direkt in die Gefahrenzone führen kann.
Jahreszeiten und ihre Tücken
Jede Jahreszeit bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Im Frühling sind's die Zecken, die sich in Südtirols Wäldern breit machen. Ein gründliches Absuchen nach jeder Tour ist Pflicht – besonders die Ohren und Zehenzwischenräume sind beliebte Verstecke der Parasiten.
Der Sommer kann für Hunde zur Qual werden, wenn man nicht aufpasst. Asphalt und Felsoberflächen heizen sich so stark auf, dass Verbrennungen an den Pfoten möglich sind. Die Fünf-Sekunden-Regel hilft: Kannst du deine Hand nicht fünf Sekunden auf dem Boden lassen, ist's auch für den Hund zu heiß.
Herbst und Winter bringen andere Probleme mit sich. Streusalz greift die Pfotenballen an, und Schneeklumpen zwischen den Zehen können schmerzhaft werden. Manche Hundebesitzer schwören auf Pfotenbalsam, andere schneiden die Haare zwischen den Zehen kurz.
Besonders tückisch sind die Temperaturschwankungen im Herbst. Morgens kann's noch frostig sein, mittags wird's dann richtig warm. Hunde in dichtem Winterfell leiden dann unter der Hitze, während kurzhaarige Rassen bei plötzlichem Wetterumschwung frieren.
Alternative Aktivitäten für schlechte Tage
Wenn das Wetter nicht mitspielt oder die Hundepfoten eine Pause brauchen, gibt's in Südtirol auch andere Möglichkeiten. Viele Städte haben überdachte Märkte oder Fußgängerzonen, wo ein entspannter Bummel mit Hund möglich ist.
Schwimmen ist für viele Hunde eine willkommene Abwechslung. Der Kalterer See oder der Montiggler See bieten im Sommer angenehme Temperaturen, auch wenn nicht alle Badestellen für Hunde zugelassen sind. Ein Blick auf die Beschilderung vor Ort hilft weiter.
Manche Hotels haben sich auf Gäste mit Hund spezialisiert und bieten eigene Hundepensionen oder Agility-Parcours an. Das kann eine schöne Abwechslung sein, besonders für aktive Rassen, die auch bei schlechtem Wetter Bewegung brauchen.
Hundetraining in der freien Natur ist erlaubt, solange andere Wanderer nicht gestört werden. Ein abgelegener Waldweg eignet sich gut für Gehorsamkeitsübungen oder zum Apportieren – allerdings immer mit Leine in Reichweite für den Fall unerwarteter Begegnungen.